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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1874
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1874
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- Deutsch
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anjedemOrt und zu jeder Zeit wurde das tiefste Stillschweigen beob achtet, nur im äußersten Nothsall war es dein also zum Stummen gewordenen Insassen erlaubt, einem Anderen mit leiser Stimme einige Worte in's Ohr zu flüstern. Um von dem Bibliothekar Bücher zu erhalten, bedienten sich demgemäß die Mönche höchst wunderlicher Geberdcn; das gewöhnliche Zeichen war: die Hand auszustrecken und die Bewegung uachzuahmen, die man macht, um ein Buch zu durch- blättern. Diesem Zeichen war das des Kreuzes hinzuzufügen, wenn man ein Meßbuch wollte; um das Evangelium zu haben, wurde das Zeichen des Kreuzes auf der Stirn gemacht; um das Chorbuch be rührte man den Daumen der einen Hand mit dem kleinen Finger der andern u. s. w. Die religiöse Unduldsamkeit, welche zu jener Zeit herrschte, bezog sich vorzüglich auf alle Werke der klassischen Vorwelt. Ungeachtet des Vergnügens, welches wißbegierige Mönche empfan den, derartige Werke zu lesen und zu studiren, behandelten sie sie anschauend mit großer Verachtung. Um ein solches von einem blinden Heiden verfaßtes Buch zu erhalten, mußte man dem gewöhnlichen Zeichen des Bücherumblättcrus noch das hinzusügen, sich mit der Hand das Ohr zu kratzen, wie ein Hund es mit seiner Pfote thut, wenn er ein Jucken fühlt; „denn die Ungläu bigen", sagt Dom Martcne in seiner Schrift „Vs antiguis soclosius ritibuo", „sind mit Recht jenem Thiere zu vergleichen." — Wie viel humane Heuchelei strebsamer Geister mag sich oft hinter jenem thierischen Kratzen versteckt haben! — Außer den oben erwähnten Pflichten hatte der Bibliothekar noch mehrere zu erfüllen; er war beauftragt, Schrift und Original der verschiedenen Exemplare des selben Werkes zu vergleichen, da nach den geistlichen Gesetzen nicht der geringste Unterschied zwischen ihnen stattfinden sollte. Dies waren die Bibeln, Meßbücher, Episteln, Gebete vor der Messe, Gra- duale, Chorbücher, Lobgesänge, Psalmen, Collectcnbücher und die Sammlungen klösterlicher Regeln. Er mußte auch kleine Tafeln un fertigen, welche den Mönchen die Zeiten der verschiedenen Kirchcn- dicnste, der Frühgebete, der Messen und alles der Art bezeichnet«; er verfaßte außerdem die Briese des Klosters und füllte bei dem Prior oft die Stelle des Geheimschreibers aus. Die Bibliothekare der Klöster empfingen kein Gehalt; in den Stiftskirchen bewilligte man ihnen oft eine Vergütigung in baarem Gclde. Im zwölften Jahrhundert und noch später legte man allen Gliedern der Gemeinde eine jährliche Steuer aus, welche für den Bibliothekar zum Einkäufe, zum Binden und zur Erhaltung der Bücher bestimmt wurde. In einer Anordnung vom Jahre 1145, gegeben von Udon, dem Abt von St. Pöre-cn-VallLe, zu Chartres, besteuerte der Abt sich selbst, damit seine Anordnung besser ausgenommen würde. Zuweilen ver einigte der Bibliothekar mit seine» übrigen Obliegenheiten auch die des Hauptchorsängers der Klosterkirche. Man hat einige Rechnungen, die Ausgaben dieser Beamten betreffend, vorgefunden, ans welchen man über den damaligen Werth der Bücher und der zum Schreiben erforderlichen Materialien interessante Aufklärungen schöpft. Der Bruder Bibliothekar wurde so infolge seiner anhaltenden Beschäfti gung zuweilen ein eifriger und gelehrter Bücherfreund. Die Nach welt ist also diesen mittelalterlichen Anachoreten, welche sich um die Erhaltung der Literatur so