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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1890
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- Erscheinungsdatum
- 17.11.1890
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- Deutsch
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jener, um mich so auszudrücken, -internationalen Chauvins" im deutschen Reich, denen die deutschen Schriftlichen um deswillen ein Greuel sind, weil Franzosen und Engländer, die für Biele maßgebenden Weltbildungs- instanzcn, damit nicht nach Wunsch fertig werden können, oder auch weil die »ollen Griechen und Römer«, mit denen nach Fritz Reuter jeder Aus flug in die deutsche Geschichte anhebt, es anders als wir gemacht haben. Dieser Ansicht stebt diejenige gegenüber, daß die deutsche Schreib weise (also die Methodik) eine ebenso große Berechtigung habe wie die deutsche Schrift. Von dieser Seite kann zwar zugegeben werden, was ja auch durch den Einblick in die deutsche Litteratur des XVI. Jahrhunderts (wenigstens vom letzten Viertel) bestätigt wird, daß ursprünglich die in der Rede hcrvorzuhcbcnden (und den Satz beginnenden) Wörter, also die Haupt Worte groß geschrieben worden sind , zumeist allerdings Ding wörter, daneben auch beliebige andere. Erst später ist es Brauch ge worden, sämtliche Dingwörter mit einem großen Buchstaben auszu- zcichnen. Nautilus findet das unschön, unnatürlich und sogar die Denk faulheit bemäntelnd. Nicht jeder wird letzteres ernst nehmen, denn man muß nicht ABC-Schütze gewesen sein, um zu wissen, daß die Unterschei dung eines Dingworts von andern die Dcnkthätigkeit eines Schülers sehr beträchtlich anreg». Zweifellos würde es n cht bloß Schülern aus jener schreiben. »Grimmisch?» Wohl nicht ganz das richtige Wort. Auch Jakob Grimm hat im besten Mannesalter nach Nautilussens Ausdruck Krücken getragen. Sein Verfahren, das für Leute, welche auch der geistigen Souvcränetät Schranken gezogen wissen wollen, als Willkür oder Laune gelten mag, ist nicht wohl zu be- und ergründen. Niemand sieht ein, warum Jakob Grimm, z. B. in der Vorrede zum Neinhart Fuchs, die Wörter »mich», »cs», -zwar«, -gegen«, «wer , »hätte» u. s. w. zu An fang eines Satzes groß, andere wie »wir», -aucl', »andere», »bei» hin wieder klein schreibt. Nebenbei gesagt ist cs bei Grimm auch unver ständlich, warum er sich nicht der Ausmerzung des dchnungSloscn h, des dt rc. befleißigt hat. Daß selbst ein solcher Sprachmeister nicht schonungslos mit allem dem aufräumte, was Nautilus eine Marotte der Tinten-Klcckser zu nennen lieLt, bringt doch auf den Gedanken, daß das geschichtlich Ge wordene selbst Reformatoren von Grimm'schcr Alt zur Pietät zwang. Weshalb nicht auch eine so konsequente, klare Methode, wie die des Groß- schrcibens der Dingwörter? Baut man noch gegenwärtig Häuser im Zopfstil, an denen Leute ihre Freude haben, denen man sonst vernünf tigerweise keine Schrullen nachsagcn kann, so mag man nur den logisch weit besser zu begründenden Zopf der deutschen Schreibweise mindestens noch so lange gelten lassen, bis unsere aufgeklärte Gegenwart sich zu einem charakteristischen und einheitlichen Stil durchgerungen hat. Einstweilen paddeln wir lustig weiter im Individualismus, den — Sie wissen es, geehrter Herr Nautilus — Ihr Mann mit der »billigen Weisheit« den Generalbaß der Bildung nennt. Peter Hobbing. II. Geehrte Redaktion! Gestatten Sie auch mir einige Worte über die Frage des Kleinschrcibens der Hauptwörter, die in Nr. 257 angeregt wurde. Da