Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18990624
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189906247
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18990624
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-24
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
144. 24. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 461? Barzahlung zu geben, — und mußte mir gefallen lassen, daß der Herr Hauptmann mir sagte: »10 Prozent können Sie doch geben, bedenken Sie doch den ausgedehnten neuen Kunden kreis, der Ihnen zufällt!« — worauf ich nur folgende Ant wort geben konnte: »Mein Herr! Sie sind Offizier! Ich habe Ihnen erklärt, daß ich durch Ehrenwort gebunden bin, nicht mehr als 5 Prozent Sconto zu geben, und Sie muten mir zu, es zu brechen. Schämen Sie sich!« — So bin ich um die Kundschaft des Beamtenvereins gekommen. Wie ist dem Elend abznhelfcn? Das Elend ist da, das läßt sich nicht leugnen, die Rabattfrage spielt heute seine Rolle so gut resp. so schlimm wie vor zwanzig Jahren. Der Vorstand des Börscnvcrcins kann — das muß leider ein gestanden werden — nicht durchgreifend einschreiten. Denn die Fälle, die mit genügendem Beweismaterial ange zeigt werden, sind gegen die, die nicht angezeigt werden, sehr in der Minderzahl. — Man weiß zwar, daß geschleudert wird, mau glaubt auch zu wissen von wem — aber Beweise!! Der Sortimentsbuchhandel muß doch ein sehr vorteil haftes Geschäft sein, und der Sortimenter riesiges Geld ver dienen! Ist das wirklich wahr? Ich bin zwar seit fünfund vierzig Jahren Sortimenter und habe das nie geglaubt; steht man und hört man aber, wie der Rabatt vom Publikum angetragen wird, so könnte man allerdings leicht in die Ver suchung kommen zu glauben, daß der Sortimenter zu viel ver dient, — denn sonst würde er doch nicht so außerordentlich liebenswürdig sein, 10 Prozent und mehr den: Publikum zu geben. — Um die Sortimenter von dieser Unsitte — eine solche ist es — zu heilen, gicbt es meines Erachtens nur ein Mittel. Die Herren Verleger sollten die Ladenpreise niedriger stellen und dein Sortimenter statt 25 Prozent Rabatt und mehr nur höchstens 20, in der Regel 162/g Prozent geben. — Ob durch billigere Ladenpreise mehr Bücher gekauft werden? — Ich glaube es ja nicht, aber die Schleuderei hört auf. Mit 162/g resp. 20 Prozent Rabatt, ohne der Kundschaft Rabatt zu geben, — wie es seit Jahrzehnten im nordischen Buchhandel Sitte ist, — steht man sich besser als bei 25 Prozent und 10 Prozent Kundenrabatt. Für ein Buch, das 6 ^ kostet, erhalte ich nach Abzug von 10 Prozent 5 40 H, es kostet abzüglich 25 Prozent 4 50 -H, Verdienst also 90 -lj. Bei 162/g Prozent würd^ es 5 bei 20 Prozent Rabatt 4"^E 80 H kosten, also der Verdienst 1 resp. 1 20 H (brutto) bettagen. Sollte man sich zu diesem Radikalmittel entschließen, so ist nicht ausgeschlossen, daß es auch dadurch für den Buch handel günstig wirken würde, daß mancher, der sich heute stolz Buchhändler nennt, obgleich er vom Buchhandel nichts versteht und bei schülerhafter Handschrift ein fehlervolles Deutsch schreibt, sich sagen wird, daß der Verdienst, nachdem der Herr Kommissionär seine 5 Prozent erhalten hat, so gering ist, daß ihm selbst nichts übrig bleibt. Manche werden infolgedessen auf die Ehre, Buchhändler zu sein, verzichten — und das Adreßbuch für den deutschen Buchhandel wird einen geringeren Umfang erhalten, als es jetzt hat. Kann man sich nicht dazu entschließen, den Rabatt zu kürzen, so wird nach wie vor die Folge sein, daß eine kleinere Zahl von Herren, die sich entweder nicht gebunden haben oder cs nicht so genau mit dein Hallen des gegebenen Wortes nehmen, auf Kosten der Mehrheit die Geschäfte an sich zu reißen suchen werden, — der kleinere Sortimenter wird, um überhaupt etwas verkaufen zu können, sich entschließen müssen, die Mode mitzumachen, wenn er sich nicht schon dazu ent schlossen hat, — und eine ganze Reihe von Firmen muß zu Grunde gehen. — Der solide Buchhandel, auf den wir so stolz sind, wird bald ein überwundener Standpunkt sein, SechSundÜchzlasirr Jahrgang. und die Bücher — nicht nur einzelne sogenannte Brotartikel — werden zu Waren heruntersinken, die die Warenbazare viel leicht mit besonderer Vorliebe zu verkaufen suchen werden. Schreiber dieser Zeilen, eines Unkenrufes, wenn Sie so wollen, ist seit Anfang