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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1881
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- 21.11.1881
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- Deutsch
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268, 21. November. Nichtamtlicher Theil. 5855 Nichtamtlicher Theil. Der erste Buchdruck in Tübingen. (1498—1534.) Ein Bei trag zur Geschichte der Universität von Karl Steiss. gr. 8. (X, 254 S.) Tübingen 1881, Laupp'sche Buchhandlung. Preis 6 M. Jahrhunderte lang ist Tübingen der einzige, jedenfalls der einzig bedeutende Druckort Altwürttembergs (welchem die Reichs städte Ulm, Eßlingen, Reutlingen, Heilbronn nicht angehörten) gewesen; bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte auch der Buchhandel, besonders der Verlag, dort allein eine ehren volle Vertretung; in Tübingen erschien die erste periodische Publi- cation: Die gottgeheiligte Poesie, herausgegeben von G. C. Pre- gitzer, 1717, ebenso die wissenschaftliche Zeitschrift: Das gelehrte Journal oder Nachrichten von allerhand neuen Büchern, 1784. Erst durch den anregenden Einfluß von Herzog Carl mit seiner Carlsakademie, welche der Universität auch sonst sehr lebhafte Concurrenz machte, wurde Stuttgart der Mittelpunkt einer regen literarischen und buchhändlerischen Thätigkeit. Vollendet wurde dieser Umschwung dadurch, daß Johann Cotta 1810 von Tü bingen hinweg sein Hauptgeschäft nach Stuttgart verlegte; die letztere Stadt ist jetzt der Vorort des süddeutschen Buchhandels geworden mit großartigem Druck-, Handels- und Commissions betrieb; aber wenn es auch seine alte Rivalin weit überflügelt hat, ihren sehr ehrenvollen Rang in der literarischen Production haben die Tübinger Firmen und Pressen mit Erfolg bewahrt. Den besten Beweis dafür liefert das Werk, dem die folgenden Zeilen gelten sollen. Erst vor einem Jahre hat Roth in: „Das Büchergewerbe in Tübingen vom Jahre 1500 — 1800" (Tübingen 1880) in großen Zügen die Entwicklung des dortigen Buchdrucks und Buchhandels gezeichnet, ohne aus das Detail einzngehcn; die ersten Anfänge des Tübinger Buchdrucks von 1498 bis 1534 be handelt nun Steiss in wirklich ausgezeichneter Weise; die biblio graphischen Angaben sind ausführlich, pünktlich und genau und geben eine Fülle biographischer Notizen, Corrccturen der früheren Literatur; das Urtheil über Echtheit und Unechthcit des Drucks ist besonnen und vorsichtig ; an Mühe und Zeit hat es der Ver fasser nicht fehlen lassen, uni eine möglichst vollständige Liste der Tübinger Drucke zu gewinnen, und da die Verlagshandlung ihrerseits keine Kosten gespart hat, um durch Nachbildung der Signete von Mcynberger, Thomas Anshclm und Ulrich Machart, durch Wiedergabe der Titel in eigens dazu nach den Original drucken gegossenen Lettern wie durch die sonstige Ausstattung das Buch werthvoll zu machen, so haben wir hier ein ebenso zuverlässiges, als brauchbares bibliographisches Handbuch. Daß die Geschichte des Büchergcwerbes überhaupt, die Universitäts und Gelehrtengeschichte ebenfalls eine wesentliche Bereicherung dadurch erfahren hat, liegt aus der Hand. Der erste historische Theil gibt einen Ueberblick über Leben und Thätigkeit der ersten drei Drucker, welche in diese Periode fallen, Joh. Otmar, Thomas Anshelm und Ulrich Morhart, über das Verhältniß von Buchdruck und Universität, und schließt mit einer statistisch-räsonnirenden Zusammenstellung der Drucke; der zweite bibliographische Theil zählt die echten, zweifelhaften und apokryphen Drucke aus, woran sich noch als Anhang ein Verzeichniß der auswärts bestellten Drucke, Nachtrag und Register schließen. Daß der Verfasser als Grenze seiner Forschungen das Jahr 1534 angesetzt hat, liegt in den Veränderungen, welche die Wiedereroberung