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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1898
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- 1898-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1898
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51. 3 März 1898 Nichtamtlicher Teil. 1689 Fällen, wo verschiedene Ansichten verfochten worden sind, hat er durchaus nicht immer die richtige gewählt; es ist ihm vorgekommen, daß er vorschnell seine Meinung als Thatsache hinstellte, die nach den ihm zu Gebote stehenden Mitteln gar nicht zu beweisen war, jetzt aber als Irrtum nachgewiesen werden kann. Für einen wichtigen Zeitraum in der kölnischen Drucker geschichte wird freilich in der nächsten Zeit dieser Mangel be hoben werden. Die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde hat den früher in Bonn, jetzt in Berlin thätigen Bibliothekar De. I. Voullidme mit der Abfassung eines Werkes über den Buchdruck Kölns im Jahrhundert seiner Erfindung betraut. Der Autor hat sich nicht auf die Feststellung der in Köln sehr zahlreich vorhandenen Werke von kölnischen Druckern be schränkt, sondern auch die Bibliotheken von Augsburg, Berlin, Braunschweig, Detmold, 's Gravenhage, Hannover, Leipzig, Mainz, Marburg, München, Pest und Wolfenbüttel einer Durchsicht unterzogen. Besonders erfolgreich war diese bei der königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München. Die Zahl der aufgenommenen Drucke belief sich bereits vor Jahresfrist auf 1050; sie wird freilich nicht wesentlich mehr vergrößert werden können. Die Zaretzkyschen »Nachrichten über die Drucker« bieten manches Neue. Der Verfasser hat sich die Mühe einer teil weise» Durchsicht der umfangreichen Schreinsbücher der Stadt Köln nicht verdrießen lassen, eine Mühe, die freilich nicht un- belohnt geblieben ist. An handschriftlichen Quellen hat der Herausgeber die umfangreichen Materialien zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Köln des 1848 verstorbenen Kanonikus Freiherrn von Büllingen benutzt, sowie des 1890 verstorbenen trefflichen Forschers Merlo Kollektaneen zur kölnischen Ge schichte und seine Monographie über Ulrich Zell Mit außer ordentlichem Fleiß und großem Geschick hat der erstere ein unschätzbares Material in vier Foliobänden und mehreren kleineren Fascikeln niedergelegt, aber es ist wegen seiner an manchen Stellen geringen Verläßlichkeit nur mit Vorsicht zu benutzen. Merlos Monographie dagegen wäre eine baldige Veröffentlichung zu wünschen. Zaretzky ist auf diese Weise in den Stand gesetzt worden, zum erstenmal eine ausführlichere Arbeit über den ersten kölnischen Drucker, den »Clericus« Ulrich Zell aus Hanau*), zu veröffentlichen, worin manche Jrrtümer anderer Forscher richtiggestellt werden. Obwohl die Zahl seiner mit dem Namen versehenen Drucke nur neun beträgt, schließt sich Zaretzky der Ansicht des französischen Forschers Madden an, daß seine Drucke mit den namenlosen sich auf nicht weniger als 200 belaufen, von welchen Merlo 180 zu verzeichnen vermag; viele davon tragen die Bezeichnung »spuck I^elcirebsu«, von einem Rittersitze in Köln**), den Zell 1473 kaufte; die meisten aber weisen weder Namen noch Ort und Jahr auf, sind aber durch ihre Typen leicht kenntlich. Zaretzky bringt genaue An gaben über die fünf Typenarten, die von dem ersten Kölner Drucker angewandt worden sind. Wie Zell, so bediente sich auch Arnold Therhoernen, wahrscheinlich ein geborener Kölner, nur gotischer Typen. Gleich sein erster Druck aus 1470: Lsrwo sck populuw p>ss- äicsbilis in kesto praebsotstionis bsstissimss Nsrias ist mit *) Der Ausdruck -Clericus- ist übrigens nicht in unserm heutigen Sinne einer geistlichen Würde zu verstehen; man gab diesen Titel in der damaligen Zeit allen, auch verheirateten Schön schreibern, Illuminatoren und Gehilfen der Notarien. **) St. Maria LySkirchen ist auch der Name einer noch heute in Köln existierenden Kirche, die nach jener Familie benannt wurde. Daraus erklärt sich auch, daß Zell die Abbildung der Patronin dieser uralten