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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1896
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- Deutsch
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250, 26. Oktober 1896. Nichtamtlicher Teil. 6889 lebendig aus diesen Zeichnungen, und es ist ein Verdienst der Herausgeber, diesen Schatz rechtzeitig gehoben zu haben. Ebenso wurde der stilistische Teil der Pflanze, dann das Tier in der dekorativen Kunst von dem derzeitigen Direktor der Straßburger Kunsthandwerkerschule Anton Seder voll ständig ausgearbeitet Wir heben hier die eminente Bedeutung dieses Meisters auf kunstgewerblichem Gebiete ganz besonders hervor und freuen uns, einen großen Teil seiner Hand zeichnungen hier vereinigt und ausgestellt zu sehen Seine bedeutendste Schöpfung verspricht wohl das Tier in der dekorativen Kunst zu werden, die trotz aller Schwierig keiten der gestellten Aufgabe bereits einen glänzenden Erfolg ausweist. Im Sinne der Japaner, die Tierwelt als unerschöpfliche Fundgrube für gesunde und frische Kompositionen auszubeuten, und doch wieder im Fahrwasser modernster Kunst segelnd — um seine eigenen Worte zu gebrauchen — hat er besonders aus den vorsintflutlichen Ungeheuern dekorative Gestalten und Motive geschaffen, die die größte Bewunderung wachrufen Seine Erfindung ist unerschöpflich, sein Stil originell, sein Fleiß in Zeichnung und Ausführung gewissenhaft, fast eigensinnig bis auf das kleinste aufgesetzte Lichttüpfchen. Im Gegensätze zu jener falschen Auffassung der sogenannten Genies, die die edle Zeichenkunst mit einer charakterlosen Schmierwut verwechseln, befleißt sich Seder der größten Pein lichkeit und überläßt der weiteren Reproduktion nicht die geringste Freiheit. Er will es just so haben und nicht anders. Seine Pflanzen- und Tiervorlagen erfordern die höchste Re produktionstechnik. Wir verwahren uns hier durch die Hervorhebung dieser beiden Künstler, die den Hauptanteil an mehreren Werken haben, gegen den Vorwurf, die tüchtigen Leistungen der anderen in den Hintergrund zu stellen. Es ist eben unthun- lich, bei der großen Anzahl der Mitarbeiter einem jeden einzelnen gerecht zu werden. Die ersten Werke der Firma Gerlach L Schenk, die heute schon zum Teil vergriffen sind, entsprangen dem ursprüng lichen Berufe M. Gerlachs, dem eines Zeichners und Modelleurs für Goldschmiedarbeiten. Von der Anfertigung plastischer Modelle, in Wachs poussiert, wie sie die Juweliere und Gold schmiede benötigen, kam er auf langen Umwegen auf die Reproduktion und Herausgabe von größeren Vorlagewerken. Wir nennen hier Die Perle, eine Sammlung von Vorlagen für Gold- und Silberarbeiten, welche nach Original- entwürfen von ihm und von Fachkünstlern in vier Bänden erschien, Die Juwelen-, Gold- und Si lberwaaren- industrie der Wiener Weltausstellung von 1873, den Kronen-Atlas, gewissermaßen ein Bilderlexikon sämt licher Kronen aller Nationen mit allen Details hoher Gold schmiedekunst, und Das Gewerbemonogramm, ein stilisti sches Vorlagenmaterial für Monogrammschmuckarbeiten. Nach diesen vorausgehenden Publikationen, durch welche sich die Firma mit allen notwendigen Erfahrungen in Bezug auf Reproduktionstechnik vertraut machte, brachte das Er scheinen eines großen Doppelwerkes: Allegorieen und Em bleme, einen durchschlagenden Erfolg Im großen Stile angelegt und im Vorhinein auf alle Zweige kunstgewerblicher Dekoration berechnet, wurde in diesem Werke durch die Heranziehung hervorragender Künstler für alle Zeit ein inhaltsreicher Motivenschatz geschaffen. Alle Begriffe eines auf der Höhe stehenden Kulturlebens fanden hier ihre bildliche Versinnlichung. Für Thron und Altar, Wissenschaft und Kunst, für Herd und Werkstätte er standen lebendige allegorische Gestalten, teils im Stile der Alten, teils im Geiste moderner Kunstanschaunng auf 176 Foliotafeln, und