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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1894
- Sprache
- Deutsch
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4370 Nichtamtlicher Teil. 165, 19. Juli 1894. und Bcwerbungslwicfc ein: 134 Gehilfen (davon 58 Verbands- Mitglieder); es gelaugten — nach den eingelnufenen Mitteilungen — zum Abschluß: 72 Engagements*). Das finanzielle Ergebnis der Wirksamkeit unserer Stellen vermittelung darf ein recht erfreuliches genannt werden, da nur nach Abzug der Ausgaben für Bücher und Drucksachen bei Einrichtung der Stellenvermittelung, sonne für Inserate und Porti noch einen llcbcrschuß von 165 ^ 80 ^ verzeichnen zu können die Freude haben. Wir schließen unseren Bericht mit der Bitte: halten Sie treu zu unserem schönen Verbände und suchen Sic ihm, wo sich nur immer die Gelegenheit hierzu bietet, neue Gönner und Mitglieder zuzuführen. *) Davon läßt sich mit Sicherheit bei 28 Engagements fest st cl len, daß solche durch unsere Vermittelung erfolgten. Verwerfliche Ingeridschriften-Rritik. Vor einer Reihe von Jahren sind Lehrer zu sogenannten -Jugcndschriften-Ausschüsscn» zusammcngetrctcn, und zwar in Augs burg, Berlin, Breslau, Cassel, Dresden, Frankfurt a M., Gotha, Hamburg, Hildcshcim, Königsberg i/Pr., Nordhausen, Wiesbaden, Zerbst. Sie wollen über die Jugendlitteratur Deutschlands wachen: »Der Jugend zum Schutz, dem Schlechten zum Trutz, den Freunde» zur Lehr', den Lehrern zur Ehr'.- In einem Blatte -Jugend- schriftcn - Warte», werden zu diesem Bchufe Besprechungen neuer Jugcndschriftcn gebracht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in der Jugendlitteratur viel gesündigt wird, daß jährlich eine Anzahl Jugendschriften besser ungedruckt blieben: und daß eine gesunde, verständige, kundige Kritik wohl berechtigt ist. Das genaue Studium der Jugendschriften-Wartc und die Kennt nis der Verhältnisse der -Ausschüsse», wie des Vorstandes, zeigen aber, daß die Rccensentcn zuerst daran gehen sollten, sich selbst zu belehren, che sie über andere zu Gericht sitzen. Die Jugcndschriften - Warte bringt jährlich 12 Nummern; in jeder Nummer etwa 8—10 Besprechungen; das sind jährlich zu sammen l20Bcsprcchungcn. Damit ist aber doch noch lange nicht ein Ge samtbild der ganzen großen Jugendlitteratur Deutschlands von einem Jahre gegeben; und von vornchercin muß eine bedeutende, sicher die größte Anzahl von Jugcndschriftcn fortfallcn. Das geht un glaublich leicht. Zu einer sicheren Besprechung eines Werkes werden genau 12 Recensionsexemplare, für »/< der 15 ernannten Kritiker je eins, gratis und franko, gefordert. Außerdem wird es nur für sehr recht, anständig und würdig erachtet, daß der Verleger jeder päda gogischen Zeitschrift, welcher die -Jugendschriften-Warte« als «wert volle» Zugabe beigclcgt wird — cs sind wohl 9 — ein Exemplar eines jede» Werkes gratis verehrt. Das sind zusammen nur 21 Exemplare. Die Herren müssen doch sonderbare Begriffe von den Her stellungskosten eines Buches haben. Auf der einen Seite fordern sic, und ja mit vollem Recht, hohe Honorare, vorzüglichen Inhalt, künstlerischen Bildcrschmuck, tadellose Vollkommenheit in jeder Hin sicht; auf der anderen Seite soll der Verleger für eine wertlose Besprechung in einem dürftigen Blättchen