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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.02.1895
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.02.1895
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- Deutsch
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1120 Nichtamtlicher Teil. 50, 28. Februar 1895. Der Erklärung des Börsenvercins haben sich ferner ange- schlossen der große »Süddeutsche Buchhändler - Verein« der -Stuttgarter Verleger-Verein und Die Korporation Berliner Buchhändler« (Börsenblatt Nr. 36. Vgl. auch Nr. 48, 49), selbst zwei Buchhändler - Gehilfen - Vereine: »Daheim« und »Alte Hallenser haben Resolutionen gegen die Vorlage gefaßt. Dieses Eintreten für den Kolportagebuchhandel seitens der größten und angesehensten buchhändlerischcn Körperschaften muß die Gesetzgeber veranlassen, die Vorlage ernstlich zu prüfen und das Für und Wider reiflich zu erwägen. Als Freunde der Vorlage erscheinen die Vorstände der Kreis-Verbünde Norden und Hannover - Braunschweig. In der Begründung ihrer Petition berühren sie Mängel, die neben dem Kolportagcbetrieb cinherlaufen und die ähnlich wohl jedem anderen Geschäftsbetriebe mehr oder weniger anhaften. Diese Petition beruht auf einem kleinlichen Standpunkte und läßt den großen Gesichtskreis vermissen, von dem der zu Macht und Ansehen cmporgekommenc Kolportagebuchhandcl beurteilt sein null. Außerdem sind in dieser Petition erhebliche Entstellungen und Uebcrtreibungen enthalten. Um den Kolportagebuchhandcl beurteilen zu können, muß man ihn sich etwas näher ansehcn. Nach dem Adreß buch des Buchhandels Abteilung II, Seite 24 — 31, befassen sich 179 deutsche Verlagsbuchhandlungen und 516 deutsche Sortimentsbuchhandlungen mit Kolportage. Außerdem existieren noch etwa 3000 — 4000 Kolportagebnchhandlungen, die das Buchhändler-Adreßbuch nicht enthält, weil sie direkt oder von Grosso-Geschäften beziehen. Veranschlagen wir, daß diese 179 großen Verl agshandlnngen durchschnittlich nur je 6 Gehilfen, 2 Markthclfer, 20 Setzer, Drucker und bei der Papierfabrikation beschäftigte Arbeiter, 20 Schriftsteller, Zeichner und Holzschneider ernähren, so ergiebt das 48x179 — 8592 Personen und bei einem Durchschnittsgehalt von nur 1200 — 10310400 Nehmen wir die 516 Sorti mentsgeschäfte mit durchschnittlich 2 Gehilfen, 5 Kolporteuren, 2 Markthelfern oder Austrägern an, ohne Berücksichtigung der für Geschäftsarbcitcn benötigten Drucker, Papierhändler, Buchbinder, des Kommissionärs rc., so ergiebt das inkl. In haber 5160 Personen mit einem jährlichen Durchschnittsgchalt von 1200 -- 6192000 Des weiteren sollen die 3000 Kolportagebuchhändler durchschnittlich nur je 5 Kolporteure, 2 Gehilfen, 2 Austräger und 1 Markthelfcr 33000 Personen (inkl. Inhaber) be schäftigen, so ergiebt das bei einem Durchschnittsgehalt von je 1000 ^ 33000000 Nun existieren nach dem Adreßbuch II, Seite 145—>46, noch 80 Reisebuchhandlungen; rechnen wir auf jede durch schnittlich 5 Reisende (ich beschäftige über 40), so sind das 400 Reisende und mit Inhaber 480 Personen. Das Mindest einkommen eines jeden Reisenden muß schon 5000 be tragen, sonst kann er nicht von Ort zu Ort, von Hotel zu Hotel wandern, und diese Herren sind so gestellt, daß sie Bahn II. Klasse und Hotel I. Klasse benutzen. Ich beschäftige eine ganze Anzahl Herren, die 10 000 ^ und mehr Jahreseinkommen haben. Ich will jedoch nur ein durch schnittliches Einkommen von 5000 ^ annehmen; so beträgt 480 x 5000 — 2 400 000 80 Neisegeschüste beschäftigen ferner durchschnittlich 10 Gehilfen, 2 Einkassicrer, 2 Aus träger und 1 Markthelfer, zusammen 15 Personen — 15 X 80 — 1200 Personen je 1000 ^ Einkommen — 1200 000 Es werden demnach im Kolportage- und Reisebnchhandcl 48432 Personen beschäftigt mit einem Einkommen von 53102400 