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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1870
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- Deutsch
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TcmpSky in Prag. 8548. X1uu, remöpw pro niLsi tridy «tröänioli »Kol. ßr. 8. 6eb. * Hß 8549. kokoi nx, rl», narorns prioräopis Ljvo«i»stva. ^r. 8. 6ot>. * 24 Trewendt in Breslau. 8550. Lcskbuch, erstes, nach der Lautlehre methodisch bearb. 13. Ausl. 8. 1871. Geh. 3 Nj§; geb. » 4 N/ Diolct in Lcipjig. 8551. Frcund's Schüler-Bibliothek. 1. Abth. Prciparationcn zu den gricch. u. röm. Schulklassikern. Präparativ» zu Herodot'S Geschichte. 9. Hst. 16. ^ '/k Weber in Leipzig. 8552. DickenS, CH.» Edwin Drood, e. geheimnißvolle Geschichte. 4. Lsg. gr. 16. Geh. » '/4 ^ Nichtamtlicher Theil. Der Kolportage-Roman, oder „Gift und Dolch, Verrath und Rache' (Schluß aus Nr. 217.) Wie ;u Olim's Zeiten sind es noch immer die Ritter-, Räuber- nnd Gespenstergeschichten, die den gemeinen Mann in erster Linie ergreifen und packen; und in diesen Sphären bewegen sich deshalb auch weitaus die meisten Colportage-Romane, nach solchen Stoffen greifen immer wieder die Verleger und Autoren. Mögen sie aber auch irgend ein anderes Genre behandeln: Spuk und Zauber, Mord und Todtschlag dürfen in keiner Geschichte fehlen, denn das Volk hat einen Heißhunger nach allem Wunderbaren und Abenteuerlichen. Es verlangt vor allem baare Thatsachen, wirkliche compacte Ereig nisse, eine ununterbrochene, rastlose Handlung, eine Fülle immer neuer Gestalten und Situationen, je toller und je unmöglicher, desto besser. Es will gar nicht zu Athem, zur Besinnung kommen, son dern fortwährend überrascht und geblendet, durch ein Labyrinth von Verwickelungen geschleppt und durch ein Feuerwerk von Knalleffecten erschreckt und betäubt werden. Mit der Motivirung ihrer Historien haben es daher die betreffenden „Dichter" außerordentlich bequem; sie sind nie und nirgends an Raum oder Zeit, an Geographie oder Geschichte gebunden, sondern sie dürfen getrost fabuliren und aus malen, was ihnen das überreizte Gehirn gerade eingibt. Ebenso wenig brauchen sie sich mit allgemeinen Reflexionen aufzuhalten — diese werden gewöhnlich doch überschlagen: es seien denn solche der hausbackensten Art, glatte moralische Sentenzen, wie sie jeder Leser sich selber machen kann- Es wäre jedoch ein Jrrthum, wollte man annehmeu, das Volk begehre nur Unterhaltung; es verlangt daneben auch noch Beleh rung und Aufklärung. Selbst der roheste, ungebildetste Mensch vermißt im späteren Leben oft schmerzlich den Besitz aller Schul- kenntnisse, und er fühlt nun das lebhafte Bedürfniß, in irgend einer Weise nachzuholen, was er in der Kindheit versäumt hat. Freilich muß diese Weise eine bequeme sein; will er sich belehren, so kann dies nur in Form einer Lectüre geschehen, die ihm keinerlei Anstren gung kostet. Er greift nach den Colportage-Romanen in der festen Erwartung und Voraussetzung, dort auch einen Schatz allgemeinen Wissens zu finden; und selbstverständlich wird dieser Glaube von Seiten der Verleger eifrig genährt. Sie verfehlen nie, ihre Waare als „historische Erzählung", oder doch wenigstens als „histo risch-romantische Geschichte", als „Zeitbild", oder „Sittenschilde rung" zu bezeichnen; und sie betonen in den Prospectcu stets mit fetter Schrift, daß der Roman auf „wahren Thatsachen" und „authentischen Quellen" beruhe; ja sie versichern nicht selten, daß dem Verfasser ganz besondere Quellen zu Gebote standen, und daß er tiefe Geheimnisse aufdecken werde. Wirklich ist die Geschichte eine unerschöpfliche Fundgrube für die Verfasser der Colportage-Ro mane; alle großen Namen, die bekanntesten Ereignisse und Epochen werden von ihnen in Scene gesetzt, wobei sie entweder ihnen zugäng liche Geschichts-, Memoiren- und Reisewerke plündern, oder auch ihre Phantasie mehr oder weniger frei walten lasse». Gewisse die ser „historischen" Romane, wie z. B. „Kleopatra, die schöne Zau berin vom Nil", „Die unglücklichen Frauen Heinrich des Achten von England und ihr schreckliches Ende auf dem Blutgerüst", „Die schöne Schottin Maria Stuart, oder ein blutiges Opfer der Eifer sucht", „Lucrezia Borgia", „Schön Käthchcn von Hcilbronn, oder die blutigen Schrecken der heiligen Nehme auf rother Erde", „Die Furien der Guillotine" rc. — haben schon wegen der glücklichen Wahl des Stoffes einen großen Erfolg; und solche Themata werden immer wieder, immer von neuem und nicht selten von verschiedenen Verfassern gleichzeitig bearbeitet. Neuerdings ist der Colportage-Verlag jedoch nicht bei dem „historischen" Roman stehen geblieben, sondern er hat sich mit dem selben Eifer auch auf die Fabrikation von Zeit- und Scnsationsge- schichten geworfen. Brennende Fragen der Gegenwart, Tagesereig nisse, die sich noch in aller Leute Mund befinden, werden flugs zu bereitet und brühwarm aufgetischt. Kaum war die jüngste spanische Revolution geschehen, da kündigte sich schon der Roman an: „Jsabella, Spaniens verjagte Königin, oder die Geheimnisse des Hofes von Madrid". Louis Napoleon und die Mysterien seines Lebens, die Hauptpunkte seiner Regierung haben den Stoff zu zahlreichen Colportage-Romanen geliefert; erst kürzlich erschien wie der „Die Schicksalsbraut, oder die Geheimnisse des Kaisers Napoleon's III.", eine Geschichte, welche insbesondere den mexika nischen Feldzug, das tragische Geschick des Kaisers Maximilian und den Wahnsinn der Kaiserin Charlotte vorführt. Die gräßliche Ent deckung im Kloster derKarmclitcrinncn zuKrakau hat wohl ein paar Dutzende von Schauergeschichten hcrvorgerufen, die sich alle,,Barbara Ubryk" betiteln; allein fünf davon sind gleichzeitig in Berlin er schienen. Andere Romane sind Schilderungen aus den verschiedenen Schichten und Kreisen der modernen Gesellschaft, malen das Leben und Treiben in den großen Städten Europas, und zeichnen nament lich gern die Höhlen und Spelunken der Verbrecherwelt; wobei sie sich mit kühnem Griff auch des Allerneusten zn bemächtigen wissen. So variirt der Sittenroman: „Berliner Bauernfänger oder die Geheimnisse der Residenz" den täglich mehr Geltung gewinnenden Satz: „Berlin ist Weltstadt geworden!" indem er alle möglichen Gauner, Schwindler und Verbrecher, die in der guten Stadt Berlin ihr Wesen treiben, aufmarschiren läßt, von den Rittern des „Kümmel blättchens" bis zu Zastrow und Genossen. Das Nonplusultra in diesem Genre dürfte aber der im gleichen Verlage erscheinende social politische Roman , benamst: „Weiße Sklaven, oder ein Opfer der Kirche" sein. Nicht nur, daß er die ganze sociale und socialistische Frage zum Hintergründe hat, er führt auch die Matadore der ver schiedenen Parteien, wie Schulze-Delitzsch, Franz Duncker, Mar Hirsch, Lassalle, die Gräfin Hatzfeld, Bernhard Becker, von Schweitzer, von Hofstetten, Meude, Försterling, Bebel, Liebknecht, Oberwinter rc. mit Haut uud Haaren vor, er läßt Knak und Fournicr auftreten, und er setzt den Moabiter Klostcrscandal in Scene. Wenigstens ver spricht er das alles, und es ist kein Grund, zu zweifeln, daß ers nicht auch erfüllen sollte. Und nun die Verfasser der Colportage-Romane, die „Volks schriftsteller" und „Volksdichter" xar oxesllonoo? — Es wird be hauptet, daß nicht wenige Verleger dieses Schlages ihre Geschichten selber schreiben, und solche Behauptung hat nichts Unwahrschein liches: wenn es ihnen nur nicht an Zeit und Lust gebricht, hinstchts
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