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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. >1: 22, 26. Januar 1918. Wenige, klare, leicht anwendbare Vorschriften zu kleiden. Für den Börsenvcrein wäre ein solcher Schritt um so bedenklicher, als ein Berufsverein nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunst ins Auge zu fassen hat und sich in der Öffentlichkeit nicht mit dem Odium belasten darf, durch seine Maßnahmen zu einer Verteuerung der Bücher beigetragen zu haben. Auch kann er, jenseits von Gut und Böse stehend, in ganz anderer Weise etwa ungerechtfertigt angegriffenen BcrusSgenossen in dieser Sache helfend zur Seite stehen, als wenn er selbst als Urheber einer verteuernden Preispolitik angesehen würde. Aus diesem Grunde hat er die u. E. einzig richtige Folgerung aus den Verhält- Nissen gezogen, indem er dem Ladenpreis, der es unter den gegen, wärngen Umständen in überwiegendem Maße nur noch dem Namen, nicht aber dem Inhalte nach ist, den Schutz versagt. Daraus folgt nicht, daß die Rolle des Ladenpreises ausgespielt ist, sondern nur, daß von Schutzmaßnahmen bis zum Wieder- eintritt einigermaßen normaler Verhältnisse abgesehen werden muß. Dann wird es eine der ersten Aufgaben der Börsenver eins sein müssen, ihn wieder in seine alten Rechte einzusetzen. Verlag und Sortiment werden ihn darin in gleicher Weise unter stützen, da die Erfahrungen bis dahin gelehrt haben werden, daß es kein besseres Mittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung in unserem Berufe gibt als die Rückkehr zum festen Ladenpreis. Red. Kleine Mitteilungen. Postverkchr -wischen Deutschland und Finnland. — Mit Bezu- auf die von der Firma Akademiska Boghandeln in Hel sin qfors (Finnland) im Anzeigenteil der Nrn. 12, 14 und IS deS Börsenblatts veröffentlichte Bekanntmachung, daß laut offizieller Mit teilung des Finnischen Postamts direkte Korrespondenz zwischen Finnland und Deutschland wieder zulässig sei, wird unS ans dem Leserkreise mitgeteilt, daß den deutschen Postämtern dariiber noch keine Mitteilung zugegangen sei. Infolgedessen sind nach Finnland bestimmte Sendungen den Absendern znrückgegeben worden. PerssnslnuchriLten. Auge, ist er ein mannhafter Kämpe gewesen in den vielen Kämpfen, die der Buchhandel durchzumachen hatte. Noch in letzter Zeit hat er zäh und energisch die Ansprüche des Sortiments auf Verbesserung deS Rabatts verfochten, ausgehend von dem Gedanken, daß dem Rechte deS Verlags auf Festsetzung des Ladenpreises die sittliche Pflicht auf Gewährung eines auskömmlichen Rabatts gegenüberstehe. Zur Oster messe war Pape stets ein gerngcsehcner Gast in Leipzig und hat manch kräftiges Wort in den Verhandlungen gesprochen und auch im außer ordentlichen Ausschuß zur Beratung der Lehrlingsfrage (1899—1903) wie im außerordentlichen Ausschuß zur Revision der Restbuchhandels ordnung (1903—ISO?) fleißig mitgearbeitet. Seine Tätigkeit als Schriftführer im Verband der Kreis- und Ortsvereinc im Deutschen Buchhandel (1S03—1909) ist noch in aller Gedächtnis. — Das Bild dc-S Entschlafenen wäre nicht vollständig, gedächten wir nicht seines gol denen, sonnigen HumorS, wie er so oft aus gläubigem Herzen quillt. Das Börsenblatt, dem er als ständiger Mitarbeiter und Verfasser der »Hamburger Briefe- angehörte, bewahrt kostbare Perlen dieses HumorS in den Berichten über die Hauptversammlungen des Kreises Norden, die diesen auch in die kleineren Städte Schleswigs und Hol steins führten. Mehr aber noch als diese sonnige Seite seines Wesens verdient der sittliche Ernst hervorgehoben zu werden, der, sein ganzes Leben durchdringend, jeden in seinen Bann zog. Besaß doch Pape in des Worte» vollster Bedeutung das, was Goethe als das höchste Glück der Erdenkinder bczeichnete: Persönlichkeit. Sein Leben lang ein Kämpfer, hat ihm zuletzt noch der Krieg schweres Leid gebracht: sein einziger Sohn starb den Heldentod fürs Vaterland, und wenn er diesen schweren Verlust auch mannhaft zu überwinden trachtete, so hat er ihn doch so erschüttert, daß er der Krankheit, die Ihn befiel, nicht lange widerstehen konnte. Ein aufrechter Mann von nationaler Gesinnung, ein guter Freund und liebenswürdiger Gesellschafter, eine klar und scharfumrissene Persönlichkeit, so steht sein Bild vor uns, und die hohe Gestalt wird schwer vermißt werden sowohl bei ernsten Beratungen wie im gemüt lichen Freundeskreis. Bei seiner Beerdigung waren weite Kreise Hamburgs zugegen; Vertreter der Bürgerschaft, der Pape 1907—13 angehört hatte, Ab ordnungen der buchhändlerischen Vereine, Vorstandsmitglieder des Alldeutschen Verbandes und Vertreter des 83. Jnf.