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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1894
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- Deutsch
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198, 27, August 1894, Nichtamtlicher Teil. 5091 Leute erhielten, sollen, sie anfänglich nicht recht zufrieden ge wesen sein, weil ihre Gäste durch das Eintrittsgeld zur Aus stellung abgesperrt waren, — jetzt aber, nachdem sich der Attsstcllungsbcsnch so günstig gestaltet hat und sie bei höheren Preisen mehr Besuch als sonst haben, mag sic wohl mancher beneiden. Nicht allein private, sondern auch öffentliche Gebäude sind dem Aussteltungsgebict einvcrteibt; dazu gehört das groß artige Museum (LallUs ctss beaux ^rts) an der Utaos clu i'oupls. Außer dieser Sammlung, die namentlich durch ihre Rubens-Abteilung sehenswert ist, enthält die Ausstellung noch eine besondere internationale Gemäldegalerie, die hinter der ebcnerwähntcn liegt und namentlich von Frankreich und Belgien sehr reich beschickt ist. Selbstverständlich durfte durch das Hinciubaucn der Aus stellung in die Stadt der Verkehr in den Straßen nicht ge stört werden, und man ist deshalb auf die Idee verfallen, die schneidenden Straßen durch Brücken zu überbauen oder aber, wie bei der BcrbindungSgalcrie vom Jndustriegebäudc zur Maschinenhalle, die Ausstellung selbst über die Straße meg- zuführcu. Einen ungemein malerischen Anblick gewähren diese verschiedenen Uebergänge, über die der Strom der Aus steller dahinwogt, während unten das Leben der Handelsstadt ungehindert pulsiert. Ein solcher Ucbcrgaug ist die architektonisch prächtige Löwenbrücke, die über die Rus cls8 Lcmlpteurs an dem Congodorf mit seiner vielköpfigen schwarzen Bevölkerung vor- beiführt. Auch die Pferdebahnlinicu führen bis mitten in die Ausstellung; Aussteigen ist selbstverständlich nur gegen Lösung einer Eintrittskarte oder Vorzcigcn des Abonnementsbillcts gestattet. Merkwürdig ist auch die vorerwähnte Galerie, ein prächtiges, geschlossenes Holzgebäudc, das dicht mit Verkaufs ständen besetzt ist und über die Rus Rstravobsmout gebaut ist. Die Ausstellungshallen sind nicht eigentlich in abge schlossener Regelmäßigkeit gebaut, sondern zeigen eine vielfach winklige, unregelmäßige Grundfläche, Es liegt das zum Teil wieder an dem beschränkten Raum, in einzelnen Fällen aber auch daran, daß sich auf dem bebauten Gebiet Häuser vor- sanden, deren Besitzer sich weder zu Verkauf noch Vermietung entschließen wollten. In solchem Fall blieb dann dem Komitee nur übrig, um diese Häuser herumzubaueu. Das Jndustriegebäude bildet mit der Maschinenhalle und dem prächtigen ?a1ai8 cle8 letztes einen umfangreichen Gebäude komplex, der einen vornehmen und wirksamen Eindruck hinter läßt, Das erste Gebäude sieht man gleich beim Eintritt vor sich liegen; es ist im Stil vlämischer Renaissance gebaut und wirkt außerordentlich durch die mächtige Kuppel, den vor seinem Hauptportal liegenden schönen Monumentalbrunnen und die es umgebenden malerischen Bauingruppcn, Die Maschinenhalle ist einfacher gebaut, und auch ihr Portal zeichnet sich nicht durch besonderen architektonischen Schmuck aus, sie ist eben als Fortsetzung des Hauptgebäudes gedacht. Um so schöner wirkt die ungefähr im Mittelpunkt liegende Festhalle, die für alle offiziellen Veranstaltungen benutzt wird und in der auch die Ausstellung nur 5. Mai durch den König eröffnet wurde. Erwähnt sei, daß die Fußböden der Hallen im Gegensatz zu Chicago ziemlich hoch über dem Erd boden liegen, so daß die sämtlichen Gebäude unten hohl sind; es waren infolge dessen bei der Eröffnungsfeierlichkeit die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen, um etwaige Dyua- mitattentate der Anarchisten zu verhindern. Es hat dies übrigens, von der Möglichkeit anarchistischer Attentate abgesehen, für den Besucher noch den Uebelstand, daß er nichts aus der Hand fallen lassen darf, namentlich kein Geld; da die Dielen in den Hallen nicht schließend gelegt sind, so ist solches un widerbringlich