Ein jeder mit den Verhältnissen des Kolportagebnch- handels vertraute Kollege wird bemerkt haben, daß ich, sowohl was die Summe der Personen wie des Einkommens an belangt, weit unter die thatsächlichen Verhältnisse gegriffen habe. Es werden viel mehr Personen im und durch den Kolportagebnchhandel beschäftigt. Jene Ncisebuchhandlungen beschäftigen z. B. etwa 6 große Buchbindereien in Leipzig mit etwa 2000 Arbeitern fast ausschließlich mit den Binden von Brockhaus' und Meyers Konversations-Lexikon, und es sind diese, wie die dadurch erforderlichen Arbeitskräfte in der Leder-, Pappen- und Papierbranche, in obiger Aufstellung gar nicht berücksichtigt. Ferner sind nicht berücksichtigt die für Zeitschriften und Lieferungsmerke thätigcn Schriftsteller, Künstler, Zeichner, Holzschneider, Graveure u. s. w., insgesamt mindestens 100 000 Personen. Dieser Macht gegenüber steht der Sortimentsbuchhandel, mit Ausschluß der Kolportage treibenden Sortimenter, etwa 2500 Firmen, deren jede durch schnittlich 4 Personen beschäftigen soll, mit — 12500 Personen. Diese 12 500 Personen will die Gewerbe-Novelle schützen, dagegen die Existenz von 100 000 Personen vernichten. Bedürfen jene 2500 Sortimentsbuchhandlungen des Schutzes? — Wie stand es um den Buchhandel vor Erlaß der Gewerbeordnung? Es existierten damals ca. 1600 deutsche Sortimentsbuchhandlungen; heute hat sich ihre Zahl trotz der Kolportage- und Reisebnchhandlungen verdoppelt. Die damals vorhandenen Zeitschriften und Lieserungs- wcrke hatten Auflagen, wenn es hoch kam, von einigen Tau senden Jetzt hat sich die Anzahl der Lieferungswerke und Zeitschriften gegen früher verzehnfacht und die meisten der selben erzielen Auflagen bis in die Hunderttausend und darüber. Von der Größe und dem Umfange der Verlags- Handlungen und Buchbindereien zeugen deren Geschäfts- Paläste in Leipzig und Stuttgart. Nur dem Kolportage buchhandel ill es zu danken, daß so viele lehrreiche, künst lerisch ausgestattete Zeitschriften und Liefcrungswerke zu einem so beispiellos billigen Preise erscheinen können, und als Beweis dafür führe ich Brockhaus' und Meyers Konversationslexikon in früheren Auflagen an, die damals, nur auf die Ver breitung des Sortimentsbuchhandels angewiesen, in geringen Auflagen denselben Preis hatten, zu dem sie heute mit ihren Tausenden von Illustrationen, die einen Separat-Wert von mindestens 100 Mark besitzen, verkauft werden. Das be kommt das Publikum heute geschenkt und das verdankt man den Buchhandlungs-Reisenden. Der Kreis Norden und Hannover-Braunschweig in ihrer Eingabe an den Reichstag bestätigen das Vorstehende, indem sie schreiben: »Der Herr Abgeordnete Hasse exemplifizierte auf das Meyersche Konversationslexikon und sagte, es seien davon für 2l Millionen Mark durch den Reisebnch- handel abgesetzt, gegenüber einer viel kleineren Summe durch den seßhaften Buchhandel. Die Richtigkeit der Angabe bezweifeln wir keinen Augenblick. Aber die Hälfte von jenen 21 Millionen wären von dem Sortimentsbuchhandel auch abgesetzt worden, wenn es keinen Rcisebuchhandel gäbe.« . . . . Ganz abgesehen von dieser durch nichts bewiesenen Be hauptung, kann man doch davon Notiz nehmen, daß der Kreis- Verein Norden u. s. w. zugiebt, daß dem Neisebuchhandel von diesem einen Werke der- Absatz von 10>/z Millionen und dadurch die Möglichkeit zu danken ist, daß dieses heute mit Illustrationen zu demselben Preise wie früher ohne die Illustrationen erscheinen kann. Der Sortimentsbuchhandel ohne Kolportage muß hieraus die Folgerung ziehen, daß es ohne Kolportage- und Rcise buchhandel nicht mehr geht; er muh sich nicht länger darüber ärgern, wenn er davon hört, daß Reisende und Kolporteure an seinem Wohnorte guten Absatz erlangten; ihm wäre dieser
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