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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1899
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1899
- Sprache
- Deutsch
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4612 Nichtamtlicher Teil. 144, 24. Juni 189S Nichtamtlicher Teil Offene Anfrage, zugleich ein Vorschlag. Wie habe ich mich zu verhalten, wenn ich ein anstän diger Mensch bleiben und dabei meine Existenz nicht aufs Spiel setzen will? Es tritt eines schönen Tages ein junger Mann in den Laden bei mir ein, der, da sein Vater seit vielen Jahren Kunde meines Geschäftes ist, während seiner ganzen Schul zeit vom Abc-Buch an bis zum »Guten Kameraden« seine litterarischen Bedürfnisse bei mir gedeckt hat, und fragt mich, ob ich ihm auch während seiner Studienzeit — er studiere jetzt Medizin — die nötigen Bücher liefern wolle und welchen Rabatt ich ihm gewähre? Wenigstens 10 Prozent müsse ich ihm geben, so viel erhalte er von jedem Buchhändler in der nicht allzufernen Universitätsstadt. Da ich nun einer von den sonderbaren Menschen bin, die es als selbstverständlich betrachten, daß man ein gegebenes Wort auch halten müsse, so habe ich ihm geantwortet, daß es mir zwar leid thue ihm nicht 10 Prozent Rabatt geben zu können, daß ich aber in der Lage sei ihm bei Barzahlung 5 Prozent Scontv zu gewähren — — und die Folge dieser von meiner Seite sehr naiven Anschauung und ebenso kind lichen Antwort war, daß der junge Mann nicht allein nicht die Bücher, deren Ladenpreis 74 beträgt, bei mir bestellte, sondern daß ich wohl auch noch die Kundschaft des Vaters verliere und dabei noch in den Verdacht komme, daß ich ihm bisher zu viel Geld abgenommen habe. Denn, sagt sich der Mann, und nicht ganz mit Unrecht, was der Buchhändler in der Universitätsstadt leisten kann, muß doch auch ein hiesiger Buchhändler leisten können. — Ich hätte es auch wirklich leisten können (äiklioils est s-ttirrvin von soribers), wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, zu denken, daß man ein ge gebenes Wort halten müsse. Die beiden Werke kosten 74 hiervon ab 10 Prozent, bleiben 66 ^ 60 H. Nach dem Auslieferuugskatalog K. F. Koehlers kosten die beiden zusammen 54 ^ 30 dazu 50 Porto, also 54 ^ 80») netto. Ich würde also bei 10 Prozent Rabatt vom Ladenpreise einen Nettoverdienst von 11^80-Z gehabt haben, also etwa 16-/.,, Prozent verdient, wenn ich die laufenden Spesen, wie Miete, Steuern, Personal u. s. w. nicht in Ansatz bringe — und dieser Verdienst ist so übel nicht. — Ich hätte mir auch den Kunden erhalten und ihn nicht mutwillig einem auswärtigen Kollegen zugewiesen — der dadurch einen zahlungsfähigen, auch gut zahlenden Kunden erhält und ihm noch manches Buch verkaufen wird. Ich frage aber nun: Wie ist cs möglich, daß ihm dieser 10 Prozent offeriert, denn soweit mir bekannt, sind die deut schen Sortimentsbnchhändler sozusagen ehrcnwortlich ge bunden, keinen Rabatt zu geben; nur bei Barzahlung ist es ihnen gestattet, 5 Prozent Sconto in Abzug zu bringen. Nur die Herren in Leipzig und Berlin dürfen in Leipzig und Berlin 10 Prozent Rabatt geben — aber nicht nach aus wärts. Wie wird das gehalten? Vor allem expedieren verschiedene Herren Kollegen sowohl in Berlin als auch in Leipzig saus gern- st s-ms gtzns mit wenig stens 10 Prozent durch das ganze deutsche Vaterland. Ein Berliner Herr Kollege schreibt mir wörtlich: »Gewiß darf ich jedem meiner Kunden 5 Prozent Rabatt geben, wo sollte ich aber bei der Konkurrenz hier und besonders von Leipzig aus bleiben, — habe sogar einige, die 10 Prozent verlangen und auch erhalten, denn kommt jemand in mein Geschäft und kauft das Werk, so erhält er ohne weiteres 10 Prozent; will er nun ein Buch haben, das aber zur Zeit fehlt, so muß ich es ihm nachscnden, der Mann verlangt aber 10 Prozent, weil er den Rabatt bekommen hätte, wenn ich ihm gleich hätte dienen können.