Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1889
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18890313
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188903132
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18890313
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-13
- Monat1889-03
- Jahr1889
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1356 Nichtamtlicher Teil. ^ 61, 13. März 1889. oder zu niedrig wird, so fällt damit die ganze Mittelstellung weg. die der Verleger als anregender, das ganze Markt-Gebiet in Bedürfnis, Nachfrage und Angebot überschauender Ccntralpunkt des litterarischcn Schaffens und Vcrkanfcns einninimt und vom Kulturstandpunkte aus cinnchmen soll. Nun sind die Vcrschlcißpreise für die Verleger infolge der hohen Rabattsätzc in den letzten Jahren immer tiefer gesunken und das hat offenbar jene Vcrlagssirmen zu dem obigen Schritte veranlaßt. . . . Der Artikel verbreitet sich sodann über die vermittelnde Stellung des Sortimenters im geistigen Leben des Volkes, beklagt seine gegen wärtige gedrückte Lage und führt die hiergegen in neuerer Zeit gerichteten Mittel der Selbsthilfe an. Dann fährt er fort: Der Borromäus-Vercin ist im Laufe der Jabre zum Nachteile des soliden katholischen Sortiments-Buchhandels weit über sein ursprünglich gestelltes Ziel hinausgcgangcn. Gegründet wurde derselbe bekanntlich nur in der Absicht, der unsittlichen, der sogenannten Hintertrcppcn- littcratur, die nur allzuleicht in die unteren Volksschichten Eingang fand und dort ihren demoralisierenden Einfluß geltend machte, durch Schaffung katholischer Volksbibliothekcn und Lieferung guter Volksbücher zu mäßigen Preisen einen Damm cntgcgcnzustcllcn, nicht aber, um buchhändlerischc Geschäfte zu treiben und dem obnehin arg bedrängten katholischen Sorti mcnts-Buchhandcl eine vernichtende Konkurrenz zu bieten. Es ist Zeit, daß dieser ursprüngliche ideale Standpunkt des Borromäus-Vereins wieder erreicht werde, und er kann nur erreicht werden durch völlige Ausscheidung der kommerziellen Thätigkcit des Vereins. Alle aber, welche sich durch jene Mitteilung des Borromäusvereins befremdet fühlen, mögen die Thatsache sich vor Augen halten: Das Ge deihen der katholischen Litteratur ist ganz innig und unauflöslich an das Gedeihen des katholischen Verlags- und Sortimentsbuchhandels geknüpft. Das eine bedingt das andere, und es ist kulturell, wie sozial und volks wirtschaftlich sicher besser, die Bücherpreisc gehen um die bisher allzuhohen Rabattsätze in die Höhe, als das Verlags- und das Sortimentsgeschäft gehen zu Grunde Leider sind die Preise der Bücher in Deutschland höher als in Frankreich. Dort wird an Büchern weit mehr gelesen und gekauft, als bei uns. In Deutschland sind es oft gerade die besser situierten Fami lien, die sich lieber mit verschmutzten Bänden aus den Leihbibliotheken behel fen oder aus ihrem ganzen Bekanntenkreis die Bücher zusammenleihen, als daß sie trotz oft sehr guter Jahreseinnahme einige Mark für gute Bücher von dauerndem Werte ausgeben. Je mehr aber bei uns die Verbreitung der Bücher zunimmt, je mehr besonders die besser gestellten Familie» jene Gewohnheit ablegen und die Litteratur auch ihrem Werte gemäß bezahlen, desto billiger kann der Verleger die Bücher abgeben. Steigt der Absatz, so werden auch die Preise fallen, denn der Verleger kann in diesem Falle mit den Verkaufspreisen herabgchen und erfüllt da mit nur ein einfaches wirtschaftliches Ncchenexempel. Wenn aber Ver lagsfirmen wie Herder, Schöntngh u. s. w. jene Maßregel, welche hier besprochen worden ist, zur Anwendung gebracht haben, so darf sich das Publikum wohl sagen, daß sie damit nicht den Absatz und