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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1870
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- Deutsch
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Rechenbüchern und Grammatiken überschwemmten." — „Die Lehr bücher an den Hochschulen wechselten selbst mit jedem Professor, an den Gymnasien mit den Lehrern, ohne daß man sich im mindesten darum bekümmerte, ob die Ortsbuchhandlungen noch Vorräthe davon hatten, die ihnen unverkäuflich blieben. Haben die neuen Lehrer selbst keine Schulbücher herausgegeben, so verdrängen die von ihren Freunden zusammengetragcnen die eingeführtcn re." — Dann klagt Schreiner weiter über den Nachdruck und die Censur und über das hohe Postporto; früher hätten Bücherpackete ein geringeres Porto gezahlt. Dann kommt er nochmals auf die Autoren zurück, wenn sic als Sclbstverleger aufträtcn und Beamte und Behörden zur Verbreitung ihrer Schriften aufböten, oder gar selbst sich auf's Subscribcntcnsammeln legten, Geschäfte, „die theils Betteleien, thcils Prellereien glichen". In Nr. 37 folgt die Fortsetzung des abgebrochenen Aufsatzes in Nr. 34, die ganz zu geben ich mir nicht versagen kann; sie ist interessant genug und bietet viel Stoff zu Parallelen mit heutigen Zuständen und Vorkommnissen. In der bessern Vergangenheit des Buchhandels wurde derselbe durch gängig von kennlnißrcichen, verständigen Biedermännern betrieben. Daher, seine Gründung auf deutsche Ehrlichkeit, Treue und Glauben, wodurch er auch nur allein in seinem eigenthümlichen Leben fortbestchen kann. Damals konnten sich aber auch Hoblköpfe, Wichte, Glücksritter und dergl. so leicht nicht eindrängen. Die Lebrlinge wurden auf 5—6 Jahre angenommen, mußten die nöthigen Schulkcnnlnisse besitzen, eine deutliche Handschrift schreiben können, von gesitteten und gebildeten Familien hcrstammen. Sie wurden zur Thätigkest angeführt, man sah mit Ernst, und wo eS nvlhig schien mit Strenge, auf ihr sittliches Betragen. Hatten sie wenig gelernt, keiner guten Aufführung sich beflissen, so nahmen ihre Lehrhcrrn sie selbst nicht zu Gehilfen an, und empfahlen sie auch ihren Freunden nicht dazu- Auch den Gehilfen wurden nur gute Zeugnisse und Empfehlungen zu Theil, wenn sie solche durch ihre Brauchbarkeit, ihren Fleiß und ihr Be tragen verdienten. Selbstetabliren konnten sich diejenige», welche Einsicht und Erfahrungen erlangt, guten Ruf erworben hatten. Nur diesen verlieh man Credit und beförderte ihr Fortkommen. Die Prinzipale, welche solche Anfänger zu Gunst empfohlen, waren lang bekannte Männer von GeschästS- kenntmtz und Rechtschaffenheit. Nachdem sich aber in der neuern Zeit ungnalificirtc Subjectc auö allerlei Volk in den Buchhandel gemischt und eingenistet, kommen nicht selten in der neuesten Zeit Fälle vor, daß Anfänger von Handlungen, die säst ebenso unbekannt wie sic, oder deren Besitzer gar der Empfehlung selbst unwürdig sind, empfohlen werden! — Diese Herren scheinen sich dadurch wichtig zu fühlen, es wäre aber zu wünschen, daß sie sich durch solche Dummdrcistigkeit, die man sonst nicht kannte und jetzt ungcrügt verübt wird, nur so lächerlich machen, als sic es verdienen. Diejenigen, denen cs aber auch an solchen Bekanntschaften fehlt, um sich von ihnen empfehlen zu lassen, sind so erfinderisch, noch andere Wege zu Geschäftsverbindungen cinzuschlagcn. Viele lassen einige Wische drucken, andere übernehmen der gleichen auch wohl nur von ihren Verfassern oder von Buchdruckern in Commission und versenden sie nach den Leipziger Verzeichnissen an die SortimcntShandlnngen, um sich auf diese Art einzudrängcn. Was sonst herkömmlich und üblich, was Sitte und Regel war, galt für Alle. Jetzt kramen so viele ihre Bedingungen ans, unter welchen sie, individuell, nur allein Geschäfte macken wollen, daß man die Menge der gedruckten Rundschreiben, die solche verkündigen und fast alljährlich abändcrn, kaum mehr zu lesen, viel weniger darauf einzugehen vermag. Sehr emsig zeigen sich besonders in dieser neuen Art Vorschriften Handlungen, die noch nicht lange bestanden, die kaum den Namen nach bekannt sind; unermüd lich erscheinen VerlagShandlnngen darunter, welche sich den Sortimentöhand- lungcn als Gesetzgeber anszudringen streben. Eine Menge von einander abweichender, sich widersprechender, unpassender und unbilliger Forderungen und Zumuthungen konnten aber nur Verwirrung und Unwillen erregen, den gewohnten Geschäftsgang stören und unsicher machen. Das bunte Gemcngsel, von Unkundc, Anmaßung und Egoismus strotzend, konnte unmöglich von guten Folgen sein. — Damit begnügten sich indessen die Fabrikanten nicht, die nun im Buchhandel wie Pilze ausschossen. Sie zwackten unter allerhand Vorwand an, üblichen Rabatt, und machten so viel Ausnahmen davon, daß man bei manchen fast nicht mehr erkennen kann, was sic darin für Regel halten. Auch in das Schlechteste anderer Spccnlanten, in den Schwindel, Unternehmungen zu wagen, die weit über ihre