ihr Erscheinen bildete für die Kunstindustrie thatsächlich ein Ereignis. Dreiuiidjcchzigslrr Jahrgang. Dieser Erfolg veranlaßte die Firma, im vergangenen Jahre eine Fortsetzung der Allegorieen in allen besseren Re produktionsarten herauszugeben, die der modernsten Richtung unserer heutigen Kunst Rechnung tragen soll. Im Gegensatz zu der ersten Mappe, die auf jeder Seite das warmpulsierende Leben in abstrakter und vergeistigter Form schilderte, behandelte der II. Teil: Die Embleme, das starre Thema mittelalterlicher Sinnbilder, die Emblematik der Innungen und Zünfte, so wie sie ein modernes Künstlerauge erschaut hat. Während diese Publikation ihrem Inhalte nach in die Breite ging, versuchte die nächste, das uralte Thema der Pflanze in der Dekorative ornamental zu vertiefen, aufs neue zu bereichern und auszugestalten. Außer den vom grauen Altertume bis in die Neuzeit verwendeten und abgebrauchten Pflanzenmotiven wurde eine große Anzahl neuer und formen reicher Blätter und Blüten wieder von Künstlern des Jn- und Auslandes naturalistisch und stilistisch dargestellt. Die verschiedensten Arten der Technik, wie Holzschnitt, Radierung, Klischee und Lichtdruck trugen dazu bei, jedem Künstler die Freiheit, sich nach seiner Art auszudrücken, zu belassen, aber auch in die große Masse der Vorlagen die bunteste Abwechse lung zu bringen. Den stilistischen Teil besorgte — wie wir schon hervorgehoben — Professor A. Seder. Von diesem Versuche, der Kunstindustrie eine streng nach der Natur studierte und durch eine künstlerische Individualität stilgemäß umgestaltete Ornamentik zuzuführen, war bis zu der folgenden Neuheit: Festons und dekorative Gruppen aus Pflanzen und Tieren, nur ein Schritt. Zum erstenmale sollte die natürliche Form der Pflanze, wie sie in Feld und Wald, auf der Wiese und im Ziergarten gedeiht, durch künstlerische Anordnung und Gruppierung als Dekorationsmotiv zur Geltung kommen. Die Schwierigkeit der Aufgabe bestand in der geschmackvollen Füllung der verschie densten Flächen und Tafeln mit allerlei Pflanzen, die in ihrer Eigenartigkeit einander weder beeinträchtigen, noch eine einheit liche Wirkung aufheben durften. Die Zeit der Blüte oder Reife, die Zusammenstellung rasch verwelkender, nie ruhender Gebilde, der ewige Wechsel von Licht und Schatten boten un aufhörlich neue Schwierigkeiten und stellten die größten An forderungen an die Geduld. Der Erfolg war der großen mühevollen Versuche wert. Die lebendige Frische und natür liche Form, durch scharfe photographische Aufnahmen wieder gegeben, wirkten von selbst, und das Erscheinen dieser durch eine völlig neue Methode geschaffenen Musterblätter fand nur eine Stimme des Beifalles, denn die Anregung, der Mutter Natur auch auf kunstgewerblichem Gebiete mit Verständnis und feinster Empfindung zu folgen, war zeitgemäß und ent sprach eben vollkommen dem Zuge unserer heutigen Kunst anschauung. Wir sagen: mit Verständnis und feinster Empfindung, weil das blinde Studium der Natur, der Naturalismus ohne Geschmack, den Bestrebungen wahrer Kunst ebenso entgegen steht wie die gedankenlose Nachahmung alter Normen. Darin liegt Martin Gerlachs Hauptoerdienst, der dekora tiven Kunst die Bahn eröffnet zu haben, auf der sie einer- gesunden Entwicklung entgegenschreiten kann. Kulturhistorisch schätzenswerte Unternehmungen, wenn auch in erster Linie für das Interesse der Architekten und Bildhauer berechnet, waren die Herausgaben von »Nürn bergs Erker, Giebel und Höfe«, »Die Bronze-Epita phien der Friedhöfe St. Johannes und St. Rochus zu Nürnberg«, »Todtenschilder und Grabsteine«. Direkt aber steuerte der Verlag Gerlach L Schenk in das kunsthistorische Gebiet hinein, als er durch die große und volkstümliche Publikation von Handzeichnungen alter Meister aus unserer »Albertina« und aus vielen anderen 930
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