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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1886
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- 11.01.1886
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- Deutsch
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^ 7, 11. Januar 1886. Nichtamlicher Nichtamtlicher Teil. Technische Rundschau im Buchgewerbe. 1886. I. Wenn die sogenannte Celluloid-Stereotypie in Deutsch land unseres Wissens noch wenig verbreitet ist, so mag es nicht bloß an der dem Europäer anhaftenden Scheu vor Neuerungen, sondern auch an der Unbekanntschaft mit dem Verfahren liegen. Dankenswert ist es daher, daß Josef Bock in seinem bei M. Schäfer in Leipzig soeben erschienenen Werke über Papier- Stereotypie der Herstellung von Celluloidplattcn, übrigens nach dem Vorgang der trefflichen Waldowschen Encyklopädie, ein eigenes Kapitel widmet. Es sei uns gestattet, hieraus einige Angaben zu entnehmen: Der Verfasser verweist zuerst die »Räubergeschichten« der politischen Presse über die Explosionsfähigkeit des Celluloids in das Reich der Fabel. Celluloid könne sich überhaupt nur an einer offenen Flamme entzünden, explodiere aber auch dann nicht und lasse sich überdies leicht ausblasen. Es ist somit nicht ge fährlicher als etwa Papier. Celluloid wurde zuerst 1880 von Jeannin in Paris zur Herstellung von Stereotypplatten benutzt, und er erzielte mit solchen Platten den entschiedensten Erfolg. In London wurden u. a. 100 000 Abdrücke von einem Celluloid- ClichL geliefert, ohne daß dieses auch nur die geringste Spur von Abnutzung zeigte. In der Lahureschen Druckerei zu Paris legte man, nachdem von einer Celluloidplatte 25 000 Abzüge gewonnen waren, ein Spatium von sechs Punkten auf dieselbe und ließ die Cylinder mehrere Male darüber hinlaufen, ohne daß die Platte im geringsten beschädigt wurde. Ebenso günstige Resultate er gaben die auch mit Kupferdruckpressen vorgenommenen Versuche in der Wiener Staatsdruckerei; wogegen die Versuche der Leip ziger Typographischen Gesellschaft minder günstig ausfielen, viel leicht weil bei der Herstellung der Platte nicht richtig verfah ren war. Die Vorteile der Celluloid-Stereotypie sind zahlreich. Bei der Herstellung der Matrize und beim Pressen des ClichLs schiebt sich kein fremder Körper, wie Graphit, ein, wodurch die Lichter besser erhalten werden und die Abzüge dem Original mehr entsprechen. Ferner beansprucht die Herstellung eines Celluloid-Clichl-s nur eine halbe Stunde; auch kostet es nur Vz Pf- für den Quadrat- centimeter. Ein großer Vorzug ist ferner die Biegsamkeit des Celluloids, wodurch es möglich gemacht wird, ein daraus gefer tigtes Clichä bald flach, bald gebogen zu machen. Endlich ist auch zu erwähnen, daß Celluloidplatten sich für Buntdruck ganz besonders eignen, weil keine Farbe irgend welche Einwirkung auf sie übt. Die Herstellung der Celluloidplatten ist eine ziemlich ein fache. Zur Matrize verwendet man eine sehr plastische Masse aus Bleiglätte, gelbem Bleioxyd und Glycerin. Die Celluloid platte wird nach erfolgter Erwärmung unter hohem hydraulischen Druck in die Matrize gepreßt und dann mittelst eines besonderen Apparates plötzlich abgekühlt. Aus Celluloid lassen sich auch Tonplatten für Buchdruck und Lithographie Herstellen, und es werden solche Platten von Schelter L Giesecke in Leipzig viel verwendet. Das Korrigieren der Celluloidclichös endlich ist dem des Holzschnittes ähnlich. Man schneidet das fehlerhafte Stück heraus, setzt das richtige ein und sticht mit dem Grabstichel das Fehlende nach. In einer der letzten Sitzungen der Berliner Typographischen Gesellschaft sprach sich Professor Meyer über die ungerechten Ansprüche an die Zinkätzung aus, durch welche dieselbe viel fach in Mißkredit geraten sei. Es sei ganz unrichtig, meinte er, dieselbe mit dem Holzschnitt zu vergleichen. Sie gehe nur einer Art desselben, dem Faksimileschnitt parallel. Man nehme aber einmal eine von einem darin geübten Künstler entworfenene Feder zeichnung und übertrage sie nach demselben photographischen Ne gativ auf einen Holzblock und auf eine Zinkplatte; hierauf ver gleiche man einen Abdruck nach dem fertigen Holzschnitt mit einem Abdrucke nach der Zinkätzung und man wird finden, daß letztere überlegen ist. Einen schweren Stand habe auch die Zinkätzung bei der verkleinerten Nachbildung von Kupferstichen und von Lithographie in Kornmanier, weil Kupferstiche meist tonig gedruckt werden und dabei im Druck sehr weich ausfallen, und weil die Zinkätzung die Halbtöne der Lithographie nicht wiedergiebt. Andererseits spricht sich die Pariser »ll^poloZis I°uolrsr« in entschiedener Weise gegen das Überhandnehmen der Zink ätzung aus. Dieselbe passe für die wohlfeile Litteratur, für Maschinen- und Bauzeichnungen u. dergl., nicht aber für Werke, die künstlerische Ansprüche erheben. Besagtes Blatt begeht hier, wie uns dünkt, den Fehler, nicht zwischen den verschiedenen Arten von Zinkätzungen zu unterscheiden, sie alle in einen Topf zu werfen. Ätzungen, wie sie z. B. Gillat in Paris für 5 Centimes pro Quadratcentimeter liefert, sind doch nicht mit den künstlerischen Erzeugnissen des Meisenbachschen Verfahrens auf eine Stufe zu stellen. Im Anschluß hieran seien den meisterhaften phototypischen Aufnahmen der Wiener Staatsdruckerei nach alten Pa pyrushandschriften einige Worte gewidmet. Die photographische Aufnahme war bei ersteren wegen der dunklen Färbung der Originale und weil die Ateliers der Staatsdruckerei nach Süden gelegen sind, eine sehr schwierige. Man mußte zum elektrischen Licht greifen und benutzte Trockenplatten von Angerer und Scolik. Auch war es notwendig, über die aufzunehmenden Originale lichtblau gefärbte Gläser aufzulegen, um den dunklen Ton zu schlagen und die Faserzwischenräume des Papyrus Heller zum Ausdrucke zu bringen. Mit Hilfe der Negative wurden dann die Lichtdruckplatten hergestellt und davon 500 Exemplare ab gezogen. Das betreffende Werk soll in diesem Monate zur Aus gabe gelangen. Da wir auf das Gebiet der Photographie geraten sind, so sei erwähnt, daß Professor Vogel in Berlin neuerdings in der Polytechnischen Gesellschaft einen Vortrag über die neuesten Er findungen im Bereich der Lichtbildkunst hielt und sich hierin speziell über sein für das Buchgewerbe nicht unwichtige Ver fahren der photographischen Nachbildung der Farbentöne aussprach. Professor Vogel hat allerdings das Ideal der photographischen Wiedergabe eines Ölbildes in den natürlichen Farben noch lange nicht erreicht; mit Hilfe der Eosinfarben hat er es aber so weit gebracht, daß das Gelb auf dem Bilde nicht mehr schwarz, das Blau nicht mehr weiß wirkt. — Auch in der Technik des Druckes von Kassenscheinen leiste die Photographie sehr schätzbare Dienste. Die Scheine müssen genau einander gleichen; da aber eine Kupfer platte höchstens 10 000 Abdrücke aushält, so müßte man sonst immer neue Platten stechen, die doch nicht absolut gleich ausfallen würden. Hier tritt die Photographie ein. Man verfertigt nach dem Kassenscheine ein Negativ und kopiert dieses photographisch auf eine Küpferplatte, die mit einer Schicht aus Leim und chrom saurem Kali bedeckt ist. An den Stellen, wo das Licht wirkt, wird die Masse unlöslich, während die übrigen abwaschbar sind. Man bekommt auf diesem Wege ein Reliefbild, von dem man 19*
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