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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1881
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- Erscheinungsdatum
- 07.11.1881
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- Deutsch
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S57, 7. November. Nichtamtlicher Theil. 4955 Nichtamtlicher Theil. Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern Aufzeichnungen geschildert von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus. Dritter Theil. gr. 8. (VIII, 533 S.) Leipzig 1881, Brockhaus. I. Nachdem der erste Band dieser nicht nur für den Buch handel, sondern für die ganze Kulturgeschichte der darin be handelten Zeit hochwichtigen Biographie im Jahre 1872, bei Gelegenheit der hundertsten Geburtstagsfeier ihres Helden er schienen, der zweite ihm im Jahre 187K gefolgt war, liegt das Werk nunmehr mit dem dritten Bande vollendet vor uns. Der selbe ist noch stattlicher und umfangreicher als seine Vorgänger. Mit aufrichtigem Respect muß Jeder, der diese biographische Leistung von zusammen 83 Bogen zunächst auch nur von außen betrachtet, vor diesem Denkmal pietätvoller Gesinnung ersüllt werden, das von einem vielbeschäftigten, auch noch in anderer Art durch die verschiedensten Pflichten in Anspruch genommenen Geschäftsmann dem Gründer seines Hauses gesetzt worden ist. Und wenn man jetzt die drei Bände wieder im Zusammenhänge durcharbeitet, so wird dieser Respect um so tiefer vor der un glaublichen Fülle des zusammengetragenen Materials, vor der liebevollen Sorgfalt, mit der es gesammelt und verwerthet worden ist. Wahrhaftig, das Werk ist ein neuer und nicht der unbe deutendste Ruhmestitel für die ehrenrciche Firma ihres Verfassers und Verlegers. Die letzten Capitel des zweiten Bandes hatten uns von der Wendung in Brockhaus' Leben erzählt, welche ihn aus den mancherlei materiellen Nöthen seines Amsterdamer und Alten burger Aufenthaltes herausriß und ihn aus das Feld stellte, wo allein für eine Natur wie die seinige alle Vorbedingungen voller Entfaltung gegeben waren: nach Leipzig (Börsenbl. 1876, Nr. gg u. ff.). Wir hatten den großartigen Erfolg seines Conversa- tions-Lexikons, des Grund- und Ecksteins seines Hauses, kennen gelernt, welcher ihn — ganz abgesehen von der glänzenden Reihe anderer Unternehmungen — mit einem Male unter die größten und angesehensten Verleger Deutschlands erhob. Dem Anscheine nach hatten sich also alle Verhältnisse derart gestaltet, daß für diese reich und groß angelegte Natur nunmehr erst die Zeit vollen, frohen, ungehinderte» Schaffens gekommen, für diesen im kräftigsten Alter stehenden, mit einer Fülle geistiger und körper licher Kraft ausgerüsteten Man» freies Fahrwasser nach allen Seiten hin errungen war. Anstatt diese Erwartungen zu erfüllen, zeigt uns die Lectüre des Schlußbandcs Brockhaus in den letzten Jahren seines Lebens; zwar ohne allen Zweifel ans der Höhe seiner Wirksamkeit, doch nur mit tiefem Bedauern sehen wir, wie sich diese außergewöhnliche Kraft vor der Zeit in einer An zahl von ausreibenden, nach den verschiedensten Seiten hin geführten Kämpfen verzehrt, welche einestheils — wie die Zän kereien mit Müllner — nach heutigen Begriffen unendlich klein licher Natur, anderntheils bei dem damaligen Stand des öffent lichen Lebens und bei der Gesinnung der Regierungen gegen Alles, was zu jenerZeit als „liberal" verfchmt war, doch aussichtslos und unfruchtbar waren. So ist der größere Theil des Bandes angesüllt mit der Schilderung dieser Streitigkeiten und Kämpfe. Durchgängig hat Brockhaus die damalige öffentliche