April 1854 im Sortiment thätig und seit 1863 selbständig, darf sich also wohl erlauben, in buch händlerischen Dingen einen Warnungsruf loszulassen. Und in erster Linie — über den Vorschlag der Kürzung des Rabatts läßt sich wohl sprechen, wenn auch sehr viele sich dagegen sträuben werden, — soll der Unkenruf ein Weckruf sein. Besinne dich, deutscher Buchhandel, wohin der Weg führt, den du wieder betreten hast. Zu deinem Segen gewiß nicht. Deshalb kehre um, so lange es noch Zeit ist, daß dein Ruf, der solide deutsche Buchhandel, dir erhalten bleibt. Kleine Mitteilungen. Sondcrbcstcuerung der Warenhäuser. — Wie hier schon erwähnt, verhandelte das preußische Abgeordnetenhaus am 16. d. M. über die Interpellation der Abgeordneten Roeren und Ur. Hitze: «Aus welchen Gründen hat die Königliche Staatsregierung den in der Thronrede am 16. Januar d. I. angekündigten Gesetzentwurf, betreffend die Besteuerung der Warenhäuser, dem Landtage noch nicht vorgelegt, und für wann ist die Vorlegung zu erwarten?« Der Vicepräsident des Staatsministeriums, Finanzministcr vr. von Miguel, beantwortete die Interpellation in sehr ein gehender Weise und griff auch später wiederholt in den Gang der Debatte ein. Nachdem er die Schmierigkeiten, die dem Gesetz ent gegenstehen, ausführlich dargelegt hatte, schloß er seine Rede wie folgt: -Diese Schwierigkeiten, die allerdings, wie man unbedingt an erkennen muß, in der Sache selbst liegen, führen nun auch inner halb der Regierung zu Meinungsverschiedenheiten und zu einer Neigung, wie ich gar nicht bestreiten will, entweder andere Wege zu suchen, oder ganz von der Sache abzugchen. -Aber so liegt die Sache im Staats-Ministerium doch nicht. Das Staatsministerium bleibt bei der Anschauung, daß an und für sich ein Gebot der ausglcichenden Gerechtigkeit in dieser Be steuerung liegt und daß eine besondere Heranziehung in stärkerem Maße, als das die allgemeine, staatliche Gewerbesteuer zuläßt, dieser großen Betriebe eintreten zu lassen sei. -Was mich persönlich betrifft, so sage ich allen diesen Meinungs verschiedenheiten gegenüber: man soll doch einmal die Sache ver suchen. Viele sind der Meinung, daß eine Umsatzsteuer erst recht ein Drängen, eine noch stärkere Ausdehnung des Umsatzes in diesen großkapitalistischen Betrieben herbeiführen würde, um dadurch die Steuer auf den einzelnen Umsatz zu erleichtern. Ich bedauere im Interesse der kleinen Kaufleute, was sie zum Teil auch einsehen, daß sie den ausgcarbeiteten Entwurf so scharf kritisieren. Sie hätten das größte Interesse gehabt, einen Gesetzentwurf überhaupt einmal in dieses Haus cingcbracht zu sehen; dann konnten die Meinungen sich klären, dann hatte das Haus die Möglichkeit, be stimmte Stellung zur Sache zu nehmen; das wäre nach meiner Meinung politisch klüger gewesen. Wie gesagt, fallen gelassen ist die Sache keineswegs. Die Staatsregierung wird die Erörterungen und Verhandlungen, um zu einem gedeihlichen Resultat zu kom men, fortführen, und dann wird schließlich ja auf diesem Gebiet die durchaus natürliche Meinungsverschiedenheit unter den einzelnen Ressorts im Staatsministerium zur Erledigung kommen. Wir wollen hoffen, daß es gelingt, in der nächsten Session gleich in der ersten Zeit des Zusammentritts des Hauses einen Gesetzentwurf hier zur Beratung vorzulegen. Ich halte wenigstens diese Hoff nung fest. -Meine Herren, ich möchte aber noch einen Gesichtspunkt zum Schluß hervorheben. Das hohe Haus, wenn es an die Beratung eines Gesetzentwurfs geht, muß sich die Konsequenzen klar machen eines Gesetzes, das den Zweck verfolgen würde, durch Gestaltung der Besteuerung soziale und wirtschaftliche Entwickelungen zu ändern, und welche schließlichcn Konsequenzen das auf allen denk baren Gebieten haben könnte. Es ist daher ratsam, soweit es irgend möglich ist, als Grundlage einer solchen Besteuerung die in unserer Gesetzgebung generell angestrebte ausgleichende Gerechtig keit festzustellen, und da bleibe ich allerdings immer bei der Meinung stehen, daß unsere heutige, allerdings ja mehr oder weniger progressive Gewerbesteuer, die die Kommunen gar nicht verändert haben, die sie einfach, meist wohl aus Bequemlichkeit — man kann es kaum anders ausdrücken — pure acccptiert haben, diesen»Gebote einer gleichmäßigen, 614
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder