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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1894
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- Erscheinungsdatum
- 06.08.1894
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- Deutsch
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.U. 180, 6. August 1894. Nichtamtlicher Teil. 4691 Hause auf dem Freitagsmarkt errichten konnte. Dazn soll ihm nach einer unverbürgten Anekdote ein Dolchstoß verholfen haben, den er eines Abends ans öffentlichen: Platze erhielt und der ihn geffihrlich vcrnnmdctc. Da der Thäter erkannt worden war und dieser erfuhr, daß Plantin ihn beim Gericht ver klagen wollte, so bestimmte er letzteren durch eine reiche Ent schädigung, ans die Anzeige zu verzichten, indem er betonte, daß Plantin nur auf Grund einer Verwechslung getroffen sei. Mit dieser Entschädigung soll Plantin, der sich damals ziemlich kümmerlich von Bnchbinderarbciten nährte, 1555 die Druckerei gegründet haben. Die junge Druckerei gewann bald einen großen Ruf und für damalige Zeit außerordentlichen Umfang, indem die An zahl ihrer Pressen allmählich auf zwanzig anwuchs und Plantin täglich über hundert Dukaten (? Red.) Lohn an seine Arbeiter be zahlt haben soll. Ihren Ruf verdankte die Offizin der per sönlichen unermüdlichen Thätigkcit Plantins, der in jeder Weise nur Gutes ans seinen Presse» hervorgehen ließ. »Eifersüchtig auf den Ruhm der Druckerei«, sagt Lorck in seinem Handbuch der Geschichte der Buchdrnckerkunst, »sorgte er für die schönsten Schriften und den besten Druck. Wenn auch die Verwendung silberner Tppcn in das Reich der Fabel gehört, so steht es doch fest, daß er in seiner Gießerei mit dem Guß solcher experimentiert hat. Plantin gehörte auch nicht zu den Druckern, die nach dein Ausspruch des Erasmus »lieber 6000 Fehler wie Ameisen in ihren Werken hcruin- kribbcln sehen, als einen tüchtigen Korrektor bezahlen«; im Gegenteil, er hatte sich die Worte Heinrich Stephanus', daß die Korrektur das für die Druckerei ist, was die Seele für den Leib, zu eigen gemacht. Ueberhaupt verstand er, wenn auch nicht im Besitz tieferer Kenntnisse, als vorzüglicher Praktiker, dabei zäh ausdauernd in der Durchführung seiner Pläne, die Talente Anderer zu benutzen«. Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Erfolges hat er dieser Kunst, die rechten Männer hcrauszufinden, zu verdanken; denn unter seinen Mitarbeitern sind Namen wie Cornelius von Kiel, Justus Lipsins n. a. Namentlich ist es auch die Thätigkeit Rubens', die allerdings erst unter seinem Nachfolger Morctns beginnt, die einen unsterblichen Glanz auf das Drnckhaus wirft. Mit Hülfe dieser Männer gelang es ihm, seine Drucke möglichst fehlerfrei herznstellcn, zumal er sic mitunter auch noch einer öffentlichen Revision unterwarf und jedem eine Be lohnung versprach, der ihn noch auf Fehler aufmerksam mache. Das Werk, das den Namen Plantins in erster Linie unsterblich machte, war seine Uibtia pol^Alotta, d. h. ein Bibelwcrk in fünf Sprachen in Groß-Folio und acht Bänden, das in den Jahren 1568—73 fertig wurde. Im Plantin- Mnscum befindet sich ein Exemplar desselben, auf Pergament gedruckt, auf das weiter unten näher eingegangen werden wird. Noch mährend der Arbeit an diesem Werk, das sich der besonderen Protektion des Königs Philipp II. erfreute, wurde er von diesem zum Lrototz-poArapbus« der Niederlande er nannt. Mit diesem Titel, der ihn thatsächlich znm Obermeister der Tppographie machte, war eine große Arbeitslast verknüpft, indem er nicht allein über Meister und Lehrlinge der Druckereien, sondern auch über die Holzschneider und Kupferstecher zu wachen hatte. Ferner mußte ihm jedes neu erscheinende Werk, sowie einige Bogen desselben eingehändigt werden, worauf von ihm die Verkaufspreise normiert wurden. Schon nach sechs Jahren nahm er seine Entlassung, weil ihm die Zeit und Lust fehlte, die Bürde des Amtes länger zu tragen. Die Druckerei Plantins besaß Filialen in Paris und Legden, und