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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1894
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- Deutsch
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4692 Nichtamtlicher Teil. Msj'180, 6. August 1894. ein Stück alter Geschichte der Buchdruckcrkunst hinein in die ncne Zeit gewaltigen Aufschwungs, in die Zeit der Schnellpresse. Im Jahre 1875 war cs, als die Stadt Antwerpen das Haus Plantiu unter Beihilfe des belgischen Staates für l 200 000 Franken ankaufte und seine reichen Sammlungen, worunter allein 90 Porträts (14 von Rubens, 2 von van Dyck), sowie wertvolle Möbel und Porzellan, dem Publikum öffnete. Das Nusss llliwtin-Norstus liegt in der Südwest-Ecke des Freitagsmarktes und nimmt dessen eine Seite fast ganz ein. Beim Eintritt gelangt man rechts zuerst in einen Empfangsraum, wo ein großer Backstcinkamin mit dem Druckcrzeichcn Plantins zunächst nusfällt. Das Drucker zeichen zeigt eine aus Wolken hervorragende Hand, die einen Zettel hält mit der Umschrift Tabors et eov8tavtia«. Das feststehende Ende des Zirkels soll auf die letztere, das frcischwcbendc auf die crsterc hindeutcn. llebrigcns war das erste Druckerzeichen Plantins ein anderes und zwar ein Baum stamm, den ein Wcinstock umschlingt; doch findet man seit 1558 nur noch den Zirkel. Das mit prachtvollen alt- flandrischen Tapeten, die gleichfalls das Druckcrzcichen führen, geschmückte Zimmer enthält außerdem über der Thür die Inschrift: Lu 1876 8ou.8 l'^äwinwtration clu TourgwsRrs Nr. Tsopolä äs Wael l'Iwpriwsris Ulrmtiuisuus tut uvguiss äs Noiwisur Läonarä Norstn8-U1outiu per ln. ville ä'^nvsr8*) nvse l'iutsrventiou äs l'Ltnt st trnnNorruss sn Nu8ss Tublio. Beachtenswert ist ferner in diesem Zimmer ein großer kostbarer Tisch in rötlichem Schildpatt. Im zweiten Saale sind es namentlich verschiedene inter essante Familienporträts, die das Auge fesseln. Von Rubens sind hier die Bilder des Gründers des Hauses, der Martina Plan- lin, der Gattin von Joh. Morctus, von diesem selbst, vipi Jeanne Riviörc, derFrau Plantins, von Justus Lipsius, Arias Moutanus, unter dessen Leitung die polyglotte Bibel entstand, u. a. In der Mitte des Zimmers befinden sich Glaskästen, unter denen besonders interessant die Skizzen zu Titeln von Rubens sind. Hier sehen wir auch den ersten Entwurf des Plantinschcn Druckerzcichens. An der Wand hängt ein Entwurf von Rubens zu einem Druckerzeichen für Jan van Mcurs; darin sehen wir das Mittelfeld eine Henne auf Eiern einnehmen mit darüber befindlichem Spruchband: Xostu Inoubanäo Vingns (bei Nacht und am Tage brütend). Zu beiden Seiten sieht mau Merkur uud Mars mit dem Stab und der Posaune, darüber Eule und Hahn als Symbole des Tags und der Nacht. Bemerkenswert sind auch verschiedene Originalquittungen von Rubens, in denen er den Empfang von Geldern für gelieferte Zeichnungen bestätigt. In dem nächsten, wieder reich init Gemälden ausgestatteten Zimmer sehen wir ein Gemälde von Bosschaert, Balthazar Morctus aus dem Sterbebett darstellend, das außerordentlich packend in gelbgrauen Tönen gemalt ist. Hier zeigen sich auch von unbekanntem Maler die jüngste Tochter Plantins, Magdalena uud ihr Gemahl, der Vertreter in Paris, Gilles Bey. Er wähnenswert ist ferner eine Kopie Rubens' nach einem Ge mälde Raffaels, den Kopf Leos X. darstellend, sowie eine Kopie der berühmten Lömenjagd von Rubens in München, die über dem Kamin des Zimmers hängt. Unter dem Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß Antwerpen — Xnvsrs in Belgien eigentümlicher Weise stets mit scharfem », also wie Xnvsrsss ausgesprochen wird. erwähnten