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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-11-19
- Erscheinungsdatum
- 19.11.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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269, 19. November 1897. Nichtamtlicher Teil. 8611 bibliothek entwendeten Blätter sind mir heute von einem Unbe kannten aus Köln zugegangen. Eines davon, ein Pergament blatt mit Federzeichnungen, crwies sich auf den ersten Blick als zu der Handschrift der Bilder - Apokalypse gehörig. Me » >888 erschienenes beschreibendes Verzeichnis der Bibelhandschiiften kennt nur 74 Blätter der Apokalypse, während 1881 Lnmprecht deren noch 7H vorfand, wie aus folgender Stelle in seiner 1882 erschienenen Jnitialornamentik heroorgeht: -Auf Blatt 74 b und 75 a und b finden sich noch drei sehr rohe und verwischte Feder zeichnungen.» In dcr That trägt das heute wieder hier eingelaufcne Blatt die Ziffer 75 von derselben Hand, die die übrigen Blätter der Handschrift mit Ziffern versehen hat, vermutlich die Hand Lamprechis. Ganz so roh sind nun die betreffenden Federzeich nungen nicht, und verwischt ist die auf der Vorderseite des zurück- crstatteten Blattes gar nicht. Die Rückseite war ehedem auf dem Holzdcckel des alten Bucheinbandes aufgeklebt und wurde beim Neubinden im vorigen Jahrhunde>t zu St. Mathias losgetrennt. Daß die dort befindliche Zeichnung verwischt ist, versteht sich von selbst. Die Zeichnungen auf Blatt 74b bis 7Sb sind Skizzen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, rasch erzeugte Entwürfe. Sie verraten ein außergewöhnliches Talent und sind um so schätzenswerter, je seltener solche erste Entwürfe aus alter Zeit sind. Sie gehen auf altchristlichc Vorlagen der Römerzeit zurück, verraten jedoch einen recht selbständigen Künstler. Das wiedergegebene Blatt ist also recht wertvoll. So schimpflich es ist, solche unersetz liche Schätze zu rauben, so verdienstlich ist ihre Wiedererstattung.- Die erste öffentliche Lesehalle in Köln. — Schon seit einigen Jahren bestehen in Köln drei Volksbibliotheken.. Zur Gründung der ersten hatte das Bankhaus S. Oppenheim jr. L Co. aus Anlaß seines hundertjährigen Bestehens 4990 hergegeben; sie ivurde am 3. Dezember 1890 der Benutzung übergeben. Die zweite ist durch ein Geschenk des französischen Vicekonsuls Gustav Brandt von 5000 ^ ermöglicht worden und wurde am 3. Juli 1892 er öffnet. Seit jener Zeit kam noch eine hinzu, und auch die seit An fang November dieseSJahres der Allgemeinheit dienende vierteBiblio- thek ist durch die Freigebigkeit eines Kölner Bürgers, des Herrn A. Camphausen, Inhabers des gleichnamigen Bankhauses, ermög licht worden. Dem letztgenannten Spender verdankt Köln auch seine am Sonnabend den 13. November eröffnete erste Volkslesehalle. In einer Ansprache bei Gelegenheit der Eröffnung betonte der beigeordnete Bürgermeister Thcwalt, wie, nachdem vor mehreren Jahren durch die Errichtung von Vollsbibliolheken den breiteren Schichten der Bürgerschaft die Schätze unserer Litteratur ohne Entgelt zugänglich gemacht worden, nachdem diesen Kreisen eine ausgedehntere freie Besichtigung der Museen, die eingehendere Vertiefung in das Reich der Kunst und der Natur ermöglicht worden und endlich durch Veranstaltung von Volksunterhaltungkabenden auch dem Bedürfnis nach Musik und geselliger Erheiterung sein Recht geworden, nun mehr durch die Volkslesehalle ein neues wichtiges Glied in der Reihe dieser auf die ethische Hebung des Volkes abzielenden Ein richtungen geschaffen sei. Die