Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18961207
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189612072
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18961207
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-07
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
284, 7 Dezember t89o. Nichtamtlicher Teil. 835l geringen Teile beitragen zur Pflege und Erhaltung deutschen Geistes. Als dritter Zweig seines Geschäfts sei der Verlag erwähnt, der in erster Linie auf Hamburger Schulbücher be schränkt war, durch seine Prachtwerke, an deren Spitze C. W. Alters' Schöpfungen »Die silberne Hochzeit« und »Club Eintracht« stehen, aber auch weiteren Kreisen bekannt wurde. Am 12 März 1890 bezog er ein neues Heim im eigenen Hause Heuberg 9, das die weniger günstige Lage durch räumliche Ausdehnung und Bequemlichkeit aufwog. Ein schönes Zeichen seines Ansehens brachte ihm dieser Wechsel des Geschäftslokals: kaum einer seiner Kunden zog nicht mit ihm! Wie war es möglich, sich eine solche Stellung zu be reiten, aus eigener Kraft sich die Wege zu bahnen, auf denen er zielbewusst fortschreiten konnte? Wir werden es verstehen, wenn wir uns das Wesen dessen, der nun nicht mehr ist, vergegenwärtigen. Am Elternhause, an der Vaterstadt mit allen Fasern seines Wesens hängend, wurzelte er ganz in seiner Heimat; und wenn er im Laufe seiner Thätigkeit einen treuen Kreis um sich versammeln konnte, so trug nicht zum wenigsten sein Wesen dazu bei, das echt Schleswigsche Züge in charak teristischer Weise aufwies: Offenheit, Treue, Beharrlichkeit, Dankbarkeit, ernste Lebensauffassung, gepaart mit gemütvollem Humor. Diesem Wesen entsprach denn auch sein Verhältnis zu den Seinen, zu dem Freundeskreise, zu seinen Angestellten. Wer je Gelegenheit gehabt hat, ihn in seinem Heim zu sehen — wie er Erinnerungen aus seiner Jugend, aus früheren Hamburger Zuständen auftischte, oder wie er von seinen Lieblingsdichtern Storm, Geibel, Reuter Gedichte und Er zählungen vortrug — der wird die wohlthuende Frische, die anheimelnde biedere Gemütlichkeit empfunden haben, die von ihm ausging. Ein treuer, fürsorgender Gatte und Vater, verband ihn innige Liebe mit seiner Gattin, mit der er 26 Jahre lang Freud und Leid geteilt hat, mit seinen Kindern, denen er ein guter, wenn auch strenger Vater war. Der große Kreis der Freunde, die er um sich geschart hatte, waren es Berufsgenossen, waren es Gleich-Strebende, er fand in ihm den wahren Freund, der nicht aus falscher Rücksichtnahme seine Meinung verschwieg, dessen Offenheit aber um so mehr geschätzt wurde, als man wußte, aus welch lauterer Gesinnung und warm empfindendem Herzen sie kam. Denen aber, die ihm nahetraten als Angestellte seines Ge schäftes, vom ersten Gehilfen bis zum legten Laufburschen, war er ein guter, teilnehmender, wenn auch strenger Chef. Sie wußten, daß er viel und eifrige Arbeit von ihnen ver langte; aber sie hatten auch in ihm ein Vorbild unermüdlichen Schaffens und strengster Peinlichkeit und Gewissenhaftigkeit, wie sie es kaum wieder fanden Nur solche Forderungen, die er an sich selbst stellte, denen er selbst treu blieb bis zuletzt, stellte er auch an andere. Stolz können alle, die unter ihm arbeiten durften — ihre Zahl ist bedeutend, und gar mancher befindet sich heute in angesehener Stellung — sich dessen rühmen. Wer von einem solchen Chef nicht für sein ganzes Leben bleibende, segensreiche Einwirkung erfahren hat, der ist seiner nicht wert gewesen! Von seinem Geschäft aus ging aber nicht nur sein direkter Einfluß auf unfern Stand durch Heranbildung guter und tüchtiger jüngerer Kräfte aus, sondern auch die bestimmende Einwirkung, die er auf gleichstehende Berufsgenossen, Soru- menter wie Verleger, in Hamburg, wie über das ganze Reich hin gewonnen hat, darf nicht übersehen werden. Die wachsende Ausdehnung, die sein Geschäft annahm, sicherte seinem Urteil, seinen Forderungen Beachtung. Das Vertrauen seiner Berufs- genosscn übertrug ihm denn auch wichtige Aemter. Seit dem 5. Januar 1872 Mitglied des Börsenvereins, wurde er bereits am 15. Mai 1876 zum Mitglied des Rechnungsausschusses unter dem damaligen Börsenvereins-Vorstand Enslin, Einhorn, Bühlau berufen, und diesem Ausschuß hat er auch in den letzten Jahren, seit der letzten Kantate-Versammlung als Vorsitzender, angehört. Als es galt, maßgebende Bestimmungen für den buchhändlerischen Geschäftsverkehr festzulegen, erging auch an ihn, als einen Vertreter des Sortiments, der ehrenvolle Ruf, teilzunehmen an der Weimarer Konferenz zur Beratung buchhändlerischer Reformen in den Tagen von 18.—20. September 1878, und gern übernahm er auch hier für die zur Verhandlung stehende Frage des Kreditverkehrs das Referat. Auch in den Orts vereinen, im Buchhändler-Verband »Kreis Norden« wie in dem Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein, war er stets mitthätig bei den Bearbeitungen, denen sie sich zu unterziehen hatten. So war er im Dienste der Allgemeinheit immer bereit, die ihm zufallenden Arbeiten zu erledigen nach bestem Wissen und Gewissen, ein treuer, mannhafter Vorkämpfer für alles, was den Stand Hochhalten, was ihm die Achtung erwerben und erhalten konnte, die ihm zukommt. Stand so der Verblichene mitratend und mitarbeitend, geehrt und geschätzt im Kreise seiner Berufsgenossen, so ging auch der Segen, der von einem wahren Buchhändler aus gehen kann und soll, über auf die, die zu ihm kamen, die sich an ihn wandten. In ihm ist wieder einer derjenigen Buchhändler dahingegangen, der den Familien, die zu seiner Kundschaft gehörten, als treuer Berater zur Seite trat, auf dessen Urteil und Vorschläge diese sich aber auch verlassen konnten. Mit Befriedigung und — einem seiner ausge prägtesten Charakterzüge entsprechend — Dankbarkeit, einer Dankbarkeit für alles, was ihm an Entgegenkommen. Unter stützung, Vertrauen entgegengebracht wurde, konnte er dann vor vier Jahren auf ein fünfundzwanzigjähriges Bestehen seines Geschäfts zurückblicken. Reiche Ehren hat ihm jene Zeit gebracht. Trotz der großen Inanspruchnahme seiner Kraft durch den Beruf fand er noch immer Zeit, im Dienste des Staates und der Stadt, im Dienste der Menschlichkeit thätig zu sein. Selten entzog er sich den Ehrenämtern, die ihm im Laufe der Jahre zufielen, als deren höchstes er seit dem April v. I. das Amt eines Schätzungsbürgers bekleidete; jede gemein nützige Bestrebung, war es der Gewerbeverein, war es Unter stützung unbemittelter Studierender, war es der Volkskinder garten, fand bei ihm willige, nicht vor Arbeit und Zeitopfer zurückschreckende Unterstützung. So steht das Bild des Verstorbenen denn vor uns, wie er aus ureigener Kraft durch sein unermüdliches Streben und Schaffen sich eine Stellung im Leben und im Beruf, Liebe und Verehrung, Anerkennung und Achtung im reichsten Maße erworben hat. Alles Unlautere verschmähend, mitringend, um dem Guten, Schönen, Wahren zum Siege zu verhelfen, hat er durch sein Leben bewiesen, wie bei treuer Arbeit und Ausdauer, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit Erfolg und Be friedigung nicht ausbleiben. Das Werk seines Lebens, sein Geschäft, fest gegründet, trefflich ausgebaut, wird den Gründer überdauern; von seinem langjährigen Mitarbeiter, seinem Prokuristen und Socius Herrn Ernst Maasch, der ihm zweiundzwanzig Jahre lang zur Teste gestanden und das Geschäft sich entwickeln gesehen hat, sowie von seinem Sohne Herrn Heinrich Boqsen, der nach jahrelanger Thätigkeit in auswärtigen Geschäften nunmehr zurückgekehrt ist, unverändert treu in seinem Geiste fortgeführt, wird es auch weiterhin die errungene Stellung in stetem Fortschreiten sich behaupten und seines Namens guten Klang zu weiteren Ehren bringen. Wir aber, seine Berufsgenossen, nehmen Abschied von ihm, dessen Mitwirken gar oft vermißt, dessen Name in der Geschichte unseres Standes stets mit Ehren genannt werden wird und rufen ihm nach: »Wir haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr! Segnend walte sein Gedächtnis, unsterblich fruchtend um uns her!« 1122*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder