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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.02.1900
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- 21.02.1900
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- Deutsch
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43, 21. Februar 1900. Nichtamtlicher Teil. — Sprechfaul". 1477 das Buch selbst wird zu einem Spiegel der Zeitstimmung. Die üppige, glänzende Zeit, in der die leichtlebige, elegante französische Gesellschaft tonangebend war, findet in Boucher, Watteau, Moreau und Charles Eisen, einem geborenen Elsässer, ihre hauptsächlichsten Schilderer. Am glücklichsten und einheitlichsten ist diese Illustration, wo sie in graziöser und geschmackvoller Weise ihre eigene lebens freudige Zeit schildert; hier paßt auch ganz und gar die Eleganz und Leichtigkeit der Zeichnung hin, die besonders in der Pose ihre hervorstechendste Eigenschaft hat, wo selbst in lebhaft be wegten Figuren kein tieferer Affekt wahrzunehmen ist und jede Bewegung berechnet und gestellt erscheint. Der Schwung und der große Ernst, der in den Darstellungen der alten Meister auftritt, fehlt hier jedoch. Eine gewisse Verwandtschaft mit dieser Darstellungsweise ent halten die Arbeiten Chodowieckis, der bei alledem sich doch seine Selbständigkeit zu wahren weiß. Er nimmt teil an dem geistigen Aufschwung seiner Zeit, der in den Werken Gellerts, Klopstocks, Lessings re. zum Ausdruck kommt. Seinen Darstellungen ist, im Gegensatz zu den früheren, eine größere Helligkeit eigen. Er betont zwar nicht vorwiegend die malerische Behandlung und das bei den Franzosen deutlich wahrnehmbare Stoffliche; dafür verstand er jedoch, mit wenigen Strichen zu charakterisieren, so daß seine aus dem Leben gegriffenen Figuren von überzeugender Wahrheit des Ausdrucks und Charakters erfüllt erscheinen. Die Wiedergabe des Menschen bleibt seine Hauptkunst und Hauptfreude. Er ist ein wirklicher Illustrator seiner Zeit gewesen, neben dem dann noch eine Anzahl mehr akademischer und idyllischer Illustratoren, die sich der Ausdrucksweise Geßners nähern, auftreten. Es folgt ein Aufschwung der Illustration auf dem Gebiete der Technik, der sich in dem erneuten Bestreben, Schrift und Zeichnung zu einem einheitlichen Ganzen zu gestalten, kennzeichnet, und der Holzschnitt entsteht aufs neue. Anders als bisher geht jedoch seine Entwickelung vor sich. Anstatt der reinen Linie werden Strich- und Kreuzlagen geschnitten, man arbeitet mehr und mehr auf eine Wieder gabe der Tonwerte hin. Der Anstoß zu dieser veränderten Ausdrucks weise geht hauptsächlich von England aus, wo der Holzschnitt sehr bald durch das Aufblühen der großen Journale ein reiches Feld der Bethätigung findet. Vor allem sind hier als illustrative Mit arbeiter Birket Foster, Eaton Woodville und Herkomer zu nennen. In Frankreich sind es Gavarni mit seinen oftmals satirisch an gehauchten Schilderungen und Charaktertypen, die mitunter bis zur Karikatur ausarten, und der den Tonschnitt zu einer bis dahin ungeahnten Wirkung entfaltende Gustav Dorö, der für seinen Stil in dem Holzschneider Pizzard den trefflichsten Inter preten fand. Dors, der geistreiche Flunkerer, ging ausschließlich auf die Ausbildung des mit den Mitteln breiter Licht- und Schattenmassen erreichten Effektes aus, den er dann auch, besonders in seinen Bibel-Illustrationen, zu einer Wirkung ohnegleichen gestaltete. Dagegen fehlt bei ihm die korrekte und unfehlbare Sicherheit der Zeichnung, die Kenntnis von der perspektivischen Verkürzung der Form. Ist er in seiner eigenartigen Darstellungs weise am allerwenigsten als wirklicher Illustrator zu betrachten, so hat er doch der Technik zweifellos neue Wege gewiesen und mit dazu Leigetragen, sie zu einer besonderen malerischen Ent wickelung zu führen. Zu dieser Entfaltung des Tonschnitts hat nicht zum wenigsten die in neuerer Zeit auftretende Erfindung der Photographie beigetragen. In Deutschland macht sich das Eingreifen eines großen Künstlers, Adolf Menzel, bemerkbar, der seine für den Holzschnitt bestimmten ^Darstellungen aus scharfen, fest umrissenen Linien zu sammensetzt; seine Charakteristik gipfelt in der Verwendung der Linie. Ein überaus bescheidenes Maß der Mittel ist hier überall wahrnehmbar. Als sein Hauptwerk sind die Illustrationen zu Kuglers »Friedrich der Große- zu nennen. Ihm gegenüber steht Ludwig Richter, der einfache Liniendarsteller, der eine eigentüm liche Plastik nur durch die Verwendung seiner und starker Striche erreicht. Ein Verherrliche! des Lebens, ein Dolmetscher des Ge müts, ein echt nationaler Künstler und ein Beherrscher im Reich der Schwarz-Weiß-Kunst wie nur wenige Künstler. Neben ihm haben sich noch Schwind, Rethel und Führich bcthätigt. Eine abermalige Wandlung macht sich in der deutschen Illustration in den sechziger Jahren geltend durch die Aufnahme des französischen Tonschnitts, der namentlich zunächst durch Hall bergers Unternehmungen in Stuttgart gepflegt wurde und in Cloß seinen ausführenden Meister fand. Gabriel Max, Makart, Gehrts und Seitz sind Zeichner, die in diesem Sinne schufen und das Ideal des modernen Holzschnitts immer weiter ausbildeten. — Eine Reihe Vorlagen und Lichtbilder bildeten wiederum eine willkommene Beigabe für die mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Redners, der in seinem nächsten Vortrag die Summe zu ziehen gedenkt, die sich aus der bisherigen Entwicke lung des Holzschnitts ergiebt. Ernst Kießling. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. Corvins Pfaffenspiegel. (Nachdruck verboten.) — Ein vielverfolgtes Buch ist Otto von Corvins Pfaffen spiegel. Im Jahre 1886 wurde das grobkörnige Werk des alten Haudegens aus der Revolutionszeit, nachdem es Jahrzehnte lang fast unbeanstandet verbreitet worden war, zum ersten Male beschlag nahmt und der gerichtlichen Prüfung unterworfen. Das Land gericht Rudolstadt zog den dortigen Verleger A. Bock zur Verant wortung und verurteilte ihn wegen Beschimpfung der katholischen Kirche zu zwei Monaten Gefängnis. Nachdem Herr Bock sämtliche Stellen des Buches, die vom Gerichte als gegen 8 166 des Straf gesetzbuches verstoßend bezeichnet worden waren, ausgemerzt hatte, glaubte er das Werk getrost weiter verbreiten zu dürfen. Aber schon im Jahre 1891 wurde er abermals angeklagt und zu einer noch här teren Strafe verurteilt, weil wieder andere Stellen des Werkes sich als strafbar herausgestellt hatten. Erwähnt mag hierbei werden, daß Otto von Corvin, nachdem er im Jahre 1846 das fragliche Buch unter dem Titel -Historische Denkmale des Fana tismus in der römischen Kirche- geschrieben hatte, vom Zensor in Leipzig die Druckerlaubnis erhalten hatte. Der Ver leger Bock hatte nun, um weiteren Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, vor einigen Jahren das Verlagsrecht dieses Werkes an die Firma I. Schabelitz in Zürich verkauft. Die bei ihm immer noch eingehenden Bestellungen sandte er pflichtgemäß nach Zürich. Um jedoch bei dringlichen Bestellungen keine Verzögerung cintreten zu lassen, hatte er sich durch die Züricher Firma bestimmen lassen, bei einem Markthelfer in Leipzig ein Lager des Buches zu halten und die ihm von Zürich gesandten Blanko- Barfakturen auszufüllen, so daß dann sogleich in Leipzig die Aus lieferung erfolgen konnte. Einige dieser Verbreitungshandlungen kamen zur Kenntnis der Staatsanwaltschaft und führten dazu, daß abermals Anklage gegen Herrn Bock erhoben wurde. Das Land gericht Rudolstadt hat ihn am 11. Dezember v. I. abermals wegen Beschimpfung der katholischen Kirche verurteilt und zwar zu drei Monaten Gefängnis. — Gegen dieses Urteil hatte der Angeklagte Revision eingelegt, die er am 19. d. M. persönlich vor dem Reichs gericht vertrat. Er bestritt, mit dem strafrechtlichen Dolus ge handelt zu haben, und betonte, daß er rein aus Gefälligkeit und ohne jedes materielle Interesse die Versendung des Buches veranlaßt habe. Auch habe er es nicht für denkbar gehalten, daß ein von dem Ge richte mehrfach gesäubertes Buch ihm nochmals einen Strafprozeß werde zuziehen können. — Das Reichsgericht verwarf jedoch die Revision als unbegründet, da das Vergehen gegen Z 166 St.-G.-B. einwandfrei festgestellt sei und die in der Revisionsinstanz vor gebrachten Thatsachen keine Beachtung finden könnten. Verein Dresdner Buchhändler. — Die diesjährige Hauptversammlung des Vereins Dresdner Buchhändler wird am Mittwoch den 28. Februar, abends 8 Uhr, im Restaurant «Drei Raben-, Marienstraße, Dresden-A., abgehalten werden (vergl. die Anzeige im amtlichen Teile). (Sprechsaal.) ^Löschdamast.« Ein Löschpapier wurde kürzlich dem deutschen Verlagsbuch handel unter dem schönen Namen -Löschdamast- angeboten. Das wolkige, weiße und weiche Kartonpapier war durch Ein pressung eng aneinandcrstehender kleiner Punkte einem Gewebe ähnlich gemacht worden. Am Kopfe des Probestückes stand in großen Buchstaben gedruckt: -Saugt wie ein Nilpferd». Diese Ankündigung sollte die dem Papier zugeschriebene Eigenschaft großer Saugfähigkeit wohl besonders hervorheben. Die in Parenthese gedruckte Bemerkung -nicht mit gewöhnlichem Lösch papier zu verwechseln- darf wohl als weitere Empfehlung oder Anpreisung angesehen werden. Nach dieser Ankündigung dürfte etwas ganz besonders Gutes zu erwarten sein! — Die Prüfung des Papiers durch Beschreiben und durch Auf sprengen von Tintentropfen ergab, wie auch die Abdruckprobe, kein günstiges Resultat; ebenso zeigte die Steigprobe nur eine Saughöhe von 36—40 mm in zehn Minuten. Gute Löschpapiere haben 60—120 mm Saughöhe. Die Meinung, daß durch die Einpressung einer Narbe dem Papier größere Saugfähigkeit verliehen wird, ist mehrfach ver breitet; aber sie ist durchaus irrig. Wir nehmen an, dem Lieferanten war dieser Sachverhalt nicht bekannt, und wollen auch nur an diesem Beispiele wieder zeigen, wie das Aeußere eines Papiers oft über den wahren Wert desselben täuscht, und wie geringere Ware vielfach selbst von Fachleuten überschätzt wird. Leipzig. Papierprüfungs-Anstalt. Siebenundieckulafter Fahryang. 198
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