Lesehalle gebe erst das Mittel an die Hand, die Früchte der Schule, die Ansätze zu einer allgemeinen Bildung auezureifen. Die Halle ist inmitten der Stadt, bei dem altehrwürdigen Gürzenich gelegen und nach Berliner Mustern eingerichtet. In ihr können etwa 40 Personen gleichzeitig lesen. Sie enthält neben den Klassikern eine große Anzahl Romane und Novellen, geschichtliche, geographische und naturwissenschaftliche Werke, eine Reihe von Lexikons und Nachschlagewerken, ferner 30 der besten Zeitschriften belehrenden und unterhaltenden Inhalts. Die Halle ist elektrisch beleuchtet und an Wochentagen abends von 6—9 Uhr, an Sonn, und Feiertagen von 3—8 Uhr geöffnet. Wie in Köln, so werden auch rn andern Städten solche sozial politisch hochbedeutsamen Thaten für die Hebung der Volksbildung leider auf die Privatwohlthärigkeit angewiesen sein. Man sollte glauben, wenn von staats- oder stadtwegen etwas für das Volk und damit gleichzeitig sür die Litteratur aus öffentlichen Mitteln gethan werden könnte, so ginge die Ausgabe der Gründung von Volksbibliotheken und öffentlichen Lesehallen allem andern vorauf. Wenn aber den Staats- oder Stadtregierungen schon hierzu das Geld fehlt, so ist es sicher sür rein bibliographische Zwecke, die nur einer verschwindenden Minderheit zu gute kommen würden, sicherlich nicht vorhanden. Deshalo ist die Hoffnung der Propagandisten auf die straffen Geldsäckel der Staaten und der Städte sür die Schaffung einer Weltbibliographie, wie sie kürzlich in diesem Blatte geschildert worden ist, jedenfalls noch für unabsehbare Zeit illusorisch. Buchhandlungs-Gehilfen-Verein zu Leipzig. — Das 64. Stiftungsfest des Buchhandlungs-Gehilfen-Vereins zu Leipzig, das am Sonntag den 14. d. M. >m Deutschen Buchhändlerhause gefeiert wurde, hatte über 170 Mitglieder und Gäste vereinigt. Kurz nach 2 Uhr eröffnete der langjährige erste Vorsitzende, Herr Paul Scholtze, die Lasel mit einem herzlichen Willkommgruße vtzrturtzjeHjlgjlcr an die zum Feste Erschienenen. Dann betonte er die schöne, von allen guten Deutschen hochgehaltene Sitte, bei festlichen Gelegen heiten zuerst des deutschen Kaisers und des Landesherrn zu ge denken, die auch in unserem Vereine geübt werde und einem Be dürfnisse des Herzens entspringe. Wie der unvergeßliche Kaiser Wilhelm I. den deutschen Namen wieder zu Ehren gebracht und uns ein mächtiges deutsches Vaterland errungen habe, so sei Kaiser Wilhelm II. mit Erfolg bestrebt, Deutschland zum Mittelpunkte einer Wellpolilik zu machen, deren Ziel aus die Erhaltung des Friedens gerichtet sei Auch auf die Pflege herzlicher Beziehungen zu den deutschen Vundessürsten habe er sein Augenmerk gerichtet. Einer der edelsten unter ihnen sei unser König Albert, dessen ganzes Wirken nur dem Wohle seiner Unterthanen, der Förderung von Industrie. Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft und der Ausgleichung sozialer Gegensätze gelte. Freudig stimmte die Ver sammlung in das Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert ein und sang stehend den ersten Vers der Nationalhymne. Herr Curt Niemann, der zweite Schriftführer, brachte in warmen Worten den Gästen ein Hoch aus, und Herr Johannes Zucksch werbt erwies sich in längerer, den Damen gewidmeter Rede als ein gedankenreicher Minnesänger. Namentlich die Schwieger mütter können ihm sür die ihnen gewordene-Ehrenrettung dank bar sein. Der Kassierer, Herr Max Friedemann, entwarf in kurzen Zügen ein Bild von der Entwickelung des Vereins während seines vierundsechzigjährigen Bestehens Er hob hervor, wie zu den von den Gründern aufgestellten Zielen, die noch heute sestgehalten wür den, im Lause der Jahre immer neue Aufgaben hinzugetreten seien, deren Lösung nach und nach die Gründung der Humanitären An stalten, Unterstützungskasse, Krankenkasse, Pensionskasse und Witwen- und Waisenkasse erforderte; Redner dankte zum Schluß den Herren Prinzipalen für die dem Vereine allezeit erwiesene wohlwollende und thatkräftige Unterstützung und trank auf das fernere Gedeihen des Vereins. Herr Otto Rech verglich den Verein mit einem auf konstitu tioneller Grundlage ruhenden Staatswesen. Er habe in den Vor standsmitgliedern ein verantwortliches Ministerium und in der Generalversammlung ein Parlament, in dem auch das -Volk- zu Worte komme. Wie der Staatsbürger ein sehr guter Patriot sein könne, obwohl er in dieser oder jener Frage sich der Regierung gegen über in Opposition befinde, so ständen auch im Verein Regierung und Volk oder Vorstand und Mitglieder in Treue bei einander, und die Mitglieder wüßten das opferfreudige, selbstlose Wirken des Vorstandes wohl zu würdigen. Redner schloß mit einem Hoch auf die Vorstandsmitglieder. Der zweite Vorsitzende, Herr Paul Kabisch, toastete auf die Festdichter, deren Gaben so wesentlich zur Hebung der Stimmung beigetragen hätten, und Herr Paul Meszerschmidt gedachte noch ganz besonders des Herrn Paul Heinrich, dessen dichterischer Be gabung der Verein so manche herzerfreuende Spende verdanke und der, obwohl in weiter Ferne weilend, durch Uebersendung eines geistvollen und formvollendeten Tafelliedes bewiesen habe, daß er noch in alter Liebe und Treue zu uns halte. Es gelangten außer dem von Herrn Heinrich verfaßten noch drei Lieder zur Verteilung, zwei von Herrn Paul Scholtze, eins auf den Verein, und eins, das in frischem Humor Vorbereitung und Verlauf des Stiftungsfestes schilderte. Herr Curt Niemann hatte ein schwungvolles Lied auf -Unsere Frauen« gedichtet und namentlich die -Mutterliebe-, -Des Lebens Rosenzeit-, besonders schön und gemütvoll besungen. Die Leipziger Buchbinderei A.-Ä., vorm. Gustav Fritzsche, halte auch diesmal wieder eine sehr ge schmackvolle Leinwandmappe für das Hauptlied gestiftet, wofür ihr auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Im Verlause der Tafel brachte Herr Kabisch noch die zahl reichen Glückwunschschreiben und Depeschen von Gönnern und Freunden und von Kollegenoereinen mit Dank sür die dem Geburts- tagskinde bekundeten Sympathieen zur Verlesung. Nachdem noch Herr Hauser an die jüngeren Herren mit warmen Worten die Bitte gerichtet hatte, wo es noch nicht ge schehen, sich dem alten großen Vereine, der so vieles biete, an zuschließen und Sonderbestrebungen zu unterdrücken, wurde die Tafel ausgehoben. Lobend sei hier noch der vortrefflichen Tafel musik der Windcrsteinschen Kapelle gedacht. — Um 6 Uhr begann der Ball, der in fröhlichster Stimmung verlief. Die jungen Herren widmeten sich mit wahrem Feuereifer dem Tanzen, so daß die zahlreichen jungen Damen über den Ver lauf dieses sür sie wichtigsten Teiles des Festes voll befriedigt sein dürften. Als die Mitternachtsstunde, für viele zu früh, herangekommen war, hatte das Fest seinen offiziellen Abschluß gefunden; ein großer Teil der Festteilnehmcr konnte es aber nicht über sich gewinnen, schon die häuslichen Penaten auszusuchen, und so hatte sich noch Alt und Jung in den Gutenbergkeller verfügt, wo an langer Tafel beim dampsenden Kaffee die Eindrücke des Tages noch einmal aus» 1148
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