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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1899
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1899
- Sprache
- Deutsch
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84, 13. April 1899. Künftig erscheinende Bücher. 2761 Verlng nsn Fr. Mild. Grüns«, in Leipzig s17407j Moritz kufchs cagebuchbläner KO Urte» Professor Seorg Kaufmanns im ..ritterarische», Lentralbiatt" >roo. Nr. i§: Dies Werk bringt den ursprünglichen deutschen Text der Aus zeichnungen bon Moritz Busch aus seinem langjährigen dienstlichen und privaten Verkehr mit dem Fürsten Bismarck, die im vorigen Jahre in einer englischen Uebersetzung . . . erschienen waren. Diese englische Ausgabe wurde fast von der gesamten deutschen Presse mit einer Ent rüstung behandelt, die jedem ruhigen Beobachter ungerecht erscheinen mutzte, die sich aber leicht erklärte, sobald man wußte, das; sie von einer Seite künstlich erregt war, die sich guter Beziehungen zu Friedrichsruh rühmen konnte, und ferner erwog, datz B. in seinen Aufzeichnungen zahlreiche deutsche Zeitungen sehr schlecht behandelt und datz deshalb in der Presse jene Angriffe mit B. willige Aufnahme fanden. Im Jahr gang 1898, Nr. 46 d. Bl. hat dann Res. gegen dieses Urteil Einsprache erhoben und gezeigt, wie es in dem Kreise der litterarischen und diplo matischen Gehülfcn Bismarcks nicht an mancherlei Gruppen und Gegner schaften fehlte, datz in B.'s Aufzeichnungen die eine Gruppe zu Worte komme und datz ihre oft scharfen Urteile über andere Glieder des Kreises natürlich den Zorn der Getroffenen und ihrer Freunde etrege und datz es aus diesem Zorn sich erkläre, wenn mit Friedrichsruh in guter Fühlung stehende Kreise die Zeitungshetze gegen ihn in Scene setzten, gleichviel, ob B. in dem einen oder anderen Punkte ungenau sei oder geradezu Irrtümliches berichte oder der Oeffentlichkett preisgebe, was besser noch nicht gedruckt werde. Drr Wert des Buches bleibe darum doch sehr groh und an der Zuverlässigkeit im ganzen zu zweifeln sei unmöglich. Die Aufzeichnungen „geben eine solche Fülle von Zügen, die des Kanzlers Gepräge tragen und sind so mannigfaltig, das; es un möglich ist, sie auf Erfindung zurückzufülzren". Besonders wertvoll sei, daß wir hier erst reicheres Material zur Kenntnis von Lothar Bücher erhielten und vor allem ein volles Bild von der Art, wie Bismarck auf die Presse einwirkte und in der Presse für seine Pläne kämpfte. Dies Urteil ist denn auch nicht ohne Einfluß geblieben, und Erich Marcks hat in dem eben ausgegebenen Aprilheft der .Deutschen Rundschau' in dem Aussätze „Bismarck und die Bismarcklitteratur" Art und Wert von B.'s Aufzeichnungen in gleicher Weise beurteilt und dies Urteil eingehend begründet, lieber B.'s Persönlichkeil und Absicht wie über die Frage, ob es taktvoll gewesen sei, dies und das zu drucken, läßt er jeden nach seinem Empfinden oder seiner Kenntnis urteilen, betont aber mit Nachdruck den ungemeinen Wert der Aufzeichnungen B.'s für die historische Forschung. Er nennt sie mit Recht „kostbare Zeugnisse, die, ganz ab gesehen von den Dokumenten, die er beigiebt, unsere Anschauungen durch eine Fülle frappanter Augenblicks- bitder beleben". Galt das von der englischen Ausgabe, so gilt das noch weit mehr von der deutschen, die uns jetzt von F. W. Grunow geboten wird, der nicht blos der Verleger ist, sondern zugleich wohl auch als der eigentliche Herausgeber zu bezeichnen ist. Er hat das deutsche Manuskript von dem englischen Verleger zurückgekauft, hat Einiges weg gelassen, was nicht geeignet schien, hat aber dagegen vieles zum ersten Male gegeben, was die englische Uebersetzung weggelassen hatte. Es sind das meist Abschnitte von wenigen Zeilen bis zu ein und zwei Seiten, einmal aber auch 16 Seiten im Zusammenhänge.... So ist denn diese Ausgabe von B.'s Tagcbuchblättern schlechtweg als ein neues und weit vollkommeneres Werk zu bezeichnen als die englische Ausgabe und als die weitaus wichtigste von allen seit dem Tode des grossen Kanzlers erschienenen Bismarckpublikationen nächst den Gedanken und Er innerungen. Der