Pfarrkirche zu seinem Signet gemacht hat (Ab bildung bei Heitz Nr. 1), welches im übrigen nichts Charakte ristisches für den Drucker enthält als die Unterschrift: Impressum 6olouis spuck I^skiredsn. arabischen Blattzahlen versehen, und da solche zwar auch auf Zellschen undatierten Drucken Vorkommen, vor 1470 aber sich überhaupt nicht Nachweisen lassen, so ist Therhoernen als der Erfinder anzusehen. Ein anderer kölnischer Drucker, Johann Koelhoff, hat bekanntlich in seinem ersten Druck: lob. Nicksr, krseosptorium lsgis 1472 zum erstenmal Signaturen angewandt. Sein großes Verlagswerk von 14 99: Die Cronica van der hilliger stat van Coellen, die auch für die Feststellung des Erfindungsjahres der Buch druckerkunst von Bedeutung ist, wurde ihm zum Verderben. Er soll nach Frankfurt entflohen sein. Auch für manche der übrigen kölnischen Drucker bietet die Arbeit ZaretzkyS bezüglich der Zahl ihrer Drucke und der Zeit ihrer Thätigkeit auf Grund der Durchsicht der Schreins akten manches Neue, das hier nicht einzeln angeführt werden kann. Die betreffenden Namen mögen genügen ; außer Zell sind es besonders: Cäsareus (oder Kaiser), Soter(oder Heyl), Herm. und Gottfr. von Kempen, Peter Horst, Götz von Schlettstadt, Bungart von Kettwich, Birckmann und Cervicornus (oder Hirtzhorn). Auch einige bisher ganz unbekannte Drucker, die freilich von geringer Bedeutung waren, lernen wir hier zum erstenmal kennen, so Hensberg, Rotäus, Remboum, Räsch- ling u. a. Nur auf ein Ergebnis der Studien des Verfassers möchte ich noch besonders aufmerksam machen Bezüglich der vielumstrittenen Frage nach dem Drucker der kölnischen Bilderbibel bringt nämlich Zaretzky einen neuen sehr interessanten Lösungsbeitrag Hatte auch die zuerst von Heinrich Lempertz ausgesprochene Vermutung, daß nicht Quen- tell, dessen Name für das Prachtwerk schon geläufig geworden war, sondern Götz von Schlettstadt der Drucker derselben sei, viele Gründe für sich, so sind doch gerade in neuerer Zeit Versuche gemacht worden, das Werk für Quentell zu retten.*) In der That kann nicht geleugnet werden, daß in späteren Quentellschen Werken die Bibeltypen wiederkehren Zaretzky hat nun im Kölner Stadtarchiv ein undatiertes Schriftstück aufgefunden, in welchem sich Johannes Helman(der Schwieger vater Ouentells) und Heinrich Quentell beim Rat über den Drucker Götz von Schlettstadt beschweren. Man erfährt dar aus, daß Götz mit Quentell in naher geschäftlicher Beziehung gestanden hat: Quentell war der Verleger, der bei Götz drucken ließ und auch das Papier lieferte. Götz besaß nicht die Mittel für größere Verlagsunternehmen, denn es heißt von ihm: »ist statkundich, dat Hey nauw broit hedde, hedden andere ind wir yem nyet zo doin gegeoen.« Nach dem Druck einer lateinischen Bibel — die Bilderbibel ist niederdeutsch — kam es zu Streitigkeiten zwischen dem Verleger und dem Drucker, die zum völligen Bruch führten. Die Gründung der Quentellschen Offizin und die Auflösung der Götzschen fallen zweifellos in dieselbe Zeit. Gegenüber der Thatsache, daß Götz und Quentell in sehr naher geschäftlicher Verbindung gestanden haben, fällt das Fehlen der Signaturen in der niederdeutschen Bibel überaus schwer für Götz ins Gewicht, die Quentellschen Drucke haben sämtlich Signaturen. Die Notiz, daß Quentell dem Götz auch das Papier geliefert hat, macht es erklärlich, daß sich in der Bilderbibel dasselbe Papier findet, wie in den Erstlingsdrucken der Quentellschen Offizin. Ein Teil des Druckapparates der Offizin Götz ist also ent weder von Quentell erworben worden, oder, was wahrschein licher ist, ihm zugefallen, da Götz ihm eine namhafte Summe schuldete. Die Holzstöcke der Bibel sind nach Nürnberg ver kauft worden mit Ausnahme der Randleisten, die, vielleicht besonders für den Bibeldruck angefertigt, Quentells Eigentum waren. Die Annahme, daß der unternehmende und geschnsts- *) Vgl. meine Abhandlung über die kölnische Bilderbibel im Börsenblatt 1897, Nr. 120. günsuiidlechztgster Jahrgang. 223
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