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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1898
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18980108
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5, 8. Januar 1898 Nichtamtlicher Teil. 117 und etwa zwanzig Zeitschriften liegen in den Lese zimmern auf. Natürlich ist dieser Anfang noch dürftig; wir müssen uns nach unseren Mitteln richten, und diese sind beschränkt; aber unbillig wäre es, nicht freudig die Opferwilligkeit unserer Mitbürger anzuerkennen, durch deren freiwillige, zum Teil sehr beträchtliche Beiträge die Lesehalle ge schaffen und ihr Bestand auf eine Reihe von Jahren ge währleistet ist. Wohl noch lange müssen wir die Ent wickelung der Lesehallen im Auslande als vorbildlich für unser Streben betrachten. Dort sind sie schon so einge wurzelt, daß in England und Amerika eine Stadt ohne public librsr^ gar nicht mehr denkbar ist Die praktischen Anglo-Amerikaner wissen aber sehr gut, daß aus die Datier auf freiwillige Gaben kein Verlaß ist; sie haben die Für sorge für diese Bildungsanstalten den Gemeindeverwal tungen zugeschoben, und das ist allgemein acceptiert; einzelne Gemeinden erheben sogar eine prozentual gering fügige Bibliotheksteuer von ihren Einwohnern. So weit sind wir noch nicht! Hätten wir darauf warten wollen, bis unsere Stadt verwaltung neben so vielen drängenden Verpflichtungen an die Lösung der Bibliothekfrage geschritten wäre, so wären vielleicht noch Dezennien vergangen, bis die städtische Volksbibliothek hätte eröffnet werden können. Daß die städtische Volksbibliothek eröffnet werden wird, das unterliegt gar keinem Zweifel, denn sie liegt im Zuge der Zeit, dem nichts zu widerstehen vermag. Wir mußten es daher in Anbetracht der Umstände für zweck mäßiger halten, eine Lesehalle nach dem bewährten Systeme zunächst einmal aus freiwilligen Beiträgen zu schaffen, um zu zeigen, daß hier ein tiefgehendes Bedürfnis des öffent lichen Lebens vorhanden ist, das nach Befriedigung drängt. Wir wollen einen merkwürdigen Mangel des deutschen Erziehungswesens aufdecken, der beseitigt werden muß, wenn nicht der Vorrang der deutschen Volksbildung schon bald verloren gehen soll. Unsere Volksschulen sind die besten der Welt, ver schwindend ist die Zahl der Lesensunkundigen Gewaltige Summen verwenden Staat und Gemeinden, um niemanden im weiten Reiche ohne Schulbildung zu lassen. Damit hat es aber meist sein Bewenden. Dies gewaltige Bildungskapital nun weiter nutzbar zu gestalten, den zahlreichen Kapazitäten Gelegenheit zu bieten, sich durch Selbststudium weiter auf eine höhere Stufe zu bringen zum Nutzen der Allgemeinheit, daran hat man bis jetzt noch wenig gedacht. Das praktische Ausland wuchert mit seinem Pfunde der Volkserziehung mehr Die Prozentzahl der Lesekun digen ist dort wohl eine geringere, aber darüber hinauszu schreiten ist jedem offenen Kopfe leicht gemacht, da ihm die Bahn dazu in den public libraries geöffnet ist. Wir Deutschen sind immer noch etwas unpraktische Ideologen! Hunderttausende geben die deutschen Kommunal verwaltungen aus für die Volksschule, die Volksbildung Die Schulbildung aber zum Besten der Allgemeinheit weiter zu pflegen, sie anwenden zu lehren, für öffentliche Bibliotheken eine verhältnismäßig bescheidene Summe in das Jahresbudget aufzunehmen, eine solche Zumutung würde heute noch der Mehrzahl der Gemeindeverwaltungen unge heuerlich erscheinen, und doch ist die öffentliche, jedermann zugängliche Volksbibliothek die naturgemäße und wirksamste Ergänzung der Volksschule. Daß hier früher oder später