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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1894
- Sprache
- Deutsch
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6406 Nichtamtlicher Teil. 243, 18. Oktober 1894. Der Vorsitzende giebt seiner Freude über den regen Ge dankenaustausch Ausdruck und halt es für angemessen, diesen Punkt ohne Abstimmung zn verlassen, da ein Antrag nicht gestellt sei und ein Beschluß kaum gefaßt werden könne. Da jedoch von verschiedenen Seiten ein Beschluß in dieser Angelegenheit gewünscht wird, nimmt Kollege Koenig das Wort, um der Versammlung anzuraten, entweder gegen den Sortimenter-Verein zu stimmen oder eine Abstimmung gänzlich zu unterlassen und die Stellungnahme des Verbandsvorstandes abzuwarten. Nachdem die Herren Zeidler und Biller sich nochmals für eine Vertagung der Angelegenheit erklärt haben, schließt der Vorsitzende mit Genehmigung aller Versammelten die Debatte über diese Frage ohne Feststellung eines Beschlusses und schlägt vor, Punkt 8 der Tagesordnung der vor- . geschrittenen Zeit wegen vorläufig zu übergehen und zunächst den sehr wichtigen Punkt 9 (Namschhandcl) zu erledigen. Er verliest sodann ein auf diesen Punkt bezügliches Schreiben des Vorstandes des Krcisvcrcins Nheinisch-Westfälischcr Buch händler und erteilt das Wort Herrn Billcr-Prenzlau. Herr Biller: Wer den deutschen Sortimentsbuchhandel 30 Jahre und länger kennt, wird sich erinnern, daß es früher in der alten, guten Zeit im Verlagshuchhandel Gebrauch war, den Verlag zum Nettopreise zu verkaufen, so lange es eben ging, vielleicht die Preise einmal herabzusetzcn, um dadurch den Versuch zn machen, einzelnen Büchern wieder neue Zug kraft zu geben, die nicht gängigen Werke aber auf Lager zu behalten, bis sie vermakuliert wurden. Die Ucberproduktion der neueren Zeit hat aber nun Mittel und Wege gefunden, nicht gängigen Verlag noch zu verwerten; denn es ist heutzu tage in vielen Verlagshandlungen Gebrauch, die Bestände nicht mehr zugkräftiger Bücher im ganzen an das Rcst- antiquariat abzugeben, und daraus entstand der jetzige Ramsch handel. Zuerst waren es die Firmen O. Spanier in Leipzig und C. Flemming in Glogau, welche Nemittcndcnexemplare und alte Auflagereste von Jugendschriften im ganzen an eine bestimmte Firma verkauften; ihnen folgten verschiedene andere Verleger. Herr Griesbach war meines Wissens der erste, welcher diesen Ramschhandel direkt mit dem Publikum in Verbindung setzte und dadurch dem Sortiment manchen Ab bruch verursachte. Im großen und ganzen konnte man aber nicht behaupten, daß der Ramschhandel, in dieser Weise be trieben, das Sortiment erheblich schädigte, da die Rcsthändler sich zumeist, bei Verkauf ihrer Bücher an das Publikum, des Sortiments als Zwischenglied bedienten und letzterem oft nicht unbedeutende Prozente an Provision zukommen ließen. Die neueste Zeit hat nun aber den partiellen Rnmschhandcl hervorgebracht, der darin besteht, daß einzelne Verleger, haupt sächlich von Volks- und Jugendschriften, an einige bevorzugte Sortimentsbuchhandlungen, die mit einem Male größere Posten von ihrem Verlage abnchmcn, Ausnahmepreise gewähren, die oft die doppelte Höhe der festgesetzten Nettopreise übersteigt, wogegen derjenige Sortimenter, der nur einzelne Exemplare ein und desselben Buches gebrauche» kann, dieselben eben nur zu dem Nettopreise erhält. Durch diese Ungleichheit der Ver kaufsnormen leidet aber der reelle Sortimentshandel bedeuten den Schaden: schreitet nun diese Unsitte weiter fort, so muß das mittlere uud kleinere Provinzinl-Sortimcnt zu Grunde gehen. Dagegen Front zu machen ist der ganze Buchhandel verpflichtet. In der letzten Verbands-Versammlung kam dieses Thema zur Sprache, und die mannhaften Worte des Herrn Seippcl, die er über diesen Gegenstand sprach, riefen allscitige und lebhafte Zustimmung hervor. Als nun verschiedener Ramschkatalogc Erwähnung geschah, nahm auch ich Gelegen heit, einige Worte hierzu zu äußer»; dabei erlaubte ich mir, besonders hervorzuheben, daß die in derartigen Katalogen als »ncu< bezeichnetcn