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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1896-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1896
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- Deutsch
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6348 Nichtamtlicher Teil. 235 8. Oktober 1896. Nichtamtlicher Teil. Kleine Mitteilungen. Die elektrische Beleuchtung im deutschen Buchh ändlcr- l>ause zu Leipzig. — Seit dem Sommer d. I. wurde in den Versammlungsräumen des deutschen Buchhändlerhauses zu Leipzig an der Einrichtung der elektrischen Beleuchtung gearbeitet, die nun mehr, nachdem die Legung der Stromzuführungskabel vom Stadt- innern her beendet ist, die bisherige Gasbeleuchtung ersetzen ivird, ohne diese übrigens ganz zu verdrängen. Nachdem jetzt auch diese Einrichtungsarbeit im Innern des Hauses bis auf geringe nach trägliche Hinzusügungen und Lichtverstärkungcn beendet ist, fand am Abend des 5. d. M. die Bcleuchtungsprobe vor dem versammelten Verwaltungsausschuß des Buchhändlerhauses statt. Diese Probe, die im Innern ausschließlich mit Glühlampen von je 16 Normalkerzen Lichtstärke ausgeführt wurde, ist im all gemeinen als wohlgclungen zu bezeichnen; nur in dem großen Garderoberaum, wie auch im Eingang zu diesem (Portal III) wurde eine größere Helligkeit als wünschenswert festgestellt, wofür die notwendigen Anordnungen getroffen wurden. Ebenso wurden in den beiden Nebensälcn kräftige Lichtquellen im Rücken des Vor standstisches für Vereinssitzungen als notwendig erkannt und nach träglich angeordnet. Diese beiden kleinen Säle, die in ihrer edlen Architektur wahre Schmuckstücke des Jnnenbaus sind, empfingen eine großartige Lichtfülle, deren Kraft selbst das tiefdunkle Getäfel der Decke nicht beeinträchtigt; einen geradezu überraschenden Eindruck aber machte bei voller Beleuchtung mit den beiden je 88 Glühlampen tragenden Kronen und den 16 je dreiarmigen Wandleuchlern der große Fest saal. Das Licht ist hier von ebenso großer Fülle wie von guter gleichmäßiger Verteilung, so daß sich kaum irgendwo ein Schatten bilden kann. Einzig die beiden Gallerieen, die ihrer großen Höhe wegen verhältnismäßig wenig vom direkten Lichte der Kronen ge troffen werden, aber noch besonders durch je 6 Lampen erhellt sind, erschienen uns der großen Lichtmasse des Saales gegenüber noch etwas lichtbedürftig. In der Wandelhalle sind 29 Lampen an 6 Kronen verteilt, im Büffctraume 18 Lampen an 3 Kronen, in der Garderobe an 4 Kronen 20 Lampen, deren zur Zeit, wie erwähnt, noch ungenügende Leuchtkraft von 16 Normalkerzen auf 25 oder, wenn dann noch erforderlich, auf 35 Normalkerzen erhöht werden wird. Weitere Lampen beleuchten Nebenräume. Vor den Anfahrten bei Portal I und III ist je eine kräftige Bogenlampe angebracht. Die Gesamtanlage umfaßt ca. 440 Glühlampen und 2 Bogen lampen, letztere von je 600 Normalkerzen Lichtstärke, und enthält 9 Verteilungs-Schalttafeln zur Cenlralisation der einzelnen Konsum- Leitungen und zur übersichtlichen Anbringung der Ausschalter. Die von den Leipziger Elektrizitätswerken besorgte Zuführung mündet in der rechts vom Mitteleingang (Portal II) gelegenen kleinen Loge, die die Hauptsicherung, den Elektrizitäts-Zähler, den Haupt-Aus schalter und das Haupt-Verteilungsschaltbrett enthält. Von hier zweigen 2 Hauptspeiseleitungen