Württembergs durch Herzog Ulrich im ge nannten Jahre für Land und Universität hervorrief. Mil der Einführung der Reformation, welcher sich der Herzog schon längst zugewandt hatte, trat eine sehr tiefgreifende Umgestaltung des Professorencollegiums ins Leben, und wenn die Neuordnung der Universität 1535 u. ff. mit Ausnahme einer Censnrverordnung (Statuten von 1537) keine für Buchdruck und Buchhandel wichtigen Edicte n. s. w. brachte, so zeigte sich doch der neue Geist, welcher in Tübingen wehte, in einer sehr veränderten Richtung, welche er der literarisch-typographischen Production gab; so ist also das genannte Jahr entschieden ein Wendepunkt in der Geschichte der Universität, damit auch der als universi tätsverwandten behandelten Gewerbe. Warum das phototypirte Bild des Mathematikers Stöffler als Titelbild gewählt wurde, ist nicht ganz klar; vielleicht liegt der Grund darin, daß Stöffler Württembcrger ist, Reuchlin, der an Bedeutung und literarischer Prodnctivität ihn weit überragt, in Pforzheim geboren wurde. 1498 erschien das erste in Tübingen gedruckte Buch: Die I-ootnra kratris Uauli scriptoris, gedruckt von Johannes Ot mar; aus Pellican's Chronicon geht mit Sicherheit hervor, daß dies der erste Tübinger Druck ist, und alle Behauptungen von früheren Preßerzeugnissen in der Universitätsstadt sind völlig hin fällig. Scriptoris, damals Lector im Franziscanerkloster in Tübingen, hatte Otmar veranlaßt, von seiner Vaterstadt Reut lingen nach Tübingen llberzusiedeln. Bei dem Mangel an einer eigenen Presse hatte die Universität ihre Bekanntmachungen und die Schriften ihrer Gelehrten auswärts drucken lassen müssen. Die Bekanntmachung Graf Eberhard's über die Eröffnung der Universität den 3. Juli 1477 war bei Mancz in Blaubeuren gedruckt worden. Otmar druckte Schriften von Gabriel Biel, Mich. Lindelbach u. s. w.; in Ulm, Basel, Speyer, Hagenau waren Drucker sür Tübingen thätig, und während der drei Jahre, die Otmar in Tübingen zubrachtc, ließ Snmmcnhart noch eine Schrift in Hagenau drucken. Ob Scriptoris im Auftrag der Universität Otmar zu seiner Uebersiedlung veranlaßt-, ist nicht sicher, die Verbindung zwischen der Universität und den Angehörigen des Büchergewerbes war noch eine ziemlich lose; die letzteren waren Universitätsverwandte und wurden immatriculirt, aber erst die Ordination der Universität voni Jahre 1601 (0. XVI) brachte eine eigentliche, alle Verhältnisse bis ins Einzelnste regelnde Buchdruckerordnung. Bis dahin galt Wohl eine Praxis, wie sie an andern Universitäten vorgeschrieben war und geübt wurde; und wie die Buchhändler und Drucker die Privilegien der Uni versität genossen (der Cnriosität halber sei angeführt, daß nach dem 1545 zwischen der Stadt und der Universität geschlossenen Vertrage die Universitätsvcrwandten wie die Professoren ein Haus und eine Scheuer kaufen dursten, auch durften sie „2 Kühe und 2 Geißen aus die Tübinger gemeine Weid' treiben"), so standen sie auch unter ihrer Jurisdiction, welche dieselbe mit Censnr, Visitation und Jnspection (eine solche wurde z. B. Oct. 1562 bei dem Buchhändler Wolf Conrad Schweyckher wegen scctirerischer Bücher vorgenommcn) strenge ausübte. Aus jenen ersten Zeiten ist meines Wissens nichts derart erhalten; das alte Sapienzhaus mit der Universitätsregistratur verbrannte 1534. Steiss führt auch nichts daraus Bezügliches an. — Eine rege Thätigkeit entfaltete Otmar, 19 Drucke gingen während seines 4 jährigen Aufenthalts in Tübingen ans seiner Presse hervor, mit Ausnahme eines Ave Marias und eines Gebets an die heilige Dorothea lauter gelehrte Publicationen in lateinischer Sprache. Die theologische Facultät, vertreten durch Snmmcn hart, G. Biel, dessen Werke Wendelin Steinbach herausgab, 725*
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