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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1870
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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Wissenschaft stehende Persönlichkeiten zur Redaction des ersten Or gans für bayerische Bierbrauerei gefunden hatte. Das letzte große Unternehmen Gummi's war im Jahre 1868 der Outulogus eo- Isciptsrorurn sto. von Gemminger und Harold. Zu diesem größten Käfcrkataloge, der die Fauna der ganzen Welt umfaßt und jedem Entomologen und jeder Bibliothek unentbehrlich ist, fand sich anfäng lich selbst in Leipzig kein Verleger. Von diesem Riesenwerke erlebte Gummi nur die Vollendung der ersten sieben Bände; die Durch führung des Ganzen ist jedoch außer Frage gestellt. Der Entschlafene war übrigens nicht nur Buchhändler, sein speculativcr Sinn führte ihn auch auf andere Gebiete. Das ost indische Pflanzenpapier, dessen privilegirter Erfinder er war, hat im Laufe der Jahre das theure und weniger praktische englische Pflaster fast ganz verdrängt und findet sich heute in der Brief- oder Geldtasche von Tausenden. Unfern im Felde stehenden Kriegern, von denen einzelne Abtheilungen damit versehen wurden, wird es bei leichten Blessuren (Ausreiten, Wundlaufen rc.) treffliche Dienste leisten. Sowohl in Ansbach als in München war Gummi mit städtischen Ehrenstellen betraut, denn er war nicht bloß ein tüchtiger Geschäfts mann, sondern auch ein Biedermann im vollen Sinne des Wortes. Ein Wort für die Straßburger Bibliothek. Unter dieser Aufschrift bringen die Lorck'schen Annalen der Typographie folgenden Artikel: „Kaum wehte die weiße Fahne von dem alten Straßburger Münster und schon bildeten sich in allen deutschen Städten Ver eine, um den bedrängten Einwohnern die helfende Hand zu reichen zur Erleichterung des Schadens, den die harte Kriegsnothwendigkeit ihnen verursacht hatte. „Wie in wenigen Monaten die äußeren Spuren des blutigen Kampfes auf den Schlachtfeldern von der grünenden Saat bedeckt fein werden, so wird unter Gottes Beistand auch keine lange Zeit vergehen, ehe die Trümmer Straßburgs verschwunden sind, ehe ein frisches Leben und ein reger Verkehr in die aus ihrer Asche neu erstandene Stadt einzichen und die Spuren des materiellen Verlustes tilgen. „Aber eine, wenn auch der Menge weniger sichtbare, so doch tiefe und schmerzliche Wunde wird, wenn die bisherigen Nachrichten sich, wie es leider den Anschein hat, in ihrem vollen Umfange bestätigen, Zurückbleiben, eine Wunde, die nicht allein Straßburg oder dem Elsaß, sondern der ganzen Wissenschaft'geschlagen wurde: die Vernichtung der berühmten Bibliothek. „Die verschiedenen Hilfsvcreine können sich um diese Wunde nicht kümmern; sie gefährdet ja nicht das physische Leben. Der materiellen Noth muß zuerst abgeholfen werden, und Viele, die reichlich und gern zur Beseitigung derselben steuern, werden für diese geistige Noth nicht dasselbe willige Ohr haben können noch dürfen. „Deshalb möchten wir an alle Diejenigen, die durch ihren Lcbensberuf näher an die Wissenschaft, die Literatur und die Presse geknüpft sind, die demnach am besten die Bedeutung dieser Wunde in ihren möglichen Folgen beurtheilen können und zunächst berufen sind, für die Heilung derselben zu wirken, eine Anregung ergehen lassen, Maßregeln zu ergreifen, damit auch die Bibliothek dieser Stadt, in welcher Gutenberg den ersten Strahl des Lichtes empfing, das später über die ganze Welt leuchten sollte, wieder aus ihrer Asche erstehe. „Wenn, nach genauerer Feststellung der wirklichen Verluste, sich in allen Metropolen der Presse Vereine bilden, wenn Männer und Freunde der Wissenschaft aus ihren eigenen Sammlungen spenden, wenn die Bibliotheken aus ihren Doubletten das Ueber- flüssige mittheilen, wenn Verleger aus ihren Verlagsvorräthen bei steuern, wenn die Jünger Gutenberg's und Andere, die seine Kunst ehren, auch ihr Scherflein beitragen, so wäre Hoffnung vorhanden, den Schaden, wenn nicht vollständig zu heilen, so doch weniger fühl bar zu machen und