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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1894
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- Deutsch
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dem Fürsten Bismarck, feierte er Kaiser Wilhelm als wahren Fricdeiisfürstc» und pries ihn, wie auch den König von Würt temberg, als gesegnete Beschützer und Förderer mm Kunst und Wissenschaft. Sein Hoch auf die Majestäten wurde mit höchstem Beifall ausgenommen und die von der Kapelle intonierte Nationalhymne stehend angehörl. Herr Egon Werlitz begrüßte die auswärtigen Kollegen äls Bcrussverwandtc und führte in humoristischer Weise aus, daß auch Künstler imd Autoren Verwandte des Buchhandels, nnd zwar seine Bcttern, seien. Sein freudig ausgcnommenes Lebehoch galt den Gästen. Herr Johannes Prölß-Stutt gart dankte für die Begrüßung und weihte seilt Glas dem Buch handel Süddeutschlauds und Stuttgarts. Herr Dekan Lang- Nrach trug ein ansprechendes Gedicht vor, dein das Wappen tier der Buchhändler, der Greif, zu Grunde lag. Herr I>r. W. Lauser-Stuttgart verbreitete sich in geistreicher Rede über das brüderliche Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern nnd ließ es hvchlebcn. Um den folgenden Redner, Herrn Pettcrs- Hcidelbcrg, bildete sich sofort ein Kranz aufmerksamster Zu hörer, um keines seiner Worte entschlüpfen zu lassen. In der ihm besonders eigenen humoristischen Weise sang er ein Lob lied auf die Frauen und Jungfrauen der schwäbischen Residenz. Herr E. Nägele-Stuttgart erfreute die Gesellschaft mit seinem humoristischen Poem Wieder alte Herr Witter zum Wein kam , an das sich das Lebehoch auf den Gefeierte» allschloß. Wir spreche» gewiß im Sinne der Festgcnossen, wenn wir ihm mit de» Schlußverscn des Nägele'schen Gedichtes wünschen: »Sv sei ihm auch noch lang bcschicdcu Der Frohsinn nnd die Heiterkeit, Den» diesen reiht sich an das Beste Alls Erden: Die Zufriedenheit!» Herr Witter, umringt wie Herr Petters, dankte bewegt für die ihm erwiesenen Ehren und toastete auf das ihm ans Herz gewachsene Stuttgart und den Gesamtbuchhandcl. Herr E. E»gelhurn-Stuttgart weihte sein Glas dem Führer in Manchem Kampf, Herrn Geheimen Kommerzienrat Adolf KrvNcr, der, stürmisch begrüßt, mit trefflichen Worten zur be ständigen Einigkeit ausforderle, indem er an ein bekanntes Er eignis im Norden Deutschlands erinnerte und auf das feste Zu sammenhalten des gesamten deutschen Buchhandels sein Glas leerte. Auch gemeinsame Tafclliedcr fehlten nicht, von denen liamentlich Der Jnbilänmstrost , der den wohlbekannten Dichter M olly zum Verfasser hatte, Heiterkeit erregte. Eine besondere Aufmerksamkeit erwies die bekannte Buchbinderei Heinrich Koch-Stultgart der Versammlung, indem sie jedem Teilnehmer des Festmahles ei» in Celluloid ausgeführtes, mit geschmack voller Deckelzcichnnng voll Peter Schnorr verziertes Bisiten- kartentäschchen widmete. Eine elegant gedruckte Speisenkarte, sowie ein Programm für die Mcßtagc, beide aus der rühm- lichst bekannten Hosbuchdruckcrei von Grein er L Pfeiffer hcrvorgegangen, schmückten jedes Gedeck. Die Nachmittagsstunden waren bald dahin geeilt, und für den Abend lockte der i» den letzten Jahren so beliebt gewordene »Familienabelid«. Die Unterhaltung, mit der der Montag schließt, verdient mit Recht diesen Namen, da sich Prinzipale und Gehilfen hierzu mit ihren Familien ein finden und das Auge von einem schönen Kranze lieblicher Jungfrauen und schöner Frauen entzückt wird. Um die Einrichtung des Familicnabends kann uns Leipzig beneiden; obwohl seine Festlichkeiten großartiger sind, entbehren sic doch den intimen, familiären Charakter. Kurz nach acht Uhr war der große Saal des »Königsbaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Das reichhaltige Programm brachte ernste und humoristische Vorträge in angenehmer Abwechslung; die Arrangeure des Festabends sind gewiß von der Ansicht beseelt gewesen: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.