Meinung für sich, wie wir ihm jetzt noch unsere volle Sympathie schenken, und doch war es ihm in keinem einzigen Falle vergönnt, seine Gegner auch juristisch zu besiegen oder sie zu seinen Anschauungen herüber zu ziehen. Der Kamps gegen die Nachdrncker des Con- versationslexikons, die Streitigkeiten mit Müllner, die Conflicte mit der preußischen und der oestcrreichischen Regierung — alles das, was sich in den Verlauf weniger Jahre zusammendrängte, mußte wohl in Verbindung mit der Leitung eines großartigen geschäftlichen Verkehrs, mit der Redaction verschiedener periodischer Unternehmungen eine Natur vor der Zeit ausreiben, welche alle diese Angelegenheiten mit einem säst leidenschastlichen Eifer, mit voller Einsetzung der ganzen Persönlichkeit sührte, welche bei ihrem unverwüstlichen Optimismus trotz aller Enttäuschungen und entgegengesetzten Erfahrungen es nicht begreifen konnte und wollte, was für kältere Gemüther längst ein abgedroschener Ge meinplatz ist, daß der Tag dem Edlen zwar sicherlich kommen wird und muß, daß dieser cs aber nur leider in sehr vielen Fällen nicht zu erleben pflegt und sich mit einem Wechsel auf die Nachwelt begnügen muß. Von jenem „Glauben, der sich bald kühn hervordrängt, bald geduldig schmiegt", war ihm nur der erste Theil geworden, er kannte nur das muthige Eintreten für sein Recht und für die Interessen des öffentlichen und literarischen Lebens; das ruhige Abwarten, die geduldige Re signation, das zeitweilige Verzichten waren ihm versagt: Mensch sein und Kämpfer sein waren bei diesem streitbaren Sohn der rothen Erde eins und untrennbar. — Die fünf Abschnitte des Schlußbandes (acht bis zwöls der ganzen Reihe) sind betitelt: Kämpfe gegen den Nachdruck — Streitigkeiten »>it Müllner — Kämpfe mit der preußischen Re gierung — Conflicte mit der österreichischen Regierung — Letzte Lebensjahre. Bei dem Fehlen einer gemeinsamen deutschen Gesetzgebung über den Nachdruck, zu welcher der Wiener Kongreß so wenig Zeit gesunden hatte, wie zur Befriedigung so vieler anderen dringenden Forderungen des deutschen Volkes, war es kein Wunder, daß der Erfolg des Convcrsations-Lexikons — ein Erfolg, wie er bis dahin im deulschen Buchhandel noch nicht erlebt worden war — die Blicke der literarischen Freibeuter aus sich zog. Bereits im März 1816, als die erste Umarbeitung des Werkes, mit welcher sein durchschlagender Erfolg begann, noch nicht vollendet war, erhielt Brockhaus von C. F. Osiandcr in Tübingen die Nachricht, daß der „schändliche Nachdrucker" Macklot in Stuttgart bereits einige Bogen „eines Nachdrucks" beendigt habe. Osiandcr rieth ihm, schleunigst für Erlangung eines württembergischcn Privilegiums Sorge zu tragen. Blockhaus nahm die Nachricht zunächst ziemlich kühl auf und meinte, der Nachdrucke! würde schwerlich Seide spinnen. Inzwischen aber war Macklot's Ankündigung über den Nachdruck erschienen: ein Meisterstück kaltblütiger Unverschämt heit. Sie lobte das Originalwerk außerordentlich, über den Werth desselben sei in Deutschland nur eine Stimme, es be währe sich in ihm, was deutscher Geist und deutscher Fleiß bei großen literarischen Unternehmungen zu leisten vermögen; das durch den vereinten Fleiß vieler ausgezeichneter deutscher Gelehrter hervorgebrachte Werk mache eine ganze Bibliothek entbehrlich ic. rc. Um das vortreffliche Werk besonders in Süddeutschland weiter zu verbreiten und durch Verringerung des Preises seinen Besitz auch unbemittelte» Lesern zu erleichtern, habe sich die Firma A. F. Macklot in Stuttgart „mit Allerhöchster Genehmigung" 684"
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