mit freigebigsten Händen "Exemplare geradezu massenhaft verschenken, als wenn heutzutage eine «Vollkommenheit» so leichthin, und nicht mit oft außerordent lich großen Ausgaben und Aufwand zu erreichen wäre. Das sind Ansichten und Forderungen, welche ins Maßlose gehen, und die jedem verständigen Menschen thöricht und sinnlos erscheinen müsse»; mit anderen Worten, cs läuft das Ganze auf eine fast unersättliche Gier nach Freiexemplaren von Büchern auf Kosten gutmütiger Verleger hinaus, unter dem schönen Deckmantel edler Bestrebungen und Hebung der Jugendlitteratur, die so doch nie und nimmer gebessert werden kann. Doch — erst in ganz neuer Zeit wird gesagt, der Vorstand soll Werke, welche nicht gratis cingesandt sind, in mehreren Exemplaren kaufen, um Besprechung zu veranlassen. Aus den eingelnufenen 11 bis 12 Urteilen wird von dem Vor ortsnusschuß eine Besprechung redigiert, welche in das Blatt kommt. Nu» ist doch ganz klar, daß ein kluger Verleger sicher nicht 3—4, oder 6—7, oder gar 12 Exeniplnrc eines teuren, guten Werkes einzeln franko versendet, um eine fragwürdige Reccnsion zu er halten; und so ist cs Thatsache, daß in der «Warte« fast nur Jugcndschriftcn besprochen, eventuell empfohlen werden, die niemals Anspruch auf Unsterblichkeit machen können, ja von vornchercin für wenig wert gehalten werden müssen, von denen 13 Exemplare zu opfern dein Verleger geringen Nachteil bringt. Gerade von den besten Jugendschriften hört man nichts; ganze Katcgoriccn fallen aus, viele der bedeutendsten Jugendschriften- verlegcr treten nicht mit einem Werke auf. Daß teure, wertvolle Bücher in der That in mehreren Exem plaren gekauft worden sind, davon entdeckt man in dem Blatte keine Spur. Kein Verleger wird sich auch zu dem Glauben erheben können, daß dies öfter geschieht oder Grundsatz wird. Kein Verleger müßte der -Jugendschriften-Wartc» auch nur das geringste Werk zur Besprechung cinscndcn. Das wäre das einzige Mittel, diesem Treiben der Herren ei» schnelles Ende zu machen. Was Besprechungen überhaupt noch für Erfolg haben, weiß jeder Verleger zur Genüge aus seinen eigenen geschäftlichen Er fahrungen. Auf obige Handhabung legen wir noch am wenigsten Gewicht. Schwerere Vorwürfe sind gegen die Beschaffenheit der Besprechungen selbst zu erheben. Leichter, oberflächlicher und in vielen Fällen schlechter können Recensioncn nicht gut geschrieben werden, Recen- sionen, an denen 12 Mann gemeinsam schmieden. Daß manchmal ein richtiger Spruch, eine Wahrheit unterläuft, bestätigt als hin und wieder vorkommende Ausnahme die Regel. Ein kritisches Blatt, das mit der Anmaßung der -Jugcnd- schriftcn-Warte» austritt, muß unbedingt eine völlige Reife des Urteils zeigen, muß umfassende Kenntnisse anfwciscn, vor allem objektiv und vielseitig sein, muß überhaupt auf einem höheren Standpunkt stehen. Die Besprechungen sind aber durchweg nicht viel besser, als die -Waschzettel» und Büchcrabschlachtungcn der Tagcsblätter. Da Tadel leichter ist, als das Gute hernusfinden, so wird oft frischweg getadelt, und jedes Buch erhält dann — echt pedantisch schulgcmäß — seine Ccnsur; Ccnsur Nr. 0, Nr. 1, Nr. 2 u. s. w. Sicher sind die Rccensentcn große Künstler und tüchtige Kunstkenner, und mit scheinbar echter Sach kenntnis wird hervorragend über die