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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1898
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- Erscheinungsdatum
- 22.04.1898
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- Deutsch
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91, 22. April 1898. Fertige Bücher. 3015 Karl Henckell k Co., Verlagshandlung, Zürich und Leipzig. !Hl8647I Zur gef. thätigen Verwendung empfohlen: Ernst Lyoma. Eine Lcbensgeschichte. um,ch,dichI-7.7I.«.- Preis brosch. ^ 5.— oder Fr. 6.75 ord., in Rechnung 25<>/<,, bar 33^o/„. I. V- Widmanu schreibt im .Berner Bund" u. a.: Ein Dichter, dessen Lebensleitsterne Wahrheit gegen sich selbst und die Liebe zu den Träumen seiner frühesten Jugend zu sein scheinen, hat dieses interessante und bedeutende Buch geschrieben. Durch die unglaublich weit gehende Ehrlichkeit der Selbstbekenntnisse gemahnt es an Rousseaus berühmte -ooutsssious» und darf auch, wenn man an den Nutzen denkt, den es in der Hand von Jugenderziehern stiften kann, mit Rousseaus .Emil"' verglichen werden. Durch das Schwelgen aber in den frommen Herzens-Phantasieen einer früh erwachten Dichterseele ist es vor allem doch ein poetisches Buch und wird, auch gemäß der fortschreitenden Handlung, am richtigsten als Roman bezeichnet werden Die Geschichte eines Knaben wird uns erzählt, wobei natürlich notwendig ist, daß wir auch das Milieu, aus dem er hervorging, die Familie, das Verhältnis der Eltern unter sich und zu den Kindern, die Geschwister, die sonstigen Eindrücke des häuslichen Lebens, die wechselvollcn Schicksale aller dieser Menschen genau kennen lernen .... Wie phantasievoll und wie schalkhaft humoristisch zu gleich ist die Beschreibung einer biblischen Puppenkomödie vom Riesen Goliath, die die Kinder, noch vor Eintritt jener unglücklichen Katastrophe, zu ihrer erbaulichen Belustigung aufführen I Jene ironisierende Fabulierlust waltet da, die in der Stimmung an Justinus Kerners .Schattenspieler Lux« oder vielleicht noch mehr an Brentanos märchengoldene Hühnergeschichte gemahnt und dabei doch etwas ganz eigenartig Neues hervorgebracht hat. .... Hier gewinnen nun die zartesten Sehnsuchtsträume einer sanften Dichterseele, die die Welt mit idealeren Menschen bevölkern möchte, schwärmerischen Ausdruck. Und wenn, wer den Ueberblick über die heutige Litteratur hat, sich gestehen darf, daß eine ganze junge Dichtergeneration Deutschlands, G. Hauptmann an ihrer Spitze, ähnlich fühlt, so keimt in uns ein gewisses freudiges Zu trauen zum kommenden Jahrhundert auf, das vielleicht freiere, bessere Menschen wird über die Erde wandeln sehen. Bei Ernst Thoma möchte man beinahe von Lotosblumenmenschen sprechen, so zartsinnig sind sie gedacht, und es ist wohl nicht Zufall, daß die in den Roman episodisch verwobene Lebensgeschichte des bereits erwähnten Musikers Magarschack teilweise in der Inselwelt des indischen Meeres sich abspielt. Auch die schwärmerischen Phanta- sieen einer Marie Janitschek besuchen mit Vorliebe die uralte indische Heimat der Menschheit. Dieses Lebensmärchen des Musikers, das zehnte Kapitel des Buches füllend, ist eine Glanzprobe des ganzen Werkes. Gewiß zwar sind wir hier wieder bei der von der Wirklichkeit weit abirrenden Romantik eines Achim v. Arnim angelangt, aber diese Romantik ist doch vom Geiste unseres Jahr hunderts, von Darwin und Marx erfüllt, also nicht bloße Rück bildung Einstweilen ist cs aber auch so, mit einigen Unvollkommen- Durch Dante Kl. 8". 144 Seiten. Die Kölnische Zeitung vom 10./4. d. I. schreibt: .Durch Dante" betitelt Paul Pochhammer seinen aus hundert Stanzen bestehenden Führer durch die .Commedia". Der Ver fasser selbst würde es als Sakrileg betrachten, wenn man ihm zu traute, er wolle mit seiner Nachdichtung bequemen Leuten, die über Dante mitsprechen wollen, aber die langen Reihen der Terzinen scheuen, die Lektüre des gewaltigen Werkes ersetzen. Ihm liegt vielmehr daran, durch seine kurze, aber nicht etwa katalogartig anmutende, sondern poetisch schöne Inhaltsangabe Interesse für das ganze Gedicht zu erwecken und besonders die Einheit, welche die drei Teile der göttlichen Komödie zusammenhält, hervor- zuheben. Die Wahl des Verses der Nachdichtung ist sehr glück lich. Die naheliegende