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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1894
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. C. V. Lorck. Am gestrigen Tage, den 29. August, beging der Sekretär des Ccnlralvercins für das gesamte Buchgewerbe, Herr General konsul C.B. Lvrck in Leipzig, seinen achtzigsten Geburtstag, in körperlicher und geistiger Frische seinen täglichen Bcrufsgc- schästen nachgehend. Unser hochverehrter Kollege Lorck steht somit in einem Alter, daß seine ersten Anfänge in Leipzig und seine Jugcnd- geschichtc überhaupt wenigen der heute am Buchgewerbe Mitwirkenden bekannt sein dürften. Wir glauben deshalb, daß die Notizen aus jener Zeit, die Schreiber dieses seinem engeren persönlichen Verkehr mit Herrn Lorck verdankt, für manchen Leser unseres Blattes willkommen sein werden. Lorck ist in Kopenhagen am 29. August 1814 geboren; jedoch fließt auch ein Teil deutschen Blutes in seinen Adern. Sein Großvater väterlicherseits war ein angesehener Kauf mann und dänischer Konsul in Memel. Einer von dessen Söhnen, Lorentz Lorck, hatte eine nnbczwingliche Lust Marine-Offizier z» werden, und da diese Lust sich unter damaligen maritimen Verhältnissen in Preußen nicht befriedigen ließ, so erwirkte der Vater dem Sohne Aufnahme in die dänische Seekadetten- Akadeinic in Kopenhagen. Er verheiratete sich dort mit einer Dänin, starb aber bereits während einer Reise in jungen Jahren als Kapitän-Lieutenant der dänischen Marine auf St. Croix in Westindien und wurde bald von seiner hin- siechcndcn Witwe im Tode gefolgt. Er war der Vater unseres heutigen Achtzigjährigen, den dieser nur einmal in seinein Leben, in seinem vierten Jahre, gesehen hat. Unter der väterlicheil Obhut seines mit der Schwester des Vaters verheirateten Oheims, des Direktors der Nationalbank Hvidt - ein Name, der in Dänemark sehr hoch geachtet wird, in Deutschland auch im Jahre 1848 öfters, jedoch nicht gerade mit Wohlwollen, als der eines prononciertcn Mitglieds des sogenannten Märzministeriums genannt wurde — wurde Lorck für die akademische Laufbahn bestimmt. Im Jahre 1833 ab solvierte er nach den bei der Universität Kopenhagen bestehenden Einrichtungen das Uxowsn artiuw, 1834 das sxuwev pbilosopb. ot, plliloloK. mim, beide mit erster Censur. Als cs nun aber galt, sich für ein Brotstudium zu entscheiden, fühlte Lorck für keines derselben eine entschiedene Neigung, desto mehr für alles, ivas Buch hieß, die zuerst Nahrung gefunden hatte in einer dunklen Niederlage, wo die Büchersammlung des Groß vaters mütterlicherseits, namens Beck, Vorstehers der Re präsentanten der Stadt, der sogenannten »32 Männer«, bei dessen Witwe Lorck lebte, bis unter die Decke aufgestapelt lag; hier wühlte er in Gesellschaft von Ratten und Mäusen, die sich so wenig wie er selbst durch die vielmalige große Krcideanfschrift NLr^k!VI78 (wahrscheinlich ein mystisches Bannwort, das wenigstens die vierbeinigen Büchernager ab halten sollte) abschrecken ließen. Als er über ein Taschengeld verfügen konnte, zog er mit ein paar Mark in der Tasche auf die Bücherauktionen, die nicht den buchwissenschaftlichcn Charakter hatten, wie in Deutsch land. Hier wagte er oft, das erste Angebot mit einer Mark zu machen, wurde freilich gewöhnlich überboten, aber blieb auch manchmal dabei hängen. Bessere geistige Nahrung zog er aber aus den 3 bis 4 Bänden guter Gcschichtswerkc, Memoiren, Rciseüeschrcibungen rc. in deutscher Sprache, welche die Großmutter wöchentlich erhielt, wobei Lorck hinter dein Rücken der guten alten Frau seine Kenntnisse erweiterte und deutsch lernte, allerdings ans Kosten des und des tolls ws wi, wo, wis re., was nicht günstig auf sein monatliches Ccnsur- buch wirkte, das er noch besitzt, und ihm einmal sogar