Hermann Schräder in der vorgestrigen Nummer von Nau tilus so gut w.derlegt worden ist, kann ich mich kurz fassen. Ich möchte nämlich den Unsinn noch mehr betont wissen, welcher in der Frage liegt : Wie soll man ohne die großen Anfangsbuchstaben -Weine- und -weine-, -Träume- und -träume« rc. unterscheiden. Die treffende Antwort hat Bacmeister 1870 in seinen -Germanistischen Kleinigkeiten- gegeben, indem er die gleiche Forderung, die Schreibung müsse eine Begriffs-Unterschei dung kennzeichnen, auf folgende Weise uä adsuräum führte: -Aber ich muß doch Ton und Thon, Thau und Tau unterscheiden. Gewiß, sage ich, mußt Du das unterscheiden. Gewiß wäre es ein Irr tum, wenn jemand wähnte, jeder geschickte Töpfer sei ein Tonkünstler wie Mozart und Beethoven; oder der Thau des Feldes werde von dem allmächtigen Schöpfer aus Hanf gedreht. Auf welchen Grad von Ver standesbildung spekulieren denn aber die Gelehrten, wenn sie solche Ver wechselungen durch äußere Hilfsmittel vermeiden zu müssen glauben? — Ja, sagt man, im Zusammenhang freilich nicht, aber wenn dieser fehlt? Was soll der Schüler, das Kind unter dem geschriebenen Worte Tau sich denken? — Das Kind, der Schüler? Sprecht doch nicht so heuchlerisch, sagt doch ehrlich, wie sollen wir das unterscheiden? Freilich, freilich: und wie soll denn ein Thor auf französisch heißen? Uno porle oder un ton? Und sind 1000 Franken ein Sack Geld oder eine Schar Krieger? Ist der Schimmel ein vicrfüßigcs Thier oder eine Schmarotzerpflanze? Ist lins lateinisch oder französisch oder englisch? Und wenn das letztere, heißt es zu deutsch fein, oder schmücken, oder Geldbuße, oder strafen? — Im Zusammenhang! Giebt cs denn überhaupt in der objektiven Welt der Erscheinungen und in der subjektiven Welt der Erkenntnis etwas, das ohne Zusammenhang einen Sinn und Verstand hätte?- Von diesem, doch wohl einzig richtigen Standpunkt betrachtet, ver schwinden die Schrecken der von Schräder angezogencn Beispiele: im Gegenteil »fliegt uns ein Lächeln über die Lippen- über die Not dieses Herrn, der sich bemüht, Verwickelungen heraufzubeschwören, die es in Wirklichkeit gar nicht giebt. Wirkliche Verwickelungen entstehen indes, wenn cs sich darum lW delt, bestimmte Regeln für die Anwendung der Majuskel auszustelM Die Sache ist durchaus nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick schcM Was Nautilus vorschlägt, die Majuskel in den Dienst des BegriffccW stellen, indem man statt der Hauptwörter die Hauptwortc damit hertD Uebrigens weist die Geschichte der Majuskel auch eine Periode M wo man diesen Grundsatz aufstellte. Damals hob der Schreiber mit der Großbuchstaben das Wort hervor, welches ihm als das wichtiW erschien, mochte es Substantiv, Adjektiv, Verb oder selbst eine ParM sein; dann aber führte naturnotwendig die Frage, welches Wort objcD genommen das wichtigste sei, auf das grammatische Gebiet hinüber, D nun schrieb man das Substantiv, das Hauptwort groß. Nur einzcM Spuren der subjektiv logischen Anwendung erhielten sich noch bis in ml Jahrhundert, z. B. unaceentuiert -ein mal«, accentuiert -Einmal». H gesperrte Schrift trat dafür ein.') > Aber zur Vermeidung der Sperrung braucht man die Majus» wenn sie zu nichts andcrm nütze ist, nicht. Man benutze das L'I alphabct, die Antiqua, dann hat man zur Hervorhebung einzelner TH des Textes das trefflichste Mittel: die dem Charakter der gewöhn! M Schrift angcpaßte Kursivschrift, die wir in unserm sogenannten deut, M Alphabet so schmerzlich entbehren. Dann werden wir auch einsehcn, H die vermeintlichen Vorzüge der Großbuchstaben hauptsächlich in eil durch Gewohnheit hcrvorgcrufcnen Einbildung bestehen und daß die juskcl mit ganz verschwindend wenig Ausnahmen in allen Fällen ol» Nachteil abgeschafft werden kann. Wer vermißt sic im Französischen, I Englischen oder in den andern Sprachen? I Köln, 12. Novbr. 