« Dem edlen Beispiel der Berliner und Leipziger folgen oolsntss valentes die Herren Kollegen in den Universitäts städten. Kommt da ein Student, der bisher in Leipzig bei Fock oder Lorentz gekauft hat, da er die dortige Hochschule be suchte, oder von Berlin nach Halle, Göttingen, Würzburg u.s.w., so verlangt er 10 Prozent vom dortigen Buchhändler, der sie ihm giebt, damit er nicht etiva seine Lehrbücher von Berlin oder Leipzig aus kommen läßt. — Und die Folge? Wir sind bald wieder so weit wie vor der Frankfurter Ver sammlung. Ich glaube zwar, daß es kaum einen Buchhändler giebt, der nicht das Unerquickliche dieses Unterbietens der Preise in den letzten Monaten gespürt hat und der sich nicht sagt: Was bleibt mir schließlich noch übrig? Will ich bestehen, so muß ich es treiben, wie die es auch thun. — Das wäre aber der Ruin des Buchhandels. — Um das von mir gekennzeichnete Rabatt-Treiben zu er läutern, resp. die Wahrheit dessen, was ich gesagt, noch in ein helleres Licht zu stellen, berichte ich Folgendes: Ich gehöre als alter Herr einer studentischen Korporation an, die für ihre Glieder ein eigenes Organ besitzt. Dieser Ver bindung gehören außer mir noch etwa fünf bis sechs Buch händler an. Was läge nun näher, als daß wir das Organ, das auch Anzeigen aufninnnt, benutzen, um uns unseren Verbindungsbrüdern geschäftlich zu enrpfehlen?! Ich habe mich nicht dazu entschließen können, die meisten anderen auch nicht; — nur einer thuts, und zwar lese ich seine Anzeige in jeder Nummer. Auf einmal offeriert er in einer Anzeige »Höchsten Rabatt«. — Natürlicherweise habe ich sofort an ihn geschrieben, und ihn darauf aufmerksam gemacht, daß seine Anzeige schon nach den Satzungen des Börsenvereins unstatthaft sei — und, zu seiner Ehre sei es gesagt, das An gebot von Rabatt kommt nicht mehr vor. Ich müßte mich aber doch arg im Irrtum befinden, wenn er nicht ohne weiteres jedem Verbindungsbruder — und jedem anderen — 10 Prozent Rabatt giebt, wenn dieser es verlangt. Einen großen Teil der Schuld trägt der Buchhändler resp. tragen einzelne Buchhändler; aber das Publikum inacht es einem manchmal recht sauer, anständig zu bleiben. So kam z. B. ein hier in der Nähe wohnender Vcrbindungs- bruder zu mir, der nach seiner Aussage jährlich über hundert Mark für seine Bibliothek ausgiebt, und sagte beim Kaufe eines bei mir erschienenen Buches, »ich würde ja am liebsten meine Bücher bei dir kaufen; du giebst aber nur 5 Prozent bei Barzahlung, und in Kiel und Potsdam erhalte ich mindestens 10 Prozent, und der Unterschied ist doch mitzunehmen«. Auf ineinen Einwurf, daß Theorie und Praxis bei ihm nicht über einstimmen, er sei doch national-sozial, erwiderte er: »Ja, Bauer, das ist ganz was anders!« — Wohin dieses Heruntcrbieten und Herunterdrücken der Preise führt, davon nur ein Beispiel. Vor einer Reihe von Jahren entstand hier — wie an anderen Orten auch — ein Beamtenverein, der unter dem Vorwand, in Handet und Wandel Besserung zu schaffen, durch Einführung von Bar zahlung, in Wirklichkeit aber um für seine Mitglieder billigere Preise zu erhalten, eine Anzahl Kaufleute für sich zu gewinnen suchte. Einen Buchhändler brauchten sie auch, und da kam eines Tages ein pensionierter Hauptmann zu mir, erklärte mir die Bestrebungen des Vereins und fragte, ob ich nicht Vereins- buchhändlcr werden wolle und —- welchen Rabatt ich dann gäbe. Ich antwortete ihm, daß ich durch Ehrenwort — anders betrachte ich meine Verpflichtung dem Börsenverein gegen über nicht — gebunden sei, nicht mehr als 5 Prozent bei
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