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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1894
- Sprache
- Deutsch
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101, 4. Mai 1894. Nicht amtUcher Teil. 2721 so dringlich aufgetreten sei, wie gerade jetzt. Freilich ständen der Ausführung des Gedankens mancherlei Schwierigkeiten entgegen; aber diese beständen zumeist nur in der Einbildung und ließen sich mit nur einigem guten Willen leicht überwinden. Eine dieser Schwierigkeiten sei zunächst die Besorgnis, der geplante Sortimenterbund würde seine Spitze gegen die Verleger im allgemeinen kehren und das doch sehr wünschenswerte gute Einvernehmen zwischen Sortiment und Verlag stören. Man könne darüber ja verschiedener Ansicht sein; richtig sei seines Erachtens, daß, wenn sich irgend welche Spitze bemerkbar mache, diese doch nicht anders aufgefaßt werden könne, denn als eine Ab wehr der gegen das Sortiment gerichteten Spitzen auf Seiten des Verlages. Das sei also eine durchmis unbegründete Besorgnis. Der Sortimenter bedürfe freilich des Verlegers; aber auch der Verleger könne ohne den Sortimenter nicht vorwärts kommen, und wenn der Verleger, wie es ja leider vielfach geschehe, sich dieser Erwägung entschlage und rücksichtslos den Nächstliegenden eigenen Vorteil im Auge habe, so sei es für den Sortimenter um so dringender notwendig, daß auch er sich der Verpflichtung erinnere, doch zunächst für seinen eigenen Vorteil einzustehen, ohne auch seinerseits auf diejenigen unter den Verlegern Rücksicht zu nehmen, die ihm diese Verpflichtung erschwerten. Bei der unleugbaren Haltlosigkeit der gegenwärtigen Zustände scheine es ihm über das Maß der nötigen Rücksicht hinauszugehen, wenn man aus lauter Besorgnis, irgendwo anzustoßen, sich den für redliche Arbeit gebührenden Vorteil aus der Hand nehmen lasse. Eine zweite Schwierigkeit bestehe allerdings thatsächlich und sei wesentlich ernster zu nehmen, als die ersterwähnte. Sie liege in der Notwendigkeit, sich selbst untereinander zu verständigen. Es werde schwierig sein, aus der großen Menge der Beschwerde», deren Abhilfe man erstrebe, das allgemein Anerkannte heraus zuschälen und sich auf dessen Beseitigung zu vereinigen. Die Sortimenter seien unter sich ja wieder von sehr verschiedener Art und Anschauung, es gebe kleine und große Sortimenter, und das Ueble sei, daß jeder nur nach seinen Verhältnissen, Er fahrungen und den daraus gewonnenen Anschauungen urteile und seinen Standpunkt in irgend welcher hier einschlägigen Sache für den allein richtigen und maßgebenden zu betrachten geneigt sei. Auch diese Schwierigkeit werde sich überwinden lassen, wenn die großen Herren unter den Sortimentern nur der Thatsache eingedenk bleiben würden, daß jeder Zoll Boden, der den kleinen Sortimentern unter den Füßen weggezogen werde, sicher auch ihnen schaden und auch ihnen schließlich den Boden, aus dem sie stehen, unsicher und schwankend machen würde. Eine dritte Schwierigkeit sei die, daß das Sortiment in Leipzig schwach vertreten sei gegenüber den zahlreichen Verlegern, die zur Messe in den maßgebenden Versammlungen anwesend seien und ihre Meinung zur Geltung zu bringen verständen. Man sehe ja auch heute wieder, wie wenige erschienen seien, wie wenige geneigt wären, sich persönlich um die Wahrung ihrer Rechte zu bekümmern. Man scheue die Unbequemlichkeiten, viel leicht auch und — wie er zugeben müsse, zum Teil aus nahe liegenden und wohlbegründeten Erwägungen — die Kosten einer Reise. Es sei zu hoffen, daß auch diese Schwierigkeit sich be heben lassen werde, daß mehr Freudigkeit und, gegenüber der Gemeinsamkeit der Interessen, auch ein gewisses Maß von Selbst losigkeit die gegenwärtige Aeng'tlichkeit und Bedachtsamkeit be siegen werde. Immerhin seien die hier Erschienenen nicht ohne Unterstützung; denn außer zahlreichen Zustimmungserklärungen aus den Kreisen der Sortimenter seien ihm, dem Redner, auch manche Erklärungen von Vereinen zugekommen, von Vereinen, die Be deutung und namhafte Mitgliederzahl hätte». Auch von Ver legern seien, wie schon erwähnt, beifällige Aeußerungen gekommen, indessen seien bloße Sympathie-Erklärungen nicht immer nach seinem Geschmacke und keinesfalls ausreichend, ja sie könnten nach Umständen mitunter sogar tötlich für eine gute Sache sein. Die vierte Schwierigkeit liege seines Erachtens in der Persönlichkeit, die für die Leitung der geplanten Vereinigung zu gewinnen sei und unbedingt gesunden werden müsse. Er habe sich nicht in den Dienst dieser Bewegung gestellt, weil er glaube, sie nun auch leiten zu können; sondern nur weites ander nötigen Anregung gefehlt habe, habe er geglaubt diese Anregung gebe» zu sollen. Was er in dieser Richtung gethan habe, entspringe lediglich seinem Pflichtgefühl, seinem Drange, nach seinen Kräften zu helfen, so lange er könne und so lange noch Zeit dazu sei. Daß er selber nicht die richtige Person auch für die Leitung der umfangreichen Obliegenheiten einer Vereinigung, wie der geplanten, sei, sei ihm vollkommen klar, es sehle ihm hierzu die Kraft und die Befähigung und der Nachdruck, den nur eine Stellung in einer großen Stadt und als Leiter eines lebhaften und umfassenden Sortimentes geben könne. So viel zunächst über die Schwierigkeiten, die sich dem Plane entgegenstellten; im weiteren wolle der Redner versuchen, die dringende Notwendigkeit einer Besserung zu begründen. Das Sortiment leide so allgemein unter schwierigen Ver hältnissen, daß es aller Voraussicht nach in nicht zu ferner Zeit in seiner jetzigen Gestalt zu Grunde gehen müsse und von der Bildfläche des buchhändlerischen Geschästslebens verschwinden werde, wen» die dringend zu fordernde Abhilfe nicht bald erfolge. Wo sehe man, daß das Sortiment gedeihe? Die dürftigen Ver hältnisse des Sortiments in der Provinzialstadt seien bekannt; aber auch in den großen Verkehrscentren, in Berlin, Hamburg oder anderen großen Städten mit kräftig pulsierendem geistigen Leben, seien die Verhältnisse nicht besser, ja im Gegenteil teil weise noch schlimmer als in der Provinz. Nur die Spezial- sortimente erfreuten sich einer gewissen Blüte und neben ihnen die Namschgeschäste. Ueberall anders werde geklagt und, wie es allen Anschein habe, mit Recht. Ueberall seien unbefrie digende Resultate einer mühsamen und aufreibenden Arbeit zu verzeichnen, und der Sorge sei kein Ende. An diesen unleid lichen Zuständen, die allen Berussgenossen die ernstesten Bedenken wachrufen müßten, sei wohl in erster Linie die unerhörte Ueber- produktion des Verlages schuld, die die Verleger nötige, zur Abwendung von Mißerfolgen ihre Ware unterzubringen, wo und wie sich irgend Gelegenheit dazu biete. Wer aber diese ganze Last einer im höchsten Grade ungesunden Ueberprvduktion zu tragen habe, das sei das Sortiment. Von seiner Leistungs fähigkeit werde das Unmögliche verlangt, weit über den Bedarf des Lesepublikums hinaus die im Ueberfluß produzierte Ware des Verlages abzusetzen. Selbst bei äußerster Anspannung seiner Kräfte, bei größter Findigkeit und dem besten Willen sei es hierzu außer stände. Als Folge dieser Unmöglichkeiten müsse das Sortiment höchst ungerechte Klagen und Beschuldigungen der Verleger vernehmen, als wenn heutzutage bei dem Ernste des Daseinskampfes nicht jeder ganz von selber das Möglichste auf bieten werde, um den Wünschen des Berlages nach Absatz seiner Erzeugnisse entgegenzukommen. Nun sei ein Sortimentsgeschäft ein so vielseitiger und arbeitsreicher Mechanismus, daß es, ungleich vielen Verlags geschäften, ohne Hilfskräfte nicht betrieben werden könne, und auch in dieser Beziehung habe es im Vergleich zum Verlage den Nachteil, daß es an seine Gehilfen ganz andere Anforde rungen allgemeiner Art stellen müsse, als dieser, dem oft eine höchst einseitig ausgebildete technische Geschästsgewandtheit seiner Hilfskräfte, soweit er deren überhaupt bedürfe, genügen könne. Der Sortimentsbetrieb erfordere von den Gehilfen außer dem üblichen Maß einer Beherrschung der Geschäststechnik eine gute allgemeine, sogenannte humane Bildung, tüchtige Sprach- und bibliographische Kenntnisse, gewandte Umgangsformen, repräsen- table Erscheinung und anderes mehr, und es sei nur billig, daß solchen gesteigerten Anforderungen eine entsprechende Gegenleistung im Gehalt gegenüberzustehen habe. Wenn es damit aber schon früher dürftig bestellt gewesen sei, so sei man gegenwärtig bei der Kalamität angelangt, daß man, in kleineren und mittleren Städten
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