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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1894
- Sprache
- Deutsch
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201, 30. August 1894. Nichtamtlicher Teil. 5165 tciluug Platz. Die Zahl der vorzügliche» Mitarbeiter war keine geringe. Aber das Werk erschien in einer Zeit großer politischer Aufregung. Weder konnte, noch wollte Lorck der Uebcrzcugung der Mitarbeiter Schranken auferlcgcn; ander seits verbot ihm sein Gefühl als geborner Däne, Artikel anfznnehmcn, von deren teilwciser Unrichtigkeit er überzeugt war. So wurde das Werk zwar noch vor dein Ausbruche des Krieges mit Dänemark fertig gestellt; aber an die notwendig gewordene zweite Auflage glaubte Lorck nicht gehen zu sollen. So blieb das gut angelegte und sorgfältig dnrchgcführte Unternehmen ohne Segen für ihn, wohl aber sehr zum Vorteil der Zeitnngskorrespondcnte» und Mitarbeiter von einigen lexikalisch gefaßten Unternehmungen, die das Werk öfters in einer Weise benutzten, die der Grenze des Nachdrucks sehr nahe kam. Aus der Reihe der sonstigen Verlagswcrkc Lorcks heben wir nur noch zwei hervor. Das eine, weil es in der Journal- litteratur Deutschlands, das andere, weil es in der inneren Geschichte der Presse eine Rolle gespielt hat. Das erstere ist die 1835 in Stuttgart von August Lewald gegründete, später in Besitz 1)r. Gustav Kühnes übergcgangene Zeitschrift »Europa«, Chronik der gebildeten Welt. Eine solche Bezeich nung hat die Europa wirklich mit Recht geführt, und sie gehörte lange Zeit zu den gelesensten und inhaltsreichsten der unterhaltenden Bildungsblätter. Gustav Kühne war in langer litterarischer Thätigkcit und langem litterarischcm Kampf ermüdet und konnte trotz vorzüglicher schriftstelle rischer Begabung, Charakterfestigkeit und Unbestechlich keit als Kritiker, oder vielleicht gerade auf Grund dieser Eigen schaften als Redakteur nicht recht prosperieren, und die Abon nenten des Blattes waren auf ein Minimum gesunken, als es Lorck 1857 übernahm. Das war nun wieder Wasser auf seine Mühle, und das Blatt wurde sein Augapfel, vr. Kühne, der auf seinem Besitztum in Hosterwitz bei Dresden ein beschau liches Leben abseits des großen Getriebes führte, behielt zwar die Redaktion, und es geschah nichts gegen sein Wissen und seinen Willen; aber die eigentliche Herstellung des Blattes mußte selbst verständlich in Leipzig geschehen. Hierzu vereinigten sich als vicrblättriges Kleeblatt vr. Fr. Sieger, vr. Emil Kneschke, l)r. Hüttner, Redakteur des Leipziger Tageblattes, und der Ver leger, und es gelang. Die Nbonnentenzahl stieg rasch auf 1200, eine für ein Wochenblatt zu dem alten hohen Preise, den Vier- und Sechs-Mark-Blättern gegenüber, sehr bedeutende Zahl. Das Blatt ging bei dem Verkauf des Lorckschcn Verlags 1857 an Ernst Keil über. Aber Keil konnte nicht dasselbe väterliche Gefühl für das Blatt haben wie für die Gartenlaube, die rein kamerad schaftliche Redaktion ließ sich auch nicht gut fortfahren, und Keil gab das Blatt später aus. Das zweite Unternehmen machte im Buchhandel etwas Rumor. Die Denkschrift des Vereins der Leipziger Buchhändler sagt Seite 77 darüber: »Das censurfreie Buch: Glaßbrenners »Neuer Reineke Fuchs« sollte, und zwar auf Antrag der preußischen Regie rung, der das Buch als gefährlich denunciert war, noch vor der Ausgabe konfisziert werden. Der Verleger hatte von auswärts Kunde davon erhalten und beschleunigte nunmehr selbstverständlich die Versendung der Exemplare an die aus wärtigen Buchhandlungen, jedoch unter Jnnehaltung aller gesetzlichen Bestimmungen, während die Ausführung der Be schlagnahme durch Zufall mehrere Tage unerledigt geblieben war. Infolge davon fand man bei dem Verleger nur einige wenige Exemplare vor, vermutete deshalb, daß die Exemplare nicht versandt seien, sondern bei den Kommissionären lagerten. Man ließ nun ohne weiteres die Lokalitäten derselben durch suchen und ging sogar so weit, zum Versand bereit liegende Bücherballen aufschneiden zu lassen.« Die Deputation sandte nun unterm 29. November 1845 eine energische Beschwerde nach Dresden und sandte außerdem zwei Mitglieder nach Dresden, denen der Herr Minister antwortete, die Befürchtungen des Leipziger Buchhandels seien völlig grundlos gewesen (?) Die Durchsuchung bei den Kommissionären würden nicht zur Regel werden (!); es sei freilich schwierig für die Negierung, die verbotenen Bücher zu erlangen. Das war allerdings wahr, und dem Herrn Aktuarius, der bei dem Verhör Lorck frng, wie er die Sache gemacht habe, antwortete dieser mit Recht, das werde er nicht verraten, sondern sich nur auf des Taschenspielers Bosco Ausspruch be ziehen : Schnelligkeit ist keine Hexerei. ^ . Am 1. Juli 1856 hatte Lorck die Fr. Nics'sche Buchdruckerci und Schriftgießerei in Leipzig übernommen. Nies hatte sich einen angesehenen Namen durch seinen orientalischen Bücherdruck erwor ben, namentlich als der erste, der mit hieroglyphischcn Typen druckte, und hatte das Riesenwerk »Das alte Aegyten« des vr. M. G. Schwartze, einen mächtigen Quartband, der ebenso dick wie hoch ist, fertig gebracht. Als Anfang war dies sehr zu schätzen. Nies war aber wissenschaftlich nicht gut beraten und auch nicht der Mann, um heute rücksichtslos das zu verwerfen, was gestern gut gewesen war. So wurde ihm die Schaffens lust verleidet, und das sonst blühende Geschäft war nach und nach verödet. Lorck hatte damit die sehr schwierige Auf gabe auf sich genommen, das Geschäft völlig zu reor ganisieren und den technischen und wissenschaftlichen An sprüchen der Zeit gemäß zu vervollständigen, was ihm auch schnell, wenn auch unter großen Opfern gelang, so daß er nach kurzer Zeit imstande war, bedeutende Aufträge für Ver leger in England, Frankreich, Italien, Rußland und dem skandinavischen Norden nuszuführen. Ans der Pariser Welt ausstellung von 1867 erhielt er für 44 in verschiedenen Idiomen ausgeführte Druckwerke die silberne Medaille, und der offizielle französische Bericht erklärte, daß in Frankreich nur die kaiserliche Druckerei in Paris dasselbe leisten könne. Im Jahre 1868 ging die Druckerei auf W. E. Drugulin über, der selbst in der Nies'schen Buchdruckerei gelernt, jedoch die typographische Laufbahn nicht weiter verfolgt hatte. Es ist allgemein bekannt, welche Verdienste sowohl Drugulin, wie sein Nachfolger und Schwiegersohn Johannes Bacnsch, der ganz in die Fußstapfen seines Schwiegervaters trat, nament lich in der orientalischen und archaistischen Richtung, zugleich aber auch im illustrierten Druck sich erworben haben. Lorck, in jungen Jahren und Hals über Kopf unter fremden Verhältnissen ins Geschäftslebcn gestürzt, hatte einen langen und schweren Kampf durchzumachen gehabt. Da er selbst mit vollständiger Unbefangenheit sich über seine Charakter- und Geschäftsfehler ausspricht, so können wir auch, ohne Furcht ihm wehe zu thun, uns über diese ein Urteil erlauben. Das Organisieren und Schaffen im Buchgewerbe war und ist noch heute Lorcks wahre Lust. Je schwieriger die Sache war, um so mehr reizt« sie ihn. Aber er ist weder von Natur, noch dnrch Erziehung ein guter, vor allem seinen Vorteil berech nender Kaufmann. Er kennt nicht den Genuß, aus seinem eigenen, oder (was im Leben ja auch vorkonnnt) aus anderer Leute Fleiß den Honig für sich zu sammeln. Wenn er eine Sache glücklich fertig gebracht hatte, so war der eigentliche Reiz für ihn da verloren, wo er für die meisten eigentlich erst anfängt: bei dem Ziehen des klingenden Vorteils aus der Arbeit. Die Vereinigung der erwähnten guten Eigenschaft mit dem genannten Fehler hat Lorck selbst Sorge und Nachteil genug gebracht, gereichte aber gerade zum Vorteil der seit einem Vicrteljahrhundert im Buchgewerbe herrschenden Beweg ungen zur Vereinigung und gemeinschaftlichen Geltendmachung ihrer solidarischen Interessen. Hierbei fand die organisatorische Thätigkeit Lorcks, verbunden mit seiner umfangreichen fach- schriftstellerischen Wirksamkeit ein reiches Feld vor, ans dem er nun schon seit einem Vierteljahrhundert fleißig und erfolgreich ackert, ohne daß er zu fürchten hätte, daß der, wie er selbst 698*
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