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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1896
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- Deutsch
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238, 12. Oktober 1896. Nichtamtlicher Teil. 6459 ist dazu ausgebildet, zwischen den Zeilen zu lesen. Fast alle Feuilletons sind Allcgorieen; sie sagen das eine und drücken das andere aus. Da Worte wie -Freiheit» oder wie -Vaterland» immer verboten sind, so ist cs begreiflich, daß man dazu der Umschreibungen bedars. Um vier Uhr kommen die Korrekturen zu den Redaktionen zurück. Das Gestrichene muß durch Reserveartikel ersetzt werden, die man bei Zeiten hat censurieren lassen und als Füllsel parat liegen hat. Es ist selbstverständlich, daß die Bücher, die im Lande selbst herauskommen, ebenfalls mit äußerster Strenge geprüft werden. Selbst die Klassiker des Altertums werden untersucht. Man hat den Fall gehabt, daß der römische Vers: uov timso csv8ors8 tuturc>8 gestrichen wurde, iveit man ihn übersetzte: Ich fürchte nicht die Censoren der Zukunft (der Sinn ist: der Zukunft Urteil). In einem Drama, das Polens Vergangenheit behandelt, strich man vor Jagidio das Wort -König von Polen» und ersetzte es durch -Herzog», obgleich es nie Herzöge von Polen gegeben hat. Ja selbst die Kochbücher werden aufmerksam und so kleinlich censuricrt, daß kürzlich in einem die Worte: -über einem gelinden Feuer ge kocht werden» (auf polnisch: über einem freien Feuer) gestrichen wurden, weil das Wort -frei» vorkam. Auch die Manuskripte der öffentlichen Vorlesungen werden ge prüft, und es geschah Brandes, daß ihm, als er in Warschau Vor träge über polnische Litteratur halten wollte, seine Entwürfe übel zugerichtet wurden. Der ganze Schluß, mehrere Seiten, war ge strichen, und überall waren zahlreiche Striche. Selbst ein bekanntes Citat von Schiller: -Der Lebende hat Recht- ivar gefallen, Worte wie rösiAu-rtiou oder tri8tsöss, zur Charakteristik der polnischen Litteratur gebraucht, waren entfernt. Eine Stelle, die von der katholischen Religiosität der Dichter handelte, war gestrichen. An einer anderen Stelle, wo über das Leben gesprochen wird, das Mickiewicz in seinem berühmten Werke schildert, war der rote Tintenslrich über die Worte gegangen: -die lithauischcn Wälder, der natürliche Rahmen dieses Lebens». Als da stand: -Zum ersten Male seit der Teilung des Reiches-, wurden die fünf letzten Worte entfernt. Post. — Von seiten der Post wird darüber geklagt, daß Brief postsendungen nach dem Großherzogium Luxemburg von den deutschen Absendern häufig unrichtig nur nach der deutschen Portotaxc, statt nach den Weltpostsätzen frankiert werden. Sie unterliegen dann in Luxemburg einem erhöhten, vom Adressaten zu zahlenden Nachschußporto. Es folgen daraus für die Beteiligten noch weitere Uebelstände, als Beschwerden, Annahmeverweige rungen u. dergl. Es wird empfohlen, auf die richtige Frankierung der Briessendungen nach Luxemburg zu achten, die für Briefe mit 20 H für je 15 gr zu bewirken ist, für Postkarten mit 10 für Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapiere mit 5 -H für je 50 gr, jedoch mit dem Mindestsätze von 10 für Warenproben und 20 für Gcschäftspapiere. Die Adreßbücher von Halle a/S. Berichtigung. — In Nr. 224 d. Bl. war unter der Uebcrschrist -Verurteilung wegen unlauteren Wettbewerbs; Adreßbuch- eine Mitteilung über die Adreßbücher-Konkurrenz in Halle a/S. ausgenommen worden, die uns von angesehener Seite aus Halle zugegangen war. Darin war erwähnt, daß ein früherer Konkurrent des Herrn Otto Hendel, ein Herr R. Oschmann. seit längerer Zeit steckbrieflich verfolgt werde. Wie uns nun Herr R. Oschmann, der sich zur Zeit in Kiel befindet, mitteilt, sei er in Frankefclde bei Magdeburg wohnhaft und an sässig, und an der Angabe, daß er steckbrieflich verfolgt werde, sei kein wahres Wort. Wir beeilen uns, diese Berichtigung zu geben, und bedauern, daß ivir falsch berichtet worden waren. Eine unbekannte Komposition Richard Wagners (vgl. Nr. 237 d. Bl.) — lieber die von Dr. Hegar in Zürich aufgefundene unbekannte Richard Wagner-Komposition bringt die -Neue Züricher Ztg.» folgende ausführliche Mitteilung: Es handelt sich um die Auffindung einer Komposition, die bisher weder im Druck er schienen noch überhaupt als Manuskript jemals bekannt war und den Titel trägt: -Zweite Concertouverture von Richard Wagner». Als nämlich zur Erinnerung an die drei großen Wagnerkonzerte in Zürich vom Jahre 1853 Or. Hegar sich anschickte, im Jahre 1878 eine 25jährige Gedenkfeier zu veranstalten, halte ihm Wagner auf Wunsch durch seinen Pariser Verleger Durand die Originalmanuskripte hier für zustellcn lassen. Nach stattgehabtem Gebrauch wurden die Stimmen wieder in die umfangreichen alten Pakete gelegt. Bei der nochmaligen Durchsicht dieser Pakete fand Hegar die genannte Komposition; sie wurde sosort, soweit sie instrumentiert ist, vom Tonhalleorchester probiert. Sie zeigt ganz den Wagner in seinen allerersten An fängen, und ihre Entstehungszeit dürfte noch weit hinter der Rienzi- Periode Wagners zurückliegen. Der Wagnersorscher v. Santen- Kolff hat vor drei Jahren anläßlich monographischer Arbeiten über die Faustouvcrture Wagners nachgewiesen, daß Wagner seine Kompositionen nur in den zwanziger Jahren, und zwar als er Kreuzschüler zu Dresden war, bis zum Beginn seiner ersten Kapellmeisterstelle in Riga, mit Zahlen zu bezeichnen pflegte. Zu diesen Kompositionen gehören eine Konzertouverture und etwa neun Kom positionen zu Goethes Faust. Sehr wohl möglich, daß diese Oliver- ture das bisher vermißte opu8 2 von Wagner ist. Es fehlen nämlich thatsächlich etwa drei dieser numerierten Werke, die übrigen sind im Archive zu Bayreuth aufbewahrt. Für Durand in Paris hatte Wagner während seiner Pariser Zeit in den dreißiger Jahren Konzert-Arrangements gemacht, und bei den gegenseitige» Be ziehungen hatte Wagner ihm auch Arbeiten in Verwahrung gegeben, die vor seine Pariser Zeit zurückreichen. Die vielen bei Durand liegenden Musikpaketc spielen überhaupt in der Geschichte Wagners eine große Rolle. Offenbar hatte Wagner in Paris, als er in keineswegs günstigen Verhältnissen lebte, die Rückseite der Kom position dazu benutzt, um darauf eine Stimme aus Rienzi oder ähnliches zu schreiben, und so ging denn diese Komposition zeit weilig verloren, bis sie jetzt in Zürich, wohl nach 65 Jahren der Vergessenheit, wieder zum Leben erweckt wurde. Die Konzert- Ouverture muß erst noch durch einige Instrumente in der Instru mentierung ergänzt werden, bevor sie, unter Vorbehalt der Ge nehmigung aus Bayreuth, in Zürich aufgeführt werden kann. Neue Bücher, Kataloge re. für Buchhändler. Haebrusi8tsr'8 l-iksrariscdsr Nonat-Lbsrivlrt kür Lau- u. Ingsnisur- vis8808edaktgr,, Llolrtroteobmir und vsrrvaoclts Csdists. dlsdet 8od1ü88sl 8". 