Bücher eben auch völlig »neu« sind, wie durch Bezug hcrvorgegangcu. Die Bibliotheken, die von solchen Offerten Gebrauch machen, thnn wohl daran, da sie i» der artigen Katalogen fast nur gängige Bücher von Volks- und Jugcndschriftcn in neuen Exemplaren oft zur Hälfte des Laden preises angezeigt fänden. Nachdem ich nun mit Vorbedacht einige Verlagssirmen namhaft gemacht hatte, deren Volks und Jugendschriftenvcrlag zum großen Teile in derartige» Katalogen enthalten sei, erlaubte ich mir ferner zu bemerken, daß auch sämtliche Bäude der llniuersalbibliothek für -die Jugend aus dein Verlage der Union in Stuttgart zur Hälfte des Ladenpreises in diesen Katalogen angezeigt seien. Herr Spcmann, welcher nach mir sprach und den partiellen Ramschhandel für einen großen Schaden des Buchhandels hielt, bemerkte hierzu, wenn Bücher aus dem Verlage der Union in derartigen Katalogen enthalten seien, so wären sic jedenfalls nicht mehr neu uud schon aus dem Handel gezogen; aber daß von einer Auflage, die sie gedruckt hätten, irgend ein einziges*) Exemplar verramscht worden wäre, darüber erbäte er sich den Nachweis; einstweilen bezeichne er dies nicht für richtig. Eine Entgegnung wurde mir hierauf nicht gestattet, da bereits Schluß der Debatte beantragt war. Als nun der Bericht über die Verbandsverhandlungen nach 5 Wochen im Börscn- blatte erschien, war ich erstaunt darüber, daß das wichtigste meiner Worte, die Namhaftmachung der betreffenden Firmen, ganz weggelassen war und meine damaligen Mit teilungen dadurch abgcschwächt wurden, daß ich gesagt haben solle, es wären in derartigen Katalogen Bücher zu billigen Preisen, wenn auch aus älteren Jahrgängen, doch in ihrem Aussehen völlig neu, enthalten. Laut Stenogramm habe ich aber mich bemüht, ausdrücklich zu betonen, daß die in derartigen Katalogen angezeigten Bücher sämtlich vollstän dig neu und gängig wären. Erwägt man ferner, daß die ganze persönliche Angelegenheit (? Red.j) des Herrn Spemann über den Ramschhandel auch nicht in diesem Berichte enthalten war, so kann man den Herrn Berichterstatter des fraglichen Aufsatzes von einer gewissen Einseitigkeit und Parteilichkeit nicht frcisprechen, welche um so auffälliger war, als der be treffende Bericht über eine Versammlung von fast ausschließlich Sortimentern handelte. Wie ist cs aber möglich, die Uebergriffc der einzelnen Verleger mit Erfolg zu bekämpfen, wenn das Sortiment nicht die Namen derjenigen Firmen kennen lernt, wenn dagegen alles aufgcboten wird, derartige Schäden zu verdunkeln, anstatt dieselben an das Licht zu ziehen? Auf welche Weise ist da Selbsthilfe möglich? Kommen aber der artige Fälle zur öffentlichen Kenntnis, so würden auch die Verleger mit dem partiellen Verramschen auf ihrer Hut sein, wohl wissend, daß sich das solide Sortiment für den Verlag derartiger Firmen nicht verwenden wird. Da es deshalb aber auch notwendig ist, daß die Berichte über die Verbands- Verhandlungen in genauer Weise ins Börsenblatt gelange», so stelle ich nachfolgenden Antrag, den unser Verbands- Delegierter in der nächstjährigen Versammlung nach Verlesung des Geschäftsberichtes in unserem Namen zu verlesen und zu begründen haben wird: Der Brandenburg-Pommcrsche Buchhändler-Verein ersucht den Verbands-Vorstand dafür zu sorgen, daß der jedesmalige Bericht über die zur Ostermesse stattfindcnde Abgeordncten-Ver- sammlung der Kreis- und Orts-Vereine im deutschen Buchhandel. 1) möglichst bald, nicht aber wie 1894 erst nach 4 oder 5 Wochen in das Börsenblatt gelange,**) *) Soll wohl heißen i einzelnes (?) Red. **) Die Verzögerung der Berichterstattung erklärt sich daraus, daß 1) der Redakteur des Börsenblatts, außer mit seinem täglichen laufenden Geschäft, nach der Messe noch mit der Erledigung an derer drängender Verhandlungsberichte belastet ist, 2) das Steno gramm des vom Vcrbnndsvorstandc bestellten Stenographen (etwa 160 Folioscitcn) abzumartcn war, 3) die Rückkunft der an sämtliche Redner auSgesandtcn Korrekturfahnen auf sich warten ließ. Red.
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