zwar war die letztere gegründet worden, als Albas Schreckensherrschaft und die darauf folgenden fort währenden Kämpfe und Zerstörungen den Aufenthalt in der Stadt immer unerquicklicher machten. Plantin zog sich damals Einundsechzigstcr Jahrgang. mit einen: Teil seiner Druckerei nach Legden zurück, und während dieser Zeit leitete das Antwcrpener Geschäft sein Schwiegersohn Franz Rapheling. Dieser war ein bedeutender Gelehrter, der namentlich Griechisch und Lateinisch studiert hatte, und für Plantin als Korrektor von großem Nutzen. Später ging Rapheling nach Legden, und Plantin leitete wieder selbst das Stammhaus. Das Pariser Geschäft ging später in die Hände des dritten Schwiegersohnes Plantins, Gilles Beg, über, der der erste Drucker gewesen sein soll, der in seinen Drucken die Konsonanten j und u von den Vokalen i und u unterschied. (Falkenstein.) Als Plantin am 1. Juli 1589 in Antwerpen starb, waren ans seinen Pressen weit über tausend Werke hervor gegangen und unter ihnen solche, die in Bezug auf ihre tech nische Herstellung »och heute als mustcrgiltig gelten können. In der Kathedrale zu Antwerpen ist ein Denkstein für Plantin mit einer Inschrift seines Mitarbeiters Justus Lipsins ausgestellt und zwar in der vierten Kapelle des Chornmganges; darüber hängt ein prächtiges Bild von Bäcker Jüngstes Gericht«, worauf Mitglieder der Familie Pantin darge- stcllt sind. Sein Nachfolger in Antwerpen war der dritte Schwiegersohn, Jan van Moret oder Johannes Moretus, in dessen Familie sich die Druckerei bis ans unsere Tage erhielt. Auch dieser mar ein tüchtiger Buchdrucker, wenn er auch nicht gerade eine um fassende wissenschaftliche Bildung besaß. Er wußte das Ge schäft in den Bahnen des Begründers weiter zu führen, und einer seiner wichtigsten Drucke ist die Vulgata nach dein römischen Original von 1592. Er erhielt von: Papst das Recht, daß er allein außerhalb Italiens das Werk drucken uud vertreiben dürfe unter der Bedingung sorgfältigster Korrektur und unveränderter Fassung. Moretus stand in geschäftlicher Beziehung mit einigen der bedeutendsten Maler seiner Zeit; Rubens, Oncllin, B. van Orleq, Marten de Vos arbeiteten für ihn, und namentlich von den: zuerst Genannten wissen wir, daß Freundschaft ihn mit Moretus verband. Ein Zeichen dieser Freundschaft ist das herrliche Anfcrstchnngsbild, das Rubens für das Grabmal Johannc^Moretns' inalte und das gleichfalls in der Kathedrale zu finde» ist. In der zweiten Kapelle, aus der man zugleich den schönsten Blick ans das über den: Altar hängende Bild von Rubens »Mariä Himmelfahrt hat, befindet sich das Grab Moretus' mit der Inschrift: -loauui Noreko ^.nkverpivuki UaAin I'rUaliui dsnero. Der Nachfolger von Johannes Moretus mar der Enkel des Gründers, Balthazar Moretus, der vo» den: Großvater dessen berühmte Bibliothek geerbt hatte, ein Mann von großer Gelehrsamkeit, der in: Sinne der Vorgänger für den Ruhm des Hauses wirkte und gerade in der Zeit, in der in Deutsch land der dreißigjährige Krieg wütete, die Druckerei zu neuem Glanz erhob (1618—1641). Nach diesen: Nachkommen des Plantin-Geschlechtes nahm jedoch die Bedeutung der Bnchdruckerei ab, und seit der Mitte des 17. Jahrhunderts beschränkte sich ihre Thätigkeit auf die Herstellung von liturgischen und Gebetbüchern, die sie auf Grund eines Privilegiums von Philipp 11. für die spanischen Lande allein herzustcllen berechtigt mar. Ums Jahr 1800 wurde ihnen auch dieses Recht von der spanischen Re gierung entzogen, und seit der Zeit standen die Pressen über haupt still. Mit außerordentlicher Pietät war aber in diesen drei hundert Jahren die alte Offizin von dein Geschlecht erhalte» worden, und wenn auch mit dem Eintritt des neunzehnten Jahrhunderts die Thätigkeit darin aushörte, so wurde doch an der Einrichtung und den Werkzeugen nichts geändert, und, nur von wenigen besichtigt, von der großen Masse un geahnt, ragt mit der alten Druckerei auf dem Frcitagsmarkte 633
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