Vers. Or. Moritz Busch erweist sich als einer der Getreuen, als einen Mann, der seine ganze Kraft in den Dienst des Helden stellte der die Ideale seiner Jugend erfüllte. Der Kanzler aber wußte diese Kraft und diese Treue zu schätzen. B. war kein Mann von solcher Tiefe und Selbständigkeit des politischen Denkens wie Lothar Bücher, den Bismarck in schweren Stunden wie keine» zweiten als einen geistig ebenbürtigen behandelt und befragt hat, B. war und wollte nichts mehr sein als der Publizist, der die Politik Bismarcks vertrat und seine Gegner bekämpfte. Aber das that er mit einer seltenen Geschicklichkeit und mit nie ver siegender Geduld. Denn Bismarcks Dienst war alle Zeit schwerer Dienst, am rücksichtslosesten aber waren seine Anforderungen an die, die ihm in der Presse dienten. Die heikelsten Fragen sollten sie nach seinen An deutungen behandeln, viel sagen und es scharf sagen, aber doch nicht zu viel und nicht zu scharf. Das Matz aber, nach dem gemessen wurde, wechselte nicht selten bis zum Erscheinen des Artikels, sei es datz die Stimmung sich geändert hatte oder die Situation, auf welche er berechnet war. B. hatte die Geduld und wußte sie so zu üben, datz er das Ver trauen Bismarcks und Lothar Buchers bis an das Ende bewahrte. Es giebt Leute, die eine solche Thättgkeit anstößig finden, als sei das eine geistige Sklavenarbeit. Allein B. schrieb nicht gegen seine Ilcberzeugung, er war wie sein Freund Bücher im Ausland und nicht am wenigsten durch den Verkehr unter den politischen Flüchtlingen in Amerika 1851 bis 1852 von seinen republikanischen Träumereien bekehrt, er war überzeugt, datz Bismarck der auserwählte Held sei, der Deutschlands politische Misere beenden werde, da konnte er etwaige Meinungsverschiedenheiten über Einzelsragen beiseite schieben. Er that damit nichts anderes als was jeder eifrige Parteimann thut, der die Einzelfragen jeweilig so be handelt, wie die Partei es verlangt. B. war ein kenntnisreicher und ungewöhnlich geschickter Publizist, dem Gustav Frcytag nach langjähriger Arbeitsgemeinschaft das unbedingte Lob eines hervorragenden Talentes und eines tüchtigen Mannes erteilte, der ihm und anderen, namentlich auch Julian Schmidt „auch im persönlichen Verkehr wert und Vertraulich Wurde". Auf die Angriffe, die gegen B. gerichtet sind, brauchen wir deshalb nicht einzugehen, auch nicht auf den Vorwurf der Indiskretion. B. sagte wiederholt zu Bismarck, daß er Alles aufzeichne, weil er an das kommende Jahrhundert denke. Da wolle man auch das Kleine und Kleinste wissen von dem Leben und Thun des großen Kanzlers. Endlich aber soll man sich doch sagen, dasz, seit dem Bücher wie „Gerlachs Denkwürdigkeiten" erschienen sind, wir in Deutschland über politische Indiskretionen nicht mehr Klagen dürfen. And Gott sei Dank. dasz dem so ist. Ohne volle Oeff'entlichkeit ist unser politisches Leben nicht zu denken. So viel über das Buch selbst, es bleibt noch übrig die Arbeit der Hrsgbrr. zu prüfen. Die Grundsätze, nach denen sie Einzelnes ausgeschieden haben, lassen sich nicht nachprüsen, nur etwa an dem Aufsatz über die Entstehung des deutsch-österreichischen Bündnisses von 1879, wo sie es für geboten hielten, die von B. ge sammelten Briefe nicht im Original abzudrucken, sondern zu einer Dar stellung zu verarbeiten. Vielleicht sind sie darin doch zu vorsichtig ge wesen. Sonst aber ist der Ausgabe das beste Lob zu spenden. Gegen über der Thatsache, daß „Bismarcks Gedanken und Erinnerungen" ohne Register erschienen sind, sind hier drei reichhaltige Register, darunter ganz besonders dankenswert das Verzeichnis der Parallelstellen der „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Bismarck. Im ganzen haben wir also hier ein Werk, das der historischen Forschung die grössten Dienste leisten und das Verständnis des grossen Kanzlers und seines Kreises mäch tig fördern wird, nur fordert es natürlich etwas von der abmägende» Kritik, die nie vergißt, daß gerade scharf beobachtende und gewandt schreibende Publizisten bisweilen auch überscharfe und einseitige Urteile fällen.
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