eine Empfehlung der Großmutter an den Rektor einbrachte, ihm eine Strafe nufzuerlcgcn. Jetzt war aber, wie erwähnt, die ernste Frage an Lorck hcrangetretcn, wie seine Neigung auf fruchtbringende Weise be friedigt werden konnte. Da riet nun der Oheim, erst Buch drucker zu lernen und dann Buchhändler zu werden. Dem gemäß trat er, bereits ein Zwanzigjähriger, als Setzer in die Lehre bei der damals bekanntesten Buchdruckcrci Kopenhagens, Bianca Lnno. 1836 wurde er als Gehilfe losgesprochen, reiste nach Leipzig und arbeitete dort in der Breitkopf L Härtel'schen Buchdruckerei. Dann wollte er sich ein wenig weiter umsehen, vorerst aber einen kleinen Kursus in einer Buchhandlung durchwachen, um dam: wieder in die Heimat zurückzukehrcn. Es mar aber anders vom Schicksal beschlossen. Auf seiner Reise nach Leipzig hatte er in Braunschweig dem bekannten Herausgeber des »Journals für Buchdruckerkunst« I)r. Joh. Hcinr. Meyer einen Besuch gemacht, der einen entscheidenden Einfluß für das ganze Leben Lorcks haben sollte. Meyer hatte ihm einen Empfehlungsbrief an den Faktor der Schriftgießerei Breitkopf L Härtels, Herrn Otto, mitgegcben. Dieser machte ihn wieder mit dem Besitzer der damals noch jungen Firma I. I. Weber (seit 1834), der als Begründer des Pfennig-Magazins und wegen seiner geschmackvollen Bttchcransstattnng bereits einen guten Ruf erworben hatte, bekannt. In dessen Geschäft trat nun Lork erst als Volontär, dann, schon 1837, als Teilnehmer ein, jedoch auf seinen Wunsch nicht öffentlich, da er sich selbst noch gar zu unerfahren fühlte. Wir lassen ihn hier selbst eine daraus bezügliche kleine tragikomische Schilderung seines ersten Börsenbesuches, die er uns gelegentlich mitteiltc, erzählen: »Zur Ostermcssc 1839 stand ich, bewaffnet mit einem noch leeren gclblcdcrnen Beutel, I. I. Weber bemalt, der aus der Börse voll werden sollte, da. Hinter mir der Markthclfer mit zwei ellenlangen schmalen Strazzen; denn damals wurden die Rechnungen noch danach auf der Börse ausgeglichen. Mit Angst im Herzen, ob ich nicht falsch rechnen würde, nahm ich Abschied von Weber. Er sprach nur aber Mut ein mit den Worten: Sehen Sie im Zweifclfall nur genau an, wie der jenige schreibt, mit dem Sie rechnen; schreibt er auf die linke Seite, so schreiben Sie auf die rechte, da klappt die Sache schon«, lind es ging auch anfänglich ganz gut. Nun kam ich aber an den ersten Kommissionär, Volckmar, und es wurde mir ein sauber gebundenes Heft, vielleicht mit gegen 80 Kom- mittentenlistcn, vorgelegt zum ebensovielmaligcn Quittieren. Als ich nun Sand, der damals im Gcschäftsleben noch etwas galt, auf die Quittungen streuen wollte, bohrte ich in nervöser Hast- zwei wohlbefestigte Nägel los, die das Schreibzeug in einer Tischhöhlung festhielten, und bestreute nun die Quit tungen — mit Tinte. Das Wehgcschrei Volckmars klingt mir noch heute in den Ohren. Ich Armer hatte das zur Sicherung festgemachte Tintenfaß befreit. Denken Sie sich meine Not; ich ziehe ein weißes Taschentuch aus der Tasche und fange an zu scheuern und mache damit das Nebel nur größer. Daß Volckmar mir keine Ohrfeige gab und später mir immer gut gesinnt blieb, muß für sein gutes Herz sprechen. — Knapp war dies übcrstanden, da ertönte die dröhnende Heerrufer-Stimme des wachehnbcuden Börsenvorstehers Fr. Frommann: I. I. Wäbcr hat seinen Beutel liegen lassen!« Neue Blamage! Nun ging es an den alten Wittenbecher, Gerolds Vertreter, um mit ihm zu rechnen Da kam ich besser weg. Wir rech nete» von oben nach unten und von unten nach oben; cs wollte aber nicht klappen. Ich fing an Blut zu schwitzen. Da kratzte sich Wittcnbccher sein kleines Kapot vom Ohr weg ! und rieb sich hinter diesen:: »Wisse Sie was, junger Fremd,
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