8. 145—160. Vsrircg von Il:ced roe18 t«r L Tbal io Leipzig. Auszeichnungen. — Anläßlich der diesjährigen Internatio nalen Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege, Sport, sowie einschlägige Industrie und Gewerbezwcige in Inns bruck wurden der Firma Gerlach L Schenk Verlag für Kunst und Gewerbe in Wien von der Jury das Ehrendiplom mit der Goldenen Medaille und vom k. k. Handelsministerium die Silberne Staatsmedaille als höchste Auszeichnungen zuerkannt. Ausstellungspreis. — Herrn L. G. Homanns Buchhand lung in Danzig ist für ihre am 5.-7. Oktober d. I. in Zoppot ge legentlich der Generalversammlung katholischer Lehrer Wcstpreußens veranstaltete Lehrmittelausstellung eine silberne Medaille zuerkannt worden. Ausstellungspreis. — Der graphischen Kunstanstalt G. Heuer L Kirmse in Berlin wurde als Anerkennung für ihre ausgestellten Photogravürcn von der Internationalen Mode-Aus stellung in Berlin das Ehrendiplom und die goldene Medaille zuerkannt. Die Auszeichnung betrifft ein Bild, das auf Anregung der Herren G. Heuer L Kirmse von Altmeister Professor Bi er mann nach den authentischsten Vorlagen gemalt worden war, unter dem Titel -Königin Louise mit Prinz Wilhelm- auf der Jubi- läums-Kunstausstellung die Berliner Abteilung zierte und dort von Freiherrn von Stumm angekauft wurde. Gegenwärtig schmückt die mit der goldenen Medaille bedachte Photogravüre die Schau fenster unserer ersten Kunsthandlungen. Ausstellungspreis. — Aus der Lehrmittel-Ausstellung in Danzig wurde Frl. Therese Focking in Gr.-Lichterfelde für die von ihr verfaßte -Fröbel - Fibel- (Verlag der C. Brünslow'schen Hofbuchh in Neubrandenburg) mit der bronzenen Medaille aus gezeichnet. Personalnachrichten. Gestorben: am 5. Oktober in Cracau bei Magdeburg im sechsundachtzigsten Lebensjahre Herr Gustav Faber, der langjährige Verleger der Magdeburgischcn Zeitung. Gustav Faber begann seine Laufbahn als Buchhandlungslehrling in der Creutz'schen Buchhandlung in Magdeburg unter der Leitung des tüchtigen Carl Kretschmann, war dann als Gehilfe bei Ludwig Pabst (früher Lcske) in Darmstadt und darauf bei I. P. Bachem in Köln thätig. 1838 übernahm er die 1831 von Christian Gottlob Kunze gegründete Sortiments-Buchhandlung dieses Namens in Mainz und firmierte mit seinem Namen Gustav Faber. Aber schon am 1. Januar 1842 überließ er das Ge- schäst an Friedrich Heinrich Evler und übernahm in dem selben Jahre den Verlag und die Druckerei der Magde- burgischen Zeitung, die er mit seinen glänzenden Gaben er folgreich führte, bis er sich im Jahre 1872 zurückzog. Dem Nachrufe der Magdeburgischcn Zeitung, die volle dreißig Jahre lang in seinem Besitz gewesen und durch ihn zu hohem An sehen gelangt ist, entnehmen wir die folgenden Stellen: -Bis in das Greisenaltcr hinein hatte er das Glück, daß ihm Leib, Geist und Herz jugendsrisch blieben. Auch als der Körper endlich zu ermüden begann, leuchtete sein Auge noch im jugend- 872*
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