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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1897
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtl Vom Pariser Buchhandel, sriiier Organisation und der sozialen Lage seiner ÄngksieUIeu, niit besonderer Serücksichtignng der deutschen Gehilfen in Paris. Vortrag, gehalten am 18. November 1897 vor den Berliner Mitgliedern der Allgemeinen Vereinigung deutscher Buchhandlungsgehilfen von Josef Thron. (Fortsetzung aus Nr. 283, 284.) Zweiter Teil. Meine Herren! Nachdem ich Ihnen so in Umrissen die Einrichtung des französischen Buchhandels geschildert habe, komme ich zu dem jenigen Teil meines Vortrages, der Sie, meine Herren, wohl ain meisten interessieren dürfte und der vom Standpunkte der Bestrebungen der Allgemeinen Vereinigung aus unbedingt als der wichtigere anzusehen ist: »Welche soziale Stellung nimmt der Deutsche als Gehilfe im Pariser Buchhandel ein?« Unter sozialer Stellung verstehe ich hier alles, was mit dem leiblichen und geistigen Wohle des Gehilfen zusammen- hängt, nämlich 1) die Arbeitszeit, 2) Gehalt, 3) Sprache, 4) Verhältnis zwischen Chef und Angestellten, 5) die fran zösischen Kollegen, 6) die deutschen Kollegen und ihr Verein, und schließlich als »iLsr not, wu->rr: 7) die Lebensverhältmsse in Bezug auf die Ausgaben zum Unterhalt und zum Ver gnügen. Wenn von hier ab meine Darstellungen einen vor zugsweise subjektiven Charakter tragen, so wollen Sie dies damit entschuldigen, daß die Beobachtungen, die man an und mit sich selbst macht, immer den größten Eindruck hinterlassen und am ersten eine lebhafte, überzeugte Schilderung gestatten. I. Arbeitszeit. Also zuerst die Arbeitszeit. Diese dauert gewöhnlich von 8 bis 7 Uhr, im Sommer bis 6 oder '/^7, auch in den Sorti mentsgeschäften, bei einer Mittagspause von 1 bis I ^ Stunden. Ein Nacharbeiten, wie dies bei uns im Sorti ment fast die Regel ist, findet meiner Erfahrung nach Uberhaupl nicht stall, ausgenommen etwa zur Neujahrszeit, wo das Nacharbeiten dann aber Stunde sür Stunde be zahlt oder durch eine besondere Gratifikation (»bllrerws!,«) entschädigt wird. (Uebrigens nehme ich hier die bereits erwähnten Geschäfte aus den großen Boulevards aus, deren Läden — wie bei uns die Zigarrengeschäfte — noch um 11 Uhr des Nachts und an den Sonnlagen geöffnet sind.) An dieser Mäßigkeit im Arbeiten scheint die Pariser Post- verwaltung nicht ohne Schuld zu sein, die nach ^6 Uhr aufgegebene Briefe überhaupt nicht mehr befördert, weder in der Stadt noch nach auswärts. Die Postkästen werden nur zweimal täglich (vormittags o Uhr und abends >/,6 Uhr) geleert, und sür Postpakete ist Schluß der Annahme 3 oder 4 Uhr. Auf diese Weise wird mancher Brief, manche Ex pedition, die nicht bis >/,6 Uhr bezw. 3 Uhr erledigt werden konnten, eben einfach für den nächsten Tag zurückgelegt. An Sonnlagen sind die größeren Buchhandlungen gänzlich ge schlossen, obwohl eine gesetzliche Sonnlagsruhe absolut nicht existiert; ebenso an den hohen katholischen Feiertagen, am Neujahrstag, am Tage des Nationalfestes und an den beiden Karneoalstagen »Nrrräi xrae« (Fastnachlsdienstag) und »Ki- emdwe« (Mittfasten), an letzteren sowie an den zweiten Weih- nachts-, Oster- und Pfingstfeiertagen wird vielfach des Vor mittags bis 12 Uhr gearbeitet. ich er Teil. II. Gehalt. Und nun zum Acquivalent für die geleistete Arbeit, dem Gehalt (französisch »lss, sppoivtewsvts«) Die große Masse der in den französischen Geschäften Angestellten wird etwa in demselben Verhältnis bezahlt wie die kaufmännischen Ange stellten bei uns, d. h sie bekommen, je nachdem sie bloß Ex pedienten, Verkäufer, Lageristen sind, den Gehalt eines Schreibers mit durchschnittlich 125 bis 150 Francs, während die höheren Stellen, die der Geschäftsführer (»göraMü«), Ab teilungschefs, Kassierer und Buchhalter (»oomptsbles«) natür lich ganz andere Saläre bieten, die zwischen 200 und 600 Francs schwanken. So erhalten z. B. der Kassierer eines Pariser Kommissionsgeschäfts 500, der Prokurist 600 Francs. Allerdings sind dies ältere Herren, schon grauhaarig, die der Firma seit io, 15 Jahren treu geblieben sind. Im gleichen Geschäft wurde der Chef der »Inbruiris öri-Lvgtzre«, der auch schon zehn Jahre auf seinem Posten war, dagegen nur mit 300 Francs be zahlt. In den deutschen Geschäften kann man die Bezahlung auch nicht gerade schlecht nennen, wenigstens nicht im Ver gleich mit unseren Durchschnitisverhältmssen. Sie wäre ent schieden noch besser (denn die Arbeit der deutschen Gehilfen ist immer geschätzt), wenn nicht die Konkurrenz durch die Volontäre die Gehilfen bedeutend drückte, indem diese, zuerst ganz umsonst arbeitend, nachher sich mit einem kleinen Gehalt (100, 125 Francs) begnügen, den sie als willkommenen Zuschuß zu dem monatlichen Wechsel von Hause bewachten und der cs ihnen ermöglicht, länger und mit größerem Be hagen in der schönen Stadt zu leben. Es giebt aber auch Firmen, die grundsätzlich keine Volontäre anstellen (z B. C. Klincksieck), die ihre Gehilfen zwar selten höher als mit U»0 Francs zum Anfang bezahlen, jedoch so regelmäßig und reichlich aufbessern, daß sie, ihre Brauchbarkeit vorausgesetzt, schon nach zwei Jahren 200 Francs und mehr beziehen. Anderseits finden wir Geschäfte, die ihren Volontären gegen über keinerlei Verpflichtungen zu spälerem festen Engagement übernehmen und wo ein bestimmter Posten regelmäßig durch einen Volontär besetzt ist, deren sich ja aus Deutschland und Oesterreich immer eine reichliche Anzahl einfindct. 111. Sprache. Ich will hier nicht gegen das soeben erwähnte System sprechen, denn ich weiß aus Erfahrung, mit wie unendlich geringen praktischen Kenntnissen der französischen Sprache die meisten Gehilfen aus Deutschland nach Paris kommen. Einige wenige Monate ohne Gehalt hält es schließlich auch fast jeder aus, und wenn er im Französischen fleißig gewesen ist und trotzdem auf seinem Posten nicht vorwärts kommt, dann findet er leicht in einem anderen Pariser Geschäft eine An stellung, wenn er sich ernstlich darum bemüht. Aber Fleiß und Ausdauer muß er unbedingt anwenden, denn vor allem die Sprache lernt sich gar nicht so leicht, so gut auch die französische Grammatik sitzt. Durch den bloßen Aufenthalt im fremden Lande lernt man dessen Sprache doch nur sehr langsam, nach fahren erst, umsomehr, als die Gefahr des ausschließlichen Umgangs mit deutschen Landsleuten für die meisten sehr groß ist. Wie oft bin ich Deutschen begegnet, die nach 3—4 Monaten noch herzlich schlecht französisch sprachen und noch weniger den Pariser »Accent« verstanden, und die mir offen erklärten, sie wunderten sich sehr über die Langsamkeit ihrer Fortschritte. Die Wege, die schneller zum Ziel führen, will ich Ihnen kurz nennen. Vor allem Lektüre der Zeitungen und Besuch des Theaters. Das eine gewöhnt das Auge an das moderne Französisch, das andere das Ohr an die klassisch richtige Aus sprache. Dann muß man überall die Gelegenheit zum Sprechen
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