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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1881-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1881
- Sprache
- Deutsch
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3. Das Militär-Geographische Institut in Wien. Das Institut entstand durch die im Jahre 1839 ersolgte Ver einigung des Mailänder „voposito äsUu xuorra" mit der zu Wien bestehenden „Topographisch-Lithographischen Anstalt des General- Quartiermeistcrstabes". Die Anstalt ist bestimmt, den ganzen Be dars an Karten sür die Armee, sowohl für den Fricdenszustand, als auch im Falle einer Mobilmachung zu decken. Die Organisation ist eine militärische. Das Personal besteht aus 222 Kopsen. Die als Arbeiter commandirten Mannschaften und Unteroffiziere (im Frieden etwa 70 Köpfe) sind in dem Gebäude des Instituts casernirt. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sind aus reichend, um für den Fall einer Mobilmachung das Personal be deutend vermehren zu können. — Gegenwärtig besitzt das Institut 14 Druckpressen mit den nöthigen Hilssmaschinen. Mit diesen Hilfsmittel» würde die Anstalt im Stande sein, im Mobilmachungs salle bis zu 60,000 Karten täglich für die Truppen zu liefern. 4. Die Königlich Ungarische Staatsdruckerei in Budapest ist in einem Gebäude der früheren Festung zu Ösen untergcbracht. Die Anstalt besteht in dem jetzigen Umsange erst seit der Trennung der Verwaltung des Königreichs Ungarn von der Gesammt- monarchie. Ihre Aufgabe besteht hauptsächlich in der Anfertigung von typographischen Drucksachen sür Behörden, in der Herstellung von Karten und in der Erzeugung von Werthpapiercn. Die An stalt steht unter Leitung eines Directors, dem ein „Controllör" beigegeben ist. Das Personal besteht außer den Ausseher» aus 360 Arbeitern, darunter 120 weibliche Personen. Die typographische Abtheilung arbeitet mit zwölf Pressen. Schriftgießerei wird nur in ganz geringem Umsange und haupt sächlich zum Ersatz verbrauchter Schriften, deren Matrizen aus Privatanstalten bezogen wurden, betrieben. Die sogenannte Creditabtheilung fertigt die Postwerthzeichen und Stempelmarken, sowie Schuldverschreibungen, Actien und Obligationen für den Staat und sür Privatgesellschaften. Die Postwerthzeichen werden, da der Bedarf kein sehr großer ist, mit Ausnahme der Postkarten nur mit der Hand gefertigt, wodurch die verhältnißmäßig große Anzahl weiblicher Arbeiter zu erklären ist. Die Schuldverschreibungen und sonstigen Werthpapiere sind ge schmackvoll und solide ausgestattet und zeigen, daß tüchtige Kräfte unter den Zeichnern und Guillocheurcn vorhanden sind. — Bei Ausstellung der Anweisung sür die Ueberwachung des Druckes von Werthpapieren sind seiner Zeit die Vorschriften der preußischen Staatsdruckerei benutzt, jedoch nach dem Vorbilde der Wiener Staatsdruckerei in der Weise »mgestaltet worden, daß neben den technischen Aussichtsbeamten in jedem Raume ein Finanzbeamter anwesend sein muß, welchem die Buchführungen und der Mitverschluß obliegen. 5. Die Kaiserlich Russische Staatsdruckerei zu St. Petersburg. Die Staatsdruckerei zu St. Petersburg, welche den amtlichen Namen „Expedition der Wcrthpapiere" führt, ist diesausgedehnteste aller ähnlichen Anstalten. Obgleich dieselbe sich nur aus die Her stellung von Werthpapieren beschränkt, werden daselbst nahe an 2500 Personen beschäftigt. Die baulichen Anlagen der Anstalt, welche in dem südlichen, nicht sehr eng bebauten Stadttheile sich befinden, bedecken einen großen, an drei Seiten von Straßen begrenzten Flächenraum, aus welchem außer der eigentlichen Druckerei sich auch die Papierfabrik mit ihren