-Rats. gaben ihm baS letzte Geleit und riefen ihm warme Worte des Gedenkens in die Gruft nach. JnstnS Pape ruht setzt im Erbbegräbnis seiner Familie; sein Andenken aber wird noch lange lebendig sein. Justus Pape s. — Wie wir in Nr. 17 kurz mitgcteilt haben, ist am 15. Januar Herr JustuS Pape, Inhaber der Herold'scheu Buchhandlung in Hamburg, nach längerem Leiden im 87. Lebens jahre gestorben. Er war am 12. Juni 1851 in Hanstedt, Kreis Winsen an der Luhe, geboren und erlernte den Buchhandel bei Harald Bruhu in Braunschweig, ging dann zu Krieger in Cassel, wo ihn der Krieg 1870/71 überraschte. Sehr humorvoll beschreibt er selbst in seinem Werke: »Auf nach Frankreich!«, wie er nach Beginn des Feldzuges für seinen Chef eine Reise zur Beschaffung von Kartenmaterial unter nimmt, an deren Ende es ihn selbst in das kriegerische Treiben hin einreißt. Er hat den Krieg als Kriegsfreiwilliger beim 83. Infanterie- Regiment mitgemacht und sich das Eiserne Kreuz verdient. Im Jahre 1874 trat er als Gehilfe in die Heroldsche Buchhandlung in Hamburg ein, die damals im Besitz von Gustav Eduard Nolte war, dem Pape 11 Fahre lang, zuletzt als Prokurist, zur Seite stand. Nolte starb am 11. Dezember 1885 und hinterließ in seinem Testament eine Bestimmung, daß seine Witwe das Geschäft an Pape abtretcn sollte, der infolgedessen im Jan. 1886 Inhaber wurde. Mit dem treuen Fleiß des echten Sortimenters hat Pape das Geschäft 32 Jahre lang geführt; es ist ihm nicht immer leicht geworden, aber sein Gottvertrauen ge paart mit Fleiß und Ausdauer haben ihm über alle Schwierigkeiten hinwcggcholscn. Dieses Gottvcrtrauen war eine der hervorstechend sten Eigenschaften im Charakter des Entschlafenen; seine Frömmigkeit quoll aus lauterem Herzen, und allezeit ist er für Gutes und Edles, für Anstand und Sitte eingetreten, obwohl er vielfach angefcindet, verspottet, ja verlacht wurde. Viele Zöglinge sind ans der Herold'scheu Buchhandlung hcrvorgcgangcn, denen der Verstorbene Freund und Berater auch über ihre Zugehörigkeit zu seinem Geschäft hinaus ge blieben ist. Verstand er cs doch wie wenige, Vertrauen zu erwecken und alle guten Eigenschaften zu kräftiger mannhafter Betätigung zu entwickeln. Sehr bald wurden auch die BernfSgonosscn auf den aufrechten, kerndeutschen Mann aufmerksam und zogen ihn zu ihren Vcrcinsarbeiten hinzu. Sowohl im Hamburg - Altonaer Vnch- Händlcr-Vcrein wie im Buchhändler-Verband »Kreis Norden« bat er wacker mit geratet und gctatet und viele Jahre In den Vorständk-n dieser Vereine gesessen. Auch hier immer das Beste seines Standes ln, Von einem Freunde und ehemaligen Zögling des Verstorbenen gehen nnS noch die nachstehenden Zeilen zu: An einem Sonntag des letzten Sommers war eS, daß ich in die sen unruhigen, aufregenden Zeitläuften ihn, meinen verehrten frühe ren Chef, zu einem Familienbesnch bei mir sah. Entbehrungen der Großstadt wollte ich ihn, wenn eS auch nur ans einen Tag sein konnte und soweit ich eS vermochte, vergessen machen. Still und besinnlich verlief der sonnige Tag, und die Hoffnung knüpfte sich daran, noch manchesmal einen so lieben Besuch miteinander austanschcn zu kön nen. Sorge machte ihm nur die Beschaffung eines schwer anfzntrci- bcndcn Gegenstandes zur Krankenpflege, der einem kranken' Kollegen Erleichterung gewähren sollte, den er noch am Abend desselben Tags anfsnchcn wollte. Mir ist der Tag eine der schönsten Er innerungen an ihn, der mit Interesse und lebhaftem An teil die Laufbahn seiner ehemaligen Zöglinge verfolgt und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Nun ist er nicht mehr. — Der Verlust seines einzigen Sohnes war ein schwer zu überwindender Schlag. Welche Hoffnungen und Pläne mögen mit diesem begraben sein, Hoffnungen mancherlei Art, die auch wir hegten und anssprachen, als wir im Januar letzten Jahres in seinem Laden die 100jährige Gedenkfeier der Herold'schcn Bncbhand- lnng feierten, der auch ehemalige, vor dem Feinde stehende Angehörige seiner Firma mit dem Wunsche gedachten, im Frieden nachznholen, waS die KriegSzcit verhinderte. Wieder sah ich ihn wenige Tage vor Weihnachten in dieser im Laden an Männern so armen Zeit. Die letz ten Kräfte mögen wohl da in diesem tätigen, sich keine Schonung anfer- legenden Manne verzehrt worden sein. Kaum können wir, die wir ihn gekannt haben, eS fassen, daß unser frischer, von jugendlichem Feuer erfüllter Justn.S Pape einen Abschied genommen hat, der ohne Wie derkehr ist. Sonnige, heitere Tage waren unseren Versammlungen »nd Ge>- selligkeiteii im Kreise Norden außerhalb Hamburgs wohl immer be schert, wie große Familienfestlichkeiten sind sie verlaufen. Will eS mir scheinen, als wird eS mangeln an der munteren Fröhlichkeit, da der Eine fehlt? Möge dann sein Geist in uns lebendig bleiben! O.. 22. Januar 1918. M.
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