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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1881
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- 21.11.1881
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5256 Nichtamtlicher Theil. 268, 21. November. und Staupitz, nimmt den Löwenantheil davon in Anspruch; von Bebel ist eine Hymnensammlung, von dem Medicincr Salicctns (Widmann) ein Tractat über die Pest erschienen. Charakteristisch für Otmar, der selbst eine gelehrte Bildung besaß, (er war Magister artium) und deshalb auch die Corrcctur seiner Werke vornahm, ist, daß er vorzugsweise unedirte Werke heraus- gab; der Begriff des literarischen Eigenthums, des Verlags und Autorrechts war noch zu wenig ausgebildet in jener Zeit, als daß nicht der Nachdruck eine häufige Erscheinung gewesen wäre; bei Otmar finden wir keinen, Anshclm hat s, Morhart 14. Typographisch gehören Otmar's Drucke nicht zu den hervor ragendsten; der Charakter der früheren Jncunabclzcit (keine Custoden, gothischc Schrift auch bei den lateinischen Werken) herrscht noch vor und wenn er auch über eine ziemliche Aus wahl von Alphabeten verfügte (Steiss zählt an den Tübinger Drucken allein süns aus, die Reutlinger zeigen wieder andere), so schlt doch der Schmuck der Drucke des 16. Jahrhunderts, die Renaissance-Titcl-Randleiste. 1501 verließ Otmar Tübingen und zog nach Augsburg; der Grund seiner Uebersiedlung ist noch nicht ermittelt. Ein volles Jahrzehend war die Universität wieder ohne Drucker; dann kam von Pforzheim her Thomas Anshelm, der bedeutendste Drucker und Buchhändler jener ganzen ersten Zeit. Noch ist Geburts- und Todesjahr des Meisters nicht festgcstcllt; daß er aus Baden-Baden stammte, hat Steiss mit ziemlicher Sicherheit nachgewiesen; 1185 finden wir ihn in Basel, 1488 in Straß burg, 1500 erschien der erste selbständige Druck von ihm in Pforzheim, von dort kam er 1511 nach Tübingen, Juli 1516 verließ er die Stadt wieder und zog nach Hagenau, Ivo noch sein stattliches Haus gezeigt wird (Entenlach Nr. 17); 1522 kommt sein Name zum letzten Mal vor. Anshelm's Bedeutung rührt von seiner Bekanntschaft mit dem ersten Humanisten seiner Zeit, von seinem die humanistischen Studien so sehr befördernden Druck und Verlag her; Anshelm war kein Gelehrter, mit Amor bach oder Froben kann er sich nicht vergleichen, er bedurfte für seine wissenschaftlichen Bücher stets gelehrter Correctoren; Johannes Hiltenbrand verwaltete in Pforzheim und später in Tübingen, wo er xrokossor artium war, dieses Amt; an seine Stelle trat seit 1514 ein Jüngling, Student und Lehrer zugleich, trotz seiner Jugend hochangesehen in den gelehrten Kreisen, Philipp Melauchthon (geb. 1497), der sein Ansehen nicht etwa seiner Verwandtschaft mit dem bedeutendsten süddeutschen Humanisten Johann Reuchlin verdankte, sondern der eigenen emsigen Lcrn- begierde, dem früh errungenen umfassenden Wissen; 10 Drucke lassen sich mit aller Sicherheit als von Melauchthon corrigirt Nachweisen, ihr charakteristisches Kennzeichen sind die Accente, mit welchen er die lateinischen Buchstaben L, 5, is versah. Noch über die Tübinger Zeit hinaus währte die Bekanntschaft der Beiden; als Melauchthon nach Wittenberg berufen wurde (1518), sollte der sächsische Kaufmann, der sein Reisebegleiter werden sollte, ihn „bei der Franksurter messe daselbst in der Büchcrgassc bei meister Thoman Anshelm, Druckherrn und Bücherverkäufern von Hagenau, finden" und abholen. Aber von weit größerer Wichtigkeit für Anshelm war seine Bekanntschaft mit Reuchlin selbst; schon frühe muß sie entstanden sein; sie waren beide Landsleute, wenn sie auch nicht derselben Stadt angehörten; der Ausenthalt Anshelm's in Pforzheim hatte die Bande neu ge knüpft, Reuchlin scheint mit dem Pforzhcimer Rector G. Simler, der 1510 nach Tübingen berufen wurde, den Anlaß und Aus schlag gegeben zu haben, daß Anshelm auch dorthin übersicdelte; in seinem Hause pflegte der Gelehrte, wenn er nach Tübingen kam, gerne abznsteigcn