Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1874
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18740511
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187405116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18740511
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-11
- Monat1874-05
- Jahr1874
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1734 Nichtamtlicher Theil. Il- 107, II. Mai. Nichtamtlicher Theil. Tic Ostcrmcssc. Der diesjährigen Messe, über welche in den nachstehenden Zei len berichtet werden soll, wurde von allen Seiten mit berechtigter Spannung und vielsach nicht ohne Befürchtungen entgegen gesehen. Wir haben im vorigen Jahre auf einen in Deutschland bis da hin unerhörten volkswirthschastlichen Aufschwung eine Zeit von nicht minder beispiellosen geschäftlichen und socialen Erschütterungen folgen sehen und der Buchhändler, dessen Waarc zum großen Theil Luxus artikel ist, durste wohl annehmeu, daß diese Zeit nicht ohne schweren, schädigende» Einfluß auf sein Geschäst bleiben werde. Soweit sich das Resultat der Messe bis jetzt übersehen läßt, waren diese Besürch- tungenjdurchgängig übertrieben und zum großen Theil unbegründet. Die Listen sind gut eingegangen, die Höhe der Zahlungen wird nicht viel hinter der des vorigen Jahres Zurückbleiben und der deutsche Buchhandel kann gerade aus das verflossene Geschäftsjahr mit be sonderer Befriedigung zurückschen. Er hat den Beweis geliefert, daß er sich einer robusten, kernhasten Gesundheit erfreut und daß er auch schwere Krisen ohne große Einbuße übersieht. UntcrdicscnUmständcn war es natürlich, daß bei den zur Messe hier versammelten College» schon so oft bewährte Fähigkeit zur Be wältigung von Genüssen aller Art aufs neue glänzend zur Geltung kam. Selbst das außergewöhnlich schlechte Wetter konnte daraus nur geringen Einfluß üben, der alte gute Humor spottete aller An strengungen der feindlichen Gewalten. Am Sonnabend vor Cantate hatte das Festcomitö die übliche Zusammenkunst im großen Saale des Schützcnhauses veranstaltet und auch diesmal bewährte dieselbe ihre alte Anziehungskraft. Der glänzende, festlich decorirte Saal war bis lange nach Mitternacht dicht gefüllt von Fremden und Einheimischen, die in ungezwungener Fröhlichkeit mit einander verkehrten. Die Stimmung wurde wesent lich erhöht durch die Vorträge des Orchesters, sowie durch den Ver laus und die Lcctüre einer Probenummer des „Allerneuesten Maga zins für den Deutschen Buchhandel", mit dessen Herausgabe sich das Festcomits jedenfalls ein großes Verdienst um das auch im Buchhandel nie genug zu cultivirende Gebiet des höheren Blödsinnes erworben hat. Zwar scheiterte der ungeheuerliche Versuch, die ge nialen Fibclvcrse nach der Melodie von Oauckeainus igitnr zu singen, doch wird im Ilcbrigcn jeder Käufer das Blatt gern seiner Samm lung von Erinnerungen an die Ostermessc einverleiben, zumal es eine aussührliche und sehr deutliche Beschreibung der vier Sund- blad'schen Cartons enthielt, welche leider so hoch hingen, daß ihre Feinheiten nur ganz besonders guten Augen erkennbar waren. Auch ein schönes, besonders durch zwingende Logik wirkendes Lied der Leipziger Couplctsängergesellschast, sowie ein im reinsten Lcipzigcrisch abgesaßtcr Vortrag über die „Kemidlichkeit" erheiterten die Gesell schaft. Rescrent muß zu seiner Schande gestehen, daß er nicht im Stande ist, anzugebcu, wann die Letzten nach Hause gegangen sind. Trotz langjähriger Hebung in diesem Fache gelang cs ihm diesmal nicht, unter diesen Glückliche» zu sein, er hatte seine Meister gefunden. Zum Festmahl am Cantate-Sonntag waren wieder alle Plätze im große» und kleinen Saale des Schützcnhauses besetzt Die Reihe der Trinksprüchc eröffnet« Herr Adolph Enslin aus Berlin, der Vorsitzende des Börsenvereins, mit dem Hoch, „das stets das erste sein muh, wo eine Versammlung deutscher Männer tagt", mit dem Hoch aus den Deutschen Kaiser und in Gemeinschaft damit ans König Albert von Sachsen. Es versteht sich von selbst, daß dieser Toast, der diesmal