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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1894
- Sprache
- Deutsch
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5124 Nichtamtlicher Teil. 210, 10. September 1894. um mit ihm die Einzelheiten des Verlagsvcrtrages näher zu be sprechen. Deutschland besitzt ungefähr 50 000 000 Bewohner, von denen der bei weitem größte Teil lesen kann und auch gern liest. Es ist also gar kein Zweifel, daß das Werk Absatz findet. „Natürlich ist cs mein besonderer Wunsch, daß mein Erstlingswerk möglichst weit verbreitet wird, auch wenn ich dadurch etwas weniger verdiene. Also lassen Sic wohl mindestens 2000 Exemplare drucken und statten sic recht glänzend aus, aber dabei doch billig. Ich möchte auch dem weniger Bemittelten eine wirklich gute geistige Nahrung zugänglich machen.- So ungefähr heißt den Autor sein gutes Herz reden. Und der Verleger, immer natürlich der deutsche? Da sitzt dieser Mann, hat ein Blatt Papier vor sich und rechnet in der prosaischsten Weise von der Welt: Es koste» 1000 Exemplare, sage und schreibe nur eintausend, ä 20 Bogen: An Papier für das Werk „ „ „ den Umschlag „ Satz, Druck und Korrektur „ Buchbindcrnrbcitcn „ Inseraten und sonstigen spezielle» Vertriebsunkosten . je so und so viel Mark. Verluste, besonders Zinsverluste, allge meine Geschäftsunkosten u. s. w., werden nicht gerechnet. Dafür gehen aber auch sofort nach Erscheinen weg: 50 Freicmplarc für den Verfasser, 80 Rezensionexemplare und dann im Laufe des Jahres, bei umfassender Versendung, hoffen wir: 300 bis 400 Exemplare durch Verkauf. DaS Honorar? Bei dieser Frage zuckt der Verleger nervös mit den Schultern — fast alle Buchhändler sind nervös, wahr scheinlich infolge ihres guten Lebens —, -Bei einem Erstlingswerk schönwisscnschnftlichcr Litteratur kann ich unmöglich die Druckkostcn allein tragen.» Entrüstet geht der Schriftsteller fort, um nach bei einer Reihe von Verlegern die betrübende Erfahrung zu machen, daß ihnen die Nase fehlt, wofür sie freilich ein Ucbermaß von Vor sicht, Profitwut und Herzlosigkeit besitzen. Aber endlich findet er einen jungen Verleger, der durch Aufnahme eines guten Werkes seinem Verlage einen Namen pmchen will. Dieser gewährt dein Verfasser ein Honorar von 150 Reichsmark, — einen Lohn also, der weit hinter dem zurückbleibt, den ein Maurer in derselben Zeit verdient, die der unglückliche Verfasser bis zur cndgiltigen Fertig stellung seines Romanes gebraucht hat. Das Manuskript wird der Druckerei übersandt, nachdem durch eine Reihe von Briefen die Wahl des Papiercs und der Lettern getroffen ist. Die erste Korrektur kommt, an der glücklicherweise textlich nichts mehr, sondern nur falsch Gedrucktes verändert wird. Nichtsdestoweniger berechnet der Drucker die nötige Zeit zum Um ändern des Satzes mit der liebevollsten Genauigkeit. Bald kommt die zweite Korrektur und endlich auch der mächtige Ballen, der das fertige Verlagswcrk in sich birgt. Unterdessen hat der Verleger die bedeutendsten Zeitungen aus geschrieben, denen er ein Rezensionsexemplar zuschickcn will, wobei es sich hcrausstellt, daß er anstatt der vorgesehenen achtzig Exem plare mindestens deren hundert braucht, bis er einen Brief von dem Verfasser erhält, der ihm auch noch zehn bis zwanzig Blätter angiebt, die unbedingt ein Exemplar erhalten müssen, und bis er dann später von so und so vielen Rezensenten und Redaktionen eine Aufforderung erhält, ihnen das Buch zur Besprechung einzu- scnden; eine Bitte, die er in den meisten Fällen erfüllt. Das eine Blatt bespricht nun das Werk so kurz, daß sich niemand ein Urteil danach bilden kann, ein anderes Blatt aber so ausführlich, daß viele das Buch jetzt gar nicht mehr lesen wollen, zumal cs schon einer ziemlichen Verdauungskrast bedarf, um das täglich von den Zeitungen Dargcbrachte zu verarbeiten. Ein Teil von diesen Re zensionsexemplaren wird nun gar »och an die Leihbibliotheken und Antiquare verkauft und damit werden dein Verleger wieder so und so viele Abnehmer entzogen. Ja, würde sich der Verleger nicht durch Beschneiden oder Abstcmpeln derartig verschenkter Exemplare schützen, so erhielte er sicher von so und so vielen Sortimentsbuch handlungen manches Rezensionsexemplar berechnet zurück. Nun liest irgend ein Schriftsteller eine günstige Kritik des Romans. -Zwei Mark. Hm, viel Geld, dafür bekomme ich schon sieben echte Münchner. Ich will doch erst einmal an den Verfasser schreiben.» Bald ist eine liebenswürdige Karte bei dem Autor und dieser ist bald bei dem Verleger, um »nur noch ein« Freiexemplar zu erhalten und gleich wegscnden zu lassen. Was thut nun Ver deutsche Verleger, wenigstens in vielen Fällen? — Er geht hin und belastet dem Autor das weggesandte Buch mit dein Buchhändler- Nettopreis und womöglich auch noch mit dein Porto. In nachdrücklicher Weise folgt die Ankündigung in den Organen der Buchhändler und in den Tageszeitungen so und so oft, wo möglich mit Beifügung einiger Kritiken, wenn die betreffenden Redaktionen überhaupt ein Belegexemplar eingesandt haben, was in den wenigsten Fällen geschieht. Es gehören nämlich auch Zeitungsverleger zu der Klasse von Verlegern, sind also bar aller edleren menschlichen Gefühle. Wundcrbarerweisc werden nun wirklich Hunderte von Exemplaren bestellt, und zwar — in Kommission. Das heißt mit anderen Worten: bei der Ab rechnung im nächsten Jahre werden die meisten davon »zur Ver fügung gestellt», sic bleiben also auf dem Lager des Sornmcntcrs und werden nicht bezahlt. Ein kleinerer Teil kommt zurück und ein noch viel kleinerer Teil wird bezahlt. Erscheint ein Buch z. B. im Januar, so kann cs 14—16 Monate dauern, bis der Verleger- Geld, wenigstens für einen Teil des Versandten erhält, denn die Anzahl der bar verlangten Exemplare ist gewöhnlich nicht groß, falls der Autor nicht gerade sehr beliebt ist, und auch diese Exem plare werden unter allen möglichen Entschuldigungsgründcn noch zurückgcsandt. Solche zurückgckommcne» Bücher nennt man Krebse, und wenn ein Schriftsteller einmal in die Lagerräume von Verlags buchhandlungen kommt, dann kann er diese Krebse in unheimlich großer Menge aufgcstapelt liegen sehen. Diese Krebse sind auch der Grund, der den Verleger dazu zwingt, den Absatz seines Ver lages gerade im Jahre des Erscheinens zu suchen, denn bei neun Zehnteln aller belletristischen Neuigkeiten ist die Nachfrage nach Be endigung der verlegerischcn Reklame vorüber. Ein Werk verdrängt eben das andere. Das neuere ist der Feind des neuen Den deutschen Dichtern und Schriftstellern ist es wirklich meistens schlecht gegangen und geht cs auch heutzutage materiell recht schlecht. Diesen Vorwurf muß man thatsächlich erheben, aber nicht dem deutschen Verleger gegenüber, der selbst Mitleidendcr ist, sondern dem deutschen Volke gegenüber. Gewiß, der Deutsche liest ganz gern, aber gewöhnlich nur solche Bücher, die er geschenkt oder geliehen bekommt (?Red.). Da wäre ein Hebel zur Besserung einzusetzcn, und vielleicht beteiligt sich Frau Marholm an der kürzlich im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vorgeschlagencn Verbreitung von Schicklichkcitsrcgcln wie die nachstehende»: -Es schickt sich nicht, sciner Tochtcr eine Ausstattung für sünfzigtauscnd Mark mitzugeben und den Bücherschrank dabei zu vergessen. Es schickt sich nicht, eine Papierschere zum Abschnciden von Kupons und kein Papiermesser zum Ausschneiden von Büchern zu haben» rc. Es wird, nach allen Berichten, in Frankreich, England und Nordamerika mehr gelesen als in Deutschland, dem Lande dcr Dcnkcr*). Ich glaube fast, dieses Beiwort gebührt den Deutschen nicht mehr, denn gerade ein denkender Leser, sollte man meinen, muß immer mehr, immer weiter lesen; er mag zu einer wie immer gearteten Weltanschauung kommen, er wird stets das Be dürfnis ffühlcn, die Gedanken anderer mit seinen eigenen zu ver gleichen.' Aber gerade der größte Teil aller Deutschen liest nur, um die Zeit totzuschlagcn, oder weil er sonst gerade nichts Besseres zu thun hat (?Rcd.). Hoffen wir, daß das deutsche Volk wirklich lesen lernt, dann lernt cs wohl auch begreifen, was cs seinen Dichtern und Schriftstellern schuldig ist, und dann wird es beiden besser gehcn, den armen Schriftstellern und »ns nicht immer viel reicheren Verlegern. Kiel. Julius Eichenberg. *) Diese oft wiederholte und darum vielfach geglaubte Be hauptung ist nach unserer Ansicht grundfalsch. Wir glauben im Gegenteil, daß nirgend so viel gelesen wird, wie gerade in Deutschland. Die Produktion im deutschen Druckgewcrbe ist größcr als irgendwo anders, der Buchhandel nirgend nusgebreiteter und entwickelter. Der natürliche Grund dieser Thatsachen liegt in dcr uorhandenen sehr bedeutenden Aufnahmesühigkcit des deutschen Volkes, die freilich der noch viel bedeutenderen schriftstellerischen Ucbcrproduktion nicht gewachsen ist. Red. Vermischtes. Vom österreichischen Buchhandel. — Der Vorstand deS Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler erließ folgende Bekanntmachung: -Das Verzeichnis der österreichischen konzessionierten Buch-, Kunst- und Musikalicn Händler ist neuerdings in revidierter Ausgabe erschienen und sämtlichen Handlungen zugcsandt worden. Veränderungen oder Berichtigungen wollen baldigst dein Vorstande angezeigt werden. Die p. t. Herren Verleger werden im Sinne des Hauptversammlungs-Beschlusses 1892 dringend ersucht, nur den in diesem Verzeichnisse enthaltenen Firmen mit vollem Buch händler-Rabatt zu liefern; alle nicht angeführten Handlungen sind als Wiederverkäufe! zu betrachten, welchen nur ein gekürzter Rabatt einzuräumcn ist. Wien, im September 1894. Jul. Schcllbach. Wilhelm Müller. C. Aug. Artaria.» Zoll nach Amerika. — Der neue amerikanische Zolltarif ist am 13. August vom Repräscntantenhausc in der ihm vom Senate gegebenen Fa sung angenommen worden. Wir entnehmen dem-
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