Abbildungen geurteilt. Aber vielleicht auch, weil Bilder gleich mehr ins Auge fallen und den Reccn- sentcn weniger Zeit, vielleicht auch weniger Gcistesanstrcngung ab verlangen, als das schwierige, zeitraubende Studium des Textes. Am schlechtesten kommen die Farbendruckbilder weg, von denen fast kcins Beifall findet. So sehr die große Sicherheit auf dem Gebiete der Kunst zu bewundern ist, so glauben wir doch, daß dieser vortreffliche Kunstsinn der Rcccnsenten niemals grade in diesem Punkte rechte Freude und Gcnugthuung erleben wird. Es müßte denn sein, daß sich jene stolze Lehrcrvcreinigung von vornherein verpflichtete, dem Verleger sofort 10 MO Exemplare bar ab- zuknufen. Ihre Forderungen zu erfüllen, verbietet einfach die Höhe der Kosten bei der Herstellung, der ebenfalls verlangte niedrige, für Jugendschristen notwendige geringe Preis — welchen Absatz würde eine Jugendschrift von 10—15 finden? — und die vielfachen technischen Schwierigkeiten, die ein Lehrer nur schwer zu erraten vermag, mag er auch sonst alles können und wissen. Eine bestimmte, aber sehr wichtige Klasse von Jugcndschriftcn wird ganz verworfen; das sind alle Zeitschriften für die Jugend. Alle ohne Ausnahme sind nach dein Urteil dieser Herren Kritiker grundsätzlich verwerflich und schlecht. Das ist freilich ein übles Zeugnis für viele, in den Augen anderer Leute hervorragende Pädagogen, von Christ. Felix Weiße, Christ. Gottl. Salzmnnn, Joh. Gottfr. von Herder und A. L. Licbeskind an bis zur Neuzeit, bis Ambros, Dieffenbach, B. Müller, Joh. Ninck, Albert Richter und andere, die für gut befunden haben, im Verein mit einsichts vollen Verlegern Jugendzeitschriften herauszugcbcn. Aber freilich sind die Epigonen stets klüger als die Meister. Wenn nun doch einmal eine solche Zeitschrift — leider — da ist, so soll jede Nummer in sich vollständig abgeschlossen sein. Da würde der Verleger wohl recht bald trübe Erfahrungen machen! Und welcher begabte Schriftsteller legte sich oder ließe sich den dauernden Zwang auferlegen, stets seinen Stoff auf 10, höchstens 20 Seiten zusammenzudrängcn; oder welcher Redakteur wäre ein solcher Narr, vorzügliche Arbeiten nur deshalb nicht zu nehme», weil sic 2—3 Seiten zu lang sind und deshalb geteilt werden müßten? Zeitschriften sind auch für die Jugend vollauf berechtigt, weil sic, gut redigiert, trotz der Fortsetzungen, pädagogische Nachteile zu bringen nicht im stände sind, wohl aber manches Gute bieten, das ans andere Weise nicht geschaffen werden kan»; weil der Ver leger nur in dieser Form eine hohe Auflage erzielen kann, und infolgedessen mehr und Besseres leisten kann, als er bei 1000—3000 Auflage zu geben vermag. Daß das Bedürfnis für Jugendzeitschriften in den Familie» selbst vorhanden ist, beweist deren jährlich wachsende Zahl, worunter einige seit Jahren einen großen und sicheren Erfolg Nach weisen können. Es wäre nun wahrhaftig ein schlechtes, tadelns wertes Zeugnis für den deutschen Vcrlagsbuchhandcl, würde er einem so »anständigen Bedürfnis» nicht entgegenkommen. Viel eher sollte die vortreffliche Lchrcrvereinigung, diese Ccnsur- bchördc, ihren Eifer und Einfluß dahin wenden, daß den Kindern die in den Familien meist ohne Aufsicht liegenden Witzblätter
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