1890. G. Hölscher. > III. V Bon dem Redakteur der Papier-Zeitung, Herrn Albert Hoffmal in Berlin empfingen wir den folgenden dankenswerten Hinweis: » Es dürfte die Herren, welche sich in den letzten Nummern des B» senblattS über -Tintendeutsch- unterhielten, interessieren, daß es ein B« giebt, in welchem die Geschichte des Eindringens der Majuskel in I deutsche Schriftsprache sehr eingehend und sachgemäß dargestellt ist. I ist P. Tesch, die Lehre vom Gebrauch der großen Anfangs! uchstab.I Neuwied 1890, Heusers Berlag. I Berlin, 13. November 1890. Albert Hoffmann. I Für Stellen bewerbe r. — Bon der Geschäftsstelle des BörsV Vereins wird uns mitgeteilt, daß an sie häufig von StellenbewerbW die Anforderung auf Rückgabe von Zeugnissen gestellt wird, die dl unter Chiffre bei ihr eingegangenen Bewerbungsschreiben im Origi'^ beigelegen hätten. Auch Photographieen wurden von ihr zurückverlai» Die Geschäftsstelle, welche nur die Aufgabe hat, die eingehenden Chip» briese un er öffnet weiterzugeben, kann selbstverständllch für den Inh» dieser Schreiben eine Haftung nicht übernehmen, ebenso um die o» nungsmäßige Rückgabe solcher Anlagen seitens der Chisfre-AdressaD höchstens ganz ausnahmsweise und nur in besonderen Fällen sich 1 mühen. Es ist dringend davor zu warnen, den Bewerbungsschreib! Originalzeugnisse beizufügen: die Abschrift, deren Vergleichung ! für die direkte Verhandlung Vorbehalten bleiben kann, genügt zunäci! in allen Fällen. Ausstellungspreis. — Der Beruh. Franke'sehen Verlagsbu^ Handlung in Sangerhausen ist von dem Preisgericht der -Ausstellung ,1 volkstümliche Gesundheits- und Krankenpflege- in Stuttgart für das v ihr ausgestellte Werk -Franke, Chemie der Küche- als besondere Anerkc nung ein kunstvoll ausgestattetes Diplom erteilt worden. -Krebs« Verein jüngerer Buchhändler in Berlin. — El großer, glänzender Kreis von Damen und Herren war es, welcher sich I Abend des 8. November in den Festsälen des Hotel Imperial Unter d-I Linden eingefunden hatte, um das dreiunddreißigste Stiftungsfest des Krell in althergebrachter, würdiger Weise zu begehen. An der aus nahezu zwei hundert Gedecken bestehenden Festtafel halten sich Gönner, Freunde ml Mitglieder des Vereins mit ihr»n Damen vereinigt, um durch ihr El scheinen an dem Ehrentage des Krebs zu bekunden, welche warmen Synl pathieen demselben allseitig entgegcngebiacht werden. Nach Eröffnung der Tafel nahm der erste Vorsitzende Herr Emil Kupfer das Wort zur Begrüßungsrede, welche einen kurzen RückbliI aus das verflossene Vereinsjahr enthielt und mit einem Hoch auf d! Gäste schloß. Die Pausen im ferneren Verlauf der Tafel wurden am! gefüllt durch Toaste und Absingen der Tafellieder. Die Königliche Ho! opernsängeiin F äulein Hellmuth-Bräm erf.eute die Gesellschaft dur^ einige Gesangsvorträge, welche ungeteilten Beifall hervorriefen. Hci Max Pa schke dankte im Namen des Vereins den anwesenden Herren Chej! für ihr Erscheinen an dem Feste und für das dem Krebs jederzeit uns > *) Näheres darüber ist zu finden bei Fricke, die Orthographie na^ den im Bau der deutschen Sprache liegenden Gesetzen. Bremen I87'l Kühtmann L Co. l
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