und seit 1504 bestanden zwischen ihnen geschäftliche Verbindungen. Anshelm war ein rühriger, streb samer Drucker, der den berechtigten Ehrgeiz hatte, in den Pro dukten seiner Presse mit dem Bestem, was auf den Büchermarkt kam, zu wetteisern; er wendet Zierinitialen, Druckerzeichen und Randleisten an, er besaß schöne gothischc und lateinische Lettern, überdies griechische und sogar 2 hebräische Alphabete, eine ziem liche Seltenheit in jener Zeit. Offen spricht er seinen Geschästs- grundsatz aus: „Ich ungern wöllt, daß uß myner Druckereh ungeschicktß gan soll"; es ist ihm auch gelungen, seine Druckerei in hohes Ansehen zu bringen; weit und breit singen die Huma nisten das Lob des fleißigen, geschickten und eleganten Druckers, und auch Steiss hebt rühmend Schärfe und Correctheit des Druckes hervor. Und nicht minder anzucrkennen ist die Energie, mit welcher er Schrift nm Schrift publicirt, der Unternehmungs geist, welcher sich in der großen Zahl seiner Publicationen kund gibt, neue Bahnen für Studium und Literatur einschlägt; ich erinnere nur an die Förderung, welche das Studium der hebräischen Sprache durch den Druck der Reuchlinischen Ruckimontn und durch die Herausgabe der sieben Bußpsalmen (durch Reuchlin 1512), den ersten zusammenhängenden, in Deutschland gedruckten Bibeltext, erfuhr. Die Franksurter Messe besuchte er regel mäßig, er weiß seine Bücher geschickt umzutreibcn, kann auch ziemlich starke Auslagen wagen (bei Reuchlin's Ituckimonta bobraioa betrug sie 1500), und wurde so zum wohlhabenden Mann. Der letzterhaltene Bries Reuchlin's vom 13. Januar 1522 (wenige Monate vor seinem Tode, 30. Juni 1522) ist an Anshelni gerichtet, „seinen wahrhaften Freund, mit welchem ihn langjährige Bekanntschaft und das Bedürfniß gegenseitiger Hilfe verband". Nicht immer war das Verhältniß so ungestört gewesen, Reuchlin glaubte früher Grund zu haben, über die Treulosigkeit der Buchdrucker sich zu beklagen, worunter Niemand anders als Anshelm verstanden werden kann, dem er auch vor wirst, so lange er Geld von ihm verlangt und geborgt habe, habe er ihn nie lange auf Briefe und Antworten warten lassen; seine Schuld an Reuchlin tilgte Anshelm, wie cs scheint, durch Ucberlassung von 600 Exemplaren der Ruckiraootu an Reuchlin, der sie 3 Stück um 1 Gulden an Amorbach in Basel verkaufte, und ergötzlich ist zu lese», wie der große Gelehrte in Pforzheim in seiner Schwester (Melanchthons Mutter?) Haus dazu ein Gerüst durch einen Zimmermann mit Sparren und Latten hat machen lassen, nach Rath dero, die sich der Ding verstanden; Anshelm hatte sie alle wohl collationirt, als sie aber nach Straßburg an Johannes Knoblauch in großen Fässern geschickt wurden und von dort nach Basel, sanden sich 18 Bücher zu wenig und 32 defecte; seiner Vermuthung nach waren sie durch die einge schlagenen Nägel ramponirt worden; aber die Auseinandersetzung mit Amorbach machte ihm so abermals Widerwärtigkeiten. Der Druck von 12 Reuchlinischen Schriften, welchen Anshelm während seines Tübinger Aufenthaltes übernahm, zeigt ebenso wie der erwähnte Brief, daß die Mißhelligkeiten nur vorübergehender Natur waren, und so erschienen bei Anshelm jene Schriften im Humanistcnstrcite, welche, man kann wohl sagen, weltberühmt geworden sind, besonders der Augenspiegel (August oder September 1511), von dessen Titelblatt Steiss eine sacsimilirte Repro- duction gibt. Um den Altmeister des Humanismus reiht sich die schrcib- und productionslustige Schaar des jüngeren Humanistengeschlechtes; vertreten sind Bebel, Heurichmann, Matth. Adrianus, wenn man den Mediciner und Kämpfer für das „heilige hebräische Land" (d. h. die hebräische Sprache) darunter zählen darf, Wimpfehling, Cochläns, Erasmus (ein Nachdruck seiner Läaxia von 1508), Brassicanus und endlich Ulrich von Hutten mit einem Gedicht von 1300 Hexametern ans den Erzbischof Albrccht von Mainz. Mit Recht bemerkt Steiss, nicht die Qualität, sondern die Quan-
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