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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1897
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- Deutsch
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207, 7. September 1897. Nichtamtlicher Teil. 6305 Nichtamtlicher Teil. Kreis Norden mit Frauen! »Stadt Hamburg an der Elbe Auen, Wie bist du lieblich anzuschauen!« Ja, Hamburg im Glanze und Schimmer sonniger Sommer tage ist lieblich anzuschauen. Welch andere Stadt in deutschen Landen wollte sich vermessen, sie zu überstrahlen und zu ver dunkeln? — Aber, die Frauen! Mit einer gewissen Sorge sahen wir doch den kommenden Tagen entgegen. Vor elf Jahren war schon einmal ein Versuch gemacht und der war mißlungen. Wird es diesmal gelingen? Ja, es ist über alles Erwarten gut gelungen; — wir hatten aber auch einen Festausschuß, na, einfach: summu oum lauäs! Am Sonnabend den 28. August, abends 8'/. Uhr, ver sammelte sich ein Kreis von etwa dreißig Personen in dem re servierten Rosenkranz-Zimmer des Ratskellers. Wer je in diesem durch und durch harmonischen, prächtigen Raume ge weilt hat, wird zugeben, daß er wie kein anderer geeignet ist, Stimmung zu erwecken. Und Stimmung entwickelte sich, so bei dem starken, wie bei dem schönen Gcschlechte. Als Beweis folgendes: Die Frau eines auswärtigen Kollegen wünschte zu wissen, welche Bewandtnis es mit einem aus Kupfer kunstvoll getriebenen Stier hätte, der das Gesims am Ofen zierte. In kühner Improvisation erfolgte schlag fertig etwa folgende Antwort: dieser Stier sei sinnbildlich zu nehmen für die diesjährige Versammlung des Kreises Norden. (Lautes Oho! Nanu! und ähnliche Ausdrücke des Murrens und Mißfallens) Redner aber erzählte sehr sicher die Geschichte von Jupiter und seiner Verwandlung zwecks Entführung der Europa und wußte daran so drastische Vergleiche zu dem heurigen Fest zu knüpfen, daß er unter lautem Jubel enden konnte. Und so ging es bis zur Mitter nachtsstunde fort. Für den andern Morgen früh 9 Uhr hatte der Fest ausschuß Besuch der Gartenbau-Ausstellung auf das Pro gramm gesetzt. Wenn auch die Wanderung durch der Gärten Wunderwelt etwas beeinträchtigt wurde durch die riesigen Mcnschcnwogcn, so waren doch namentlich alle diejenigen, welche zuerst diese Fülle von Schönheiten in Natur und Kunst schauten, hoch befriedigt von den Eindrücken. Ein gemeinsames Frühstück im »Treibhaus« beendete diesen Teil des Programms. Während der dann beginnenden zweiundeinhalbstündigen Hauptversammlung wurden die Frauen durch einige orts ansässige Gäste unterhalten und geführt. Um 3'/, Uhr hatte der Festausschuß aufs neue das Regiment und inau gurierte sich sehr glücklich durch eine photographische Moment ausnahme der ganzen Festgesellschaft, wobei die malerische Eulcnburg im zoologischen Garten als Hintergrund diente. Die Aufnahmen waren vorzüglich gelungen, wie wir schon andern Tages durch Probedrucke fcststellen konnten. Um 4 Uhr begann das Festmahl. Mehr als sechzig Personen nahmen daran teil, davon beinahe die Hälfte Frauen und Töchter von Kollegen. Ja, sogar die Mutter unseres Vorsitzenden, eine überaus rüstige Matrone von nahezu achtzig Jahren, saß mit zu oberst an der Tafel. Aber die Hellen Kleider der jüngeren Frauenwelt durchleuchteten den weiten Saal, und, wie es in einem Verse des Willkommensliedes hieß: Edle Frauen rings im Kreise schmücken, Blumen gleich, das Mahl, Und zu solcher Blumen Preise düstet roürz'ger der Pokal Drum den Blumen unsre Blume freudig oft sei dargebracht. Sie zu ehren, uns zum Ruhme, ziemt sich — Schiller hats gesagt —, so geschah es natürlich auch. Von dem, was an Geist und Humor in den mancherlei Tischreden zum Ausdruck kam, sei hier nur zweierlei erwähnt. Erstens die Rede unseres Vor- LicrüMechzWcr Arhrgani,. sitzenden Hermann Seippel, auf den Buchhandel und Kreis Norden. Ausgehend von den Worten, die einst ein aus Hamburg stammender Professor, Jürgen Bona Meyer, an einen gleichfalls aus Hamburg stammenden Buchhändler, Wilhelm Hertz, zu dessen siebzigstem Geburtstage gerichtet hatte, zeichnete er in kräftigen Strichen, mit markigen Worten Aufgabe und Beruf des deutschen Buchhandels, wünschend, daß dieser Buchhandel im Kreis Norden immer eine Pflanz stätte finden möge. Zweitens sei neben diesen hehren Klang die frohe Laune gestellt, die in zündender Weise in dem Trinkspruch auf die Frauen durch unfern Heinrich Wichern zum Ausdruck kam. Auf ihn möchte ich bei dieser Gelegen heit das Goethesche Selbstbekenntnis anwenden: Vom Vater Hab' ich die Statur, des Lebens rechtes Führen, Vom Mütterchen die Frohnatur und Lust am Fabulieren. Wie unser Redner zu fabulieren verstand, war zwerch fellerschütternd. Er war also jüngst auf einer Reise mit dem König von Siam zusammengetroffen und hatte sich bei ihm sofort Audienz verschafft und im Laufe der Unterhaltung von dem bevorstehenden Feste des Kreises Norden gesprochen. Majestät hatten ihr Erscheinen in Aussicht gestellt; aber Tags zuvor wäre ein hoher Würdenträger erschienen und habe statt des Erscheinens Sr. Majestät diese große Rolle überbracht. Und es wurde eine riesige gelbe Rolle entwickelt, und es kam ein kolossales Pergament zum Vorschein, an dem angesiegelt ein weißer Elefant baumelte, und durch dieses Dokument wurde der Gattin unseres Vorsitzenden ein Komturkreuz, allen anderen Damen ein Ritterkreuz eines hohen siamesischen Ordens verliehen. Die Ueberreichung der Orden geschah so fort, und der Jubel war grenzenlos. Gegen Schluß der Tafel wurde ein Telegramm an Fürst Bismarck folgenden Wortlauts beschlossen: »Düppel ist die Wiege des neuen Deutschlands. Deutsche Buchhändler aus Schleswig-Holstein, den Hansastüdtcn und Oldenburg, Kreis Norden im Buchhandel, senden dem größten Deutschen, der sein Kind in Deutschlands Norden bettete, ehrerbietigsten Gruß.« Nicht unerwähnt darf bleiben, daß wir uns in der Hauptversammlung und an der Tafel eines gern gesehenen Gastes zu erfreuen hatten, nämlich des derzeitigen Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Julius Zwißler aus Wolfenbüttcl, der einen Familienbesuch in Altona benutzte, um Kreis Norden die Ehre seiner Anwesenheit zu schenken. — Vier Stunden dauerte die Tafel. Es folgte ein einstündiges Ergehen im Garten unter den Klängen der Matrosen - Kapelle aus Wilhelmshaven. Dann begann in denselben Räumen ein Kommers Frau Gustav Meißner, die auch bei Tisch schon die Lieder temperamentvoll begleitet hatte, begleitete jetzt mit gleicher Virtuosität unseren Tenoristen Johannes Borne bei seinen Vorträgen. Gemeinsame Gesänge und freie An sprachen wurden durch Deklamationen kräftiger patriotischer Gedichte miteinander verbunden: kurz, es sprudelte von Fröhlichkeit und Lust! Andern Tages stand eine Fahrt mit der mnil-eoLoll durch Hamburg und eine Hafenrundfahrt per Dampfschiff auf dem Programm. Mehr als vierzig Personen beteiligten sich an beiden. Nach einem gemeinsamen Frühstück gings um 2 Uhr mit der Eisenbahn gen Friedrichsruh, in zwei Salon-Sommer- wagen, die unser freigebiger Festausschuß bestellt hatte. Wir hatten das Glück, Bismarck zu sehen! Ein drei faches brausendes Hurra erschallte, als des Fürsten Durch laucht im Wagen, neben ihm Professor Schweninger, sein einfaches Tuskulum verließ. Langsam nur konnten die Pferde gehen, immer aufs neue dankte der Fürst, dessen frisches Aussehen jedes Herz erfreute, nach allen Seiten. Das war der Glanzpunkt unseres Festprogramms. — Abends um 8 Uhr 847
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