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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1894
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- Deutsch
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-V 98. 30. April 1894. Nichtamtlicher Teil. 2L31 tuch-Notizmappe (von der Buchbinderei Sperling-Herzog in Leipzig) dargeboten, steigerte die fröhliche Stimmung durch seine witzigen Anspielungen und durch den lustigen Melodieenkranz — ! jeder Vers wurde nach einer anderen Melodie gesungen —; bedeutend. Herr Wilhelm Spemann aus Stuttgart, der im Aus trage des Deutschen Reiches als Preisrichter für das Buch gewerbe die Weltausstellung in Chicago im vergangenen Jahre besucht hatte, richtete darauf an die Versammlung folgende Worte: »Hochverehrte Festversammlung! »Es dürfte fast waghalsig erscheinen, in jetziger Stunde noch Ihr Gehör zu erbitten; aber ein Wort des verehrten Vorstandes dieser Stadt, den wir nun schon so oft unter uns sehen durften, zwingt mich zu sprechen. Er hat auf den ungeheuren Erfolg hingewiesen, den unser Buchgewerbe im vergangenen Jahre jenseits des Weltmeeres errungen hat. Es ist mir ein Bedürfnis, hiervon Zeugnis abzulegen und zu bestätigen, daß dieser Erfolg ein voller und ganzer war. Nicht nur im Buchhandel der gesamten Welt, son dern auch in der ganzen Ausstellung des allgemeinen Er werbslebens hat unsere Ausstellung mit vollster Auszeichnung bestanden Diesen glänzenden und durchschlagenden Erfolg verdanken wir unserer Organisation. Wenn man so fremde Länder durchstreift, diese ungeheuren Strecken durchmißt, diese ganz anderen Lebens- und Erwerbsbedingungen kennen lernt, wenn man dann ferner auf dem einsamen Ozean schwimmt, so 'kommen einem ganz eigene Gedanken über die Zukunft der Völker. Man glaubt zu erkennen, daß diese Zukunft auf sittlichen Fragen beruht, daß die Wohlfahrt eines Volkes eng bedingt ist durch die Unterordnung unter das Ganze. Diese Erkenntnis haben wir in unserer Organisation stets zum Leben zu bringen gesucht. Der Gipfel unserer Organisation ist Leipzig. Möge es dieser Stadt nie an der Einsicht fehlen, daß darin ihre eigene Kraft beruht, und so rufe ich und bitte Sie, mit mir einzustimmen: Leipzig kor «vor! Leipzig hoch!« Immer kräftiger wurden die Hochs, immer fröhlicher, aber natürlich auch lauter wurde die Stimmung. Daß eine Ver sammlung von gegen 700 Personen nach einem vorzüglich be reiteten und rasch und reichlich servierten Mahle, das durch vortreffliche Weine, besonders durch die herrlichen Gewächse unseres Kollegen Eduard Witter aus Neustadt, seinen »Deides- heimer Riesling« und vor allem durch seinen »Bismarckwein« (Förster Musenhang) gewürzt war, keine Kirchenstille bewahrt, sondern in freudiger Ausgelassenheit ihrer Sprache eine Dämpfung nicht auferlegt, zumal wenn auch der perlende Champagner die Geister belebt, ist Wohl klar. Es gehörte daher die ganze Lungenkraft des Herrn Arthur Meiner vom Festausschüsse dazu, als er der Versammlung seine Bitte vortrug, auch in der jetzigen fröhlichen Stunde der Bedrängten und Unglücklichen unseres Standes nicht zu vergessen. Bald mischte sich in den all gemeinen Lärm das Klingen der Geldstücke, die zwischen den Sammeltellern verschwanden, um Gutes zu stiften. Hoffen wir, daß die Sammlung ein reiches Resultat ergeben hat! Jetzt hielt es wohl jeder für unmöglich, daß sich noch jemand, sei er selbst mit einer Stentorstimme ausgestattet, würde Gehör verschaffen können. Als aber die Gestalt des hochverehrten Oberbürgermeisters von Leipzig wieder auf der Rednertribüne erschien, wurde es dennoch verhältnis mäßig ruhig Man lauschte, drängte leise nach der Tribüne Was mag wohl die Veranlassung sein, daß Herr I>r. Georgi zum zweiten Male das Wort ergreift? Das Ungewöhnliche brachte Ruhe und der Herr Redner verkündete der Versammlung etwa folgendes: »Wenn ich heute zum zweiten Male das Wort nehme, so glauben Sie nicht, daß ich Sie noch mit einer zweiten Einundsechzigster Jahrgang. Rede belästigen will. Nur weil ich doppelte Veranlassung i habe, muß ich noch einmal zu Ihnen sprechen, nicht um noch, mals Ihren hochachtbaren Börsenverein zu feiern, sondern um einem seiner Mitglieder zu danken für die Treue und An hänglichkeit, die er stets der Stadt Leipzig und ihrer Buch- händlermcsse bewiesen hat. Meine Herren, es ist einer in unserer Mitte, der gestern im Freundeskreise bei Erzählungen aus seinem vielbewcgten Lebe» auch verraten hat, daß er dieses Jahr zum fünfzigsten Male die Leipziger Buchhändler messe bezogen hat. Es ist dies gewiß ein seltenes Ereignis, und mit freudigem Herze» bringen Sie wohl alle mit mir dem Jubilar, dem alten treuen Herrn Witter aus Neu stadt a/Haardt, die herzlichsten Glückwünsche dar. Ich will keine Reklame für Herrn Witter machen, das ist nicht nötig, seine Weine loben sich selbst; aber eine so ausdauernde Treue und Anhänglichkeit an die Stadt Leipzig muß ich als Ver treter der Stadt gebührend hervorhebc». Herr Witter lebe hach!« Sofort erhob sich der gefeierte, den meisten Kollegen wohl- bekannte und allgemein beliebte Harr Eduard Witter, um fol gendes zu erwidern: »Wenn einem Manne aus der Provinz, der fünfzig Jahre lang die Freuden und Leiden eines kleinen Sorti menters mit Würde getragen hat, die hohe Ehre zu teil wird, von dieser Stelle aus gefeiert zu werden, so ist das die größte Ehrung, die einem deutschen Buchhändler darge- bracht werden kann. Ich danke Ihnen, meine Herren, für diese außerordentliche Ehrenbezeugung, muß aber zugleich einen kleinen Jrrtuni seststellen. Ich habe gestern im engen Freundeskreise erzählt, daß ich im Jahre 1844 zum ersten Male auf buchhändlerischer Wanderschaft die Leipziger Messe besucht habe, ich feiere also dieses Jahr den fünfzigjährigen Gedenktag meines ersten Besuches der Leipziger Messe. Leider konnte der Besuch in den nächsten Jahren, so gern ich unter fröhlichen Kollegen weile, von mir nicht immer ermöglicht werden; aber seit dreißig bis vierzig Jahren bin ich wieder ein regelmäßiger Gast bei Ihnen und war lange Jahre hin durch, wie auch dieses Mal wieder, der Kantatewein-Lieferant. Ja, meine Herren, ich bin der Nachfolger von jenem alten Mathias Harnisch in Neustadt a/Haardt, der schon im Jahre 1576 für die Buchhändler Leipzigs Wein geliefert hat, ich bin der prädestinierte Weinspender für Sie und habe gewisser maßen das Recht, Ihnen stets einen guten Jesttrunk zu liefern. Unser verehrter Herr vr. Kirchhofs hat im letzterschienenen Bande des »Archivs für die Geschichte des Deutschen Buch handels« mitgeteilt, wie schon vor mehr als dreihundert Jahren die Buchhändler Leipzigs unseren Tropfen zu schätzen wußten. In einem Briefe Nikel Bocks an seinen sich in der Pfalz auf haltenden Prinzipal Ernst Vögelin heißt es da wörtlich: »Matthis Harnisch wolte Ja des weinß nicht vergessen vnd Ihme solchen mit erstem zuschicken, gutten alden wein«. »Meine Herren, Ihre Ehrenbezeugung, die von dem Oberhaupt der ersten deutschen Buchhändlerstadt angeregt wurde, freut mich um so mehr, als sie sich einer anderen anreiht, die der Herr Oberbürgermeister der zweiten Buch händlerstadt Deutschlands mir erwies Als ich voriges Jahr, wie gewöhnlich, zur Buchhändlermesse in Stuttgart im treuen Freundeskreise recht fröhlich war, erkundigte sich der Herr Ober bürgermeister Rümelin, wann ich denn wieder abreisen würde. Auf die Antwort, daß ich vorderhand noch nicht daran dächte, denn es gefiele mir sehr gut in der gemüt lichen Schwabenstadt, erfolgte der Bescheid: »Dem Witter muß ich morgen einen Ausweisungsbefehl zugehen lassen, denn er stellt mir mein ganzes Stuggert auf den Kopf.« Ja, liebe Brüder von Brabant und Burgund und von überall her, das sind Worte, die man nie vergißt. Meine Herren, der Herr Oberbürgermeister Rümelin ist 354
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