ein Wandel eintreten wird, das dürfen wir wohl vertrauen. Ebenso selbstver ständlich wie in unserem Zeitalter etwa die Pflicht der Kanalisierung und der Wasserversorgung, die Pflege der öffentlichen körperlichen Gesundheit in den Kreis der Ge meindepflichten eingedrungen ist und rastlos weitere For derungen stellt, ebenso oder in vielleicht noch höherem Maße gehört dahin die Pflicht der geistigen Entwicklungspflcge des Volkes. Ein Ausruhen auf den Lorbeeren der durch geführten Schulbildung giebt es nicht. Stillstand ist Rück schritt! — aber die Erkenntnis, daß uns andere Nationen überholen wollen, der beste Sporn, das Versäumte nach zuholen. So dürfen wir das feste Vertrauen haben, daß wenn einmal die Mittel, die uns heute und für die nächste Zeit für das begonnene Werk zu Gebote stehen, sich erschöpfen sollten, die Einsicht, daß die Schaffung und Erhaltung öffentlicher Bücher- und Lesehallen zu den ernstesten Auf gaben fortgeschrittener Gemeinwesen gehören, festen Fuß gefaßt haben wird. Darum lassen Sie uns ohne Sorge in die Zukunft des Kindleins blicken, das wir heute zur Taufe bringen. Es wwd Sie interessieren, einen Blick auf den Etat zu werfen, den wir für unser Institut aufgestellt haben Unsere jährlichen Ausgaben für Gehälter, Miete, Heizung, Beleuchtung, Buchbinderarbeiten, Zeitungsabonnements und klei nere Ausgaben betragen . . 3950,— Es wurden gezeichnet für 5 Jahre je ^ 3801,— in Summa für 1897—1901 . . . . — .F 19 005,— Hiervon ab die jährlichen Ausgaben für die vier Jahre 1898—1901 L 3950 — 15 800,— Bleibt Rest 3 205 — oder jährlich ^ 801,25 die wir zur Vermehrung unserer Bücherei verwenden können. Außer den jährlichen Zeichnungen wurden uns einmalige Gaben im Betrage von 1600 zugewandt, die wir für die Einrichtung und für die Vervollständigung unserer Büchersammlung ausgegeben haben. Sic sehen, daß unsere Mittel für die Vermehrung und Ausgestaltung nur geringe sind, und daß wir auf weitere Subsidien zählen müssen; anderseits aber können Sie nach diesem Etat leicht ermessen, mit welch geringen jährlichen Aufwendungen sich das öffentliche Bedürfnis nach einem so unschätzbaren und unentbehrlichen Bildungsmittel befriedigen läßt. Meine verehrten Damen und Herren, ich erkläre hier mit die Bonner Bücher- und Lesehalle für eröffnet. Beifallsäußerungen folgten den Ausführungen des Redners, dann nahmen die Anwesenden Einsicht in die vor handenen Einrichtungen und Schätze, die von dem Biblio thekar, wie von Herrn Emil Strauß eingehend erklärt wurden. Die Bücherei ist nach Wissenszweigen geordnet und ungemein reich an wertvollen klassischen Werken aller Gebiete. Sehr reich vertreten ist die schöne Litteratur mit Werken von Anzengruber, Dickens, Fontane, Freytag, Grillparzer. Gutzkow, Heyse, Ibsen, Jensen, Keller. Conrad Ferdinand Meyer, Scott, Spielhagen, Storm, Sudermann, Wildenbruch und vielen andern. Geschichtswerke von Bernhardi, Droysen, Macaulay, Mommsen, Ranke, Sybel, Treitschke und andern, die biographische Litteratur mit den Lebensgeschichten Beethovens, Bismarcks, Blüchers, Fichtes, Mozarts und der übrigen Heroen im Geistes- und politischen Leben, die geographischen und Reise- Werke, darunter Frithjof Nansen, die naturwissenschaftlichen und medizinischen Schriften und die Werke über Kunst und Gewerbekunde bezeichnen den hohen Wert und den gediegenen Kern der jungen Bibliothek. Allgemeine Anerkennung war das Ergebnis dieser Be sichtigung, und aufs höchste befriedigt, daß eine so einfache und^; zweckmäßige Einrichtung in Bonn ins Leben getreten 20*
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