im Dreilcitersystem ab, die die Wandelhalle durchziehen und den Strom den oben erwähnten Schalttafeln zuführen. Zur Herbeiführung eines billigeren Betriebes bei dem immer noch relativ hohen Preise des elektrischen Lichtes in Leipzig ist ferner die Einrichtung so getroffen, daß jede der Festsaal-Kronen 2 Lichtabteilungcn enthält, die den Formen der Kronen angepaßt sind und eine gesonderte Benutzung von nur je 48 oder je 40 Lampen (statt 88) gestatten. Ebenso sind die kleineren Kronen in den Nebensälen stufenweise einschaltbar. Es dürfte vielleicht von Interesse sein, zu erfahren, daß zu dieser Einrichtung rund 5000 Meter Leitungsdraht gebraucht worden sind, und zwar von den Querschnitten 95 Quadratmillimeter in 10 Abstufungen bis herab zu 1,5 Quadratmillimeter. Das Gewicht dieser Drähte beträgt etwa 450 Kilogramm. Projekt und Installation sind unter der unmittelbaren Leitung des Herrn Ingenieurs Kind von der Firma Oscar Schöppe in Leipzig ausgeführt worden. Gefälschte Luther-Autogrnphen. — lieber die im Börsen blatt seit einiger Zeit mehrfach ermähnten Fälschungen von Luther- Autographen veröffentlichten die Herren vr. v. Buchwald und Otto Aug. Schulz in Leipzig im neuesten Hefte (10/11.) des -Ccntralblatts für Bibliothekswesen- (Hrsg, von I)r. O. Hartwig, Bibliothcksdircklor in Halle, Verlag von Otto Hacrassowitz in Leipzig) folgende ausführliche Mitteilungen unter der Ueberschrift: Ein unerhörter Schwindel mit Lutherautographen. Es wird höchste Zeit, auf einen unerhört rasfinierten und frechen, in umfangreichster Weise betriebenen Handel mit gefälschten Luther- autographen aufmerksam zu machen und dringend vor Ankaus dieser Fälschungen zu warnen, deren nachweislich bereits gegen 70 Stück in den Handel gekommen sind, und die, wo sie einzeln angeboten werden und weder mit einer Reihe anderer dieser Fälschungen noch mil echten Stücken verglichen werden können, schwer als gefälscht zu erkennen sind. Von den Antiquariaten, die solche Fälschungen als echt er worben haben, sei hier nur II Hoepli, Oibrsria ^vtiquaria in Mai land, genannt, die eben, unter dem 15. September, »eine kostbare Sammlung von 40 Bänden mit eigenhändigen Widmungen Martin Luthers- zum Kauf anbietet und hofft, die -kostbare Sammlung- -zusammen- verkaufen zu können. Die Person, die die Bände in den Handel zu bringen verstanden hat, durch ihr Auftreten überall Vertrauen und Mitleid erweckend, ist, wenn nicht auch hier eine Täuschung vorliegt, von einer deutschen Firma in ihrer Offerte von 17 dieser gefälschten Autographen bereits genannt. Darin heißt es: -Die Begründung der Sammlung geht zurück auf einen geivissen Justus Kyrieleis, der Ao. 1632 den ersten Band mit Luthers Autograph von Gustav Adolf, König von Schweden, als Geschenk für treu geleistete Dienste erhielt. Seit dieser Zeit haben dessen Nachkommen ununterbrochen Luther-Handschriften gesammelt, und noch Christian Kyrieleis hat in den 50 er Jahren diese« Jahr hunderts mehrere Stücke unter großen pekuniären Opfern dazu gekauft.