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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1897
- Sprache
- Deutsch
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Verlagshandlung I. I. Weber ausgegangen: die Weih nachtsmappe, die als zweites Heft der neuen Folge der Meisterwerke der Holzschneidekunst bezeichnet wird, und auf diese Bezeichnung auch den vollsten Anspruch hat. Sie ent hält, abgesehen von den Tcxtseitcn, acht Blätter in dem an sehnlichen Formate von 56:70 cm von so großer Schönheit in Schnitt und Druck, wie man sie selten in gleicher Ver einigung finden wird, und die dargestclltcn Gegenstände re produzieren Gemälde der ersten Meister; von Brütt wird ein Weihnachtsmorgen gegeben: das erwachende Christuskindchen, vor ihm die Gottesmutter, links herabschwebcnde, das Kind bewundernde Engel, also nicht der übliche Stall mit den Hirten; ihm folgt die Darmstädter Madonna von Holbein; eine Taufe von dem Spanier Salinas und ein Winter morgen im Walde von Munthe sind auch noch von Weih nachtsstimmung erfüllt, und das wunderbare Bild »Nachti gall«, von Gabriel Max, eine junge schöne Frauengestalt darstellend, deren Sinnen und Träumen dieser Welt kaum noch anzugehören scheint, könnte, wäre die irdische Schönheit nicht so kräftig betont, auch noch dieser Stimmung zugezählt werden. Eines der neuesten Bismarck-Bilder Lenbachs, Grützncrs von unverwüstlichem Humor erfüllter »Falstaff« und Schmutzlcrs »Zwei Glückliche« bilden den übrigen In halt der Mappe, der ohne Frage allen, die ihn betrachten, doppelte Freude bereiten wird, — einmal durch die durch geistigte Wiedergabe der Originale in all ihrem malerischen Reiz, und sodann durch die bewundernswerte Meisterschaft der Holzschnitte und ihres Druckes. Die prächtigen Blätter werden eine dauernde Zierde aller Künstler- und Sammler- Mappen bilden. Nur eins muß, man angesichts derselben bedauern: man liest nirgends, daß sie auch auf chinesisches oder japanisches Papier gedruckt zu haben sind, und doch würde gewiß mancher Kunstfreund solche Drucke zu besitzen wünschen und gern einen ansehnlichen Preis dafür zu zahlen bereit sein. Ein Blatt, das ebenfalls die Aufmerksamkeit der Kunst freunde auf sich zu lenken in hohem Maße geeignet ist, bildet die Kunstbeilage der Weihnachtsnummer von »lieber Land und Meer«, bekanntlich auch eins der ältesten unserer großen deutschen illustrierten Familienblättcr. Es ist dies eine Reproduktion der Sixtinischen Madonna Raphaels in Chromoxplographie, für die eine Kopie eigens nach dem Original zu Dresden angefcrtigt worden ist, die das unver gleichliche Bild in einer Weise wicdergiebt, wie cs bisher im Farbcnholzschnitt noch nicht geschehen ist. Während die herr lichen Knöflerschen Chromoxplographiecn uns meist Bilder in den strengen Linien der Gotik vorführcn, tritt uns hier die ganze zarte Pracht der Malerei der Renaissance entgegen — nur Julius Schmidt in Florenz hat die Kunst Knüflcrs auch für diese in Dienst genommen —, und die Schnitte ent sprechen in ihrer Feinheit und Meisterschaft dieser Zartheit und gereichen dem Tylographischcn Institut der Deutschen Verlagsanstalt zu hoher Ehre. Aber auch der Druck steht dem Schnitte nicht nach in seiner Meisterschaft und bildet ein glänzen des Zeugnis von der Entwickelung des Farbendruckes in Deutschland innerhalb der letzten zehn Jahre. Man kann der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart nur aufrichtig Glück wünschen zu diesem Blatte. Sie hat übrigens auch die glückliche Idee gehabt, die Leser von »lieber Land und Meer« in die Geheimnisse der chromoxylographischen Kunst cinzu- weihen. Auf einem doppelseitigen Blatte wird die ganze Farbenskala des von acht Platten gedruckten Bildes, die Einzelfarben und ihre nachfolgenden Ueberdrucke gegeben, eine Darstellung, die ohne Zweifel des allgemeinsten Inter esses sicher sein kann. Außer dem Prachtblatte der Sixtinischen Madonna und der erläuternden Farbenskala enthält diese Weihnachtsnummer, die im übrigen nur aus einer einfachen Wochennummer be steht, noch zwei sehr schöne Vollseitenbilder in Schwarzdruck. Das eine, »Heilige Nacht«, nach Professor E. Zimmermann, ist ganz in Rembrandtscher Manier gehalten mit von dem Christuskinde und der Gottesmutter ausgehendem Lichte; die Holzschnitt-Reproduktion ist eine meisterhafte und grenzt an die Feinheit der Radierung. Die dem Text beigegebenen Illustrationen, namentlich die zu der Reiseskizze »Ein Weih nachts-Ausflug nach Fayum«, sind ebenfalls feine land schaftliche Schnitte. Die Verlagsanstalt hat übrigens auch ihrer zweiten großen, bereits im 45. Jahrgange erscheinenden Zeitschrift »Jllustrirte Welt« ein weihnachtliches Gewand gegeben. Sie enthält Farbendrucke, zu denen Autotypieen dienten, auf fünf ihrer Folioseiten; zur ersten, Weihnachtspost für den Lotsen, kamen die Platten von Meisenbach Niffarth L Co. in Mün chen und Berlin, zu den anderen vier lieferte sie Eberhard Schreiber in Stuttgart, — beide bilden sie die Freude jedes Freundes der Graphik. Das Heft enthält übrigens noch sechs Vollseitenbilder und ein Doppelseitenbild, neben einigen Illu strationen im Text, in Schwarzdruck; daß diese sich der Mehr zahl nach auch auf das Weihnachtsfest beziehen, und daß im Texte auch der Weihnachtssang nicht fehlt, ist bei den deut schen Wcihnachtsnummern ja nur selbstverständlich. Die gra phische Ausstattung des Heftes ist eine gute, im Schwarzdruck wie im Farbendruck. Der »Modernen Kunst« von Richard Bong in Berlin wird jetzt, wie aus dem vorhergehenden entnommen werden kann, der Preis um die Schönheit und den ersten Rang unter den Weihnachtsnummern mit gewaltigen Mitteln, selbst auf dem bisher von ihr allein behaupteten Felde des xylographi- schen Farbendrucks, streitig gemacht. Sie bietet aber auch diesmal wieder Außergewöhnliches. Außer sechs Meister schnitten in Schwarzdruck — vier Vollseiten- und zwei Doppel seitenbildern — als Beilagen, enthält sie drei Beilagen in xylographischem Farbendruck, zwei davon in Doppelformat, und unter den 24 Seiten des Heftes (ohne den Umschlag) befinden sich auch sechs mit Mehrfarbendrucken meist als Voll seitenbilder. »Beim Christbaum« von Sturtevant, und »Der Goldonkel«, von Fritz Gehrke, sind reizende Blätter; auch das Blatt des crsteren, »In der Kirche«, in Sepiaton ist ein echtes Weihnachtsbild, nicht minder die »Weihnachtsäpfel« C. Herr manns mit seinen glücklichen Lichteffekten. Unter den drei Farbendruckbeilagen ist »Adam und Eva« von Marie Wunsch die ansprechendste und schönste; — ein kleines Mädchen hat eben einen Apfel vom Christbaum ge pflückt und reicht ihn dem Brüderchen, das ihn mit lüsternen Augen betrachtet, gleichwohl aber ihn anzunehmen zögert, — das Ganze ein heiteres und gut ausgeführtes Weihnachtsbild. Das zweite Doppclblatt, »Gute Nacht«, von Georg Hom, zeigt ein junges Mädchen mit halb entblößter Büste, das die eine Hand vor eine brennende Kerze hält, durch deren Reflex sie beleuchtet wird. Ob ein solches Bild geeignet ist für ein Weinachtsblatt, das den Familientisch schmücken soll, wo cs auch in die Hände von Kindern gelangt, das ist eine Frage, über deren Beantwortung wohl die Ansichten geteilt sein dürften selbst bei denen, die nicht zu den prüden zählen; den Bclcuchtungscffekt aber kann mau nicht für einen ganz gelungenen halten, wenn auch die graphische Reproduktion kein Vorwurf treffen mag, dieser vielmehr nur gegen das Original gerichtet sein kann. Der beleuchtete entblößte Teil des Körpers erscheint zu sehr in seiner natürlichen Tagesfarbe, dagegen ist der Schatten der Rückseite von Hand und Arm allzu tiefdunkel und den dicht vor das Licht gehaltenen Fingern fehlt die Diaphanität, die sie unter gleicher Lage stets annchmen, und die sich nicht bloß, wie auf dem Bilde, auf einen schmalen geröteten Rand beschränkt. — Die dritte
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