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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1898
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- Deutsch
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SPSS Fertige Bücher. 18«. II. August 1898. kxpeliitilili lies XleMii loiillig!! VeklöLö-jldtöüulie Köslin N"b72«i k'ri6ärl6k^tNL886 239, Lowwi88iooLr: Larl k^r. k^IsisOlisr. l^sip^ißs. Zu erneuter Verwendung empfehlen wir unsere Aovitäl: Die neue 2Noval il Berliner Bitten-Roman von Leon Leipziger, Versasser der Ballhaus-Anna. 16 Bogen 8". Geheftet 3 mit 25"/o in Rechnung. «0°/g bar und 7/6. Die -Neue Freie Presse' in Wien bringt in ihrer Nummer vom 4. August (Abendblatt) folgende Besprechung über .Die Neue Moral': .Die Neue Moral', Berliner Roman von Leon Leipziger. (Berlin, Verlag des .Kleinen Journals'.) Vor einigen Jahren trat Leon Leipziger mit einem Berliner Roman, die „Ballhaus-Anna', hervor, welcher nicht nur eine ungewöhnliche Kraft in der realistischen Schilderung des Berliner Lebens, sondern auch eine starke Gestaltungskraft und hervorragende Begabung für seelische Charakteristik verriet. Der Roman machte Glück. Nun hat sich Leipziger sein Ziel höher gesteckt. „Die Neue Moral" ist ein Zeit- und Sittcn- roman mit vertieften Horizonten. Sie erregt in Berliner litterarischcn Kreisen Aufsehen. Nicht unverdient. Das Buch schildert das Berlin, in welchem sich die gesellschaftlichen Gegensätze berühren und die Vorposten der revolutionären Bewegung mit bekannten, im öffentlichen Leben stehenden Vertretern der Gesellschaft im Kampfe stehen. Doch das Problem greift weit über den reichshauptstädtischen Rahmen hinaus. Obwohl die Handlung mit dem Zola-Drama nichts zu thun hat — nur das letzte in Paris spielende Kapitel wird davon gestreift — so ist doch das Buch unverkennbar von jenem Geiste berührt, welcher den Kampf um die Wahrheit so unerschrocken entzündet hat. Es fällt in dem Buche das deutungsvolle Wort: .Eure neue Moral ist nichts weiter als die Bemäntelung eurer Feigheit. Ihr habt nicht den Mut zu gestehen, daß Ihr Verbrecher unter euch habt, und Ihr wollt die Schuldigen nicht dem Arm der strafenden Gerechtig keit überliefern, weil Ihr die Themis fürchtet, welche in diesem Falle das Volk ist'. Ein Weib spricht dieses Wort. Ja, diese neue Moral I Wie sieht sie nun aus? Graf NibiSki, der Welt- und Lebemann, eine der frappantesten Figuren des Romanes, Träger des geistigen Leitmotives wie beim jüngeren Dumas, setzt es bei Hiller einer kleinen Gesellschaft im vbambrs eeparss bei einem Glase Numm oorcion rougs auseinander. Die heutige Gesellschaft ist krank, ihr Organismus bacillär durchschwärmt. Sie befindet sich sozusagen ini kleinen Belagerungszustände, welchen die Umstürzler über sie verhängt haben, deren Angriffe von den in der Gesellschaft eingckapselten Krankheitskeimen unterstützt werden. Als .Gegengift' empfiehlt nun NibiSki die .neue Moral', nur zeit weilig, nur so lange die Gefahr der sozialistischen .Jnflucnzicrung' besteht. Der großen Masse müssen die Ver- und Gebrechen, Sünden und Schwächen der Gesellschaft, welche ebensoviele Angriffspunkte bieten würden, um jeden Preis verheimlicht werden. Die „alte Moral' stieß den Sünder aus, amputierte ihn wie ein krankes Glied, die .neue Moral' duldet ihn und läßt ihn lausen. Alles, aber nur kein Skandal I Das ist ihre Maxime. Und unter diesem Zeichen wirft der Versasser ein Helles Schlaglicht aus die Gegen sätze und Mängel der Parteien, die, in ihrem Thun so sehr von der .alten Moral' abweichend, für ihre Meinung und Existenz einen rücksichtslosen Krieg führen. Eine bunte Reihe von meisterhaft gezeichneten, koloristisch wirksamen Figuren zieht an uns vorüber; alle Berliner Milieus sind mit erstaunlichem Scharfblick festgehalten. Der Verfasser ist ebenso zu Hause im vornehmen Rcnn-Klub der Wilhelmsstraße wie in der wüsten Mädchenkneipe zur .Sportshalle', auf dem Subskriptionsball in der Oper wie in der Winkelredaktion des Sozialistenblattes .Das neue Licht', bei der Wohlthätigkeits-Vorstellung im Neuen Theater wie im Speise saale des .Monopol'. Eine fesselnde Handlung wird entrollt, innerhalb welcher dem komplizierten Apparate der revolutionären Bestrebungen ein breiter Spielraum eingeräumt ist. Einzelne Gestalten sind Kabinettsstücke der Charakterzeichnung, vor allem die im Mittelpunkte stehenden beiden Hauptgestalten, Kurt v. Gramond, ein junger Mann aus aristokratischer Familie, welchen des Lebens Gchiffbruch an einen sozialistischen Redaktionstisch geschleudert, wo er ein reiner Idealist und Schwärmer geblieben, und eine Berliner „Cleo', in deren Netz er verstrickt ist — Louise Preinitz, ein geistig bedeutendes Mädchen mit dem Doppelgesichte der gräflichen Maitrcsse und der glühendsten Propagandistin des Sozialismus, welche ihre Künste bis in die exklusivsten Kreise der Gesellschaft spielen läßt. Prachtfiguren sind außer dem bereits genannten Grafen NibiSki, dem typischen Kavalier mit Individualität, auch der Vater der Preinitz, ein sauberer Apostel des Umsturzes, welcher die Summen, welche ihm seine Tochter im besten Glauben für die Parteikasse zusteckt, im Geheimen mit gemeinen Dirnen verpraßt, der Kommerzienrat Eppenstein mit dem gräflichen Schwiegersohn und den unvermeidlichen Taktlosigkeiten, der junge Eppenstein mit seiner eitlen .Anhäbigkeit' an Aristokratisches, der geriebene Kriminal-Kommissär v. Dräger, die abenteuernde Polin Olga u. s. w. Echtes Berliner Leben wird mit schonungsloser Hand und doch künstlerisch sestgehalten, in rascher Folge wechseln die Ereignisse, die. im hohen Grade spannend verkettet, ein bewegtes weltstädtisches Lebensbild geben. .Die Neue Moral' ist das reise gedankenttefe Werk eines modernen Schriftstellers, der mit innerer, Wahrheit die Gegensätze und Kämpfe der Zeit schildert. .Die neue Moral' eignet sich vorzüglich zum Vertrieb in der jetzigen Jahreszeit, der Reise-, Bade- und Sportsaison. Wir bitten freundlichst, sich recht energisch für den Absatz zu verwenden. Bahnhofsbuchhaudlungen, sowie die Buchhandlungen in Bädern, Sommerfrischen und an Orten mit lebhaftem Fremdenverkehr seien aus diese neue Erscheinung ganz besonders hingewiesen. Wir sehen Ihren gefälligen Bestellungen entgegen und begrüßen Sie Hochachtungsvoll Berlin 8VV. 48, den 9. August 1898. „Das Kleine Journal" G. m. b. H. Verlags Avtyettuvg.
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