Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1867
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1867
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18670529
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186705292
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18670529
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1867
- Monat1867-05
- Tag1867-05-29
- Monat1867-05
- Jahr1867
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1350 Nichtamtlicher Theil. 123, 29. Mai. Okli um (42 Bändchen in 16.) erfreuen sich noch heute großen Anse hens. Der Stamm des Hauses war in Leyden, und der letzte Elze- virc, Daniel, verkaufte im J.1681 das Geschäft an Adrian Mötz'.ens, mit dem es auch erlosch, nachdem es über hundert Jahre ruhmvoll bestanden hatte. Eine andere Familie, deren Gründer Janszoon Blaeu ein Freund des gelehrten Tycho Brahe war, hatte sich dann ebenfalls um den niederländischen Buchhandel sehr verdienkgemacht, und an sie schließt sich auch in würdiger Folge Abraham Wolf gang in Amsterdam, der als Quärendo sich vortheilhaft bekannt machte. Die heutige Firma Brill in Leyden hat das Geschäft mit den alten Traditionen von Luchtmanns übernommen, welch letz terer eine gute Ausgabe der Griechen und Römer „eum uotis vn- riorum", die von Hcinsius, Grävius, Gronovius und. Durman ver faßt sind, veranlaßte. Bei diesem Luchtmanns soll sich auch noch im Anfänge dieses Jahrhunderts die erste stereotypirte Bibel von I. van der Mcy aus Leyden befunden haben, und die Holländer ma chen die Erfindung der Stereotypie dem Didot in Paris streitig, in dem sie angeben, daß van der Mey schon hundert Jahre früher mit gegossenen Platten gedruckt hatte. Den Haupthebel zum Aufschwung des holländischen Buchhandels sieht der Vortragende in der unbeschränk ten Preßfreiheit, deren sich das Land von jeher zu erfreuen hatte und die ,,das Grundgesetz echterVolksfreiheit" ist. Gegenwärtig zählt man in den Niederlanden 918 Buchhand lungen in 172 Orten, wovon auf Amsterdam (mit 265,000 Ein wohnern) 178, auf Rotterdam (115,000 Einw.) 60, auf Utrecht (57,000 Einw.) 49 und auf Leyden (38,000 Einw.) 28 Buchhand lungen kommen. Es mutz jedoch bemerkt werden, daß eine Menge dieser Firmen den Buchhandel nur nebenbei betreibt, denn Jeder mann erlangt für wenige Gulden das Patent und das Recht, mit Büchern zu handeln. Die vorzüglichsten Firmen bringen viele Vcr- lagsartikcl in fremden Sprachen, doch steht der Antiquariats- Buchhandel auf besonders hoher Stufe, wozu die günstige Lage der Niederlande mitten im Verkehr von England, Frankreich, Belgien und Deutschland, und die Eignung dieses Geschäftszweiges zum Welthandel wohl beitragen. Am schwungvollsten wird der Nach druck betrieben und leisten die guten Holländer hierin wahrhaft Er staunliches. Nicht allein daß sie die ausländischen theuern Ausgaben, Bücher und besonders Musikalien, Nachdrucken und den Autoren und Verlegern empfindlichen Schaden bcibringen, importiren sie auch noch die nachgedrucktcn Ausgaben von Goethe, Schiller, Börne, Freilig- rath rc. aus Amerika, und Cotta und Andere mögen mit der Her absetzung des Preises für Holland noch so sehr dagegen anzukäm pfen suchen, sie richten nichts aus und können dem Unwesen nicht steuern. Da nun der Staat fast gar keine literarischen Verträge mit dem Auslande abgeschlossen hat, da ferner beinahe 25 Procent der ge stimmten literarischen Erscheinungen in Holland aus Uebersetzun- gen bestehen, so mußte der holländische Buchhandel sich selbst vor Nebervortheilungen und Ausschreitungen schützen, und er hat in Er mangelung einschlägiger Gesetze sich solche selbst gegeben. Er hat nun zur Wahrung seiner Interessen einen Verein: „VereenixinA 1er bevorllorinA van äo belangen cle8 konlrlmncle^" (ähnlich dem „Vörsenvcrein der deutschen Buchhändler") gegründet und durch Vorschriften die Teilnehmer zu binden und zu schützen gesucht. Dieser Verein besteht seit 50 Jahren und zählt dermalen etwa 350 Mitglieder. Kein Vereinsmitglied darf eine zweite Uebersetzung bringen, wenn ein anderes die vorschriftsmäßigeAnmeldung gemacht und das Recht bereits erlangt hat; doch sind ausländische Dichtun gen und kleine Broschüren Jedermann sreigegeben. Dieser Vereins schutz zeigt sich jedoch