verloren. Außer diesem Hauptausstellungsgebäude finden sich als besondere Hallen noch die der Vereinigten Staaten von Einundsechzigster Jahrgang. Nordamerika, die sogenannte »^rusrioau llropa§ancka«, ein Bau, der iu der Nähe der vorerwähnteu Gallerte liegt, und verschiedene Sondcrbauten exotischer Völker und einzelner Firmen, Zu den letzteren gehört die Kemmcrichsäule, die aus täuschend nachgcahmten, nach oben hin stets kleiner werdenden Fleischextraktdosen besteht und eine beträchtliche Höhe hat. In einer unter dieser Säule befindlichen Halle hat die Firma ihre Erzeugnisse ausgestellt und mit diesem weithin sichtbaren Bauwerk eine wirksame Reklame erzielt, tlebrigcns hat ihre Konkurrentin, die Licbig-Compagnic, ein zwar minder effekt volles, aber künstlerisch schöneres Ausstellungsobjekt gesandt, nämlich vier mächtige Büffel, die auf ihren Hörnern eine Fleischextraktdose tragen. Die Reklame, die in Antwerpen durch Drucksachen und Plakate getrieben wird, läßt sich sonst mit der in Chicago ge übten nicht vergleichen. Im Gegensatz zu der verschwenderischen Verteilung von Gedrucktem, die in Chicago zur Plage wurde, und unter dem noch dazu ein großer Teil mit schweren Kosten hergcstellt war, ist hier fast garnichts dergleichen vorhanden. Nur einer hat die Reklame in amerikanischer Manier betrieben, nämlich Paivnee Bill, der Nachfolger von Buffallo Bill mit seinen Cowboys, Mexikanern und Indianern, der die ganze Stadt mit seinen farbigen Plakaten dekoriert hat. Wenn er außer dem, wie es oft geschah, unter großem Menschenauflauf mit seinen Rothäuten durch die Straßen Antwerpens zog, so verteilte er eine Broschüre mit farbigem Umschlag, Dieses in Oktav gedruckte, 32 Seiten starke, mit vielen Illustrationen versehene Heft wurde iu der UsäAsr 8bc»v Urintiug 0c>,, Ubilacislpbia recht sauber hergcstellt, und die freigebige Verteilung muß mit enormen Kosten für den Unternehmer verknüpft gewesen sein. Trotz dieser großen Reklame sind aber die Geschäfte Pamnce Bills so schlecht gegangen, daß er sich mit seiner ganzen Ge sellschaft aus dem Staube gemacht hat. Daß die Reklame durch Plakate nicht so groß wie in andern Städten ist, liegt übrigens zum Teil daran, daß eine recht beträchtliche Plakatsteuer existiert. Diese geht von 5 Centimes aufwärts pro Exemplar und richtet sich nach der Größe, Jedes Plakat trägt zum Zeichen, daß es versteuert ist, eine kleine Marke, und die Kosten für ein Plakat belaufen sich infolgedessen mitunter auf 30—40*Centimcs pro Stück, Ueberhaupt wird in Antwerpen in diesem Genre wenig geleistet; was an besseren Sachen zu sehen war, stammte aus London oder Paris, Eine zwar effektvolle aber auch ungemein kostspielige Reklame hat eine Londoner Parfümeriefirma Gosncll L Co, gemacht mit ihrem Ballon, der sich in der Form eines riesigen Odcurflakons täglich über die Häuser der Stadt erhebt. Dieser Ballon befindet sich an dem Platz, wo der auch in unseren Zeitungen oft genannte Niesenballon aufsteigcn sollte. Der Ballon cliriAeabls sollte, dem Projekte der Unter nehmer gemäß, an einem Kabel, das auf riesigen Eiscn- konstruktioncn vom Utaev verts in der Stadt nach der Aus stellung geführt wird, entlang geleitet und ihn: zugleich durch dieses Kabel die Elektrizität zugeführt werden. Eine solche Fahrt sollte in einer Viertelstunde beendet sein, und zehn solcher Fahrten sollten am Tage unternommen werden. Die interessante Idee ist aber leider nicht zur Ausführung ge kommen, und zwak weniger, weil sie schwierig ist, als weil es den Unternehmern an dem nötigen Kleingeld fehlt, um sie zu Ende zu bringen. Bis jetzt sind nur die Eiscngerüste uud das Kabel fertig, der Ballou aber liegt wie eiue Riesenschild- krüte halbgefüllt auf dem Platze, Auch das Luftschloß, von dem man vorher so viel hörte, ist insofern Projekt geblieben, als cs nicht aufsteigt, sondern in einem Raume hinter der belgischen Abteilung am Boden liegt; zweimal sollte es sich schon in die Wolken erheben, —- das eine Mal jedoch war 688
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