« Fräulein LuiseAröhlich, ein geschütztes,jugendliches Mit glied unserer Hosopcr, eröffnet» den Abend und entzückte die Zuhörerschaft durch ihre schöne», mit Geschmack und künst lerischem Berstündnis vorgetragcncn Lieder; mit dem be strickenden Wohllaut ihrer Sopranstimmc nahm sie die Herzen der Anwesenden sofort gefangen. Der reiche Beifall, der ihr zu teil wurde, war ein wohlverdienter. In dem Cellisten Herrn I. Doundorf, Sohn des vortrefflichen Meisters der Bildhauerkunst Professor Doundorf, lernten wir einen jungen Künstler kennen, der seinem Instrument Gesangstönc zu ent locke» verstand und über eine Achtung gebietende Technik verfügt. Herr Doundorf zeichnete sich besonders in einem Andante aus dem D-moll-Konzert« won Goltcrmann und dem charakteristischen Elfentanz« von Popper ans. Fräulein Fröhlich nnd Herr Doundorf erzielten durch den scelcn- vollen Bortrag des bekannten Waldvöglein, Lied mit Ccllobegleitung von Lachncr, eine ganz bedeutende Wirkung. Herr Seisriz führte die Klavierbegleitung zu den Gcsangs- »nd Ccllovorträgcn diskret und geschmackvoll durch. — Dein Humor war ein weites Feld eiugeräumt worden und er gelangte voll zu seinem Recht. Herr Hosschauspielcr O. Mayer, cin junger, ehemaliger Standcsgenosse, zeichnete sich in einigen humo ristischen Deklamationen nnd verschiedenen Couplets aus und wußte durch gediegenen Bortrag nnd geschickte Komik das zahl reiche Auditorium zu wahren Beifallssalven hiuzurcißen. Herr Hermann Förtsch, eine von früheren Festlichkeiten her ge schätzte, stets willkommene Kraft, bewährte sich auch an diesem Abend durch eine Anzahl fein komischer Vorträge, besonders als Theatcrmutter . Die Herren E. Brockhoff und G. Hainle, Angehörige des Buchhandels, erfreuten durch zwei komische Duette von Hcinze und ernteten reichen Beifall. Großen Jubel erregte die von den Herren Förtsch und Brockhoff vorgctragcne Scene: Herr von Austernfreund und Herr von Spätzle , worin buchhändlerische Vorkommnisse des letzten Jahres in etwas drastischer Weise behandelt wurden. Herr Brockhoff war neben dem Festkomitee als Arrangeur und Regisseur thätig und hat sich um das Gelingen des Abends besondere Verdienste erworben. Mitternacht war längst vorüber, als die letzten Gäste de» Königsbau verließen, wo sich ein frohes Buchhündlcrfest abgespielt Halle. Obwohl die Nacht für viele Kollegen etwas kurz ge wesen sein mag, fanden sie sich am Dienstagmorgen doch bereits von 8 Uhr an im großen Saale des Bürgermusenms zusammen, um das Abrechnungsgcschäft vorzunchmcn. Die im Traume vernommenen angenehmen Klänge der Kronen und Doppelkroncn hatteil gewiß manchen Verleger schon früh ays dem Schlafe gerüttelt, während der bekümmerte Sorti menter im Vorgefühl seiner bald geleerten Taschen diesen vielleicht nicht finden konnte. So langsam und mühsam das Geld im Laufe des Jahres verdient wird, so schnell nnd leicht ist cs an diesem Zahltage nnsgegcbcn. In kaum mehr als 2>/, Stunden war das ernste, bedeutsame Geschäft er ledigt, und die Kollegen begaben sich zum Frühschoppen in den Gartcnsaal des Hotel Textor. Es ist zu einer schönen Sitte geworden, daß bei dieser Gelegenheit der armen Standcsgenosscn gedacht wird, und alljährlich stellt unser verehrter Herr Petters sein glänzendes humoristisches Nedner- talent in den Dienst der guten Sache. Das warme Herz, das der süddeutsche Buchhandel allzeit für die Not der Armen besitzt, vermochte in Verbindung mit Herrn Petters' Bered samkeit eine bedeutende Einnahme hcrbeizuführcu, und so ergab die Versteigerung des historischen Federhalters das reiche Re sultat von über 500 Mark bei einer Anwesenheit voll fünfzig Herren. Die Bedrängten unseres Standes werden im stillen Herrn Petters herzlich dankbar sein, daß er wiederum dazu bcigetragcn hat, manche Not zu lindern. Die Befürchtungen des Festkomitees, daß seine umfassen-
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