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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1870
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18701212
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dcr Schreiber der Anklage von der Börse ausgeschlossen werde. Auch eine andere Berichtigung — die Sache scheint Aufsehen gemacht zu haben —ist schon in Nr. 38. Der Saal sei an die Juden nicht ver- mielhet, sondern unentgeltlich überlassen und um mit diesen nicht in Collision zu kommen, könnten ja die Rechnungstage von Donnerstag nach Jubilate auf Montag nach Cantate fortvcrlegt werden. Krieger bemerkt dazu: „Was für Kosten könnten erspart weiden, wenn gleich mit Ablauf jedes Jahres jede Handlung ihre Rechnungen einschickte und die Zeit gewönne, bis zur Ostcrmcssc solche schriftlich ebenso gut als persönlich abmachen zu können. Wie leicht läßt sich durch die Herren Kommissionäre alsdann der Saldo zahlen und die- etwaige Differenz heben, sobald die Rechnung in Ordnung ist und der Commissionär die nöthigen Gelder nur rechtzeitig zum Auszahlen in Händen hat." Krieger's Idee ist jetzt verwirklicht! „Unmaßgebliche, doch wohlgemeinte Vorschläge" ist die Ueber- schrift eines Artikels in Nr. 48 und 49; einer dieser Vorschläge fordert, „daß sich der Buchhandel zünftig gestalten müßc. Eine Commission von gelernten, kenntnißreichen Buchhändlern müßte sich bilden, die alle Diejenigen, die sich etablircn wollten, vorher prüfte und eraminirte,' und bei der Lehrzeugnisse re. vorgezeigt werden müßten". Ueber das Wochenblatt selbst bringt Nr. 4 den ersten Artikel, der Wünsche für die Nutzbarmachung des Blattes ausspricht. In Nr. 40 wünscht ein K—n. dessen Fortdauer, doch wäre es wohl besser, wenn es in Leipzig erschiene und daß das Blatt in keine uneingeweihten Hände käme; es wird geklagt, daß in manchen Arti keln der nöthige Anstand, den man von einem Buchhändler fordern müßte, sehr oft verletzt würde. Viele der älteren Herren College» werden sich erinnern, wie früher eben nicht der feinste Ton auch in dcr Korrespondenz herrschte, von dem unsere Zeit nur noch Nach klänge aufzuweisen hat, was auch sehr gut ist. Auch im öffentlichen persönlichen Verkehr mußten mitunter arge Dinge vorgekommen sein, denn in Nr. 12 spricht sich Hendel aus Halle ganz entrüstet über die Grobheiten aus, die ihm ein jüngerer College auf der Börse in Leipzig bei dcr Abrechnung gesagt habe; sogar von Hinauswerfcn sei von Seiten des Jüngeren die Rede gewesen; einem alten Manne von 80 Jahren, wie Hendel, gegenüber doch ein sehr starkes Stück. Krieger hat als Herausgeber und Ncdacteur auch seine liebe Noth. In Nr. 39 beschwert er sich, daß ihm Bücherankündigungen zugcschickt worden zur Insertion; obschon die Zeile nur 4 Pf. koste, so verweigere man doch nachher die Bezahlung, das sei „Knauserei". In Nr. 43 bringt er eine „abgedrungene Abfertigung": Es sind mir zwcy anonyme sehr naseweise Schreiben zugesandt worden, das eine corrigirt meinen Styl, meine Punktation im Wochenblatt; das andre weiß viel an meinen Anmerkungen auszusetzen und zu tadeln u. dergl. Wahrscheinlich sind cS junge Lassen, die ich verachte, da sic nicht in die Sache selbst, sonder» bloß aufs Buchstäbliche sehen. Denn wenn sie gerechte Sache zu tadeln wüßten und es mit Bescheidenheit gethan, brauchten sic ihr Schreiben nicht unbcnahmt zu lassen; ich nehme gern noch Lehre an, wenn sie von College» kommt, die edle und uneigennützige Zwecke haben und Mißbräuche zu bekämpfen helfen. Jene Scribler aber scheinen bloß an dcr Mode zu hängen, deswegen wollen sic nicht in etwas Gehaltreiches und Wahres cingchen, sondern bloß etwas, das in einem blumenreichen Styl eingekleidetes Bild cingchüllt ist, denn das alte Costüm mißfällt ihnen; bloß an dcr neuen Alfanzerei hängt ihr Herz, daran bildet sich ihr magerer und hirnloser Geist, sie ässen lieber einem Ksilre eie pisisir nach, als einem alten geraden Mann, dcr den jungen Windbeutels sagt was zu ihrem Besten dient, und ihnen das Lehrgeld sparen will was der Alte gegeben hat. Sic wissen nichts von der Cache selbst oder gehen zu leichtsinnig darüber weg, kcbren der Wahrheit den Rücken und wollen meine Schreibart tadeln. Und gesetzt auch, daß diese Msrs. wirklich in der Rechtschreibung weiter fortge rückt wären als ich, so würde es vielleicht auch besser für sic gewesen sein, wenn sie sich um eine Schulmcisterstellc bemüht hätten, als zum Pfuscher und Schleuderer im Buchhandel zu werden. Damit sei es genug für diese Herren, denen ich ins künftige nichts weiter antworten werde, da mir die Zeit fehlt und ich das Wochenblatt nicht mit unnützen Wiederlegunge» anfüllen mag. Auf Dank habe ich bei der Herausgabe des Wochenblattes nicht gerechnet, auch nie gesucht mich dabey als Schriftsteller geltend zu machen. Mein Zweck war stets aus den allgemeinen Vortbeil unsres Handels gerichtet, damit auch der Unbemittelte dabey sein Fort kommen neben den Bemittelten finde, zu einer Zeit, wo alle Handelswcge verpfuscht und täglich mehr verhunzt werden, wie die gelieferten Blätter sattsam erweisen. Wer übrigens meiner Versicherung keinen Glauben schenken will, und mit meinen Ansichten nicht zufrieden ist, auch keinen guten Willen hat mitzuwirken, daß der Sortimentshändlcr für s ine Mühe uird Fleiß, Kosten und Verlust, den er so mannigfaltig zu tragen hat, thätigcr unterstützt werde, dcr bleibe auch mit seinen unnützen Vorwürfen und Anmerkungen zu Hause. Ich kann mir so ziemlich erklären, woher aus Neid und Eifersucht manches Blatt unterschlagen wird, um die Fort setzung zu hemmen. Diese wenigen Herren setzen mich in keine Verlegenheit, da dock) mehrere rechtliche Männer die Fortsetzung desselben wollen lind sich dazu auf meine Aufforderung auch namentlich schon pro 1821 unterzeichnet haben. Krieger. Das Redactionstalent Krieger's war freilich nicht groß, selbst Privatbriefe (wie in Nr. 27) übergibt er der Oeffentlichkeit, ohne vorher dazu autorisirt zu sein. Dafür mußte er dann auch Ab fertigungen hinnchmen, wie in Nr. 43, die man kostbar nennen kann. Ebenso eigcnthümlich ist es, daß Krieger der letzten Nummer des ersten Jahrganges nicht ein Schlußwort beifügte, sondern auf der Rückseite des Titelblattes, das der letzten Nummer beigelegt war, eine Vorrede aufdrucken ließ, die hier wörtlich folgen mag: Dcr Wunsch eines Ungenannten im 41. Stück de« Wochenblattes und die Aufforderung an mich, die Redaction diese« Blattes einer Leipziger Buck- Handlung zu überlassen, ist von einem andern Ungenannten im Stück 48. geprüft und manches dageg.n erinnert. Ich für meine Person will weder! untersuchen noch entscheiden, wer Recht hat, wie ich selbst denke, erhellet aus demselben Stück. Ich lasse es mir gern gefallen, den Verlag nebst dcr Ncdaction einem andern abzutrctcn, da es mir nicht um Gewinn, sondern um Förderung der guten Sache zu thun ist. Da sich indcß bis jetzt noch Niemand tvedcr aus Leipzig noch ans einem andern Orte zur Ucbernahme des Verlags und der Redaktion ge meldet, von mehreren Seiten seither aber die Fortsetzung dieses Blattes gewünscht wird und ich mich immer noch von dem Nutzen überzeugt halte, so werde ich mich wie bisher dcr Redaktion auch willig unterziehen. Zugleich muß ich diejenigen meiner Freunde, die mich bisher mit Aufsätzen unter stützten, wofür ich Ihnen öffentlich meinen besten Dank abstatte, frcundlichst ersuchen, so sortzufahrcn. Mehrere unter Ihnen zeigten sich als Männer entfernt von allem Egoismus, denen cs nur um das Wohl des Ganzen einstimmig mit mir zu thun ist. Mögen sie daher fortfahren und ohne Nebenrücksicht saut und von Herzen sprechen. Es sind noch immer viel Harthörige in unserer Mitte, und die müssen berücksichtiget werden, damit sie vielleicht auf das Gesagte hören, es beherzigen und weiter werden. Ebenso lade ich jeden Andern zur thätigen Thcilnahme an diesem Blatte ein, dcr im Stande ist, etwas Gutes zu befördern, und guten Willen hat, da« Schlechte zu verhindern. Die Klage über den Unfug mancher Buchhändler lese ich täglich in den mir anonym zugchenden Aufsätzen. Wird in der Folge dergleichen ausgenommen und eingcrückt werden, so verlange ich nur die Billigkeit von den Angeklagten, daß sie sich nicht über mich beklagen, da ich nicht der Ver fasser bin, mögen sie lieber, wenn sie die Anklage zu wiederlegcn im Stande sind, oder wenn sie sonst etwas Bedeutendes gegen irgend einen Aufsatz zu crwiedern haben, sich dieses Blattes zu ihrer Verantwortung unentgeltlich bedienen. Marburg, den 1. März 1821. Krieger. Charakteristisch ist die stereotype Klage in allen Artikeln über den Verfall des Buchhandels und die Nichtachtung des Buchhänd lers im bürgerlichen Leben, und diese Klage finden wir in allen Jahrgängen unverändert, sie ist ins Börsenblatt hinübergegangen, wir lesen sie heute noch; die damals Klagenden waren vollständig davon überzeugt, daß ihre Klagen tief begründet, wir sind cs heute ebenso. Heutzutage müssen wir aber den eigentlichen Buchhandel streng von den ColportagegeschLften trennen; der letztere hat uns in den Augen der literarisch Gebildeten ungemein geschädigt und die Achtung, die unser Stand genoß, untergraben. Diejenigen Sorti menter, die begeistert von der Aufgabe, die ihnen durch die Wahl des Buchhandels als Lebensberuf zugefallcn ist, derselben leben, nur das Edle und Verbreitung von Wissenschaft und Bildung im Auge haben, stehen unter ihren Mitbürgern, gelehrten wie ungelehrte».
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