Mittel gingen, verfielen sie, Die Pränumerationen und Subscriptionen wurden erfunden und zu Prellereien mißbraucht. Die Buchhandlungen plackten sich damit herum, hatten mannigfaltigen Schaden und Verdruß davon, daß sie die Verleger auf fremde Kosten bereichern halfen, und ließen sich auch noch dabei, wie bei Journalen, Mvnatschriften, Taschenbüchern, Com- missionS-und einer Menge anderer Artikel, ihren Rabatt schmälern! Hierbei aber ließ es die verderbliche Industrie und der Schwindelgeist noch nicht bewenden. Selbst in den Städten, worin es an Buchhandlungen nicht fehlte, warb er Privatleute zu Sammlern und Commissionären, bot diesen dieselbigcn oder gar größere Vonheile als den Buchhandlungen für ihre Bemühungen. Dadurch kam nun Mancher ans den Einfall, im Buchhandel sein Heil zu versuchen, der, wie man zu sagen pflegt, bei zwölserlei Handwerken schon drcizehnerlci Unglück Halle. Diese und jene Schwindler, die da wollten reich ivcrdcn, verfielen in die abenteuerlichsten Unter- nthmungen, die sic zwar nach einiger Zeit wieder anfgebm müssen, welche aber das Auskommen ordentlicher Buchhandlungen bindern. Nicht zufrieden in ihrem Wolmorle das anvertraute Gut zu verschleudern, beziehen sie Messen und Märkte, hausircn, nehmen Buchbinder und andere Helfershelfer in benachbarten Orten an, ober schicken von ihren Gehilfen dahin, den Trödel zu betreiben und sich, nach ihrer Einbildung, schnell zu bereichern- Dieses Geschmeiß schadet de» Buchhandlungen dermaßen, daß sie nicht auf- kommen können, während es selbst nicht bestehen kann. Da aber die Schlenderer und Trödler viel brauchen, so werden sic von den Verlags- Handlungen so lange mit allem Glimpf als thätige Mäniier behandelt und vorgezogcn, — bis sie nicht mehr zahlen können! Unsere Vorfahren ließen die Mannfiripte, die ihnen znm Verlag an- gcboten wurden, erst sorgfältig von ihren gelehrten Freunden prüfen, bevor sie sich auf die Uebernchmung derselben einlicßen, und griffen nicht gserjg nach allem Wust. Gute Werke wurden ohne marktschreierische Anpreisungen, ohne parteiische oder bezahlte Recensionen bekannt mrd fanden den ver dienten Beifall und Abgang. Als aber die unnütze Schreibseligkeit veran laßt und befördert wurde, begannen auch die Posannercien von den mittel mäßigen und elenden Producten in unzähligen Zeitungen, Journalen und besonderen Ankündigungen, wodurch das Publicum so lange getäuscht worden, bis sie nun fast keinen Eingang mehr finden. Der Schaden, den das dadurch verbreitete und begründete Mißtrauen dem Absatz selbst guter Schriften und Werke wirklich thnt, und den sie noch lange werden erleiden müssen, ist unbercchnenbar. Von politischen werden kaum noch diejenigen gesucht, welche die Empfehlung eines Verbotes für sich haben, weil diese Ehre jetzt auch wohl schon unbedeutendem Geschmier wicderfährt. Indem ich diese Einleitung hiermit schließe, hoffe ich, sie werde zum Bessern anrcgen, eine Bereitwilligkeit verbreiten, mit Kraft, Festigkeit und Ausdauer dahin zu wirken, unfern so seür gesunkenen und verpfuschten Handel wieder zur verlornen Ehre und Würde emporzubringcn. Sobald sich die Mehrheit unserer Geschäftsgenossen hierzu geneigt und entschlossen erklärt, werde ich Ihnen, geschätzter Freund, mcme Wünsche und Ve- mcrkungen, die Erreichung dieses edlen Zweckes betreffend, als Schluß dieser Zuschrift, zur Aufnahme in Ihr Wochenblatt ebenfalls mitdheilen. Düsseldorf, den 26. Oct. 1820. I. H. C. Schreiner. In Nr. 14 befindet sich ein Aufsatz: „Warum haben die Buch händler im Allgemeinen bei vielen Banquiers und Kauflcuten in großen Städten keinen guten Zahlungsruf und wie sollte demselben schnell abgeholfcn werden? " Die Verleger waren, dies geht daraus hervor, mitunter auf die Idee gekommen, im Laufe des Jahres schon auf den muthmaßlichen Ostcrmeß - Saldo abzugeben, und derartige Tratten waren von den Sortimentern natürlich nicht cingelöst worden. Nr. 36 bringt einen schnurrigen Artikel unter der Ueberschrift „Veränderte Börse in Leipzig": „Der große theologische Hörsaal iin Paulinum, welcher in den Ostermessen als Buchhändler-Börse diente, ist während der jetzigen Michaelismesse in einen deutschen Judentempel umgcwandclt worden; und wenn, wie zu vermuthcn steht, die Juden mehr dafür bezahlen, als von den Buchhändlern gezahlt wurde, so ist es noch die Frage, ob diese nicht den Juden werden weichen müssen. ' Das Summen und Brummen sind die Wände übrigens schon gewohnt." Dazu bemerkt die Redaetion, daß man sich bei dem geringen Meßbesuch und dem Krebsgänge des Buchhandels nicht darüber wundern dürfe, wenn die Vermiether des Loeals dasselbe möglichst zu verwerthcn suchten, seien die Miether Juden oder Christen. In Nr. 39 berichtet Horvath als Vorsteher der Börse, daß die Buchhändler dadurch in der Benutzung des Loeals gar nicht beschränkt wären für die Meßzeit. Barth in Leipzig spricht in Nr. 40 auch ein derbes Wort in dieser Sache und verlangt, daß
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