Filteranlagen, sowie die Wohnungen sür die Beamten befinden. Zum Schutze der Anstalt ist in derselben ein Wachtcommando von 36 Mann untergebracht, welches die verschiedenen Ausgänge bei Tag und Nacht durch Posten besetzt hält. Die Gebäude der Druckerei sind durchweg massiv und feuer sicher, fast nur in Stein und Eisen ausgeführt. Die Decken sind durch hohe eiserne Träger ohne Stützen gebildet. Der Fußboden besteht in sämmtlichen Arbeitsräumen aus Granitplatten von etwa 60 cm im Quadrat. An der Spitze der Anstalt, welche dem Finanzministerium unterstellt ist, steht ein technisch gebildeter Director. Als Vorsteher der einzelnen Abtheilungen, sowie zur Wahrnehmung der Cassen- und Rechnungsgcschäfte und der Comrole bei Anfertigung der Werlhpapiere sind 160 Beamte und 280 Meister und Meister gehilfen vorhanden. Die Anstalt hat ferner einen eigenen Arzt und einen besonderen Architekten. In der Abtheilung sür die Papierfabrikation wird mit sechs großen Papiermaschinen und 14 Bütten gearbeitet. Das Papier zeichnet sich durch bedeutende Festigkeit aus, was vor allem der Verwendung des vorzüglichen russischen Hanfes zuzuschreibcn ist. Die Controle über das Papier beginnt mit der Feststellung des Gewichts und läßt sich für jeden Bogen durch die ganze Anstalt verfolgen. Was die Art der Controle betrifft, so sind, wie schon oben bemerkt, die Eingänge des Gebäudes und die gefährdeten Punkte aus den Höfen durch Wachtposten besetzt. In jedem Arbeits raum befinden sich neben dem technischen Aufseher oder Werkmeister ein Controlbeamter und außerdem als Thürschließer mehrere alte Soldaten in Uniform. Jeder Arbeiter muß vor dem Eintritt in den Arbeitsraum seine sämmtlichen Kleider in einem Garderobezimmer ablegen und nachdem er unbekleidet bei dem Thürschließer vorbeigegangen ist, sein in der Fabrik ausbewahrtes Arbeitszeug anlegcn. Beim Ver lassen der Anstalt wiederholt sich derselbe Vorgang. Dabei haben die Thürschließcr daraus zu achten, daß nicht etwa in der Achsel höhle, im Munde oder sonstwie gestohlene Werthpapiere ver borgen sind. Als nächster Vorgesetzter der Controlbeamten fungirt ein früherer Staatsanwalt, welchem außerdem die Verfolgung der vor kommenden Fälschungen obliegt. Derselbe vertritt gleichzeitig den Director in allen nicht technischen Angelegenheiten. Für den Druck der Werthzeichen sind zahlreiche Pressen und sonstige Maschinen von der verschiedensten Construction vorhanden. Die technischen Beamten sind fast durchweg Ausländer, meisten? Deutsche. Dieselben sind verhältnißmäßig hoch besoldet und haben Dienstwohnungen in der Anstalt. Als eigenthünilich ist hervorzuheben, daß das ganze Personal bis zum jüngsten Arbeiter herunter an dem Gewinn aus der Arbeit betheiligt ist. Die Kosten sür Drucksachen sind sehr hoch. Bei spielsweise sind zu zahlen sür 1 Bogen Werthzcichen 1 Kopeke und sür 100 Postkarten 2 Rubel, während die Reichsdruckerei zu Berlin nur Vergütungen von 4 Ps. bz. 54 Pf. erhält. Der Ueber- schuß beläust sich auf 300 — 400,000 Rubel. Die eine Hälfte desselben fließt in die Staatscaffe, die andere wird unter das Personal der Anstalt in der Weise verthcilt, daß jeder Arbeiter mindestens einen Monatslohn als Antheil empfängt. Der Ver theilungsplan wird von dem Director ausgestellt und unterliegt der Genehmigung des Finanzministers. Von der verfügbaren Summe erhalten die Arbeiter etwa 30 pCt., ebenso die Meister und Meistergehilsen, während für die Beamten etwa 40 pCt. verbleiben. Nach der Versicherung des Directors und der Beamten der Anstalt hat sich diese Einrichtung bis jetzt außerordentlich bewährt.
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