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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1894
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- Deutsch
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2628 Nichtamtlicher Teil. 98, 30. April 1894. die Abrechnungsarbeiten erledigt werden, nur zu kurz war die Freude an dem in der Weihnachtszeit mühevoll erworbenen Mammon — der Schmerz der Trennung trat nur zu bald ein. Nun ist auch dieser Uberstanden, und in der begründeten Hoffnung, daß Ostern in den nächsten Jahren nicht wieder so früh sollt, konnte man sich sür die Zukunft trösten und sich auch im allgemeinen sür eine Festlegung unserer Buchhändlermesse nicht recht erwärmen. Noch zeitiger als sonst zur Messe üblich tras ein Teil der Kollegen dieses Jahr in der im prächtigsten Blütengewand schim mernden alten Lindcnstadt ein, Venn bereits am Freitag vor Kantate vereinigten die Beratungen verschiedener Ausschüsse, auch eine Vorbesprechung der Herren Sortimenter zahlreiche Kollegen aus den verschiedenen Gauen der deutschen Lande Die sür Sonnabend früh geplante Gründung des Kunsthändler-Vereins und die für den Nachmittag anberaumte Abgeordnetcnversammlung hatten natür lich ihre Anzahl entsprechend vermehrt, und so hatte wohl im allgemeinen eine gegenseitige Begrüßung schon in ausgiebiger Form staltgesnnden, als der diesem Zwecke gewidmete Begrüßungsabend herannahte. Dieser Umstand that indessen dem Charakter des Abends keinen Abbruch, denn die Zahl der noch Hinzu- gekommencn, die sich seit Jahresfrist oder noch längere Zeit nicht gesehen und gesprochen Hallen, war doch überwiegend. Die Abgeordnetcnversammlung hatte bis gegen '^9 Uhr gedauert, ihr Wellenschlag war noch im Iestsaal bemerkbar, erregte und lebhaft disputierende Gruppe» standen an den verschiedenen, von Tischen frcigelassenen Stellen des Saales; doch die Meinungs verschiedenheiten wurden beigelegt und alte Freunde, die sich eben noch in heftiger Rede bekämpfen mußten, fanden sich wieder beim schäumenden Stoffe im alten bewährten Freundes kreise zusammen. Die lustigen, frischen Weisen, die die Kapelle unter Meister Erd mann Hartmanns kundiger Leitung ertönen ließ, trugen viel dazu bei, die Stirnen zu glätten Manches im Lause der Jahre gelockerte Freundschastsband wurde aufs neue geknüpft, und so erfüllt der Begrüßungsabend außer seiner eigentlichen Bestim mung stets noch die edlere Aufgabe, die alten Freundschaften zu kitten und zusammenzuhalten. In jenen fröhlichen Zeiten des Gehilscntums hat jeder manch' guten, lieben Kameraden gehabt, der ihm im Laufe der Zeit und durch räumliche Trennung aus den Augen, ja fast schon aus dem Sinne gekommen ist, — hier tritt er ihm wieder entgegen im Glanze einer erworbenen oder neubegründetcn Firma. Wie sie da wieder lebendig wird, jene selige Zeit, wo bei aller Dürftigkeit des persönlichen Haushalts doch keine Sorge um die böse Schleuderei das Herz beschwerte, >vo man sich wenig um den Ernst der Verkaufs-, Verkehrs- und anderer Ordnungen kümmerteI Und wie vom Buchhändlerhause die Jahnen aller Gaue ihren Willkomm-Gruß herabwinken, so nmschwirren »ns hier auch die Laute und Dialekte aller Lande des deutschen Sprachgebietes. Hier ertönt das gemütvolle »Grüß Gott« des Süddeutschen, dort aus jener Gruppe, die das neue Wandgemälde aus der hochherzigen Stiftung des Freiherrn von Lipperheide kritisch betrachtet, glauben wir sicher die mili- tärisch-scharsen Laute des Berliners zu vernehmen. Dem ge schnarrten Gruß des Wieners: »Serrrvus« wird die plattdeutsche Antwort: »Minsch, wo hest Du Di verännert«, und ein Leipziger kann seine Verwunderung über die neuentdeckte Freundschaft nicht anders, als mit den Worten ausdrücken: »Ei, herrcheses, Ihr gennt Eich ooch?« Es ist auch ein Stück deutscher Einheit, das sich uns hier zeigt: deutsche Männer aller Staaten, im eigenen Hause festlich vereinigt, um gegenseitig die engen Beziehungen zu begründen, die notwendig sind, um die Schwierigkeiten zu heben, die sich ihren gemeinsamen Bestrebungen cntgegenstellen. DaS Bier war gut, die Stimmung wurde lebhafter von Stunde zu Stunde, und nur allmählich leerte sich gegen 12 Uhr der Saal, in dem der Aufenthalt noch bedeutend angenehmer gewesen sein würde — bei elektrischer Beleuchtung, bei der die unzähligen Gasflammen die Teilnehmer der Versammlung, die ja ohnehin immer unter dem Zeichen erwärmender Freund schaft stattsindct, nicht noch mehr erhitzt haben würden. II. Das Kantate-Festmahl. Der lang ersehnte, fruchtbare Regen, der sich am Sonntag morgen eingestellt hatte, goß noch in Strömen, als gegen 2 Uhr die Buchhändler und ihre werten Gäste dem Buchhändler hause zustrebten. Die Freude der notleidenden Agrarier und der biederen rosselenkenden. Droschkenkutscher über diesen zur rechten Zeit sich cinstellenden, kostbaren Regen konnte mancher der not leidenden Herren Sortimenter nicht teilen, nötigte ihn doch das herabströmende Naß schon jetzt zu der unnötigen Ausgabe für eine Droschkensahrt, die er erst sür die Rückfahrt ins Reise- unkosten-Konto einzustellen gedacht hatte. Einen herrlichen Anblick gewährte die Jestversammlung mit der großen Schar ihrer Ehrengäste und Gäste, die sich aus den höchsten Spitzen der Reichs- und königlichen Behörden, aus den Vertretern der Buchhändlerstadt und hochachtbarer Korporationen zusammensetzte, als nach Beginn des Mahles sich der erste Vor steher des Börsenvereins, Herr vr. Eduard Brockhaus, erhob, um in kräftigen, begeisternden Worten den Trinkspruch auf Ihre Majestäten den Deutschen Kaiser und König Albert von Sachsen mit folgenden Worten auszubringen: »Hochgeehrte Festversammlung! Mit besonders freudigen Gefühlen werden Sie heute gewiß in das Hoch einstimmen, mit dem wir stets unser fest liches Beisammensein beginnen. »Haben doch auch die treuesten Freunde von Kaiser und Reich in den letzten Jahren bei dem jubelnden Hoch auf den Deutschen Kaiser nie ein Gefühl des Schmerzes unterdrücken können, des Schmerzes darüber, daß zwischen ihm und dem Manne, dem neben dem unvergeßlichen Kaiser Wilhelm 1. die Begründung des Deutschen Reiches wesentlich zu ver danken ist, seit seiner Trennung von ihm eine Entfremdung eingetreten war, die immer größer, ja unheilbar zu werden drohte. Darin hat sich seit vorigem Jahre ein Wandel voll zogen, bevor es zu spät war, und mit ungeteilten Ge fühlen können wir heute den Schirmherrn des Deutschen Reichs, den Deutschen Kaiser, feiern. »Aber auch den Schirmherrn des deutschen Buchhandels, den Herrscher des Landes, in dem der Börsenverein der Deutschen Buchhändler seinen Sitz hat, können und müssen wir heute noch wärmer und herzlicher begrüßen als sonst. Drängt es uns doch wohl alle, dadurch unsere Freude darüber kund zugeben, daß er von schwerer Krankheit glücklich genesen, daß er seinem Lande als trefflichster Regent, dem Deutschen Reiche als eine Zierde seiner Fürsten, dem Deutschen Kaiser als treuester Freund und Berater erhalten worden ist. Und besonders herzlich gedenken wir gerade heute seiner, da morgen sein Geburtstag ist, der noch dadurch verherrlicht wird, daß der Deutsche Kaiser ihm selbst seine Glückwünsche darbringt. »Mit vollem Jubel werden Sie deshalb gewiß in das Hoch einstimmen, zu dem ich alle hier Erschienenen, die Buch händler und unsere verehrten Gäste, auffordere: in das Hoch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser Wilhelm II. und aus Se. Majestät den König Albert von Sachsen. »Sie leben hoch! Und abermals hoch! Und zum dritten- male hoch!« Jubelnd stimmte die Versammlung in das Hoch ein und sang stehend den ersten Vers der von der Musik intonierten Nationalhymne: »Heil dir im Siegerkranz«. Als zweiter Redner trat der zweite Vorsteher des Börsenvereins, Herr Hof- und Verlagsbuchhändlec Arnold
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