übrigens zum ersten Male den gebührenden Vorrang einnahm, allseitigen begeisterten Widerhall fand. Herr E. A. Seemann widmete sein Glas dem deutschen Buchhandel und seinem serneren Blühen und Gedeihen, worauf Herr Hans Barth die Gäste leben ließ. Herr vr. Bräutigam, der Vorsteher der Buchhändler-Lehranstalt, feierte in längerer Rede die Männer der Wissenschaft und ihr Verhältniß zum Buchhandel, und trank ins besondere auf die Universität Leipzig, wosür der Rector derselben, Herr Geheimrath Schmidt, dankte, indem er aus die fernere Blüthe des deutschen Buchhandels toastete. Den Schluß der vernehm baren Toaste bildete der Trinkspruch des Herrn Wagner ans Braunschweig auf die Stadt Leipzig. Zum Theil aber wurde auch schon diese Rede von dem Schicksal aller folgenden ereilt, sie blieben infolge der höchst animirten Stimmung der Versammlung vollstän dig unverständlich, und die Sprecher mußten sich mit dem Beifall begnügen, den die dankbaren Hörer bereitwillig jedem Versuche spendeten, sie zu unterhalten. Einen bedeutenden Antheil an der Erzeugung dieser Stimmung trug zunächst die diesmal wirklich ganz vorzügliche Bewirthung des Herrn Hoffmann, dem hiermit auch an dieser Stelle der gebührende Dank gesagt sein soll. Ferner wirkte die Absingung des zur Vertheilung gelangten Taselliedes höchst erheiternd. Für seinen Verfasser wurde vielseitig derselbe Herr gehalten, der sich schon im vorigen Jahre aus diesem Gebiete reiche Lorbeeren erwarb. Wenigstens hat Sanct Ambrosius die ihn, im vorletzten Verse sehr unverblümt zugcschobene Vaterschaft dieses Kindes einer glücklichen Laune energisch abgelchnt. Die in dem Poem vorkommenden witzigen Anspielungen ans Sanct Domi- nicus und Sanct Stephanus, sowie auf den die Welt jetzt bewegen den Schlachtruf: „Hie Meyer, hie Pierer" fanden allgemeinen und verdienten Beifall. Auch ihren besänftigenden und versöhnenden Einfluß bewährte die Geselligkeit. Jeder, der mit schwerem Herzen die Entstehung und den Verlauf des Zerwürfnisses zwischen zwei unserer bedeutendsten Kritiker verfolgt hat, eines Zerwürfnisses, das nicht ohne den traurigsten Einfluß auf unsere Literatur bleiben konnte, wird mit innigem Danke gegen die gute Wittwe Clicqnot, die solche Wunder wirkt, des Zwiegesprächs zwischen Rudolf Gott schall und Paul Lindau gedenken. Den Schluß der officiellen Festlichkeiten dieser Messe sollte ein gcmeinschastlicher Ausflug nach Grimma bilden. Leider legte hier gegen llnxitsr ptnvins ein energisches Veto ein, so daß es unseren Gästen versagt blieb, sich an den dortigen landschaftlichen Reizen zu erfreuen, die freilich bescheiden sind, einem Leipziger Auge aber immerhin als ein kostbares Juwel erscheinen. Jeder suchte von nun an in kleinerem Kreise Erholung von der Strapaze der Abrechnung am Morgen, und die meisten fanden sie wohl bei Aeckerlein, dessen Keller seit einigen Jahr«n ei» bnchhändlerisches Hauptquartier ge worden ist. Auch im großen Saale der Centralhalle fand am Montag noch eine ziemlich stark besuchte zwanglose Vereinigung statt, wobei sich nach und nach ein recht lebhafter, bis spät in die Nacht dauernder Verkehr entwickelte. Dieser Bericht schließt wohl am besten niit der Erwähnung einer dabei gehaltenen humoristischen Rede des Herrn Schürmann, welcher der vielfachen unermüdlichen, oft undankbaren Bemühungen des Festcomitös gedachte und seinen Mitgliedern den Dank dafür darbrachtc. Gewiß stimmen alle Theil- nchmcr an den diesjährigen Festlichkeiten diesen! Danke bei, bewah ren ein freundliches Andenken an die Ostermesse 1874 und — kom men im nächsten Jahre mit der alten guten Laune wieder. — g. Pcrsonalnachrichte». In der am II. April abgehaltenen Generalversammlung des „Krebs", Verein jüngerer Buchhändler in Berlin wurden in den Vorstand gewählt die Herren: E. Schifsmann (bei G. Hempel) als Vorsitzender, G. Klaunig (bei W. Grosse) als Schrift führer, L. Knapp (in L. Lassar's Buchh.) als Bibliothekar; Herr E. Langer (in C. Hehmann's Verlag) bleibt Cassirer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder