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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1898
- Sprache
- Deutsch
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betont man mit Emphase die Bedeutung und die Notwendig keit eines lebenskräftigen, tüchtigen Sortimentes, auf der andern Seite entzieht man ihm durch schlechte Rabattierung den Gewinn, den es beanspruchen muß, um lebenskräftig bleiben zu können. Dabei werden dem Sortimente die Brot artikel, die einen höhern Nutzen gewähren, durch den Reise buchhandel mit seinen Ratenzahlungen, der die Ladenpreise der betreffenden Werke sofort illusorisch macht, durch Bazare, Warenhäuser u. s. w. immer mehr entzogen. (Warenhäuser und Bazare.) Die Warenhäuser und Bazare erfordern immer mehr die Aufmerksamkeit des Buchhandels. Brachten früher schon einzelne solcher Häuser in Hamburg ausnahmsweise einmal ein Bilderbuch mit zur Auslage und zum Verkauf, so hat jetzt das Warenhaus Hermann Tictz System in seinen Bücherhandel gebracht. Als Abteilungschef dafür soll ein geschulter Buchhändler angestellt sein. Wir führen hier als Beispiel an, daß Hermann Tietz Rhoden, Trotzkopf statt 4 50 -H zu 3 20 Struwwelpeter statt 1^80-Hzu1^45-H; — auf Reisen statt 3 zu 2 ^ 10 <H verkauft und diese, wie all die vielen anderen Bücher, nicht etwa in einzelnen Exemplaren, sondern in großen Stapeln von Hunderten hat Wenn gelegentlich des Bazars Wert heim eine große Zahl von Verlegern in seltener Ueberein- stimmung aussprachen, sie würden für Ermittelung und Namhaftmachung des betreffenden Zwischen-Lieferanten außer ordentlich dankbar sein, so ist das doch eine äußerst bequeme Stellungnabme. Wir geben zu, daß nicht in jedem einzelnen Falle der Verleger imstande sein wird, den Vermittler fest zustellen Wenn cs sich jedoch um Bezüge von vielen Hunderten von Exemplaren handelt, so kann der Verleger bei ernstem Willen unbedingt den Lieferanten ermitteln. (Reklame-Unwesen.) Bedenklich wird auch das Reklame-Unwesen, das in Bilderbüchern, Jugendschriften u. s. w immer mehr um sich greift. Eine viel gelesene Zeitung, die »Rundschau der deutschen Zeitung«, brachte in ihrer Nummer vom 6. Januar d. I. ein Eingesandt, worin ein Vater sich bitter über die Verunstaltung eines unserer bekanntesten Bilderbücher durch Reklame be schwert. Auf der einen Seite des Deckels wäre eine Riesen- Reklame für Stollwerks Chokolade, auf der andern Seite für Rodemanns Kindermehl angebracht. In den Exemplaren Ihres Berichterstatters fand sich zwar nur die Stollwerksche Reklame, die sofort durch Ueber- kleben beseitigt worden ist. Jener Einsender hat gewiß Recht, wenn er von Unfug redet. Dieser zu weit getriebene Merkan tilismus muß entschieden bekämpft werden. (Reisebuchhandel.) Die über das ganze deutsche Reich verbreiteten »Vereine gegen Unwesen im Handel und Gewerbe« planen eine Eingabe an den Bundesrat wegen Einschränkung des Reise buch- handels. Die Angelegenheit beschäftigte uns schon in unserer November-Versammlung. Da die Eingabe damals und auch heute noch nicht im Wortlaute vorlag, so kamen wir zu keinem Beschluß darüber, ob wir sie mit unterzeichnen oder durch eine Nebcneingabe unterstützen wollten. Das letztere dürfte vielleicht das Zweckmäßigste sein. Der Vcrbandsvorstand, an den wir uns auftragsweise gewandt hatten, teilte uns mit, daß er sich sofort mit dem Sekretär der dortigen Handels kammer in Unterhandlung gesetzt habe. Dieser glaube nicht, daß der Bundesrat geneigt sein würde, eine weitere Be schränkung der Erwerbsthätigkeit eintreten zu lassen Die Bitte der genannten Vereine geht nun einfach dahin, den Verkauf von Konversationslexikons auf Abzahlung durch Reisende zu verbieten. Dieser Geschäftsbetrieb hat eine eigenartige Erscheinung im Gefolge, nämlich