die Verbreitung guter Bücher schädigen wollten, sondern daß sie zu jener Maßregel ihre guten, wohl erwogenen und sachlichen Gründe hatten. Das möge man überlegen und wohlwollend beurteilen. Jeder einzelne hat gewiß ebenso großes Interesse, seine Bücher billig zu erhalten, als die katholischen Verlagsanstalten lebensfähig und thatkrästig zu wissen. Zum Schlüsse gicbt Verfasser dieses der Hoffnung Raum, daß cs den Bemühungen des Gesamtbuchhandcls gelingen möge, auch die heute an den Verein noch liefernden Verleger (ausgenommen die Verleger guter sür die unteren Volksschichten und der Volksbibliotheken passender Litteratnr) zum Verzichte ans Weitcrlieferung an den Borromäus-Vcr- cin zu veranlassen. Nur wenn dieses erzielt wird, kann ein Gedeihen im katholischen Buchhandel wieder Platz greifen und der katholische Buch handel dem Wunsche des heil. Vaters, der guten Litteratur allenthalben Eingang zu verschaffen, entsprechen. Speyer. H . . . . r. Vermischtes. Zur Sprachreinigung. — Wir lesen folgendes in der -Börsen zeitung für den Kolportage- und Eisenbahnbuchhandcl«: Herr Ad. Reinccke in Berlin, welcher sich besonders durch seine Ar beiten auf dem Gebiete der Sprachreinigung bekannt gemacht hat, schrieb an den -Anzeiger f. d. Kolp.-Buchh.» folgendes: »Infolge der mir gcs. zugesandten Briefkastcn-Aeußerung in Nr. 1 Ihres geschätzten Blattes, welche sich über eine» Mangel meines Verdcntschungswörtcrbnchcs hinsichtlich des Wortes -Kolportage- buchhändlcr» ausläßt, erlaube ich mir die ergebene Bemerkung, daß ich zur Zeit der Abfassung meines Buches allerdings noch keine treffende Vcrdcutsä ung für obiges Wort gefunden und auch in keinem der übrigen Fremd- und Verdcntschungswörtcrbücher entdeckt hatte. Vor längerer Zeit hatte ich indessen über einen Ersatz dieses immerhin unschönen Fremdwortes nachgcdacht und das Wort -Wandcrbuchhändlcr- gefunden. Sollte sich dieses Wort nicht ein führen lassen? Es scheint mir in der That ein brauchbarer Ersatz. Vielleicht nehmen Sie gef. in Erwägung, Ihr wertes Blatt ge legentlich in einen »Anzeiger für den Wandcrbuchhandel- umzu taufen. Der Ausdruck »Austragebuchhandel» hat einen zu häß lichen Beigeschmack. Die Bezeichnung -Wanderbuchhandcl» habe ich auch in einer Besprechung der neuen -Buchhändlerischen Verkehrs ordnung», welche in der nächsten Nummer der Zeitschrift des Allg. Deutschen Sprachvereins erscheinen wird, in Vorschlag gebracht. Mit Hochachtung Adolf Reinecke». Hierzu bemerkt das genannte Blatt: -Diese sehr bemerkenswerten Zeilen eines auf dem Gebiete des deutschen Sprachrcinigungswcscns sehr verdienten Bcrufsgenosscn werden jedenfalls in unseren Leserkreisen entsprechende Beachtung finden, und würden wir uns freuen, über den von Herrn Reinccke angeregten Punkt demnächst im -Anzeiger» Meinungsäußerungen veröffentlichen zu können.» Wir können die Verdeutschung -Wanderbuchhändler» durchaus nicht für gut finden. Man kann des Guten auch zu viel thun und glauben, daß dies auf dem Gebiete der Sprachreinigung vvn seiten des Herrn Reinccke manchmal geschieht. In der Verdeutschung fachlicher oder tech nischer Ausdrücke muß man überhaupt sehr vorsichtig sein; denn das Publikum nimmt das rein deutsche Wort wörtlich, was meistens salsch ist, während cs im Frcmdwortc den Begriff aufgcsaßt hat, welchen wir in Deutschland darunter verstehen, wenn es auch in der fremden Sprache etwas anderes bedeutet, was oft genug vorkommt. Der größte Teil des Publikums weiß bereits, daß cs vom Kolportagebuchhändler sowohl -Brchms Verleben» wie auch -Das schöne Fabrikmädchen» be ziehen kann, daß er eben so gut -Uhlands Mnschinen-Konstruktcur» wie auch »Wachenhuscns Haus- und Familienkalcnder» liefert. Jedoch