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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1895
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- Erscheinungsdatum
- 29.11.1895
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- Deutsch
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Irauenßilder aus der neueren deutschen Literaturgeschichte. Im Verlage von Greiuer und Pfeiffer i» Stuttgart erschien in diesen Tagen unter dem Titel: „Frauenbilder aus der neueren deutschen Literaturgeschichte" ein Werk von Otto Berdroro, das verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. „Wir Modernen sind auch im Punkte des künstlerischen Gc- nießens anspruchsvoller als frühere Generationen. Es genügt uns nicht, das Kunstwerk an sich zu betrachten, uns zu freuen, wie es still „im eigenen Glanze ruht." Wir spüren das Gelüst, dem Künstler hinter den Vorhang zu schauen, zu beobachten, wie er sitzt und Menschen formt; dem Milieu, dem Modell schenken wir be sondere Beachtung; nie hatte das vielzitierte Wort: „Wer den Dichter will verstehn, muß in Dichters Lande geh'n", größere Geltung als heute." Mit dieser kurzen aber recht gelungenen Charakterisierung der modernen Geschmacksrichtung beginnt der Verfasser seine Einleitung, in der er dann fortfährt: „Indem wir versuchen, aus dem Leben und Thaten eines Dichters, wie sie in seinen Werken vorliegcn, ein scharfumrisscncs Bild seiner Persön lichkeit zu konstruieren, tritt die Frage: „Oü sst la tswwo?" stark in den Vordergrund. Wer das Schicksal von Lenaus unglück licher Mutter, wer seine Beziehungen zu Sophie Löwenthal nicht kennt, der kann leicht dahin gelangen, daß er die nie verklingende Melancholie und Todesahnung in Lenaus Gedichten für ein unwahres Spiel mit Byron'schen Motiven hält. Wie kann man Grillparzer als Menschen und Dichter richtig beurteilen, wenn man nicht sein Verhältnis zu Kathi Fröhlich kennt? — Erst an der Seite seiner edlen Frau, im stillen Frieden einer glücklichen Häuslichkeit erscheint uns Ludwig Uhland als der ganze, echte deutsche Mann, der er war. Und wird uns nicht die vornehme Größe Wilhelm v. Humboldts menschlich näher gerückt, wenn wir ihn als teilnehmenden, selbstlosen Freund von Charlotte Diede beobachten?" Zum Verständnis des Gefühlslebens unserer großen Dichter, ihrer edlen Motive und Anregungen, sind die Frauenbilder von Berdrow geschrieben, als ein meisterlich Kunstwerk, in dem sich warmes Studium mit klaren, Verständnis des Verfassers für sein oder besser seine Sujets vereinigt. Ich möchte dies Buch eine Perle nennen, deren Glanz wohlthuend und angenehm jeden berührt, der selbst in dem Kampfe des Lebens gestritten, gelitten, vielleicht auch zum einen Teile unterlegen. Wenn der Verfasser in seiner Ein leitung sagt: „Man darf nicht außer acht lassen, daß nur wenige dieser Frauen eine selbständige littcrarische Bedeutung haben," so ist das eine vielleicht nicht einmal berechtigte Mahnung. Denn gerade darin liegt vielleicht der grüßte Wert der Charakterzeich nungen, daß die Frauen selbst nicht litterarisch thätig gewesen, dieselben Frauen, die unsere größten Literaten zu ihre» besten Werken begeistern konnten. Man braucht kaum als Reaktionär zu gelten, wenn man der Ansicht zuneigt, daß Frauen, welche eine litterarische Thätig- keit in dem gleichen Maße entwickeln wie der schriststellcrndc Mann, einen Teil des sic umschwebende» duftigen Geheimnisses, des Zarten und Häuslichen ihres Geschlechts verlieren. Damit soll der Ansicht keinen Augenblick Raum gegeben sein, daß die Frauen nicht ein hohes und edles Interesse für die litterarischen Werke unserer Geistcsherocn besitzen oder besitzen dürsten. Im Gegenteil — eine Frau, die nicht soviel eigenen Bildungstrieb — und dieser wird heutzutage leider beim weiblichen Geschlecht so wenig gepflegt und angeregt — besitzt, um sich mit der heutigen Litteratur zu beschäf tigen, muß auch des Hohen Gefühlslebens und des schönen Herzens entbehren, das sie auszeichnen soll. Eine solche Frau kann niemals die Anregung zu auch nur einem Federstrich für den Mann bilden. Denn der Schriftsteller muß eine Gcistesverwandschast, eine Gc- dankenähnlichkeit bei dem Weibe finden, ehe er es so weit achten kann, daß er cs zu seinem dichterischen Ideal erhebt. — Frauen aber, die solchen Einfluß auf einen großen Geist zu gewinnen ver mögen, sind nicht allzu zahlreich; den» wirklich gebildete Frauen sind leider nur mit vielem Suchen zu finden. Darum ist die Leklüre der Bcrdrow'schen „Frauenbildcr" nicht nur interessant, weil die in ihren Charaktereigenschaften gezeichneten Frauen die Geliebten großer Männer sind, sondern weil sie indi viduell, groß, edel und gcsühlsrcich angelegte Geister gewesen sein müssen, um dies zu sein. Djc Lektüre, welche sich vielfach auf Korrespondenzen stützt, ist oft geradezu ergreifend. Eine schön stili sierte Sprache zeichnet den Verfasser aus. Berdrow bespricht insgesanit zwölf Frauen, von denen 10 Be sprechungen mit künstlerisch ausgeführtcn Lichtdruck-Porträts ver sehen sind. Wir finden Charakterisierungen vo» Eva König, Char lotte Diede, Bettina von Arnim, Karoline von Gündcrodc, Minchen Hcrzlieb, Ulrike von Kleist, Emma Uhland, Kathi Fröhlich, Char lotte Stieglitz, Lenaus Mutter, Sophie Löwenthal und Marie Behrends. Es ist mir leider versagt, aus die einzelnen Charaktere näher hier einzugehen. Doch möchte ich wenigstens über Eva König, geb. Hahn, die Frau des Kaufmanns Engelbert König, die nachmalige Gattin eines Gotthold Ephraim Lessing, einige Worte sagen. Welch ein Verhältnis zwischen diesen: Weibe und dem Dichter! Wie wußte er die geistreiche Frau von hoher Herzens bildung aufzurichten, wenn sie unter dem Sturme, den das Leben über sie hinbrausen ließ, zusammcnzuknicken meinte, wie wußte er zu trösten und zu raten. Und sie! Sie war ihn: ein fester Anhalt, wenn in der staubigen Bibliothek zu Wolfenbüttel dem seurigen Geist des Lessing das Leben, wie er selbst mehrfach schreibt, zum Ekel wurde. Wie wußten sie sich gegenseitig die Hoffnung zu er halten, bis endlich am 8. Oktober 1776, nachdem nahezu ein halbes Dezennium seit ihrer Verlobung vergangen, da finanzielle Schwierig keiten auf beiden Seiten die Vereinigung hinderten, das Band einer der glücklichsten Ehen sic umfaßte. Das oben erwähnte Buch ist als schönes Weihnachtsgeschenk durchaus zu empfehlen. W. Bacmeistcr. (Feuilleton der Thüringer Zeitung, vom 26. November 1895.) (W1857j 8osbon orsebiou uuci rvurcio wir ruw Vortrieb io Osutsobiauä übsrgsbsu: 8meü KM l>f tlik LMM. ?uM8ll6ä unätzl' tll6 ok 3. U. t1l6 LlNA ok 8l9M Max Müller. Voi. i. Iko OLta-LaiiML, or, Lirtli Ltories ok Luäälia,, translatoä b)- ?rot. 8f16^61'. ?rsis 10sbill. 10 ^ 50 -Z orä. --- 7 80 H bar. Oor bsrübwts Oxtorclor 8ausbrit-dslobrts, krotossor bl Max blüllsr, bogiuut bisrwit emo Uubiilratiou, vslobo bür alls lucloiogou von grösster TViobtigkoit ist. leb liotoro obno ^usuabwo nur bar, aber aut IVuusob wit Uswissiousroobt iuuor- baib 8 IVoobou. Das NutrsLou der blxoruplars stobt io uäebstsr IVoobs ru orrvartou. Otto 8rliro880>v1tx. (^s5l863j Soeben erschien: Geschichte des Großh.Mechl.Greiilidirr- Acginmits Ar. 89 von Frist-, von Longen»,um u. Lrirnllamp und von Loigts-Nhetz. 40 Bogen Text mit vielen Karten, Portraits und Bildern in Licht- und Farbendruck. 10 geb. 12 (nur fest). Unverlangt versenden wir nicht und bitten daher nur Bestellung, wo Aussicht auf Absatz ist. Schwerin i/M, 27. November 1895. Ltiller'sche Hofbuchhaudlnilg (I. Ritter). — Zur ——— - Karmonie des Lebens. 1 geb. 1 ^ 50 H. f44146j Elegante Festgabe. ä cond. 250/o, bar 33'/, 0/0. PH. L. Jung Berlagsbnchhaiidlung in München.
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