die, daß gewisse Amtsgerichte mit ihrem gesamten Personal fast ausschließlich durch Reisebuchhandel- Geschäfte in Anspruch genommen werden und so gewisser maßen ein ganz kostenloses Personal für den Geschäftsbetrieb jener Filmen bilden. Schon vor etwa 4 Jahren wies eine Notiz im Börsenblatte darauf hin, daß die laufende Nummer der Klageanträge einer Magdeburger Reisefirma die Ziffer lOOOO schon längst überschritten habe Inzwischen ist uns nun glaubwürdig versichert worden, daß eine einzige Firma monatlich 300 bis 400 Klagen bei dem Amtsgerichte ihrer Stadt einreiche. Sehr viel mehr Arbeit wird wohl ein einzelner Richter nebst den ihm unterstellten Schreibern kaum verrichten können. So fungiert also der Richter nebst Schrei bern und Gerichtsvollziehern tatsächlich nur für jene Firma. Wie bei dieser Firma, wird es bei anderen auch sein, also alljährlich viele Zehntausende von Klagen bei wenigen Gerichten auf Grund der famosen, von den Subskribenten nie verstandenen Bestimmung vom »Erfüllungsort«. Wenn so oft darauf hingewiesen ist, daß durch Her stellung und Vertrieb von Konversationslexikons viele Menschen ihr Brot fänden, so muß nachdrücklich hervorgehoben werden, daß eine viel größere Zahl von Menschen durch einsichts- und rücksichtslosen Vertrieb deiselben in Not und Verarmung ge triebenwerden. Drei-bis vierhundert Klagen monatlich! Jährlich also rund gerechnet mindestens viertausend! Wieviel Reisegeschäfte giebt cs wohl? — Jedenfalls ist ein Geschäftsbetrieb, der so wesentlich auf die Hilfe der Gerichte angewiesen ist, nicht zu billigen. Darin sollte und müßte Wandel geschafft werden. (Novitäten-Hochflut.) Die Novitäten-Hochflut des Spätherbstes ist 1897 ebenso gewaltig einhergerauscht wie in früheren Jahren. Sie, geehrte Herren, werden nur wenig Freude daran gehabt haben. Von einer systematischen Versendung kann gar keine Rede mehr sein, glücklichsten Falles gelingt es bei der Mehr zahl der Bücher, sie an einen Interessenten zu versenden; schließlich ist wohl eine große Zahl überhaupt unversandt geblieben. Ja, es kommt oft genug vor, daß regelmäßige Bücherkäufer sich die Ansichtssendungen in dieser Znt ver bitten, weil ihnen die Masse zu groß wird Wann endlich wird der Verlagsbuchhandel zu der Einsicht kommen, daß die Monate November und Dezember sich zur Ausgabe von No vitäten im allgemeinen nicht eignen? Die nachfolgenden Worte der Hamburger Nachrichten vom 9. Dezember 1897 sind sehr beherzigenswert: »In gewaltigen Wogen ergießt sich der Dezember- Bücherstrom dieses Jahres. Wie wir es vor wenigen Wochen voraussagten, so ist es eingetroffen, genau nach dem Beispiel verflossener Jahre: in kolossalen Mengen, so daß man Stapel aus ihnen bilden könnte, treffen sie ein, die Kinder der Muse der Schriftsteller und Schriftstelle rinnen unserer Tage, nachdem sie sich durch das Bad der Druckerschwärze den Berechtigungsschein glauben ei worben zu haben für ein Dasein, das ihnen Anspruch darauf giebt, nun auch der Welt verkünden zu lassen: Da sind wir! In die eigentliche Geschenklitteratur, durch gediegenen In halt und noble Ausstattung als solche sich auszeichnend, mischen sich Werke der Erzählungskunst, Romane, Novellen rc., in unglaublicher Zahl, eine unendliche Kette bildend, deren jedes Glied als ein Buch sich darstellt, das gelesen sein will Wie verhältnismäßig gering ist dem gegenüber die Ausbeute an wirklich rühmlichen Werken, wenn man mit kritischem Blick Auswahl trifft unter dieser schriftstellerischen Massenfabrikation, deren Ergebnisse der deutsche Buchhandel den Lesern in diesen Wochen vermittelt! « Der betreffende Berichterstatter hat es dabei nur mit Belletristik zu thun, der Sortimenter soll daneben noch wissen-
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