wird jeder, der nicht weiß, daß -Wanderbuchhändler» eine von Herrn Reinccke erfundene llcbcrsctzung von -Kolportagebuchhändler» ist, sich unter dieser Verdeutschung einen umherziehendcn Hausierer vorstcllen, welcher popu läre Schriften, wie Punktierbücher, Traumbücher, Mordgeschichten ic. verkauft. Der Kolportagebuchhändler einer Großstadt liefert oft nicht in den nächsten Vorort, weil er in der Stadt selbst ein reiches Arbeits feld hat; da kann doch von keinem -Wanderbuchhandcl« die Rede sein. Schwerlich wird ein -Hofbuchhändlcr» sich dazu verstehen, seine »Kolpor tage-Abteilung« in -Abteilung für den Wanderbuchhandcl» umzutaufen. Wir müssen deshalb das Fremdwort -Kolportagebuchhändler» bci- behaltcn, sofern nicht eine deutsche Bezeichnung gesunden wird für einen Mann, welcher alle in Lieferungen erscheinenden Werke lieferungsweise ins Haus bringt oder sendet, auf Bestellung aber auch jedes beliebige vollständige Werk liefern kann. Sollte jedoch einem unserer Kollegen das Fremdwort, welches er zur Bezeichnung seines Standes benutzt, Pein machen, so lasse er cs einfach weg und nenne sich -Buchhändler». Die Herren Sortimenter, welche dies etwa mißgünstig anschen sollten, mögen bedenken, daß sic nur in ganz wenigen Fällen -Sortiments- Buch! andlung» firmieren, sondern sich meist nur-Buchhändler» nennen. Anders verhält cs sich mit dem Worte «Kolporteur», bezüglich dessen das Publikum im Zweifel ist, ob darunter der Bücherhausierer, Abonncntensammler oder Liescrbote zu verstehen ist. Es wäre darum gut, wenn man statt Kolporteur nach dem jeweiligen Falle eine der erwähnten drei Bezeichnungen setzen würde, was in Fachkreisen ohne hin ost geschieht. -Abonnentcn-Sammler» ist zwar noch nicht ganz deutsch, kann jedoch so lange bestehen bleiben, bis die Verdeutschung von -Abouucul« allgemein eingeführt ist; übrigens kann man auch sagen -Bestellung-Sammler.» Hiermit märe jeder Zweifel gehoben. Der Kolportagebuchhändler oder einfach Buchhändler bedicnstet Bestellung-Sammler und Liefer daten. Der Kolportagebuchhändler bleibt auch Buchhändler, wenn er in eigner Person Bestellungen sammelt und die Fortsetzungen von einem festen Wohnsitze aus regelmäßig liefert. Der Sortimenter bleibt ja auch Buchhändler, wenn er die Ansichtssendungen selbst packt, und er bliebe es auch, wenn er sie selbst austragen würde, was er freilich nicht thut. Im Halten eines Lehrlings oder Laufburschen kann aber doch kein Standesunterschicd liegen. Im Französischen sind die Bezeichnungen so auseinander gehalten, wie wir cs vorstehend erläuterten. Der Buchhändler, einerlei ob er Sortiment oder Kolportage betreibt, nennt sich librairs, der Makler oder Vermittler heißt eourtisr, der Vermittler im Kvlportagcbuchhandel, also unser Bestellungs-Sammler, ist courtiar su lidrairis, der Licfcrbvtc heißt iivrsur oder auch reosvsur,*) (Einnehmer, weil er das Geld für die gelieferten Hefte gleich cinnimmt), während das Wort eolportsur Hau sierer bedeutet, einerlei ob derselbe Kämme, Bücher oder Putzpulver verkauft. Friedrich Streißler. Gerichtsverhandlung. »Verantwortlicher Redakteur.» — Infolge einer Anzeige der K. Stadtdirektion Stuttgart hatte sich vor kurzem der Verleger der naturwissenschaftlichen Zeitschrift -Aus der Heimat« Herr Robert Lutz in Stuttgart wegen Zuwiderhandelns gegen Z 7 des Prcß- *) Das in Deutschland so häufig, in Oesterreich fast ausschließlich gebrauchte Wort sxpsäisnt bedeutet im Französischen etwa: Ausweg, letztes Mittel, vorläufige Aushilfe, überhaupt irgend eine Handlung, welche in Ermangelung eines Besseren zur Erledigung einer Sache in 1 der Eile unternommen wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder