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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1897
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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6278 Nichtamtlicher Teil. — Sprcchsaal. 206, 6. September 1897. Allgemeiner Deutscher Buchhandlungs - Gehilfen- Verband. — Damit die bevorstehende Jubelfeier des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs - Gehilfen - Verbandes auch in Berlin zum Ausdruck komme, wird dort am Sonnabend den 11. September ein vom -Kreise Brandenburg- des Verbandes veranstalteter Fest abend in Kistenmachers Garten (Richard Wagner-Str. 10, hinter den Zelten im Tiergarten) die Mitglieder und Freunde des Ver bandes und ihre Damen versammeln. Beginn des Festes 9 Uhr. Lehrmittel-Ausstellung. — Eine Ausstellung von Lehr mitteln und pädagogischer Litteratur wird am 5., 6. und 7. Ok tober d. I. in Hannover veranstaltet werden anläßlich der 18. Provinzial-Versammlung hannoverscher Volksschullehrer (vgl. die Anzeige auf Seite 6299 der heutigen Börsenblatlnummer). Sprechsaal. Ans der Praxis. (Vgl. Nr. 199, 201, 202.) Unter dieser Ueberschrist führt Herr X. im Sprechsaal des Börsenblattes ein treffendes Bild aus dem buchhändlerischen Ver- kchrslcbcn vor Augen, nur läuft ihm betreffs der Nutzanwendung ein kleiner Irrtum unter, indem er sich an das Sortiment wendet. Das Bild mit dem Bauer, der den Ast absägt, auf dem er sitzt, ist weniger zutreffend als das mit der vergeblich haschenden Hand nach der entfallenen Pfeife, die man gerne iveiter schmauchen, oder nach der Citrone, die man gerne weiter drücken möchte. Viele Herren vom Verlage haben durch ihre Maximen und ihre selbstherrliche Behandlung der Sortimenter diese endlich zur Er kenntnis gebracht, daß eS doch vielleicht auch ohne den sehr innigen und direkten Verkehr mit den Verlegern gehen könnte. Diese sich mehr und mehr bahnbrechende Ansicht hat sich in der Praxis be währt und als durchführbar herausgestelll. Die praktische Erfahrung aber wird durch das Schreckgespenst des abgefägten Astsitzes nicht im geringsten abgeschwächt, noch sonst wie beeinflußt werden können. Daß der Sortimenter in vielen Fällen lieber mit dem Barsortimenter arbeitet als mit dem zu gleichen Bedingungen liefernden Verleger — Herr X. scheint übrigens den Verkehr mit dem Barsortimenter nur nach dem Wortlaut zu beur teilen —, ist allerdings sehr bezeichnend für den heutigen Verkehr im Buchhandel. Diese Verhältnisse aber nun lediglich dem Sorti menter zur Last legen zu wollen, ihm als Grund für seine Maß regel kleinliche Nachsucht unterschieben zu wollen, ist doch gar zu sonderbar. Gewiß hat der Sortimenter keine Ursache, darauf zu achten, daß dem Verleger, der ihm kein Konto eröffnet resp. ihm nicht in Rechnung liefert, nicht einige Groschen durch das Barsortiment ver loren gehen; letzteres aber nur aus Lhikanc in Anspruch zu nehmen, füllt doch keinem Sortimenter ein. Was hat der Vertag nicht alles ohne Sortiment versucht! Kommt er nun nach und nach zu dem Einsehen, daß ein engerer direkter Verkehr zu pflegen sei, soll der Buchhandel nicht zu Grunde gehen, — weshalb wendet er dann die Nabattdiffercnz, die er dem Barsortimcnt gewährt, nicht dem direkt verkehrenden Sortimenter zu? Liefert der Verleger bar mit erhöhtem Rabatt, so ist das einfachste Mittet gesunden, engeren direlten Verkehr, wie ihn Herr X. wünscht, herbeizuführen. Da konimt man aber zu einem Kapitel, das man als voll ms tmigsrs zu behandeln scheint, auf den Rabatt im Buchhandel und dessen Verteilung. Es besteht nämlich im Buchhandel die ganz sonderbare Einrichtung, daß der erhöhte Rabatt meistens da ge währt wird, wo er nicht durch Arbeit und Verwendung gerecht fertigt ist. Nimmt dementsprechend der Verkehr dann eine neue Form an, so wundert man sich hierüber gerade da, von wo die Ursache der Erscheinung ausgeht. Der ständige Rabatlsag im Buchhandel ist im allgemeinen 25"/^, wenn es sich um Neuerscheinungen handelt. Trotzdem inan von allen Seiten zugegeben hat, daß bei den heutigen Spesen der Sortimenter mit 2b°/o nicht auskommen kann, daß er damit die Unkosten des Novaverlriebes nicht bestreiten kann, behält man den Satz als alten Zopf bei, verlangt aber trotzdem, daß der Sorti menter mit großem Eifer an den Vertrieb der Neuigkeiten gehe, sich unverlangt damit überschwemmen läßt und unter baren Zu schüssen, unter Aufopferung von Zeit, Arbeit und Material die Ncuuntcrnchmungen des Verlegers dem Publikum bekannt macht. Nicht zu Willen sein wird mit Rabatt-Verkürzung, mit Ver weigerung, in Rechnung zu liefern, mit Ablehnung, feste eilige Be- stellungen direkt zu liefern, rc. geahndet. Und nun das Verwundern, wenn die Citrone — pacäcm, der Sortimenter — sich den Händen seiner — Geschäftsfreunde zu entwinden sucht, wenn er da kaust, wo er für sein Geld die verlangte Ware ohne lästige Be dingungen erhält. — Doch zur Rabattvertcilung! Hat sich eine Erscheinung nun durch Vermittelung des Sortimenters eingeführt, ist sie so bekannt ge worden, daß Nachfrage entsteht, so ist man keineswegs bereit, nun dem Sortimenter den Rabatt von 25o/„ zu erhöhen, wie es das nun verminderte Risiko des Verlegers rechtfertigen würde, — be wahre, der Rabatt bleibt; aber man >st gern bereit, demjenigen, der das sich spielend verkaufende Buch in Particen bezieht, den denkbar höchsten Rabatt und sonstige Vorteile zu gewähren. Glaubt man wirklich, daß der Besteller einer Partie als Förderer des Absatzes und der Verbreitung eines Buches anzusehen ist, der prämiiert werden muh ? Denkt man gar nicht daran, daß ein solcher Besteller ge wöhnlich weniger Risiko eingeht, als der Nova bestellende Sorti menter, der niemals in die Lage kommt, das eingeführte Buch in Partiecn beziehen zu können? Muß nicht der Sortimenter, der für sein schweres Geld (Kommission, Fracht, Emballage) eine Neuerschei nung kommen läßt, um sie mit Aufwendung von Arbeit, Zeit rc. zu vertreiben, stets gewärtig sein, daß er das Buch unter noch maligen Spesen unverkauft zurücksenden muß? Gar nicht zu ge denken der Scherereien, die ihm nebenbei noch blühen können! Da ist Zurückvcrlangen des Verlegers in der arbeitsreichen Zeit (wobei zu beachten, daß das zu remittierende Buch doch meist nicht am Lager), Abstreiten der Kunden, zur pünktlichen Rückgabe verpflichtet zu sein, und der Verantwortung überhaupt für ein unverlangtes Buch rc. Bei Mißerfolg werden schließlich zu allen diesen Annehm lichkeiten Vorwürfe und Liebenswürdigkeiten seitens der Herren Verleger zugegeben. Zieht sich nun notgedrungen, nicht freiwillig, der Sortimenter von dem Nova-Vertriebe möglichst zurück, verbittet er sich, gleich vielen Herrschaften seiner eigenen Kundschaft, unverlangte Zu sendungen, — wer will ihn deshalb tadeln? Kauft er nicht schließlich billiger und besser bei denjenigen Grossisten rc., die in der Lage waren, Partieen mit bedeutend er höhtem Rabatt zu beziehen, als direkt beim Verleger? Einzelne Exemplare erhält er hier zum Partiepreis mit vielleicht kleinem Provisionsaufschlag. Ich erinnere nur an die Kochbücher, Kalender rc. Ueber die selbst hervorgerufene Verkehrsordnung moquiert man sich nun, da man merkt, daß sie geeignet ist, den Sorti menter in vielen Fällen vom Verleger zu emancipieren. Viele Herren Verleger, das muß man zugestehen, und ihre Zahl ist in erfreulichem Steigen begriffen, haben längst eingesehen, daß diese Verkchrsordnung eine verkehrte Ordnung ist, die nach und nach dahin führt, daß ihnen die Fühlung mit dem Sortiment voll ständig verloren geht. Sie suchen die Aenderung auf dem allein richtigen Wege. Sie erhöhen nach Möglichkeit den Rabatt für Nova oder gestatten Barabrcchnung oder Barnachbezug des Ver kauften. Man sängt an, schon bei der Kalkulation des Preises rc. an den Sortimenter zu denken, so daß man 40 bis 50 Prozent Rabatt gewähren kann. Natürlich wird der Sortimenter die Artikel dieser Verleger poussieren, auch wenn sie mit Rücksicht auf Kon kurrenz oder besondere Verhältnisse bei einzelnen Artikeln nur 2b Prozent gewähren. Ein engerer direkter Verkehr ist da geschaffen; niemals wird der Sortimenter Artikel, die er unter solchen Be dingungen beim kulanten Verleger haben kann, vom Barsortimenter beziehen. Eine Anzahl von Verlegern glaubt aber besser zum Ziele zu kommen, wenn sie die Barsortimente bekämpfen, wenn sie diesen ihre Artikel entziehen. Auf diese Weise wieder Einfluß auf das Sorti ment zu gewinnen, dürste in vielen Fällen ein zweischneidiges Experiment sein, so lange diese Verleger nicht in Leipzig voll ständiges Auslieferungslager halten. Das Publikum begreift den allen Zopf nicht, der zwei bis drei Wochen warten lassen will. Wie so manches Geschäft wird abgeschlossen, weil der Sortimenter verspricht: «zu der bestimmten Zeit erhalten Sie das Buch-, in anderthalb bis zwei Tagen kann geliefert werden — wenn Volckmar, Koehler, Staackmann das Buch aufführen; sonst aber wird kein Sortimenter so leichtsinnig sein, sich auf einen bestimmten Termin cinzulassen; er schlägt ein anderes Buch vor, das er bei den Bar- sortimenten vorrätig weiß, — oder er lehnt die Bestellung ab. Dadurch erspart ec sich Anzüglichkeiten seirens der Besteller, Aerger, Verlust und vermeidet Ladenhüter. Barsortimcnte und Sorti menter sind eng befreundet, das zeigt sich so recht zu Weihnachten, zu Ostern und bei allen eiligen Bestellungen. Also nicht die neue Verkehrsordnung angreifen, nicht gegen die Barsortimente kämpfen, nicht gegen die Unzugänglichkeit der Sorti menter, Novavertricb betreffend, eisern, bevor inan nicht Einkehr bei sich selbst gehalten, bevor man nicht dazu beigetragen hat, durch Kulanz und richtige Rabatt-Verteilung die Verkehrsordnung im Buchhandel zu bessern, — das ist die richtige Nutzanwendung des Artikel« des Herrn X. G. 1t. ti>A.
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