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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1886
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- Erscheinungsdatum
- 25.01.1886
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- Deutsch
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^ 19, 25. Januar 1886. 01 dem neuen Gesetz weit hinter den gehegten Erwartungen zurück geblieben wären. So viel auch der Minister zu Anfang des Cirkulars von den »befriedigenden Ergebnissen« spricht, so sehr schränkt er dieses Lob doch wieder durch das weiter Gesagte ein. Vor allem hebt er als besonders störendes Moment hervor, worauf schon vor Erlaß des Gesetzes allseitig hingewiesen wurde, daß dem subjektiven Ermessen einer Anzahl von Verwaltungs behörden die Zulassung der Druckschriften zum Vertriebe anheim gestellt ist. Daß die Ansichten der Behörden in dieser Beziehung sehr auseinander gegangen sein müssen, wird in obiger Verfügung selbst zugestanden; gleichzeitig aber auch, daß durch diesen Übelstand die ganze Wirkung des behördlichen Einschreitens geradezu lahm gelegt wird, wenn z. B. in einem Bezirk unter den obwaltenden gesetzlichen Verhältnissen Druckschriften, die von der heimischen Behörde verboten sind, trotzdem ungehindert verbreitet werden können. Die eigentliche Wirkung des Gesetzes würden wir aber erst genügend beurteilen können, wenn wir Kenntnis von den gesamten verbotenen Druckschriften hätten; es wäre daher von großer Wichtigkeit für die dabei interessierten Kreise, in den Besitz der oben erwähnten Nachweisung der vom Betriebe ausgeschlossenen Druck schriften zu gelangen. Wir glauben auch nicht, daß der Herr Minister ein dahinzielendes Ersuchen abschläglich bescheiden würde, da ihm nur daran gelegen sein kann, wenn den Buchhändlern durch Bekanntmachung dieser Nachweisung eine gewisse Direktive gegeben wird. Auf einen Punkt in obiger Verfügung wollen wir noch zurück kommen. Es wird in derselben von Erscheinungen in der Kolpor- tagelitteratur gesprochen, in denen eine gewisse Verherrlichung des Verbrechertums betrieben wird. Wir wissen nun allerdings bei der ganz allgemeinen Kritik des Ministers nicht, auf welche besonderen Vorkommnisse sich die selbe gründet; wir möchten aber doch ganz im allgemeinen zu diesem Vorwurfe bemerken, daß die hier in Frage kommende Litteratur hauptsächlich durch eine aus alten Zeiten her datierende Geneigtheit des Volkes zur Verherrlichung gewisser hervorragender Verbrecher hervorgerufen wird. Eines unserer berühmtesten und bedeutendsten Litteraturwerke, Schillers Räuber, hat ja die Parole für dieses Heldentum im Räuberwescn ausgegeben. Eine ganze Flut von Rüuberromanen und Räuberdramen folgte jenem Bühnenwerke, das, wie uns berichtet wird, auch einzelne unreife Jünglinge dazu getrieben hat, in die böhmischen Wälder zum Räuberhandwerk zu eilen, so wie heut zuweilen leicht erregbare Gymnasiasten durch die Lektüre der Lederstrumpfgeschichten veranlaßt worden sind, sich auf den Weg nach den amerikanischen Urwäldern zu begeben. Im großen Ganzen hat der Geist der deutschen Nation durch jene unzähligen Schauerromane, die an Abenteuerlichkeit und Wertlosig keit unseren modernen Kolportageromanen durchaus nichts nachgeben, keinen Schaden gelitten. Es handelte sich hier um eine krankhafte Er scheinung, wie es deren in der Kulturgeschichte so manche giebt, die aber ein gesundes Volk aus sich selbst heraus heilt, ohne erst den Polizei büttel rufen zu müssen. Bis heutigen Tages noch werden in vielen Gegenden Deutschlands in den niederen Schichten des Volkes mit besonderer Vorliebe Bücher gelesen, in denen die Mordbrennereien von vielgenannten Räubern der früheren Zeit, wie Rinaldo Rinal- dini, Bayerischer Hiesel, Schinderhannes u. s. w. wie Heldenthaten erzählt werden; wir glauben aber, daß diese sehr beliebte Litteratur sehr bald ganz verschwinden wird, nicht infolge der neuen Gesetze, sondern infolge der wirklich guten und gediegenen Volksschriften, die noch nie in solcher Menge und in solch nach haltiger Weise wie jetzt ihren Weg in alle Kreise des Volkes ge funden haben. Ludwig Heimann. Systematische Übersicht der litterarischen Vrzeilgnisse des deutschen Buchhandels in den Jahren 1884 und 1885.*) Mitgeteilt von der I. C. Hinrichs'schen Buchh in Leipzig. > 1884 >885 1. Sammelwerke. Litteraturwissenschast. Biblio- graphie 438 409 2. Theologie 1461 1391 3. Jurisprudenz. Politik. Statistik. Verkehrs- wesen 1472 1483 4. Heilwissenschaft. Tierheilkunde .... 928 904 5. Naturwissenschaft. Chemie. Pharmacie. . 835 851 6. Philosophie 132 136 7a.Pädagogik. Deutsche Schulbücher. Gymnastik 2029 2169 7b.Jugendschristen 406 520 8. Altklassische und orientalische Sprachen. Alter- . tumswissenschast. Mythologie . . . 612 710 9. Neuere Sprachen. Altdeutsche Litteratur . . 489 570 10. Geschichte. Biographieen. Memoiren. Brief- Wechsel 807 777 11. Geographie. Reisen 460 495 12. Mathematik. Astronomie 204 252 13. Kriegswissenschaft. Pferdckunde .... 380 435 14. Handelswissenschaft. Gewerbskunde . . . 698 727 15. Bau-, Maschinen-und Eisenbahnkundc. Berg- bau. Schiffahrt 411 507 16. Forst- und Jagdwissenschaft 106 108 17. Haus- und Landwirtschaft. Gartenbau . . 387 419 18. Schöne Litteratur (Romane, Gedichte, Thea- ter re.) 1303 1345 19. Schöne Künste (Malerei, Musik rc.). Steno- graphie 623 660 20. Volksschichten. Kalender 643 712 21. Freimaurcrschriften 26 21 22. Vermischte Schriften 450 330 Karten 307 374 Summa 15 607> 16 305 Misrellen. Vom Reichstage. — Aus der Darlegung, mit welcher der Staatssekretär des Reichs-Postamts vr. von Stephan den Be denken und Wünschen des Abgeordneten Gamp am 18. d. im Reichstage entgegentrat, seien hier folgende Stellen wörtlich wiedergegeben: »Was den Drucksachentarif betrifft, so ist es richtig, daß ich gesagt habe, eine Änderung des Drucksachenportos wäre er wünscht. Es fragt sich nur, was man unter Änderung versteht. Sie verstehen darunter, wenn ich recht verstanden habe, eine Erhöhung dieses Tarifs. Nun, täuschen Sie sich nicht über den finanziellen Effekt einer solchen Maßregel, der würde so außerordentlich un wesentlich sein, daß er kaum in Betracht kommen kann. Es werden im ganzen befördert nach einer mir hier vorliegen den Statistik vom Jahre 1881 102 205 600 Drucksachensendungen; davon sind nur 4 578 000 solche zwischen 50 und 100 Gramm; das ist die Klasse, der der Herr Abgeordnete seine besondere Teilnahme gewidmet hat. Der Einnahme-Ausfall bei Einführung des Porto satzes von 5 Pf. für Sendungen im Gewicht von 50bis 100 Gramm, was damals von jener Seite (links) befürwortet wurde, würde jährlich 229 000 M. betragen. *) Die Zusammenstellung der Erscheinungen 1883 u. 1884 siehe Bör senblatt 1885, Nr. 10.
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