wenigstens einen Schlag abzuwenden, der das geistige Leben, durch welches sich die alte Reichsstadt früher so aus zeichnete, gerade in einem Augenblick zu vernichten droht, wo sich so viele heiße Wünsche und frohe Hoffnungen an den Namen Straß burg knüpfen. „Leipzig, nicht allein Sitz einer der größten Universitäten und reicher Bibliotheken, sondern auch der Vorstände des Deutschen Buchdruckervcreins und des über die ganze Erde verbreiteten Bör- senvcreins für den deutschen Buchhandel, dürfte sich wie keine an dere Stadt als Mittelpunkt für das Zusammenwirken zu diesem Zwecke eignen. „Ist aber der Verlust der Straßburger Bibliothek nicht ein locales, sondern ein die ganze Republik der Wissenschaft treffendes Unglück, so ist auch kein Grund vorhanden, diese Anregung nur an Deutsche zu richten. Wie sich die Angehörigen aller Nationen um das rothe Kreuz schaaren, dem leidenden Menschen zu helfen, ohne zu fragen, wo seine Wiege stand, so möge auch Gutenberg's Fahne mit der Inschrift „Es werde Licht", die er allen Nationen voran trug, dieselben zu dem gemeinschaftlichen Liebeswerke im Interesse der Eultur und der Wissenschaft vereinigen."*) Miscellen. ZumNabattwesen. — Auf dem Umschläge desDächsel'schen Bibelwerks findet sich folgende Bemerkung eines Referenten von dem „Allg. liter. Anz. f. d. evang. Dtschld.": Obwohl der Verleger den Preis außerordentlich billig gestellt hat (ein Heft von 5 Bogen im größten Octavformat mit sehr kostspieligem Satze nur ?Vs Gr.), so kommt doch schon das A. T. auf 10 Thlr. zu stehen, ein *) Indem wir den vorstehenden Artikel dem Buchhandel zur Mittheilung bringen, erachten wir nnS verpflichtet, gleichzeitig den Bedenken Ausdruck zn geben, welche dem gemachten Vorschläge im Wege zu liegen scheinen. Die Idee, dem wicdergewonnenen Schmcrzenskinde Deutschlands gleich sam eine Morgengabe vom deutschen Buchhandel dargcbracht zn sehen, wäre allerdings so ansprechend, daß sie gewiß ohne weitere Anpreisung überall den wärmsten Anklang finden wird. Doch mit einem planlos zusammenge würfelten Haufen Bücher, wie solch einer nach der obigen Aufforderung zn er warten stände, kann Deutschlands Buchhandel nicht kommen; seine Gabe müßte nothwendig ein systematisch geordnetes, in sich abgeschlossenes Ganze bilden. So könnte demselben z. B, der Gedanke nicht ferne liegen, eine Sammlung von allen wichtiger» Gcisteserzengnisscn der letzten zwei Jahr hunderte zu bilden, um der diesen Zeitraum über uns entfremdet gewesenen Stadt ein vollendetes Bild von dem zu geben, was das Land der Denker inzwischen erstrebt, geschaffen und als bleibenden Gewinn davongetragcn hat. Wir meinen, in solcher Weise möchte unsere Freude über die Wiederauf nahme Straßburgs in >den Bund, welcher deutsche Kunst und Wissenschaft vereinigt, wohl einen würdigen Ausdruck erhalten. Eine andere Frage aber ist die Ausführung eines solchen Planes. Ein Ausschuß, welcher die Wahl der entsprechenden Werke mit richtiger Einsicht treffen würde, möchte sich durch unfern Börsenvorstand allerdings ohne Mühe zusammensetzen lassen; doch wenn auch selbstverständlich Allen die Gelegenheit geboten werden müßte, sich in gleicher Weise an diesem natio nalen Werke zu bctheiligen, so scheint doch die Ausmittlung des Weges, wie in nnserm, immerhin beschränkten Kreise die gehörigen namhaften Mittel aufgebracht werden könnten, welche selbst dann noch erforderlich blieben, wenn man auch gerechtermaßen von dem patriotischen und 'hoch herzigen Sinne-des deutschen Verlagshandels die Widmung vieler ihrer ge eigneten Artikel voraussetzen darf, eine ungleich schwierigere Aufgabe zu bleiben. Wir bitten unsere Leser, diese Erwägungen weiter zu prüfen, und werden alle Vorschläge zur Förderung der angeregten Frage mit gebüh rendem Danke aufnchmen. Alles dies natürlich in der Voraussetzung, daß der bereits vorliegenden amtlichen Versicherung: daß Straßburg fortan deutsch bleibe, auch noch die weitere von der Erhaltung seiner Universität Nachfolgen werde. D. Red. d. Börsenbl.
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