Gemälde von Bosschaert befindet sich ein Glas kasten mit Farbcnskizzen von Jordaens und Rubens, sowie mit zwei interessanten Blättern von Carmen Sylva. Die Königin besuchte im Jahre 1890 das Museum uud interessierte sich außerordentlich für dessen Sammlungen. Ein Gedicht, das sic dort verfaßt hatte, wurde auf einer der alten Plantinschcn Pressen gedruckt, und aus Dank sandte sic später dem Museum zwei eigenhändige Zeichnungen und Gedichte. Beide Blätter sind in Kanzlcischrift geschrieben und zeigen recht hübsche Initialen im Stil gotischer Miniaturen. Das eine derselben mit reichem Initial E lautet: Gutenbergs Presse. Erwache, schweigender Gedankenträgcr, Der ans den Angeln deine Zeit gehoben, Vor dem die Dunkelheit hinweggestobcn, Des neuen Tags anbahnendcr Beweger. Es flog der Klang, der Menschheit Puls ward reger, Die Grenze» und die Riegel fortgcschobcn, Hat Land um Land siegreich das Wort umwvben, Der Weisheit Herrlichkeit bliebst du der Heger. Und wenn wir Undankbaren dich entweihten, Und deine Kraft den Stümpern dienstbar machen, Gedankenunsinn, Wahn und Nacht verbreiten, Statt Geistessprühn nur blöden Witz verkrachen, Der Lüge dienen, nutzlos kindisch streiten — O zürne nicht beim staunenden Erwachen. Das zweite Gedicht mit Initial I, worin die Worte -NN86S Ulatin verschlungen sind, betitelt sich: das Wort. Eine wertvolle Sammlung von Handschriften und Mi niaturen findet sich unterm Glaskasten in der Mitte. Unter crstcren ist namentlich ein lateinisches »Tivrs ä'Asnrs8 von 1508 erwähnenswert, mit herrlichen Initialen, sowie ein St. Augustin Als tüivitats Ost« von 1493 mit vorzüglicher Schrift und reizenden auf Goldgrund gemalten Leisten. Besonders hübsch sind die naturalistischen pflanzlichen Darstellungen von Stiefmütterchen, Erdbeeren, Maßliebchen und Bohne. Hier liegt auch die schon oben ermähnte lliblin Rsgia Uohyglotta, das Hauptwerk Plantins, und man hat genugsam Gelegenheit diese gewaltige Arbeit zu bewundern. Der Satz ist außerordentlich kompliziert, aber äußerst korrekt, der Druck rein und klar und die Schrift formschön. Die Idee, eine Bibel in mehreren Sprachen zu drucken, ist zwar nicht von Plantin, sondern er hatte darin Vorgänger in dem berühmten italienischen Drucker Aldus Manutius und dem hervorragenden spanischen Arnold Wilhelm de Brocario. Die Bibel des crstcren ist allerdings über einen Probeabdruck, der sich in Paris befindet, nicht hinausgckommen, die des letzteren, von dem Kardinal Francesco .Timenes de Cisncros in Alcala de Henares unter nommen, war kaum noch zu haben, und der Gedanke Plantins, eine neue Polyglotte zu drucken, also sehr zeitgemäß. Freilich unendlich schwierig für die damalige Zeit war auch die Durch führung; aber Plantin — im Vertrauen auf den Sieg seiner Devise »Tabors st eon8tantia« — zagte nicht und interessierte bald den König Philipp, nachdem er ihn: einige Bogen vor- gelegt hatte, für sein Werk. Dieser bewilligte nicht allein die Summe von 24 000 Gulden für Papier und Druck, sondern gab ihm auch noch einen ansehnlichen Vorschuß, den zurttck- zuzahlen Plantin allerdings manche Sorge gemacht zu haben scheint, da das Geschäft mit der Bibel nicht so viel einbrachte, um ein Aequivalent für die daran gewandten Blühen und Kosten zu geben. Die Bibel war eigentlich nur viersprachig, nämlich hebräisch, chaldäisch, griechisch und lateinisch, wurde aber durch Hinzufügung des dienen Testaments in syrischer Sprache fünfsprachig. Sie besteht aus acht Bänden in Groß- Folio und wnrde in einer Auflage von etwas über 1200 Exemplaren gedruckt. Der Preis für ein Exemplar auf Royal-
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