ohne Wirkung und beinahe illusorisch, da die größere Hälfte der Buchhändler dem Vereine nicht angehört und also nicht gebunden ist. — Die Usance des holländischen Vcrlagshandels gleicht so ziemlich der deutschen (Versandt,Jahresrechnung u. s. w.), aber die Art der Abrechnung ist durchaus verschieden von der deutschen, indem die Verleger in Person oder auch deren Bevollmäch tigte eine „Abrechnungsreise" durch das ganze Land machen und das Geld eintrciben. Diese kostspielige Abrechnungswcise und die durchwegs solide, elegante Ausstattung in Verbindung mit dem auf ein begrenztes Gebiet angewiesenen Absatz machen die holländischen Bücher 1h eurer als die deutschen, die englischen und französischen; der Buchhändler hat es aber auch dort mit begüterten und reichen Kunden zu thun, bei denen eine eigene Hausbibliothck nichts Seltenes ist. Trotz dem ist das Honorar in Holland geringer als in den Ländern der drei erwähnten Sprachen, und Hr. Mühlbrecht gibt als Ursache dieser auffallenden Erscheinung die socialen Verhältnisse an, da in Holland der Handelsstand den ersten Platz in der Gesellschaft ein nimmt und hier das Verdienst des Gelehrten oder des Schriftstellers nicht so hoch wie anderswo geschätzt wird. „Daß ein Autor es dort durch seine Feder zu Reichthum gebracht hätte, dürfte kaum jemals vorgekommen sein."*) Wir geben aus dem interessanten Vortrag zum Schlüsse noch eine Uebersicht der wisscns chaftlichen Thatigkeit und der Produc tion in der holländischen Literatur. Die literarische Production hat in diesem Jahrhundert und besonders in den letzten zwei Decen- nien in den Niederlanden sehr zugenommen. Die Gesammtzahl der im vorletzten Jahre (1865) dort erschienenen Bücher und Zeitschrif ten betrug 2081, gegen 1531 im Jahre 1848. Nach den verschie denen Fächern abgetheilt, sehen wir die medicinischen und juri- ! stischen Schriften fast stationär in den letzten zwanzig Jahren; die jährliche Zahl schwankt bei den erstcren zwischen 80 und 90, und bei den letzteren zwischen 180 und 200. Nicht so in der Theologie, die eine sehr große Fruchtbarkeit ausweist, denn während 1848 nur 265 theologische Bücher crsKicnen, brachte dasJahr 1865 deren 511, also fast 100 Procent mehr! Es hängt dies mit der vollständigen Religionsfreiheit und der dadurch erzeugten geistigenRührigkeit und Polemik zusammen. Den theologischen Publicationen zunächst stehen diejenigen aus volkswirtschaftlichem Gebiete; dann kommen die naturwissenschaftlichen Erscheinungen, deren Autoren, wie Blume, Siebold, Bleekcr u. A., sich häufig der deutschen, englischen oder französischen Sprache bedienen und daher auch im Auslande bekannt sind. Die Philologie ist auch jetzt wie früher sehr glän zend in der holländischen Literatur vertreten, nur daß sie sich jetzt mehr den orientalischen Sprachen zugewandt hat. In diesen wissen schaftlichen Fächern tritt die holländische Literatur meist selbständig aus, wohingegen die Belletristik fast nur in der Nachahmung und in der Uebersetzung besteht. Im Jahre 1864 waren unter circa 2000 Gesammt-Pnblicationen 514 Uebersetzungen, also 25 Proc., aus fremden Sprachen, darunter 246 aus der deutschen. Ganz beson ders macht sich unsere Literatur und unser Einfluß in den holländi schen Schulen geltend, und der Consum der pädagogischen deutschen Bücher kommt gleich dem in der Landessprache. — In niederländisch Indien ist der Buchhandel, der erst seit zwanzig Jahren dort selb ständig eristirt, durch sechzehn Firmen vertreten, davon 13 auf Java, 1 auf Celebes (in Macassar), 1 auf Borneo und 1 aus Sumatra. Das indische Klima ist dem Buchhandel nicht günstig, da das Unge ziefer und andere Feinde gegen die Bücher einen zerstörenden Krieg führen; trotzdem wird in Indien sehr viel gelesen und die Lectüre ist eine Lebensfrage für den dortigen Europäer. (Mag. f. d. Lit. d. Ausl.) *) Die lax on kno>vl6llK6. die hohe Stempelsteuer (2exelre§t), die in Holland, im direckcn Widerspruche mit der alten niederländischen Ge wissens- und Preßfreiheit, seit den Tagen der Herrschaft der baute linanee namentlich auf der Journalistik ruht, hat wesentlich dazu beigetragen, die Literatur zu verlbcuern und den Lohn des Schriftstellers auf ein Minimum
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder