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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1894
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- Deutsch
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2630 Nichtamtlicher Teil. 98, 30. April 1894. »Die Beziehungen zwischen Buchhandel und Universität sind unzählige, jeder von Ihnen ist sich ihrer bewußt. Sehe ich doch an allen Tischen liebe Kollegen unter Ihnen als Gäste sitzen, der beste Beweis, wie eng der Zusammenhang der Wissenschaft, der lehrenden, und der produzierenden, mit dem Buchhandel ist. Ich, der ich heute zum ersten Male die Ehre habe, als Rektor die Universität zu vertreten, hätte gern über etwas anderes als von den bekannten Be ziehungen zwischen Universität und Buchhandel gesprochen und Sie wohl aufgefordert, den großen Schmied des Deutschen Reiches leben zu lassen, aber ich sehe davon ab, weil einer in der Versammlung weilt, der besser dazu berufen ist, da er ihm erst vorgestern die Hand hat drücken dürfen. »An Eines aber, was uns gemeinsam ist, lassen Sie mich heute denken. Bei dem letzten Kongreß der deutschen Historiker wurde als Festgesang auch ein altes deutsches Lied angeregt, das die Aelteren unter uns immer mit Heller Be geisterung gesungen hatten. Und heute? Die Musik kannte die Noten nicht, und die meisten Historiker kannten den Text nicht. Es war das schöne Lied: »»Was ist des Deutschen Vaterland?«« mit seiner wiederholten Frage und der wuchtigen Antwort: »»Soweit die deutsche Zunge klingt««. »Von dieser Anschauung müssen wir auch heute noch durch drungen sein: das Deutsche Reich umfaßt nicht die ganze Nation, wir müssen unsere Blicke immer hinausrichten, wo wir auch außerhalb unserer Reichsgrenzen noch unzählige Stammes brüder besitzen, und wahrlich, wenn die Gründung des Reiches uns zwänge diese zu vergessen, so wäre es bester, es gäbe kein Reich, das wir doch segnen! »Ihre Vereinigung, hochverehrte Herren, überschreitet die politischen Grenzen des Deutschen Reiches, sie umfaßt deutsche Kollegen aller Länder, sie hat Mitglieder in der ganzen Welt. So ist auch die deutsche Universität nicht beschränkt auf die Landesgrenzen, sie steht im regsten Verkehr, im fruchtbaren Aus tausch der Lehrer und Hörer mit allen Stätte», wo deutsche Wissenschaft blüht, sie fragt nicht: ist das im Deutschen Reich, in Oesterreich, in der Schweiz oder sonst wo in der Welt? wenn ihr nur deutscher Geist und deutsche Wissenschaft ent gegenweht. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit zu pflegen, haben wir die hohe, gemeinsame Pflicht, wo irgend nur Deutsche zusammenkommen. Wir müssen stets mit der Gesamtkrast unserer Nation eine weitere Einigung anstreben und nicht ruhen, das Heranwachsende Geschlecht mit dem Be wußtsein zu erfüllen, daß es für die Zukunft der Welt nicht gleichgiltig ist, ob wir in engen Grenzen ersticken oder uns ausbreiten »Ich erhebe das Glas und bitte Sie, auf die Gesamt heit der deutschen Nation zu trinken; rufen Sie mit mir: Das ganze Deutschland soll es sein, soweit die deutsche Zunge klingt — Alldeutschland hoch — hoch — hoch!« Stehend sang die Versammlung die erste Strophe der neuer dings mehr in Ausnahme gekommenen Hymne: »Deutschland, Deutschland über alles« und bewies damit, in Uebereinstimmung init der intonierenden Musik, gleichzeitig die Richtigkeit der Aus führungen des Redners, daß das alte Lied unseres wackeren Ernst Mioritz Arndt unverdienter Vergessenheit anheimgefallen ist. Der von Sr. Magnificenz angekündigte Trinkspruch auf unseren Altreichskanzler ließ nicht lange aus sich warten. Als bald betrat Herr Professor vr. Hasse, der Vertreter der Stadt Leipzig im Deutschen Reichstag, die Rednertribüne und brachte folgenden herrlichen Toast aus: »Vor Ihnen liegt ein Bild von Friedrichsruh. Da dürste cs vielleicht angezeigt sein, Sie zu bitten, sich auch im Geiste einige Augenblicke dorthin zu versetzen. Seine Magnificenz hatte schon die Güte, anzudeuten, daß ich erst vor zwei Tagen dort gewesen. Und in der That bin ich erst vor zwei Stunden über Hamburg und Berlin dorther zurückgckehrt. Da werden Sie sich gewiß mit mir darüber freuen, daß ich Ihnen die besten Nachrichten über das Befinden des Fürsten Bismarck mitbringen kann. Nicht nur sein körperliches Befinden ist ein vortreffliches. Eine halbe Stunde lang , hat er kerzengerade wie ein Kürassier vor mir gestanden und ohne alle Ermüdung gesprochen. Auch im Essen und Trinken schlug er eine Klinge, gegen die wir jüngeren Zecher nicht ankommen konnten. Und sein geistiges Befinden ? Von seinem . Ueberschuß an geistiger Kraft könnten kleinere Geister zu Dutzenden noch ihr ganzes Leben zehren. Aber auch in einer vortrefflichen Gemütsverfassung befand sich der Fürst. Zwar sprach er mit einer verblüffenden Offenheit und Schärfe über Personen und Verhältnisse, aber ohne allen Groll und ohne alle Bitterkeit, wie ein Philosoph, der von der Höhe eines Berges hinab sieht auf die Dinge, die da hinter ihm und unter ihm liegen. »Diese guten Nachrichten werden Sie gewiß erfreuen, da er Ihnen allen ja nahe steht. Ihnen, den Herren vom Buch gewerbe, ist er der größte Auftraggeber. Denn für nie manden ist so viel gedruckt worden, wie für ihn und über niemanden wird noch so viel gedruckt werden wie über ihn. »Unter Ihnen, den Schriftstellern, ist er der größte Kollege. Ist er doch ein Klassiker unserer Zeit. Auch ein großer Ge lehrter ist er, vielleicht der größte Historiker, wie von dieser Seite (Hinweis auf Herrn Professor Lamprecht) jüngst an anderer Stelle nachgewiesen wurde. Uns Leipzigern ist er der größte Ehrenbürger und Ihnen allen, die Sie von allen Enden des Reiches und des deutschen Volksbodens hierher gekommen sind, ist er der größte Deutsche! »Sie werden also Alle mit mir einstimmen, wenn ich Sie auffordcre zu rufen: hoch und lang lebe unser Altreichskanzler der Fürst Bismarck!« Begeistert stimmte die Versammlung in das Hoch ein und folgte freudig mit kräftigem Gesänge der Musik, die die »Wacht am Rhein« anstimmte. Ueber das Telegramm, das in der Begeisterung, die die Bismarckrede entflammt hatte, aus An regung des Herrn vr. Eduard Brockhaus sofort entworfen und der Versammlung kundgegeben worden war, sowie über die Antwort darauf ist schon in Nr. 95 dieses Blattes vorweg berichtet worden. Der Vertreter des Reichsgerichts, Herr Senatspräsidcnt vr. Drechsler, nahm daraus Gelegenheit, den Börsenverein für die Einladung und den Willkommgruß zu danken und sprach ungefähr Folgendes: »Hochgeehrte Herren! Sie haben beim Kantatefestmahl, dem ich zum vierundzwanzigsten Male beizuwohnen die Ehre habe, stets des obersten Gerichtshofes, der in Leipzig seinen Sitz hat, gedacht. Auch heute ist dies geschehen und habe ich die Ehre, als Vertreter des Reichsgerichts, Ihnen im Namen des Reichs gerichts meinen Dank auszusprechen. Die Herren, die vor mir gesprochen haben, forderten Sie auf, des Deutschen Reiches mit einem Hoch zu gedenken, ja, noch weiter sich ausdehnend, Alldeutschland leben zu lassen, soweit die deutsche Zunge klingt. Ich beschränke meinen Trinkspruch, indem ich Sie bitte, ein Hoch erklingen zu lassen auf die Stadt Leipzig, die für die Buchhändler ja mehr ist als eine einzelne Gemeinde, auf Leipzig, auf das die Buchhändler nicht blos Deutschlands, sondern alle Standesgenossen, soweit der Buchhandel reicht, ihre Blicke richten, aus Leipzig, das einer Ihrer Kollegen aus Holland das Mekka der Buchhändler nannte, nach den, die Buchhändler wallfahren. Möge Leipzig weiter gedeihen, wie bisher, möge es stets seiner Aufgabe, den Mittelpunkt des gesamten Buch handels zu bilden, gerecht werden. Die Stadt Leipzig lebe hoch!« Das zweite Festlied: »Feuchtfröhlicher Liederkranz für meß vergnügte Buchhändler«, gedichtet von einem Anonymus (0. ll. in ^V.), sehr geschmackvoll von Carl Marquart in Leipzig ! gedruckt und den Festteilnehmern in einer sehr praktischen Segel-
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