- lieber die Wahrscheinlichkeit oder llnwahrscheinlichkeit dieser Geschichte braucht hier kein Urteil gefällt zu werden. Ist sie wahr, dann ist nur die opferwillige Familie Kyrieleis zu bedauern, daß sie nicht nur vom König von Schweden ein gefälschtes Autographon erhielt, sondern auch -unter großen pekuniären Opfern» lauter gefälschte Autographen erwarb. Wunderbar ist aber dann, daß sich allmählich durch zwei Jahrhunderte hindurch in einer Familie Fälschungen, von ein und derselben Hand hergestellt, wieder zu- sammenfandcn. klebrigen» wäre es auch eigentümlich, daß die -Sammler» ganz ausschließlich Bücherinschriften und nicht auch einmal einen Brief entdeckt und erworben haben sollten. Denn daß hier nichts als Fälschungen vorliegen, ist evident. Das erste Bändchen, das mir gezeigt wurde, habe ich auch für echt gehalten. Als aber der bekannte, ich darf wohl sagen, in seinem Fache tüchtigste Kenner, Auto'graphenhändler Schulz in Leipzig, mir fünf weitere Bände brachte und wir diese mit sieben anderen, mir aus Wien zur Prüfung gesandten, und ander seits diesen ganzen -Schatz- mit Originalbriefen Luthers ver glichen, waren wir beide von der hier vorliegenden Fälschung völlig überzeugt. Wo sollten diese Bände so plötzlich Herkommen? Hat die Familie Kyrieleis bis zur Mitte dieses Jahrhunderts gesammelt, so waren sie vorher in anderen Händen. Wie merkwürdig, daß auch nicht von einem derselben das Geringste vorher bekannt ge worden ist! Aber das mußte mit gesagt werden, daß bis in diese Zeit die Sammelwut der Familie thätig war — trägt doch mancher Band auch den Namen eines anderen Besitzers, der ihn vielleicht vor nicht zu langer Zeit in die Auktion gab, — freilich als noch kein Luther-Autographon darin stand l Der gute A. Döring, der 1835 einen AuluS Gellius erwarb, ließ sich wohl nicht träumen, daß nach ihm auch Luther sich in diesem Bande verewigen würde. Ilebrigcns müßte man über eine neue Seite des Fleißes Luthers staunen! Bisher konnte man annehmen, daß er mit Widmungen von Büchern oder mit eigenhändigen Einträgen in fremde Bücher doch ziemlich sparsam gewesen ist. Aber was erfahren wir nun? Wir ziehen hier nur 64 Stück dieser -kostbaren und interessantesten- Autographen herbei. Sie verteilen sich in folgender Weise auf die Jahre 1522 bis 1544: 1522: 1, 1523: 1, 1524: 2, 1525: 2, 1526: 1, 1527: 4, 1528: 6, 1529: 5, 1530: 11, 1531: 3, 1532: 1, 1533: 1l, 1535: 3, 1539: 6. 1540: 2, 1541: 2, 1544: 3. Wäre Käthe Luther deß Zeuge gewesen, wie ihr Mann auch noch jahraus, jahrein eine Reihe wertvoller Bücher -verehrte-, d. h. verschenkte, so hätte sie einen weiteren Grund gehabt, über seine Freigebigkeit zu klagen. Bei einigen Büchern freilich kann man sich nicht wundern, wenn sie Luther aus der eigenen Bibliothek entfernte, so z. B. bei den Sentenzen des Scotus und denen des Lombardus. Mit den elfteren beglückte er seinen -lieben Freund Jos. Ernst zu Torgau-, mir den letzteren seinen -gutten Freund Christian Loth zu Torgau-. Freilich sieht man nicht recht ein, was diese Leute mit jenen Bänden an- sangcn sollten, noch weniger aber, wie Luther dazu kam, die 1543 erschienenen Dekrctalcn Znnoeenz III. zu kaufen, um sie 1541 seinen -guiten Freunden To und August Erml (?) zu Eisleben» zu schenken. Die Kenntnis des Freundeskreises Luthers würde durch diese Schätze wesentlich erweitert, wenn — sie echt wären. Merkwürdig, daß uns keiner der »Herren» sonst irgendwie bekannt ist, außer Martin Bucer, dem un Jahre 1533 der fünfbändige Chrysostomus verehrt wird— anständiger Weise hätte Bucer dieses -Keimelion- besser binden
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