verdient gemacht, vielen Dank schuldig, umsomehr, da einige unter ihnen doch wenigstens leidlich genießbare Schriftsteller und Ueberlicserer ihrer Zeitgeschichte waren. Die Klöster haben, wie bekannt, lange Zeit zugleich als Schulen ge dient, und Diejenigen, welche darin walteten, haben uns hauptsäch lich viele literarische Schätze, zumal die der elastischen und patristi- schen Vorzeit, ausbewahrt. Wie groß auch die konfessionelle Be schränktheit und der Fanatismus jener wilden und düsteren Zeiten war, so konnten sich doch mitunter edle und erhabene Gedanken den Weg hindurchbahnen, und die finsteren Bogengänge des Klosters Ivurden nicht selten durch die matten Strahlen eines freieren For- schcns erleuchtet. Ohne Zweifel beschäftigten sich diese nur mit dem Dienste der Kirche geweihten Menschen vorzugsweise mit geistlichen Studien; doch ist es auerkennenswerth genug, daß sie die unsterb lichen Werke Roms und Griechenlands, indem sie die Abschriften da von vervielfältigten, der Welt aufbewahrt haben. So haben sie mit ihren sorgfältig unterhaltenen Bibliotheken, welche so viele reich verzierte Manuskripte umschlossen, auch ohne ihr Wissen und Wollen, nicht wenig dazu beigetragen, ein aufgeklärtes und besseres Zeitalter vorzubcrciten. Trotz einiger Abweichungen, welche man bei allen Werken aus dem Mittelalter Nachweisen kann, haben sich die Bibel, die Kirchen väter und die Schriftsteller des elastischen Alterthums in correcteu Abschriften erhalten. Man findet in einigen Manuskripten, na mentlich elastischer Dichter, Stellen, welche von dem Grundtcxte durchaus abweichen; aber dies sind mehr Ergebnisse der willkür lichen Veränderungen und Einschaltungen der Mönche, als Ver sehen oder Fehler der Copisten; solchen Stellen ist leicht anzumerken, daß der Mann der Kirche den Versuch gemacht hat, die ihm anstö ßigen Freiheiten des heidnischen Verfassers zu verschleiern oder zu beseitigen. Dergleichen Verstümmelungen gehören in die lange und breite Geschichte literarischer Geschmacklosigkeiten, welche mit der ganzen einseitigen Entwickelung des mönchischen und kirchlichen Lebens im Mittelalter zusammenhängen. Soll. (Berl. Börsen-Ztg.) Shstcmutischc Ucbersicht der literarische» Erzeugnisse des deutschen Buchhandels in den Jahren 1872 und 1873.*) Mitgetheilt von der I. C. Hinrichs'schen Buchh. in Leipzig. jl872j 187» 1. Sammelwerke. Literaturwissenschaft. Biblio- graphie 321 258 2. Theologie 1234 1239 Z. Jurisprudenz. Politik. Statistik . . . 1015 1051 4. Heilwissenschaft. Thierheilkunde .... 485 514 5. Naturwissenschaft. Chemie. Pharmacic. . 587 600 K. Philosophie 180 157 7a.Pädagogik. Deutsche Schulbücher. Gymnastik 1266 1314 7b.Jugendschristen. 296 387 8. Altclassische und orientalische Sprachen. Alter- thumswissenschast. Mythologie . . . 427 438 9. Neuere Sprachen. Altdeutsche Literatur . . 357 346 10. Geschichte. Biographien. Memoiren. Brief- Wechsel 735 690 11. Geographie. Reisen 267 339 12. Mathematik. Astronomie 160 162 13. Kriegswissenschast. Pserdekunde .... 318 314 14. Handelswissenschaft. Gewerbskunde . . . 488 402 15. Bau-, Maschinen- und Eisenbahnkunde. Berg- bau. Schifffahrt 259 331 16. Forst- und Jagdwissenschast 77 90 17. Landwirthschast. Gartenbau 276 310 18. Schöne Literatur (Romane, Gedichte, Thea- tcr re.) 998 948 19. Schöne Künste (Malerei, Musik rc.). Steno- graphie 420 391 20. Volksschriften 209 205 21. Freimaurerei 6 19 22. Vermischte Schriften 546 590 23. Karten 200 220 Summa 11,127 11,315. *) Die Zusammenstellung der Erscheinungen 1871 u. 1872 siehe Bör senblatt 187», Nr. SS.
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