Gefahr, in die einzelne Stanze, die den Inhalt eines ganzen Gesanges skizzieren muß, allzuviel Einzelheiten und Anspielungen hineinzuzwängen und dadurch Heiken behaftet, doch ein schönes und bedeutendes Buch, von Hin gabe an die Menschheit und von edler Gesinnung erfüllt, ein merkwürdiges Dokument der die Jugend bedrängenden Stürme der Leidenschaft, hierin teilweise typisch, teilweise nur Lebensgeschichte des einzelnen, von glühender Phantasie und grüblerischer Anlage zu religiösem Denken erfüllten Dichters, jedenfalls ein idealistisches und poetisches Buch, dem sein innerer Reichtum aus den leben digsten Quellen der Menschsnnatur zugeflossen ist. Die Leipziger Zeitung schreibt u. a.: — Thoma giebt in seinem Werke eine feine psychologische Studie, oder besser gesagt eine Anzahl feiner mit großer Liebe gezeichneter Schilderungen von Seelenzuständen eines Jünglings, der von seinem Vater, einem fanatischen Katholiken, zum Priester- stande bestimmt, als Knabe fast dem religiösen Wahnsinn nahe steht, dessen überreizte Phantasie von höchsten irdischen Würden und gewaltigen himmlischen Wonnen träumt, der in seiner supernervösen Aufregung aus dem kleinsten Versehen eine Tod sünde macht, dessen Beichten Thränenbädern gleichen, dessen Ge- wissknsqualen und Seelenschmerzen ohne Ende sind. Der Um schlag tritt ein mit seiner keimenden Mannbarkeit. War das Bild bis dahin nicht immer wahrscheinlich, so beginnt jetzt mit der Schilderung des 12. bis etwa 16. Lebensjahres ein Abschnitt, dessen Beobachtungen meisterhaft genannt werden müssen. Die Jahre der ersten Pubertät, die sogenannten Flegeljahre sind es, an deren Schilderung Thoma sich als Meister des Stoffes zeigt, die Jahre der ersten Erkenntnis mit ihren Verirrungen, ihrer Nervosi tät, ihren Illusionen und Idealen, mit ihren Zuständen, für die dem Schul-Pädagogen nur allzu oft das Verständnis und die Möglichkeit der Erklärung fehlt. Mit wissenschaftlichem Ernst schildert Thoma die seelische Entwickelung dieser Jahre, tief hat er in der Seele des reifenden Knaben gelesen, fern ist der Schilde rung seiner erotischen Zustände auch nur der Versuch des Ab. schweifens vom eigentlichen Thema in das Lager der prickelnden Phantasie. Namentlich ist die Schilderung des Kampfes, der im Innern deS Knaben entbrennt zwischen zwei Lebensanschauungen, besonders die Schwierigkeiten, die das Einreihen des Begriffes Liebe in sein Moral- und Sündensystem bereitet, mit großem Ge schick ausgesührt, wenn auch die Lösung durch die Lehren eines abenteuerlichen Musikers, eines gewesenen Naturforschers und Fa mulus Darwin's, nicht befriedigen kann .... Ich habe den Namen des Helden absichtlich nicht ge- nannt, denn die Schilderungen Thomas sind so geartet, daß sie auf allgemeinere Giltigkeit, auf etwas Typisches Anspruch machen können. Thomas Absicht scheint zu sein, die psychologische Ent wickelung eines modernen Menschen zu schildern .... Der große Vorzug des Buches ist die Feinheit der psychologischen Schilderung, die trotz der Länge nicht langweilig wirkt .... DaS Buch ist daher zum Studieren wohl zu empfehlen. dunkel und holprig zu werden, hat der Verfasser überwunden. Die philosophischen Leitgedanken, die Hauptabschnitte der Wanderung und ihre praktischen Merkmale sind dagegen mit Sorg falt und feinem Verständnis herausgearbeitet. Der Vers ist glatt und wohllautend, bei der viele Reime erfordernden Stanze ist be sonders die große Reinheit des Reimes zu rühmen. Der Verfasser verschmäht die konventionellen Krücken, mit denen viele Dichter sich aus der Not helfen. Wir haben schon mehrere Male das Be streben PochhammerS erwähnt, Dante in Deutschland populär zu machen. Ein Bestreben, das des Schweißes der Edlen wert ist. In dem Vorworte teilte Pochhammer mit, daß er die ganze Commedia in Stanzen frei übersetzt habe. Wenn diese Uebersetzung auf der Höhe des vorliegenden Führers steht, so darf man ihr mit hochgespannten Erwartungen entgegensetzen. Wir hoffen, daß Pochhammers aus reiner Begeisterung geborenes Be streben von Erfolg gekrönt sein wird. Ein Führer durch die Commedia in 100 Stanze« U- 10 Skizzen von Paul Pochhammer, Oberstlieutenant z. D. Elegant gebunden ^ 3.— oder Fr. 4.— ord.; in Rechnung 250/0, bar 33^,0/0.
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