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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1894
- Sprache
- Deutsch
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210, 10. September 1894. Nichtamtlicher Teil. 5123 ganze saust zmn Ordnen, Einstcckcn und Abzählen erforderliche Personal auf wenige Personen. In manchen Fällen kann man, je nachdem die Höhe der Auflage cs vorteilhaft erscheinen läßt, beim Drucke von Beilagen entweder mit einfacher Stereotypie und einfacher Produktion oder mit mehrfacher Stereotypie und mehrfacher Produktion arbeiten. Bei gewöhnlichen Notationsmaschinen muß dagegen für halbe Bogen immer doppelt, für Viertel bogen immer vierfach stereotypiert werden. Die Bedienung der Druckwerke und des Falzapparates ist bequem und leicht. Druck- und Plattcncylinder, welche vertikal angcordnet sind, sind von beiden Seiten zugänglich. Die unteren Farbwerke sind vom Boden, die oberen von der geräumigen, um die ganze Maschine herumlanfendcn Galerie leicht zu erreichen und zu überwachen. Wenn es verlangt wird, werden die Pressen mit Kleb- apparatcn versehen, zum selbstthätigcn Jncinandcrklebcn der einzelnen Bogen. Wie manchem Leser hat cs schon Verdruß bereitet, wenn beim Umschlagen des Blattes der innere von dem äußeren Bogen sich trennte und er erst nach zeitraubendem Zusammcnsuchen der Seiten die unterbrochene Lektüre fort- sctzcn konnte. Auch für die Inserenten ist das Znsammcn- klcben der Bogen von Vorteil, da das Herausfallen der Beilagen ausgeschlossen ist und daher alle Seiten für den Anzeigenden gleichwertig sind. Der Fortschritt von der einfachen Rotationsprcsse bis zur Zwillingsrotationsmaschine ist fast ebenso groß, wie derjenige von der gewöhnlichen Schnellpresse zur Notationspresse war. In der That hat mit diesen Maschinen die Schnellpressen- fabrik von König L Bauer den Zeitungsdienst ganz wesent lich vereinfacht, und namentlich ist die außerordentliche Präzision und Sicherheit bei den verschiedenen Funktionen dieser Druck maschinen hcruorzuhebcn. Den Bau von Zwillings-Rotationsmaschinen haben auch andere deutsche Schncllpresscnfabriken ausgenommen, und als ein Zeichen dafür, daß eine einmal angeregte fruchtbare Idee immer neue Früchte zeitigt, diene die Thatsache, daß die Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg auf Verlangen auch Drillingsmaschinen baut, die mit drei Papierrollen arbeiten. So viel mir bekannt, ist eine derartige Maschine noch nicht fertiggestellt. 0. N. Der Wann ohne Nase. In Nr. 99 der von Maximilian Harden herausgegebenen -.Zukunft» (Berlin, O. Häring) finden wir unter obigemTitcl die nach folgende Abfertigung einer Frau Laura Marholm-Hansson, die sich in Nr. 92 desselben Blattes ein etwas voreiliges Urteil über die deutschen Verleger erlaubt hatte, durch Herrn Julius Eichenberg. Wir heben daraus das folgende hervor: Frau Laura Marholm-Hansson hat in Nr. 92 der -Zukunft» ihr Urteil über die deutschen Verleger abgegeben. Ein mit den Verhältnissen Vertrauter dürfte dieses Urteil, das sich auf eine Reihe von Briefen stützt, von denen der Absender, der eigentliche Inhalt und der Empfänger in der zartfühlendsten Weise ver schwiegen sind, vielleicht voreilig nennen. Wer trägt die Schuld an der schlechten Lektüre? Der Schriftsteller, der sie verfaßt? Gott bewahre, nur der Verleger, der für schlechte Manuskripte wenig oder nichts zu bezahlen braucht, während gute Arbeit natürlich auch gut honoriert werden muß. So drucken deutsche Verleger mit Vorliebe die Werke Schillers, weil diese eben gar kein Honorar kosten, und gerade mit diesem Beispiel werde ich beweisen, wie recht Frau Marholm hat, wenn sie vou dem verderblichen Einfluß der bis jetzt vertriebenen Litteratur spricht. Ich war ungefähr zwölf Jahre alt, als ich heimlich neben Coopers Lcdcrstrumpf auch einmal Schillers Räuber las, und — cs stand fest bei mir, ich müßte Räuberhauptmann werden. Nur der Größe meiner Schulauf gaben und den zu kleinen Wäldern meiner Heinrat habe ich cs zu ver danken, daß ich diesen Lebensberuf verfehlt habe. Aber ist es unter solchen Umständen nicht allzu begreiflich und hoch anzuerkennen, wenn eineFrau für alle einmal kräftig insTuthorn stößt, um die schlafen den Gemüter zu erwecken und um alle zusammenzurufen gegen den ge- Einundscchzigstcr Jahrgang. missenloscn Verleger, der aus reiner Profitwnt die Gemüter von 50 Millionen Menschen vergiftet? 50 Millionen Seelen! Allerdings sind unter den 50 Millionen Einwohnern von Deutschland einige Tausend Kinder mit inbe griffen, ferner einige Tausend Leute, die, Gott seis geklagt, über haupt kein Buch lesen und endlich so und so viele Tausend Schrift stellerinnen und Schriftsteller, denen doch sicherlich auch das schlechteste Buch nichts an ihren: Seclenheile schaden kann, sondern höchstens an dem Absätze ihrer eigenen Musenkinder. Und dahin scheint mir, offen gestanden, auch der Notschrei zu zielen. Der ganze Aufsatz war ja wohl nur ein Nus der -Modernen» nach zahl reicheren oder nach besser zahlende» Verlegern. Ein Urteil über die neuere Dichtung gehört nicht hierher; aber wohl begreiflich ist cs, wenn die teilweise bereits ergrauten belletristischen Verleger einen gewissen Widerwillen gegen diese Erscheinung haben Allerdings, so weit wie sranzösischc Verleger haben wir es noch nicht gebracht, eine solche Sündflut von pikanten Romanen, von Ehebruchsdramen ec., wie in Frankreich, ist dem deutschen Bücher märkte fremd. Auch so weit wie die rühinlichst erwähnten nordischen Verleger haben wir Deutschen es noch nicht gebracht. Und so weit wie die nordamcrikanischcn Verleger haben wir es erst recht noch nicht gebracht. Diese Verleger haben einen so herrlich entwickelten Ge schäftsgeist, daß sic mit der größten Unbefangenheit unsere bedeu tendsten Autoren Nachdrucken, ohne dem Verleger oder Verfasser die geringste Entschädigung zu zahlen, und daß sie alle ihre langen Finger weit von sich strecke», wenn ein auf wirklicher Gegenseitigkeit beruhendes Gesetz zum Schutze des geistigen Eigentums gegeben werden soll. Alle diese -edlen» Eigenschaften fehlen den deutschen Verlegern, — und dazu fehlt ihnen auch noch die feine Nase, mit der die ausländischen Verlagsbuchhändler ein Talent unter den vielen unbedeutenden Schriftstellern wittern, ein Talent, das sie dann stützen und halten, bis es sich durchgerungen hat. Hat denn der deutsche Verleger noch nie einen Schriftsteller „durchgedrückt"? Ich erinnere nur au Rosegger, der nach seinen eigenen Erzählungen seinem Verleger viel verdankt. Und wie diesem, so geht cs noch manchem Schriftsteller, doch haben leider nur wenige den Freimut, das offen einzugestehen. Stellen wir nun auch einmal die Armut des geistig Schaffenden dem Reichtum des mit der geistigen Ware Handelnden, also des Buchhändlers, gegenüber. Betrachten wir die glänzenden Geschäfte des Verlegers und seine geringen Ausgaben also einmal an dem Schicksal eines neuen Verlagswerkes. Hat da ein Schriftsteller einen Roman geschrieben; er hat sein tiefstes Empfinden, sein bestes Können dabei verwandt; er hat keine Kosten, keine Studien, keine Mühen gescheut, um das Kind seiner Muse in jeder Beziehung vortrefflich und anmutend zu ge- gestalten, und nun eilt er zu einem Verleger, damit dieser dem Manuskript Leben einhauchen, nämlich: es drucken und versenden nwge, auf daß der Verfasser unsterblichen Ruhm ernte, womöglich aber auch — eine nicht zu kleine Summe in bar. Das ist ihm durchaus nicht übel zu nehmen, denn der Schriftsteller muß so gut essen und trinken wie der Verleger, lind dieser? Nota bene, wen» er ei» Deutscher ist? Er will das Manuskript prüfen und sagt, oder besser .er schreibt — damit Frau Marholms Briefsammlung ver vollständigt wird — «... ich werde mich mit möglichster Be schleunigung über die eventuelle Annahme des Werkes schlüssig machen und Ihnen dann umgehend Bescheid zukommen lassen.» Ganz im Vertrauen will ich verraten, daß nun sogar in vielen Fällen der Verleger — das heißt: wahrscheinlich nur der deutsche Verleger — den nächsten Sonntag abwartet, sich eine Cigarre ansteckt, die ihn: die verkauften Autoren und das verratene Publikum natürlich bezahlen müssen, und daß er dann erst mit Censorcnstrenge das Manuskript durchlieft. Nun fehlt ihm allerdings die feine Nase; dafür kultiviert er desto eifriger einen anderen Teil seincsKopfes, das Gehirn, das ihm ausschließlich derSitz des Geschäfts geistes ist. Ein Beweis, wie sehr dieser Geist den Verlagsbuchhändlcr auf die Höhe goldstrotzender Gcldsäcke erhebt und dabei de» Schrift steller in den Sumpf materiellen Elends, ja in den Hungertod treibt, ein Beweis dafür ist die Menge unermeßlich reicher Verleger und die verschwindend kleine Zahl von Frauen und Männern, die sich nach Kürschners Litteraturkalender in Deutschland durch ihre Feder ernähren. Aber selbst die eigene, peinlich genaue Prüfung genügt dem vorsichtigen Geschäftsmanne noch nicht und er geht — schmählichcrweise — hin und sendet das Manuskript einein befreun deten Gelehrten zur gründlichen Durchsicht. Wie dumm! Anstalt mit beiden Händen zuzugreifen, wenn ihm Gelegenheit geboten wird, sich einen geachteten Namen in der Geschäftswelt zu machen, Geld zu verdienen und gleichzeitig die treue Freundschaft eines Autors, überläßt er die Entscheidung womöglich einem Konkurrenten des Verfassers. Der Verleger hat sich entschlossen, das Werk anzunehmen, obwohl bei der Hochflut, die den litterarischen Markt mit Ro manen überschwemmt, und bei der geringen Kauflust des deutschen Publikums der Erfolg mehr als zweifelhaft ist. Der Autor erscheint, 735
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